Nacht über der Prärie. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Nacht über der Prärie

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783938305607

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СКАЧАТЬ einem Stuhl zusammengesunken und legte die Hand über die Augen. Runzelmann lehnte an der Tür.

      Straff standen nur die beiden Polizisten und Joe King. Der größere der Polizisten hatte Joe King fest am Arm gepackt, der kleinere hatte die Pistole gezogen, denn beide fürchteten einen Ausbruchsversuch des Angeschuldigten. Er hatte immerhin die Füße frei.

      Joe King schaute auf die Pistole mit einem Ausdruck jener mitleidigen Verachtung, die ihm schon viele Feinde gemacht hatte.

      »Können wir heute vormittag noch etwas tun, um mehr Licht in die Sache zu bringen?« fragte der Richter Runzelmann, der als besonders bewandert in allen Stammesverhältnissen und -wirrnissen galt. Runzelmann beantwortete die Frage nur ungern, aber er tat es.

      »Vielleicht kann Queenie Halkett irgendeinen Hinweis geben. Sie ist an jenem Abend vor dem Supermarkt gesehen worden. Ihr Wagen stand dort.«

      »Das Mädchen weiß überhaupt nichts«, sagte Stonehorn kurz und heftig mit einem feindseligen Blick auf Runzelmann. Der Richter hob langsam den Kopf und schaute Joe King von unten herauf an. »Das war in allen deinen vielen Verhören das erste Mal, dass du voreilig und ungefragt und unklug geantwortet hast, Joe King. – Wir werden Queenie rufen.«

      Der Angeschuldigte kam in die denkbar schlechteste Stimmung, nachdem er sich eine Blöße gegeben hatte. Nichts konnte er weniger ertragen, als verwundbar oder überhaupt in seinen eigenen Augen unvollkommen zu erscheinen. Tashina würde denken, dass er es war, der sie in diese Sache durch irgendwelche Aussagen hineingezogen hatte. Natürlich wurde sie erst getrennt von ihm vernommen. Er konnte ihr keinen Wink geben; er konnte sie von sich aus nichts wissen lassen, gar nichts. Wahrscheinlich spielte sich dann eine Szene ab, in der sie ihn zu verleugnen suchte, oder sie sagte, vom Richter gedrängt, zuviel. Die Polizisten, die Richter, diese Familie Booth würden triumphieren, und Queenie würde zu leiden haben. Stonehorn war nahe daran, wirklich einen verrückten Ausbruchsversuch zu wagen, um die Vernehmung von Queenie noch abzuwehren.

      Aber er sagte sich, dass auch dieser Weg nicht mehr gangbar war, denn die Zeugin Queenie wurde durch einen solchen Vorgang nicht weniger interessant.

      Der Richter ließ Stonehorn abführen. Er wurde in die Zelle mit vergittertem Fenster gebracht, die gleich neben dem Gerichtshaus zu dem primitiven Polizeigefängnis gehörte.

      Stonehorn kannte die Zelle schon lange und zur Genüge. Er ließ sich auf dem Hocker nieder. Seine Hände blieben gefesselt. Dauernd schaute bald der eine, bald der andere Polizist prüfend durch den Spion an der Tür.

      Unterdessen war Runzelmann beauftragt worden, Queenie unauffällig herbeizuschaffen. Der Richter wollte der Familie Halkett und dem Mädchen selbst möglichst alle Schande ersparen. Wenn ein Name überhaupt im Zusammenhang mit Joe King ins Gerede kam, gleich, aus welchem Grunde, so schien er beschmutzt. Der alte Richter bereute schon fast, dass er auf den Vorschlag Runzelmanns eingegangen war.

      Aber nur an diesem Punkt konnte die Raubtierfalle für Joe King aufgestellt werden.

      Runzelmann stand auf der Straße und überlegte.

      Queenie konnte an diesem Tag nur an zwei Plätzen gefunden werden, rechnete er, denn es war Donnerstag, und für jeden Donnerstag hatte sich das Mädchen mit der Töpfermeisterin verabredet, die in der kleinen Werkstatt nahe der Agenturstraße Töpfereien mit alten symbolischen Mustern herstellte. Queenie wollte die Töpferarbeit studieren, um künstlerische Entwürfe vielleicht dafür nutzbar machen und den Absatz heben zu können. Die Leute auf der Reservation waren arm, und noch waren viel zu viele arbeitslos. Man musste sich Gedanken machen, was es Nützliches und Schönes zu schaffen gab, um mehr Hände zu beschäftigen. Der Stammesrat und auch Mr Haverman hatten Queenies Vorhaben begrüßt; man sprach davon. Wie tüchtig war dieses Mädchen, das sich selbst Ferienarbeit suchte und nicht auf die Bemühungen der Verwaltung wartete.

      Der alte Wagen der Familie Halkett parkte nicht an der Straße, aber das wollte nichts sagen, denn Queenie konnte mit einem Pferd gekommen sein, oder vielleicht hatte irgendein entfernter Nachbar sie unterwegs mitgenommen. Aber es schien Runzelmann gewiss, dass Queenie entweder zu Hause, wahrscheinlicher aber in der Töpferei zu finden war. Die Töpfermeisterin war eine Verwandte Runzelmanns. Sie war eine kluge und stille Frau.

      Runzelmann schlenderte zu der Werkstatt. Er traf dort die Töpferin und Queenie, wie er gehofft hatte, grüßte und tat, als ob er es keineswegs eilig habe. Queenie ließ sich eingehend die Technik der Töpferei erklären, denn ohne diese zu kennen, konnte sie natürlich keine Vorschläge machen. Sie fragte schließlich, ob sie nicht erst einmal in den Ferien mitarbeiten dürfe und vielleicht dann nächstes Jahr neue Entwürfe zeigen könnte. Da hörte sie, dass es wenig Aufträge gab und kein Geld, um auf Vorrat zu arbeiten. Die Reservation war vom Tourismus noch kaum berührt, und die Erzeugnisse des Kunsthandwerks verkauften sich hier schwerer als in jenen Gebieten, die durch landschaftliche Schönheit Urlauber anzogen.

      Die Praxis mochte Queenie in diesem Augenblick wie eine altbackene, eingeschrumpfte Frau erscheinen, die den hochfliegenden Luftgebilden guten Willens Gewichte anhängte und sie herabzog.

      »Wirst du auch die 12. Klasse der Schule besuchen?« fragte Runzelmann aus dem Hintergrund; er lenkte damit ab und fing Queenies Aufmerksamkeit für sich ein.

      »Natürlich. Ich springe doch nicht ein Jahr vor dem Abschluss ab.« Queenie hatte diese Antwort schnell, aus ihrem ganzen bisherigen Gesichtskreis her gegeben. Als der Satz zu Ende gesagt war, fiel ihr ein, dass sie in diesem Jahr vielleicht einem Kind das Leben schenken würde.

      »Das ist gut. Und dann wird geheiratet?«

      Queenie war einen Moment verblüfft. Wovon sprach denn dieser Runzelmann? Sie fing sich noch rechtzeitig.

      »Wie kommt Ihr denn darauf, Runzelmann?«

      »Nun, weil Harold Booth schon so ungeduldig ist.«

      »Es ziemt sich für einen Indianer, geduldig zu warten. Ein Jäger muss lange auf der Lauer liegen können, bis der rechte Moment kommt.«

      Runzelmann begriff, dass das Mädchen von dem Verschwinden Harolds nichts ahnte. Queenie konnte viel in sich verschließen, aber sich derart zu verstellen, das hatte sie wohl kaum gelernt.

      »Stonehorn ist verhaftet«, sagte er.

      »Warum?« fragte Queenie ernst und ruhig.

      »Er hat Harold ermordet.«

      »Wer sagt das?« In Queenies Verhalten gab es kein Zeichen der Unruhe.

      »Das Kettchen, das Harold immer um den Hals trug, wurde bei Stonehorn gefunden, und Stonehorn kann nicht nachweisen, wo er sich in der Sturmnacht befand, als Harold zum letzten Mal gesehen wurde.«

      »Er muss doch irgendwo gewesen sein.«

      »Allerdings, denn ein Geist ist er nicht, wenn es auch manchmal so scheint.«

      »Was sagt er denn aus?«

      Runzelmann wusste sehr gut, dass er seine Befugnisse überschritt. Er sollte Queenie nicht aushorchen und sie auch nicht etwa informieren, er sollte sie lediglich zum Zeugenverhör bringen. Aber so, wie er Queenie kannte, bestand die Gefahr, dass sie dort den Mund noch weniger auftat als Joe King. Hier bei der Töpferin ließ sich ein Gespräch besser an. Er wollte aber Queenie helfen, wenn es möglich war, denn er war es gewesen, der ihren Namen in die Verhandlung hineingezerrt hatte.

      Er gab dem Mädchen Antwort: »Stonehorn verweigert die СКАЧАТЬ