Manila oder Revolution und Liebe. Volker Schult
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Название: Manila oder Revolution und Liebe

Автор: Volker Schult

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783961455669

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СКАЧАТЬ fragt der Gouverneur seinen Stellvertreter seufzend: „Was schlagen Sie vor, Francis?“

      „Was meinen Sie?“, fragt der Erste Offizier seinen Steuermann. „Wie lange können wir diesen Kurs fortsetzen, bis wir uns entscheiden müssen, ob wir Hongkong anlaufen oder direkt nach Tsingtau fahren?“

      „Nicht mehr lange, Käpt´n. Vielleicht noch drei oder vier Stunden. Dann müssen Sie eine Entscheidung treffen.“

      Ruhig dampft das Kanonenboot Iltis durch die noch sanft rollenden Wellen des dunkelblauen Südchinesischen Meeres. Nur in Hans Thomsens Kopf ist es nicht ruhig. So manche Gedanken schwappen durch sein Gehirn.

      Thomsen steht mit seinen Gedanken alleine auf der Kommandobrücke. Entscheidung treffen, geht es durch seinen Kopf. Die Krankheitslage seines Vorgesetzten Kapitänleutnant Wilhelm Kurz ist alleine ausschlaggebend. Wo kann er am besten behandelt werden? Die richtige Antwort steht eigentlich außer Frage. Natürlich in Tsingtau von unseren tüchtigen deutschen Ärzten.

      Selbstredend.

      Aber es schleichen sich Zweifel in diesen Gedankengang ein. Was ist, wenn sich der Gesundheitszustand vom Kapitän verschlechtert? Zurück nach Singapur? Noch ist Iltis nicht allzu weit entfernt. Eine Umkehr wäre jederzeit möglich. Oder doch Zwischenstation in Hongkong machen? Dort soll es auch recht gute Hospitäler und Ärzte geben. Wenn auch nur Engländer.

      Quälend nisten sich diese Gedanken in Hans Thomsens Kopf ein.

      Zurück nach Singapur wäre die schnellste Möglichkeit.

      Kurzes Nachdenken.

      Ja, das sollte, nein, das müsste Thomsen im Hinblick auf den besorgniserregenden Gesundheitszustand von Kapitänleutnant Wilhelm Kurz befehlen. Also gut. Umkehr nach Singapur.

      Schon will er den Befehl geben, als ihn ein anderer Gedanke zögern lässt.

      Hans Thomsen denkt noch einmal an die Abreise aus Singapur. Irgendetwas war anders, ja geradezu ungewöhnlich, wenn er jetzt genauer darüber nachdenkt.

      Seit der Abreise aus Kiel im Februar des Jahres hat Hans Thomsen seinen Kapitän Wilhelm Kurz als einen ruhigen und umsichtigen Kapitän kennen und schätzen gelernt. Geradezu unaufgeregt hat er alle Beschwernisse, wie das mühselige und demütigende Kohlen im englischen Colombo auf der Insel Ceylon, hingenommen. Auch seinen Geheimauftrag zur Erkundung der Insel Langkawi als möglichen deutschen Stützpunkt am Eingang zur strategisch wichtigen Straße von Malakka hat er bravourös gemeistert. Doch dann muss irgendetwas in Singapur vorgefallen sein.

      Kapitän Kurz hat sich in den Tagen in Singapur verändert. Er war kaum an Bord. Klar, als Kapitän der kaiserlich-deutschen Marine hatte er zahlreichen Verpflichtungen nachzukommen. Außerdem wollte er einen alten Schulkameraden, der bei dem dortigen Handelshaus Behn, Meyer & Co. angestellt war, treffen. Hinzu kam noch der Besuch Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Irene von Hessen-Darmstadt, Gemahlin des Kaiserbruders und Kommandeurs des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders, Prinz Heinrich von Preußen.

      Soweit ist alles nachzuvollziehen, sinniert Hans Thomsen vor sich hin. Aber dennoch.

      Irgendetwas war anders.

      Irgendetwas stimmte nicht.

      Aber was?

      Ja, schießt es Thomsen urplötzlich durch den Kopf.

      Diese Koffertruhe. Auf einem Mal wurde ein kleiner Trupp Soldaten abkommandiert, um sich ins Hotel de L´ Europe zu begeben, wo Ihre Königliche Hoheit logierte. Dann kamen sie mit drei schweren Koffertruhen zurück an Bord. Auf ausdrücklichen Befehl von Kapitänleutnant Kurz musste eine sofort in den Kühlraum des Schiffes gebracht werden. Dann sollte dieser verschlossen und der Schlüssel unverzüglich vom Wachhabenden an den Kapitän nach dessen Rückkehr an Bord übergeben werden. Ausdrücklicher Befehl des Kapitäns. So hieß es klar und deutlich.

      Schon merkwürdig. Eine Koffertruhe im Kühlraum.

      Aber in Ordnung. Befehl ist Befehl. Außerdem gab es viele andere wichtige Dinge an Bord vor dem Auslaufen zu organisieren und zu kontrollieren. Da hatte er, Thomsen, keine Zeit, sich Gedanken zu machen.

      Aber jetzt. Wenn er darüber nachdenkt. Eigentlich schon sonderbar.

      Dann die doch überhastete Rückkehr von Kapitänleutnant Wilhelm Kurz. Zwar versuchte er seine übliche Haltung zu wahren, doch er schien durcheinander zu sein. Ungewöhnlich für ihn.

      Anschließend der Befehl, sofort auszulaufen. Obwohl wir noch einige Tage hätten in Singapur bleiben sollen. Dringender Befehl vom Kommandeur Prinz Heinrich, so Kapitänleutnant Kurz.

      Sonderbar. Es gab keinen ersichtlichen Grund für die überstürzte Abreise.

      Immer wieder schaute Kapitän Kurz sich nach dem Auslaufen um. Richtung Hafen. Der Käpt´n wirkte anders, aufgekratzt, aufgewühlt. Ja, dachte Hans Thomsen, diese Worte treffen den Zustand des Käpt´ns am besten.

      Und dann dieser urplötzliche Zusammenbruch auf der Kommandobrücke. Gerade noch rechtzeitig gelang es Hans Thomsen seinen Kapitän aufzufangen, bevor er zu Boden stürzte.

      Seitdem liegt der Kapitän auf der Krankenstation und der Schiffsarzt kümmert sich hingebungsvoll um ihn.

      Aber anscheinend ist keine Besserung in Sicht.

      Also doch Umkehr nach Singapur, denkt sich Thomsen.

      Schon will er den Befehl geben, da kommt der Schiffsarzt auf die Brücke und meldet außer Atem: „Kreislauf des Kapitäns stabil. Atmung wieder gleichmäßig.“

      „Dr. Brandt, gute Nachricht. Bin erleichtert. Tun Sie weiterhin alles für unseren Käpt´n.“

      Also doch nicht Singapur. Wäre wohl auch nicht im Sinne des Kapitäns gewesen, sagt Hans Thomsen zu sich.

      „Kurs beibehalten!“, befiehlt er mit entschlossener Stimme.

      „In aller Bescheidenheit erlaube ich mir, Ihnen vorzuschlagen, zweigleisig zu verfahren“, sagt Francis Burton mit sonorer Stimme.

      „Mmh, zweigleisig also“, wiederholt Gouverneur Sir Charles wie abwesend.

      „Zum einen sollten wir den Sachverhalt so neutral wie möglich an unseren Kolonialminister in Whitehall telegrafieren. Mit dem Hinweis, dass wir bald Genaueres mitteilen können.“

      „Können wir doch nicht, Francis. Verstehen Sie es doch“, will sich Sir Charles schon wieder aus seinem Sessel erbost erheben.

      Doch es genügt, dass Francis Burton kurz die Hand hebt, und Sir Charles sinkt in seinen Sessel zurück.

      „Zum anderen telegrafieren Sie an Ihren Kollegen Gouverneur Sir Richard Henderson in Hongkong, Sir Charles.“

      „Ja, soll ich ihm auch noch mitteilen, was für Schwachköpfe wir hier in Singapur sind?“, presst Sir Charles halblaut hervor, hält dann aber erschöpft inne.

      „Gouverneur Henderson soll Iltis ein Schiff entgegenschicken, um …“

      Weiter kommt Francis Burton nicht, denn nun ist Sir Charles außer sich.

      „Burton, ich weiß, was Sie СКАЧАТЬ