Название: Die deutsch-deutsche Grenze 1945–1990
Автор: Dr. Horst Gundlach
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783867778145
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Das Sterbebuch des Standesamtes Mackenrode enthält die Einträge, dass
• am 26. Mai 1946 in der Mackenröder Flur, am Mittelberg eine ca. 20-jährige Frau und ein ca. 25-jähriger Mann sowie im Steinbruch ein ca. 60-jähriger Mann tot aufgefunden wurden;
am 9. Oktober 1946 der Werkzeugschlosser Rudolf H. aus Ilbershausen (Ldk. Lauterbach), geb. 1904 beim Überqueren der Demarkationslinie erschossen wurde.
Den Eintragungen im Sterbebuch des Standesamtes Liebenrode, das auch für andere Orte zuständig war, ist zu entnehmen, dass
• am 9. Oktober 1945 an der Straße Klettenberg-Tettenborn der Prokurist Otto L. aus Nordhausen, geb. 1915, tot aufgefunden und auf Anordnung der russischen Besatzung am 10. Oktober 1945 beerdigt wurde;
• am 9. Oktober 1945 der Kraftfahrer Hugo H. aus Nordhausen, geb. 1905, an gleicher Stelle tot aufgefunden und am 10. Oktober 1945 beerdigt wurde;
• am 5. August 1948 der Konditor Hans K. aus Thierbach, geb. 1921, in Meineweh/Weißenfels, in der Feldmark Branderode am Junkernholzweg, beim Grenzübergang erschossen aufgefunden wurde.
Die Ortschronik von Pützlingen erhält die Angabe, dass am 15. Januar 1947 der Schwiegersohn des dortigen Kantors beim Versuch, die Grenze zu überschreiten, zwischen Limlingerode und Schiedungen von Volkspolizei erschossen wurde. Der Grenzgänger wollte sein Kind, welches bei seinen Eltern in der britischen Zone weilte, nach Hause holen.
Das Sterbebuch der Gemeinde Walkenried enthält eine Reihe von Todesfällen im Bereich der innerdeutschen Grenze, die jedoch nicht eindeutig mit russischen Grenzstreifen in Zusammenhang zu bringen sind. Manch einer der tausenden Grenzgänger wurde beim Überqueren der Grenze überfallen, ausgeraubt und sogar getötet. So sind dem Sterbebuch von Walkenried die folgenden Einträge zu entnehmen:
• am 5. November 1946 wurde unweit der Zonengrenze nach Ellrich die Leiche eines erdrosselten Mannes gefunden. Erst am 7. Mai 1947 wurde die Leiche als die eines zwanzigjährigen Studenten aus Leipzig identifiziert;
• am 11. Dezember 1946 wurde nahe der Zonengrenze der 21-jährige Drucker G. Z. aus dem Raum Glauchau tot aufgefunden. Todesursache: Mord durch Schädelzertrümmerung!
• am gleichen Tag wurde mit ebenfalls eingeschlagenem Schädel die Leiche der 25-jährigen Näherin C. S. aus Mühlhausen in der Nähe der Zonengrenze aufgefunden;
• unter dem gleichen Datum findet sich der Eintrag, dass am 9. Dezember 1946 in einer Feldscheune der Domäne Wiedigshof die durch einen Schuss getötete 45-jährige Oberpostsekretärin M. N. aus Erfurt aufgefunden wurde;
• am 16. Dezember 1946 wurde eine 69-jährige Frau aus Gera unweit der Ellricher Straße in der Feldmark tot aufgefunden. Todesursache: Erfrieren und Herzschlag;
• am 24. Januar 1947 wurde eine durch Erwürgen getötete Frau in der Nähe des Kahlen Kopfes aufgefunden. Diese konnte am 26. April 1947 als die 26-jährige E. W. aus Bad Gandersheim identifiziert werden;
• am 1. Februar 1947 fand man die Leiche des ermordeten 76-jährigen Werkmeisters K. aus Moritzburg bei Dresden im Walkenrieder Holz;
• am 13. März 1947 fand man im Bereich des Kahlen Kopfes einen ermordeten Mann;
• am 24. April 1947 wurde im Tunnel zwischen Ellrich und Walkenried die Leiche eines Kindes gefunden;
• am 22. Juni 1947 wurde der 28-jährige Maurer B. aus Holzminden am Kahlen Kopf durch Kopfschuss getötet;
• in der Nacht vom 27. zum 28. April 1949 stürzte der 21-jährige Lokomotivheizer D. B. aus Berlin-Mariendorf im Gipsbruch der Firma Rode tödlich ab;
• am 22. Juni 1950 wurde der 25-jährige Kühlerbauer H. H. aus Nordhausen in der Wiedigshofer Flur erschossen aufgefunden.
Das Sterbebuch von Tettenborn enthält die Angabe, dass
• am 30. Mai 1947 der 14-jährige Schüler Heinz R. durch einen Brustschuss zu Tode gekommen ist.
Den rücksichtslosen Gebrauch der Schusswaffe durch sowjetische Grenzposten belegt auch der folgende tragische Erlebnisbericht.
Auf dem Weg in die Heimat getötet
„Nachdem der Krieg nun schon fast sechs Monate vorbei war, wollten wir, meine Mutter (44 Jahre), meine Stiefschwester (22 Jahre) und ich (11 Jahre), die wir aus dem Rheinland ins Mansfelder Land evakuiert worden waren, endlich wieder zurück in unsere Heimat. Am 17. Oktober 1945 machten wir uns mit unserem Gepäck, das wir auf einem kleinen Handwagen und auf dem Fahrrad meiner Schwester mit uns führten, auf den Weg. Dieser führte uns per Bahn zunächst nach Ellrich, wo wir am späten Abend ankamen. In einem Gasthof fanden wir Unterkunft für die Nacht. Am anderen Tag, den 18. Oktober 1945 traf sich um die Mittagszeit eine Gruppe von 30 bis 40 Leuten, die, wie wir, zum Bahnhof Walkenried wollte. Gemeinsam marschierten wir auf der Straße von Ellrich in Richtung Walkenried, als wir von zwei sowjetischen Posten noch vor der Demarkationslinie aufgehalten und in barschem Ton zur Umkehr aufgefordert wurden. Die Gruppe machte sofort kehrt und schlug den Weg wieder nach Ellrich ein. Den Schluss der Gruppe bildeten wir drei mit unserem Handwägelchen und Fahrrad. Plötzlich fiel ein Schuss und meine Mutter, an deren Hand ich ging, brach zusammen. Der Schuss hatte sie von hinten getroffen und war an der Brust wieder ausgetreten. Sie war auf der Stelle tot. Meine Schwester und ich waren wie gelähmt. Die anderen beeilten sich, wegzukommen. Meine Schwester und ich versuchten unsere Mutter auf unser Handwägelchen zu legen, um mit ihr nach Ellrich zurückzukehren. Die beiden sowjetischen Posten hinderten uns mit aufgepflanztem Bajonett daran, das zu tun, und jagten uns hinter den anderen her. Unsere tote Mutter mussten wir zurücklassen. Um sie holen zu können, gingen wir zur russischen Kommandantur in Ellrich und baten um Hilfe. Dort erklärte man uns, dass unsere Mutter nicht erschossen, sondern an einem Herzinfarkt verstorben sei. Zwischenzeitlich war ein sowjetisches Kommando mit Schaufeln, das uns auf einem Lkw entgegen gekommen war, zum Tatort gefahren und hatte unsere Mutter, wie wir später erfahren haben, dort im Straßengraben verscharrt. Während ich vorerst sehr nette Aufnahme bei dem Ortspolizisten Werner Wiegand fand, kam meine Schwester wieder im Gasthof unter. Tage später holten britische Militär-Lkws die sich auf der sowjetischen Seite stauenden und in ihre Heimat zurückwollenden Evakuierten, darunter auch uns beide, ab und brachten uns in ein Lager, wo wir, wie in solchen Fällen üblich, entlaust wurden. Vom Bahnhof Walkenried haben wir dann die beschwerliche Reise nach Hause angetreten.
Erst am 31. Mai 1946, also sieben Monate nach ihrem Tod, ist die Leiche meiner Mutter in der Nähe der Stelle, wo sie erschossen wurde, verscharrt aufgefunden worden. Sie wurde ausgegraben, eingesargt und auf dem Friedhof von Ellrich beigesetzt.“
(Erlebnisbericht von der Tochter des Opfers, Frau Gertrud Hogen, Freialdenhoven)
Strittiger Grenzverlauf im Bereich der Kutzhütte
Nachdem die sowjetischen Kommandos am 23. Juli 1945 unter anderem auch die Kutzhütte geräumt hatten, wurde diese, ein auf dem Gelände der Gemeinde Branderode zwischen Neuhof und Walkenried СКАЧАТЬ