Traumzeit für Millionäre. Roman Sandgruber
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Название: Traumzeit für Millionäre

Автор: Roman Sandgruber

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783990401842

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СКАЧАТЬ Was besonders auffällt: Hohe Einkommen und großer Reichtum sind recht flüchtig. Der Reichtum konnte in wenigen Jahren erreicht und gleich wieder verloren sein. Nur mehr ganz wenige der damaligen Familien finden sich noch heute an der Spitze der Einkommenspyramide. Von den fast 1.000 Personen sind weniger als 150 im Österreichischen Biographischen Lexikon einer Erwähnung für wert befunden, wohl nicht deswegen, weil sie schlicht übersehen und vergessen worden wären, eher schon, weil Wirtschaftstreibende von einer stärker geistes- und kulturgeschichtlich orientierten Forschung von vorneherein als weniger erwähnens- und erinnerungswert betrachtet wurden, und zu einem Teil wohl auch, weil ein hohes Einkommen nicht unbedingt mit entsprechender wirtschaftlicher oder kultureller Exzellenz einhergehen muss, schon gar nicht mit einer dauerhaften wirtschaftshistorischen oder kulturhistorischen Bedeutung.

      Man kann die Einkommensbezieher grob nach den von ihnen angegebenen Berufen einzelnen Kategorien wie Grundbesitz, Banken, Industrie, Handel, freie Berufe, Rentiers und Sonstige zuordnen, ohne damit allerdings etwas darüber aussagen zu können, woher sie ihre Einkommen tatsächlich bezogen. Bei Beamten, die ein Einkommen von mehr als 100.000 Kronen deklarierten, konnte dieses nur aus anderen Quellen stammen. Bei manchen Adeligen wiederum kamen die Einkünfte nicht nur aus Grundbesitz und Wertpapieren, sondern auch aus Beamtenbezügen und Hofämtern.

      Sie waren Pferdenarren und Autonarren, Jäger und Golfer, Mäzene und Kunstliebhaber, Autokraten und Lebemänner, Verschwender und Geizhälse, Emporkömmlinge und uralter Adel. Man kann die Millionäre nach Religionsbekenntnis und Herkunft gruppieren, nach ererbten und erworbenen Adelstiteln, nach Wohnbezirken, verliehenen Orden und Mitgliedschaften, nach Sterbejahr und Sterbealter, nach Verwandtschaften und Eheschließungen, kann ihren Autobesitz oder ihre Mitgliedschaften und Ehrenämter erheben und natürlich auch fragen, was aus ihnen und ihrem Vermögen geworden ist. Jeder der 929 Lebensläufe macht neugierig. Zusammen bieten sie ein Porträt jener Epoche, die die aufregendste in der Geschichte Wiens und Österreichs darstellt, von der die Stadt und das Land immer noch zehren und die doch unwiederbringlich untergegangen ist.

       Theodor Zasche Ringstraßengesellschaft an der Sirk-Ecke, 1908, u. a. Gustav Mahler, Hansi Niese, Ehg. Eugen, Selma Kurz, Hans Wilczek und Philipp Haas.

      Ganz an der Spitze der Einkommenspyramide stand Baron Albert Salomon Rothschild aus der dritten Generation der österreichischen Rothschild, familienintern meist „Salbert“ genannt. Er versteuerte 1910 ein Jahreseinkommen von 25,7 Millionen Kronen. Dass er das Ranking anführt, wird keinen Wirtschaftshistoriker wirklich überraschen. Überraschend sind nur der Abstand zu den Nächstfolgenden und die schiere Höhe seines Einkommens. Die exzeptionelle Stellung von Albert Rothschild ist zwar immer wieder betont, in ihren konkreten Dimensionen aber dennoch gewaltig unterschätzt worden.13 Denn Rothschild als Einzelperson verdiente etwa 1 Prozent aller Einkommen in Wien und immerhin 0,25 Prozent aller Einkommen Cisleithaniens (0,58 Prozent aller versteuerten Einkommen). Rothschild versteuerte mehr als die fast hundert Wiener Einkommensmillionäre aus altem Adel zusammen und auch mehr, als Österreich-Ungarn dem habsburgischen Herrscherhaus für die Hofhaltung und alle Apanagen jährlich aus dem Staatshaushalt beider Reichshälften zukommen ließ.

      Albert Baron Rothschild war zweifellos der reichste Mann Europas, reicher als die englischen Rothschilds, viel reicher als die deutschen Rothschilds, reicher auch als die damals reichste Deutsche, Bertha Krupp, und wohl nicht viel ärmer als die berühmtesten amerikanischen Millionäre.14 Von Dr. Hermann Eissler, Gesellschafter von „Josias Eissler & Brüder“, selbst mit einem Jahreseinkommen von 162.676 Kronen, aber mit weniger als einem Hunderstel des Rothschildschen Wertes an 445. Stelle der Rangliste der reichsten Wiener, ist der Lieblingssatz überliefert: „Wann i der Pierpont Morgan wär … “15 Mit sehr viel mehr Recht hätte er statt Morgan Rothschild sagen können. Als der New Yorker Bankier Pierpont Morgan 1913 starb, betrug der geschätzte Nettowert seines Vermögens, ohne Berücksichtigung seiner Kunstsammlung, 68,3 Millionen Dollar (= 14 Mio. Pfund oder 336 Mio. Kronen), inklusive Kunstgegenstände 24 Mio. Pfund oder 576,5 Mio. Kronen.16 Für Baron Salomon Albert Rothschild wird sein 1911 hinterlassenes Vermögen auf etwa 700 Millionen bis eine Milliarde Kronen geschätzt.

       Die 15 höchsten Jahreseinkommen in Preußen und Wien im Jahr 1910

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Rang Preußen Mio. K Wien/​Niederösterreich Mio. K
1 Bertha Krupp v. Bohlen und Halbach 20,0 Rothschild, Albert Frh. von 25,7
2 Fürst Henckel v. Donnersmarck 14,1 Taussig, Theodor Ritter von 4,9
3 Christian Kraft Fürst z. Hohenlohe-Oehringen 8,2 Gutmann, Maximilian Rit. von 4,5
4 KR Ing. Ziese, Schichau-Werft 6,5 Springer, Gustav Frh. von 4,1
5 Hans-Ulrich Graf v. Schaffgotsch 5,3 Gutmann, David Rit. von 3,5
6 Frh. Max v. Goldschmidt-Rothschild 4,1 Gutmann, Rudolf Rit. von 3,4
7 Carl Henschel 41 Dreher, Anton sen. 2,6
8 August Thyssen 3,1 Gutmann, Wilhelm Hermann 1,8
9 Engelbert Herzog v. Arenberg 3,1 Gutmann, Hans Emil 1,8
10 KR Franz Haniel 2,9 Schoeller, Paul Rit. von 1,8)
11 Freifrau Mathilde verw. Rothschild 2,9 Benedikt, Moriz 1,8
12 KR Eduard Beit v. Speyer 2,9 Reitzes, Hans von Marienwerth 1,6
13 Graf Franz v. Ballestrem auf Plawniowitz 2,9