Nacht über der Prärie. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Nacht über der Prärie

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783938305607

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СКАЧАТЬ Gegenwart des Mädchens irgend etwas versprochen, was nun nicht eintrat. Joe hatte seine volle Selbstbeherrschung wiedergewonnen und spielte mit Aussagen wie mit einem Colt in der geübten Hand.

      »Du scheinst dich damit abgefunden zu haben, dass du als Mörder hingerichtet wirst, denn du bist klug genug, um zu wissen, dass deine Aussageverweigerung die Indizien nicht mehr entkräften kann. Zweimal hast du dieses Spiel gespielt, das dritte Mal bist du dran.«

      Stonehorn schwieg. Er wusste genau, dass der Richter ernst machen wollte und ernst machen konnte. Harold Booth war zwar nicht als Leiche gefunden worden, und die Indizien waren schwach, aber gegen einen Joe King konnte man jetzt jedermann aufbringen.

      Tashina sah immer noch unentwegt auf Joes Gesicht. Wann auch immer er ihren Blick suchen würde, er sollte ihn finden. Und in diesem Moment blitzte ein Gruß in seinen Augen auf. Der Richter hatte es bemerkt.

      Er wandte sich Queenie zu. »Haben Sie etwas zu sagen? Irgend etwas beobachtet, was hier dienlich sein kann? Wissen Sie, wohin sich Joe King gewandt hat, als Sie mit Ihrem Wagen abfuhren?«

      »Ich war in dieser Nacht mit ihm zusammen.«

      »Du … wo?!« Der alte Richter musste alle Nervenkräfte zusammennehmen, um die Frage in würdig bleibendem Ton zu stellen.

      »Darüber verweigere ich die Aussage.«

      »Queenie! Was heißt das?«

      »Ich war mit ihm zusammen.«

      Der Richter erhob sich. »Queenie! Er hat dich vergewaltigt?«

      »Nein.«

      Es trat Schweigen ein.

      Der alte Richter atmete ein paarmal tief. »Queenie! Würdest du das vor deinem Vater wiederholen?«

      »Ja.«

      »Wann bist du nach Hause gekommen?«

      »Am Morgen. Mein Wagen war vom Sturm weggerissen worden.«

      »Du hast … du bist … weißt du, was du hier sagst?«

      »Ja.«

      »Willst du diesen verdammten Gangster retten? Bist du verliebt?«

      »Ich war mit ihm zusammen. Es ist die reine Wahrheit.«

      »Vor Gericht wirst du schwören müssen.«

      »Das kann ich.«

      »Wie willst du beweisen …?!«

      »Ich hoffe, dass wir ein Kind haben werden.«

      Queenie sah die Mienen der Polizisten nicht. Sie schaute nur auf Stonehorn. Seine Augen waren wieder abwesend.

      »Queenie …« Die Stimme des Richters wurde leise vor Entsetzen. »Queenie … von diesem Mann? Bist du noch bei Sinnen?«

      »Ich will es haben. Es wird schön sein und stark.«

      »Das Kind eines Mörders …«

      »Nein. Mein Mann ist kein Mörder.«

      Stonehorn sah seine Frau an. Was sie sagte, erschien dem Verfemten ein viel größeres Wunder als jedem anderen.

      Der alte Richter hob das Kettchen in die Höhe, das um den Hals von Harold Booth gelegen hatte. »Das ist der Beweis.«

      »Nein.«

      »Hast du Gründe?«

      »Ja. Ich war dabei, als Stonehorn das Kettchen fand.«

      »Du warst dabei? Du hast ihn also nochmals getroffen?«

      »Ja. Als ich das erste Mal zu der Töpferei ging.«

      »Und ihr habt dann zusammen das fremde Eigentum behalten, das ist Unterschlagung! Dadurch, dass ihr nichts von dem Fund gemeldet habt, ist auch die Suche nach Harold Booth verzögert worden. Queenie! Bist du diesem Kerl schon ganz und gar hörig geworden? Hast du ganz vergessen, wer du bist? Du hast dich mit ihm zusammen strafbar gemacht! Weißt du nicht mehr, wer deine Eltern sind?«

      »Ich habe nicht gestohlen. Das Kettchen gehörte mir. Das können Vater und Mutter bezeugen, denn sie haben es mir geschenkt, als ich vor einem Jahr auf der Kunstschule ein sehr gutes Zeugnis erhielt. Harold muss es mir dann in den Ferien heimlich weggenommen haben, als er mit seinen Eltern auf unsere Ranch kam. Damals hat er auch ein Bild von mir und eines von Henry aufgenommen. Ich vermisste dann das Kettchen. Er hatte immer ein Souvenir von mir verlangt, und ich hatte ihm nie eines gegeben.«

      »Ordentliche Leute sind wohl nicht dein Geschmack. Schade, Queenie, schade um dich. Was wird die Schule nur dazu sagen!« Der Richter brütete vor sich hin. Das, was er zu hören bekommen hatte, machte ihm Herzschmerzen.

      »Darf ich noch etwas sagen?« fragte Queenie.

      »Bitte. Wenn es wichtig ist.«

      »Da Stonehorn das Kettchen gefunden hatte, habe ich es ihm als Andenken geschenkt.«

      Der Richter zuckte zusammen.

      »Wo fand er es?«

      »Am Straßenrand, ein Stück weit unterhalb der Siedlung hier, in Richtung New City. Es lag da, als ob Harold es weggeworfen hätte.«

      Die Angaben stimmten überein.

      Der Richter lehnte sich zurück.

      In den Zügen von Joe King stand nicht einmal Triumph geschrieben. Er war benommen.

      »Queenie«, sagte der alte Mann, »du weißt nicht, was du getan hast, aber es ist nun unwiderruflich, und du hast dir einen schweren Weg gewählt. Vielleicht wird dein Vater dich nicht mehr in seinem Hause dulden, vielleicht wird die Schule dich nicht mehr aufnehmen. Sieh ein, Queenie, dass du deinen Mann zwar entlasten, aber nicht reinwaschen konntest. Er hat schon viel Böses auf dem Gewissen. Das Kettchen entfällt als Beweisstück, aber Harold Booth ist nicht da, und bevor wir ihn nicht gefunden haben, tot oder lebendig, bleibt der Verdacht in der Schwebe. Man wird auf Joe King immer noch mit Fingern zeigen, und auch du wirst jetzt keinen Schritt mehr tun können, ohne dass die Leute dir nachschauen. Ich wünsche dir aber nicht Böses, sondern Gutes. Gewinne deinen eigenen Charakter wieder, Queenie. Du solltest unseren Mädchen ein Vorbild sein … das musst du erst wieder werden.«

      Der Richter wandte sich an Runzelmann. »Ihr könnt Isaac Booth sagen, es bestehe noch ein wenig Hoffnung, dass sein Sohn am Leben ist, solange wir die Leiche nicht gefunden haben. Wir werden die Vermisstenanzeige weitergeben.«– Dann befahl er den Polizisten: »Nehmt Joe King die Handschellen ab. Der Haftbefehl ist aufgehoben. – Hoffentlich nicht bis zum nächsten Mal … Joe King. Du stehst noch immer unter Verdacht, und wenn ich dich frei umhergehen lasse … dann nicht um deinetwillen und nicht um Queenies willen … aber um Queenies Eltern willen. Ihr werdet heiraten?«

      »Ja«, sagte Stonehorn. »Wir sind Mann und Frau.«

      Als die beiden jungen Menschen das Gericht verlassen hatten, gingen sie zusammen die Agenturstraße entlang. Die Gerüchte waren inzwischen lebendig geworden, und wer die beiden СКАЧАТЬ