Manila oder Revolution und Liebe. Volker Schult
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Название: Manila oder Revolution und Liebe

Автор: Volker Schult

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783961455669

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СКАЧАТЬ sich in der unübersichtlichen Küstengegend bestens auskennt, gelotst. Und dann, Peng, das war´s mit der deutschen Herrlichkeit. Und wir haben den Geheimbericht.

      Na ja, ein teuflischer Plan. Wenn das klappt, ist zumindest das Ergebnis in Ordnung.

      Mit seinen Füssen kickt Kapitän Rochester noch etwas Müll zur Seite. Was soll´s. Alles für das Empire. Mit diesen Gedanken legt er die letzte Strecke bis zum Hafen, wo das Beiboot schon auf ihn wartet, zurück.

      Aus seinen zwei Schornsteinen steigt dunkler Rauch gen strahlend blauen Himmel. Der Leichte Kreuzer Iphigenia verdrängt dreitausendsechshundert Tonnen Wasser und arbeitet sich unaufhörlich durch die leicht rollenden Wellen des Südchinesischen Meeres. Die knapp dreihundert Mann Besatzung hält das Schiff routiniert auf Kurs. Die zwei 15,2 Zentimeter Geschütze sind nur mit der Wachmannschaft besetzt. Schließlich ist man nicht auf Feindfahrt. Der Auftrag lautet simpel: Dem deutschen Kanonenboot Iltis entgegenfahren, es vor der ausgebrochenen Typhusepidemie in Hongkong warnen und anraten, zunächst Kurs auf das chinesische Festland zu nehmen, denn es nähert sich obendrein ein verheerender Taifun.

      Als Kapitän Rochester diesen Befehl seinen Offizieren mitteilt, macht sich ein gewisser Unmut breit. Der Tenor lautet, seit wann laufen wir extra für ein deutsches Kriegsschiff aus dem Hafen von Hongkong aus, um es weit draußen auf See vor diesen Gefahren zu warnen? Zumal die Offiziere von einem Typhusausbruch in Hongkong noch gar nichts mitbekommen haben. Aber dann siegt doch der militärische Gehorsam und der Befehl wird nicht hinterfragt, zumal auch ihr Kapitän unmissverständlich klar gemacht hat, dass er keine weiteren Erläuterungen zu dem Befehl zu geben gedenkt.

      Also volle Kraft voraus und Ausschau nach den Deutschen halten.

      Mittlerweile hat sich der Erste Offizier Hans Thomsen auf Iltis entschlossen, doch den Hafen von Hongkong anzusteuern. Da sich der Gesundheitszustand von Kapitän Wilhelm Kurz zwar nicht verschlechtert, aber auch nicht wesentlich gebessert hat, will er kein Risiko eingehen. Lieber will er den Käpt´n in Hongkong britischen Ärzten anvertrauen als die längere Fahrt nach Tsingtau zu wagen, wo die bestens ausgebildeten deutschen Ärzte bereit stehen. Abwägungssache. Schon will er den Befehl zur Kursänderung geben, als ihm gemeldet wird, dass sich am Horizont die Silhouette eines deutschen Dampfers abzeichnet.

      Kurs halten, lautet sein Befehl. Die Begegnung will er erst noch abwarten. Vielleicht hat der Dampfer, der wahrscheinlich aus Tsingtau kommt, irgendwelche Neuigkeiten. Die Minuten verrinnen und die Entfernung zwischen den beiden Schiffen schrumpft ständig. Durch sein Prismenfernglas kann er das Schiff schließlich identifizieren.

      Mit seinem einen Schornstein und zwei Masten gehört es zur Städte-Klasse der Reederei Norddeutscher Lloyd. Langsam nähern sich die beiden Schiffe, wobei klar wird, dass der Postdampfer seinen Kurs auf Iltis verändert. Dann endlich erkennt Hans Thomsen, dass es sich um den Reichspostdampfer Darmstadt handelt.

      In der Tat kommt der einhunderteinunddreißig Meter lange Dampfer Darmstadt aus Tsingtau. Neben einigen Passagieren in der ersten und zweiten Klasse und ihrer Besatzung von einhundert Mann hat der Dampfer über eintausendzweihundert Seesoldaten an Bord. Sie gehören zur Austauschbesatzung des III. Seebataillons, das in Tsingtau stationiert ist. Der Dampfer Darmstadt verdrängt über fünftausend Bruttoregistertonnen und erreicht durch seine Maschinen mit dreitausendzweihundert Pferdestärken immerhin bis zu dreizehn Knoten. Vor neun Jahren lief er als kombiniertes Passagier- und Frachtschiff noch von einer Werft in Glasgow von Stapel. Heute undenkbar, dass ein deutsches Schiff auf einer englischen beziehungsweise schottischen Werft gebaut wird. Diese Zeiten sind endgültig vorbei, denkt sich Thomsen zufrieden und unterstreicht seine Gedanken mit einem kurzen Nicken.

      Als Darmstadt sich auf Sichtweite genähert hat, werden Signalflaggen gesetzt. Plötzlich herrscht Aufregung auf der Brücke von Iltis. Es sind nicht die üblichen Signale, die ausgetauscht werden. Thomsen kneift die Augen enger zusammen, um noch klarer sehen zu können. Die Anspannung ist bei allen spürbar. Was mag Darmstadt nur zu signalisieren haben? Gibt es ein Problem an Bord? geht es durch die Köpfe der Matrosen auf dem Kanonenboot Iltis.

      Jeder will das Signal, den Heiß, identifizieren. Farbig unterschiedlich gestaltete Flaggen werden in schnellem Tempo gesetzt. Verwirrend für den Laien, nicht jedoch für die Marinesoldaten von Iltis. Nachdem sie die Signale identifiziert haben, herrscht eine gewisse Verwirrung vor: „Achtung. Dringender Befehl. Kurs Manila. Treffen mit Kreuzergeschwader. Ende.“

      „Potzblitz. Was soll denn das?“, ruft Hans Thomsen völlig verdutzt aus. Dabei blickt er in genauso verwirrte Gesichter um ihn herum.

      „Manila? Das ist doch auf den Philippinen. Dort herrschen die Spanier. Was will unser Kreuzergeschwader denn dort?“

      Die Frage bleibt unbeantwortet. Eine Antwort hat Thomsen auch nicht wirklich erwartet. Aber Befehl ist Befehl. Da gibt es keine Diskussion. Nur an Bord herrscht eine Ausnahmesituation. Noch immer liegt Kapitän Wilhelm Kurz schwerkrank auf der Krankenstation.

      Was soll er, Thomsen, bloß machen? Aber einen Befehl kann er nicht ignorieren. Trotzdem. Wenn es eventuell um das Leben des Kapitäns geht?

      Alles hängt vom Schiffsarzt Dr. Brandt ab. Thomsen befiehlt Dr. Brandt, den Käpt´n noch einmal eingehend zu untersuchen.

      Mittlerweile hat der Postdampfer Darmstadt das Kanonenboot Iltis längst passiert und beginnt am Horizont zu verschwinden.

      Dr. Brandt kehrt aus dem Inneren des Kriegsschiffes wieder zurück auf die Brücke. Dort wartet schon Hans Thomsen voller Ungeduld auf ihn.

      „Und, Doktor? Wie sieht es aus? Bitte kurz fassen, keine fachmännischen Ergüsse, Doktor.“

      „Also gut. Zum ersten Mal gibt es Grund zu einem verhaltenen Optimismus. Das Fieber ist gefallen. Auch der Puls des Herrn Kapitän hat sich stabilisiert. Kurzum: Der Patient scheint auf dem Weg der Besserung zu sein. Aber das bedeutet noch keine Entwarnung“, setzt Dr. Brandt mit ernster Stimme hinzu.

      Trotzdem macht sich Erleichterung auf der Brücke breit, besonders aber bei Hans Thomsen.

      „Dr. Brandt, das sind erfreuliche Nachrichten. Ich freue mich außerordentlich, dass unser Kapitän anscheinend auf dem Weg der Besserung ist. Das macht meine Entscheidung erfreulicherweise leichter.“

      Nach diesen Worten wendet er sich an den Steuermann.

      „Kurs ändern. Kurs Manila.“

      „Ausguck, Schiff zu sehen?“, fragt Kapitän Rochester in immer kürzeren Abständen. Die Antwort ist immer dieselbe: „Keine Schiffe zu sehen, Captain.“

      „Verdammt, das kann doch nicht sein. Steuermann, Kurs überprüfen.“

      „Ay, ay, Captain. Kurs nach wie vor wie befohlen, Sir!“

      „Wo bleiben die verdammten Deutschen nur?“, murmelt Kapitän Rochester auf der Brücke mit verschränkten Armen hinter dem Rücken hin und hergehend.

      „Ausguck, Rauchfahne zu sehen?“

      „Keine Rauchfahne zu sehen, Captain!“, kommt die nicht unerwartete Antwort.

      „Kurs beibehalten!“

      „Ay, ay, Captain. Kurs beibehalten!“

      Die Offiziere auf der Brücke schauen sich mittlerweile fragend an. Wie lange will der Alte den Kurs noch beibehalten? Anscheinend haben es sich die Deutschen anders überlegt oder sind mit ihrem Schiff untergegangen oder sonst was. Ihnen ist das völlig egal.

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