Nacht über der Prärie. Liselotte Welskopf-Henrich
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nacht über der Prärie - Liselotte Welskopf-Henrich страница 15

Название: Nacht über der Prärie

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783938305607

isbn:

СКАЧАТЬ fünf Jahre einmal, krauste, und entfernte sich ohne ein weiteres Wort langsam, im Tempo und Rhythmus eines Leichenträgers. Nicht anders war ihm innerlich zumute.

      So hatte es also kommen müssen.

      Er zögerte noch einen Augenblick vor der Tür des Präsidentenzimmers, verstand die Worte, die herausdrangen, vor Aufregung nicht, obgleich sie hörbar waren, und klinkte dann auf. Erst zu klopfen, schien ihm der gegebenen Situation nicht angemessen. Der indianische Gerichtspräsident war mitten im Sprechen, sah den Eintretenden mit dem Blick an, der warten hieß, und fuhr dann fort.

      Seinem Tisch gegenüber standen die beiden Polizisten, der lange und der kleine, in ihrer Mitte Joe King. Er hatte die schwarzen Jeans und das weiße Hemd an. Seine Hände steckten, auf den Rücken genommen, in Handschellen.

      Runzelmann blieb in der Nähe der Tür stehen, die er hinter sich wieder geschlossen hatte.

      »Es sind Schüsse gehört und es sind Leichen gefunden worden«, sagte der alte Richter. »Wo warst du in der Sturmnacht, Joe King?«

      »Ich verweigere die Aussage.«

      Es schien Runzelmann schon viel, dass Stonehorn diese vier Worte aussprach. Runzelmann hatte nichts als Schweigen erwartet, so, wie er Stonehorn beurteilte und sein Verhalten schon mehr als einmal erlebt hatte.

      Der alte Richter war erbittert. »Du willst uns die Sache schwer machen. Das hat dir schon manchmal genützt, aber es wird dir nicht immer nützen. Du bist hier bei der Agentur gesehen worden, am Abend, dafür gibt es Zeugen genug. Dann bist du verschwunden. Wenn du nicht nachweisen kannst, wo du warst, wird es nicht schwerfallen, den Indizienbeweis zusammenzustellen. Du hast schon zweimal unter Mordverdacht gestanden und bist nur aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Du hast dich jetzt widersetzt, als du vor Gericht erscheinen solltest. Schon dafür wirst du bestraft werden.«

      »Ich habe mich nicht widersetzt.«

      »Die Aussagen der beiden Polizisten liegen vor.«

      »Ich habe mich nicht widersetzt. Wenn ich mich widersetze, bin ich mit den beiden Figuren hier in spätestens fünf Sekunden fertig. Davor haben sie vielleicht Angst gehabt, und darum haben sie mich angegriffen, ehe sie überhaupt ein Wort gesagt hatten.«

      »Die gegenteiligen Aussagen der beiden Polizisten liegen vor.«

      »Die Aussagen sind falsch.«

      »Nimm deine Zunge in acht, Joe King. Die Aussagen werden beschworen werden, daran zweifle ich nicht.«

      Die Polizisten nahmen eine zustimmende Haltung ein.

      »Ich frage zum letzten Mal: Wo bist du gewesen, und woher stammt dieses silberne Halskettchen, das man bei dir gefunden hat?«

      »Ich verweigere die Aussage.«

      Der Richter atmete unwillig und wandte sich, um eine Pause auszufüllen, Runzelmann zu. »Was ist?«

      »Die Eltern von Harold Booth sind da und wünschen Sie zu sprechen.«

      »Isaac Booth soll hereinkommen.«

      Runzelmann führte den Rancher in das Präsidentenzimmer, das als vorläufiger Verhandlungsraum einer Voruntersuchung diente. Als Booth Joe King in Handschellen sah, wurde er wesentlich sicherer. Bis dahin hatte er noch etwas gezweifelt, ob es richtig sein könne, einen Joe King zu beschuldigen, wenn man auf einer einsamen Ranch lebte.

      »Sie haben ein Anliegen, Booth?«

      »Mein Sohn Harold ist verschwunden. Er ist seit jener Sturmnacht verschwunden. Am Abend war er noch in der Nähe des Supermarkts gesehen worden, zu der gleichen Zeit wie Joe King. Queenie Halkett kam dazwischen.«

      Der Richter schaute starr auf den Mann, der diese Angaben machte. Dann holte er langsam, als ob es ihm selbst schwerfalle, das silberne Kettchen heraus, das die Polizisten bei Joe Kings Verhaftung beschlagnahmt hatten. Er winkte Booth, näher zu treten, und gab ihm das Kettchen in die Hand.

      »Kennt Ihr diesen Gegenstand?«

      »Ja.« Die von Arbeit zerfurchte, mit harter Haut überzogene Hand zitterte. »Das … das ist … das Kettchen, das mein Sohn … stets … um den Hals trug.«

      Isaac Booth gab das Kettchen an den Richter zurück, mit einer mühsamen Bewegung. Seine Schultern waren vorgesunken. Er hatte beim Richter vorsprechen wollen, aber im Innersten hatte er gehofft, dass sich der Verdacht sofort in nichts auflöse. Er wollte seinen Sohn nicht tot, sondern lebendig wissen. Aber jetzt gab es für ihn keinen Zweifel mehr. Das Geschwätz enthielt grausige Wahrheit.

      Der Richter fasste Stonehorn fest ins Auge. »Joe King … du hast Harold Booth ermordet.«

      »Nein.«

      »Wo warst du in jener Sturmnacht?«

      »Ich verweigere die Aussage.«

      »Wie bist du in den Besitz dieses Kettchens gekommen?«

      »Ich habe es gefunden.«

      Auf der Stirn des Richters schwoll eine dicke Ader. »Dein Volk schämt sich deiner, Joe King. Wenn du nicht nachweisen kannst, wo du in jener Nacht gewesen bist, und nicht nachweisen kannst, wie du in den Besitz dieses Kettchens kamst, so ist dir das Todesurteil dieses Mal gewiss.«

      Stonehorn schwieg.

      »Sag mir doch wenigstens, du Mörder, wo du meinen toten Sohn gelassen hast!« schrie der alte Rancher. »Sag mir doch das, damit ich ihn in die Erde legen kann und ihn nicht irgendwo die Geier zerhacken!«

      Booth stand an der Seite des Richtertisches. Er konnte Joe King in das Gesicht sehen, das völlig unbeweglich blieb. »Du Bandit und Sohn einer Mörderin …« Booth kannte sich nicht mehr. Er wollte auf den Gefesselten einschlagen. Ein Polizist fing seinen Arm ab.

      Booth keuchte. »Wo ist … seine Leiche?«

      Joe King schwieg.

      »Wo willst du das Kettchen gefunden haben?« Auch der Richter vermochte seine Erregung kaum mehr zu unterdrücken.

      »Ich habe es am Straßenrand im Gras zufällig gefunden, hundertfünfzig Fuß von den Häusern hier entfernt, in Richtung New City. Es machte den Eindruck, dass es dort schon länger lag.«

      »Wie bist du darauf gekommen, dort dieses Kettchen zu suchen?«

      »Ich habe es nicht gesucht. Ich habe es rein zufällig gefunden.«

      »So. Du hast es rein zufällig gefunden. Wann?«

      »Vor einer Woche.«

      »Warum hast du es nicht abgeliefert? Es ist aus Silber.«

      »Das interessierte mich nicht.«

      »Das interessierte dich nicht. Was interessiert dich denn?«

      »Ich verweigere die Aussage.«

      Es trat eine Pause ein. Der Richter hatte ein weißes Blatt vor sich, auf dem schon einige Punkte notiert waren, und vervollständigte jetzt mit eigener Hand diese Protokollunterlagen. Er wollte sich СКАЧАТЬ