Nacht über der Prärie. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Nacht über der Prärie

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783938305607

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СКАЧАТЬ selbst.«

      »Aber klug ist es nicht?«

      »Wenn er den Mord begangen hat, ist es das einzige, womit er die Sache noch hinziehen kann. Denn verlässliche Zeugen für ein Alibi findet ein Joe King nicht. Die Indizien sind aber eindeutig. Diesmal werden sie ihn wohl hinrichten.«

      Queenie hatte die Lider gesenkt.

      »Die Kassiererin des Supermarkts hat dich am Abend vor dem Sturm gesehen.« Das war eine weitere Testfrage.

      »Natürlich. Ich hab dort eingekauft.«

      »Ja, so hat die Kassiererin auch berichtet. Und in der Nacht darauf hat es Schüsse gegeben, die sind gehört worden, und es hat Tote gegeben, die sind gefunden worden. Dein Vater hat Anzeige erstattet, und Joe King wurde verhaftet, weil er am ehesten eines Mordes verdächtig ist.«

      »Harold war unter den Toten?«

      »Nein, unter diesen Banditen war er nicht. Wir haben die Toten schon identifiziert. Es sind Kumpane von Stonehorn gewesen, die ein unrühmliches Ende verdient und gefunden haben. Bandenkrieg. Darum kümmert sich unser Gericht nicht.«

      »Und was ist nun? Warum bist du hierhergekommen?«

      Runzelmann lächelte verstohlen. Das Mädchen war nicht dumm. »Der oberste Richter will dich befragen, da du zu denjenigen gehörst, die Harold und Joe zuletzt vor der Sturmnacht gesehen haben.«

      »Gut. Wann muss ich kommen?«

      »Am besten gleich. Aber wenn du dich erst mit deinem Vater besprechen willst, Queenie, dann werde ich dir die Zeit dazu auf irgendeine Weise verschaffen.«

      »Es gibt gar nichts zu besprechen.«

      Runzelmann atmete auf. »Also komm mit, dann hast du es hinter dir.«

      Die beiden machten sich zusammen auf den Weg zum Stammesgericht. Als Queenie in das Zimmer des alten Gerichtspräsidenten eintrat, war dieser allein, und auch Runzelmann, der Queenie bis dahin begleitet hatte, zog sich zurück.

      Der Richter lud Queenie ein, Platz zu nehmen.

      »Es tut mir leid, Queenie. Du bist ein angesehenes Mädchen aus einer angesehenen Familie. Allein dadurch, dass dich ein Bandit begrüßte und … und … dass … du! … du! … seinen Gruß erwidert hast, wirst du nun in diese Verhandlung hineingezogen, die den Namen ›In Sachen Joe King‹ tragen wird. Du siehst, dass es besser ist, sich von solchen Menschen vollständig fernzuhalten. Aber was geschehen ist, lässt sich leider nicht ändern.«

      Queenie zeigte in ihren Mienen die Erwartung, dass der Präsident weitersprechen werde.

      »Es geht um einen Mord, und so geht es jetzt auch hier vor unserem Gericht um Tod und Leben. Es geht aber auch darum, dass wir vor künftigen Mordtaten sicher sein wollen, und das wird nur der Fall sein, wenn wir den Mörder nie mehr unter uns zu haben brauchen.«

      Queenie schwieg. Es wurde auch keine Antwort von ihr erwartet.

      »Ich habe mir das überlegt«, sprach der alte Richter weiter. »Ich wollte dich möglichst schonen. Aber du bist ein Mädchen aus der Familie Halkett, und deine Vorfahren sind Ratsmänner unseres Stammes gewesen. Ich kann dir zutrauen, dass du immer tapfer bleibst und dass du nicht diese überflüssigen und unnützen Regungen kennst, die die weißen Männer Nerven nennen.«– Der alte Richter machte eine Pause, als ob er einen Entschluss noch einmal überlege, und gab ihn dann bekannt: »Ich werde dich jetzt dem Joe King gegenüberstellen. Was er auch sagen mag, fühle dich nicht befleckt durch seine möglichen Lügen. Damals vor dem Supermarkt wurdest du überrumpelt, aber nun bist du auf alles gefasst.«

      »Das bin ich.«

      Ich befehle meinem Gesicht, eine Maske zu sein … meine Gefühle sind verwundbar … sie müssen bedeckt werden …

      Queenie dachte an diese Worte, die aus ihr geboren waren und die Conny als die seinen hatte drucken lassen. Diese Zeit war vorbei. Es waren erst zwei Wochen vergangen, und schon schien ihr die Schule weit in der Ferne zu liegen, in einer Ferne, die sie nie mehr würde erreichen können, auch dann nicht, wenn sie einmal in jenes Zimmer mit den schweigsam abgeschatteten Farben und den sprechenden Bildern zurückkehrte.

      Sie wies alle schweifenden Gedanken fort, denn der Richter hatte Runzelmann beauftragt, Joe King herüberbringen zu lassen. Sie hörte, wie Runzelmann das Gerichtshaus verließ.

      Sie hörte, wie wenige Minuten später die Haustür wieder geöffnet wurde, wie schwere und mittlere Tritte hereinkamen, zwischen denen sie leichte nicht zu erlauschen vermochte. Vor der Tür des Raumes, in dem sie saß, machten alle Tritte halt. Der große Polizist öffnete und zog Joe King am Arm hinter sich her, der kleine folgte, die Pistole wieder in der Hand.

      Die Tür wurde von Runzelmann verschlossen; er drehte den Schlüssel zweimal im Schloss. Dann stellte er sich auf die linke Seite des Verhafteten, während der Polizist mit der schussfertigen Pistole hinter dessen Rücken stand.

      »Was ist los?« fragte der alte Richter. Er befürchtete, dass man ihm Vorwürfe machen würde, wenn in Gegenwart des Mädchens irgend etwas geschah, was der Ordnung nicht entsprach.

      »Der Bursche da ist schlechter Laune.«

      »Weiter nichts?«

      »Noch nicht.«

      Queenie sah Stonehorn an. Sie suchte unentwegt seine Augen, und er wich nicht aus, sein Ausdruck war aber abwesend.

      »Joe King!« begann der Richter mit jener scharfen Stimme, die Ed Crazy Eagle schon einmal aufgefallen war. »Wo warst du in der Sturmnacht?«

      »Ich verweigere die Aussage.«

      »Woher hast du das silberne Kettchen, das Harold stets um den Hals getragen hat?«

      »Ich habe es gefunden.«

      »Wir wissen bereits mehr, als du zu glauben scheinst. Es ist besser für dich zu gestehen.«

      Auf den Zügen des Angeschuldigten erschien die verächtliche Herablassung, die dem alten Richter oder auch möglichen Aussagen von Queenie gelten konnte. Wer wusste es? Joe King kannte die Taktik richterlicher Vernehmungen.

      »Wie kamst du dazu, Miss Halkett auf offener Straße wie eine Bekannte zu grüßen?«

      »Wir sind früher in die gleiche Schule gegangen.«

      »Grüßt du alle ehemaligen Schüler dieser Schule?«

      »Mag sein. Aber das übersteigt mein Erinnerungsvermögen.«

      »Das übersteigt dein Erinnerungsvermögen.«

      »Ja.«

      »Du hast in den vielen Untersuchungen, zu denen du die Gerichte gezwungen hast, und im Gefängnis offenbar nicht wenig gelernt.«

      »Ich war immer ein schlechter Schüler.«

      »Und ich habe es satt, dass du junger Bursche und Bandit mir auf diese unverschämte Weise begegnest! Verstanden?«

      »Ja.«– Stonehorn sprach dieses Ja stets ganz kurz, wie abgehackt.

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