Die deutsch-deutsche Grenze 1945–1990. Dr. Horst Gundlach
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Название: Die deutsch-deutsche Grenze 1945–1990

Автор: Dr. Horst Gundlach

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783867778145

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       Das zerstörte Nordhausen (Foto: W. Steinmann, Nordhausen)

      In den von den US-Truppen besetzten Ortschaften übernahmen amerikanische Offiziere die Verwaltung und setzten als Erstes NS-unbelastete Personen als Bürgermeister ein. Auf östlicher Seite gingen die Sowjets wesentlich radikaler vor. Aus den örtlichen Behörden, die dem jeweiligen Ortskommandanten unterstanden, wurden die früheren Mitarbeiter oft verhaftet und ihre Positionen vorwiegend mit Mitgliedern und Sympathisanten der ehemaligen kommunistischen Partei besetzt.

      Anfang Juli räumten die amerikanischen Streitkräfte, den mit den Sowjets und den Briten getroffenen Vereinbarungen folgend, die von ihnen besetzten Gebiete in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen. Sowjetische, aber auch britische Einheiten nahmen die ihnen zugesprochenen Interessengebiete zügig in Besitz.

      Britische Militäreinheiten quartierten sich in den grenznahen Orten ihres Interessengebietes überwiegend in beschlagnahmten Hotels ein; so in Walkenried im „Hotel Klosterschänke“ und in Bad Sachsa im „Hotel Schützenhaus“. In Tettenborn fand eine britische Einheit Unterkunft im Gebäude der ehemaligen Molkerei an der Straße nach Mackenrode. In Bad Sachsa wurde die „B“-companie des Ist. Bn. The Manchester Regiment stationiert. In allen Orten wurden britische Orts- bzw. Stadtkommandanten eingesetzt. Vom Kreiskommandanten in Osterode wurde für die deutsche Bevölkerung zunächst eine Ausgangssperre von 22.30 bis 4.00 Uhr angeordnet, die jedoch am 1. April 1946 wieder aufgehoben wurde. Nachtausweise für die Sperrzeit erhielten nur Ärzte und Krankenschwestern.

      Auch auf östlicher Seite quartierten sich in den grenznahen Orten sowjetische Kommandos ein.

      Durch den kommissarischen Landrat wurde für den Kreis Grafschaft Hohenstein in Nordhausen eine Ausgangssperre von 21.00 bis 5.00 Uhr festgesetzt.

      Obwohl das besetzte Deutschland nach den Beschlüssen der Besatzungsmächte durch den Alliierten Kontrollrat regiert werden sollte, baute die Sowjetunion von Anfang an in ihrer Besatzungszone zielgerichtet ein eigenes politisches System nach ihrem Vorbild auf. Die Strukturen von staatlicher Administration und Gesellschaft wurden von Grund auf verändert. So wurden auf Weisung der SMAD („Sowjetische Militäradministration“) in der sowjetischen Zone im September 1945 die Bodenreform, im Oktober 1945 die Industriereform durchgeführt. 1946 folgte die Reform des Erziehungswesens. Bereits im Juni 1945 hatte die SMAD in ihrer Zone elf Zentralverwaltungen aufgebaut, die nach deren Weisungen arbeiteten und Keimzellen einer deutschen Zentralregierung werden sollten. Die entscheidenden Positionen wurden mit Angehörigen der kommunistischen Partei besetzt. Mit der Säuberung der staatlichen Institutionen und infolge der durchgeführten Reformen verloren viele Menschen ihre bisherige Existenzgrundlage. Zahlreiche Menschen verschwanden oft auf Jahre in den Lagern des sowjetischen Geheimdienstes in der Sowjetunion, aber auch in „Sonderlagern“ auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone. Jahrelang mussten die meisten ohne Kontakt zu ihren Familien dort ausharren. Viele kamen nie mehr zurück. Wer sich der Verhaftung rechtzeitig entziehen konnte, suchte in die Westzonen zu entkommen.

      In Bad Sachsa war der amerikanische Stadtkommandant ein Major Philippsborn, der den NS-unbelasteten Willi Müller zum Bürgermeister ernannte. Zwischen beiden entwickelte sich schnell ein für die Stadt nützliches Verhältnis. Major Philippsborn setzte seine Verbindungen ein und gewährte der mit Flüchtlingen überbevölkerten Stadt Hilfe bei der Beschaffung lebensnotwendiger Artikel.

      Anfang Juli 1945 räumten die amerikanischen Streitkräfte die von ihnen eroberten Gebiete westlich der Elbe. Sie folgten damit der mit den Sowjets getroffenen Vereinbarung, der zufolge der östlich der alten Landesgrenzen zwischen Preußen und Hannover-Braunschweig liegende Teil Deutschlands sowjetisches Interessensgebiet war. Dazu gehörte auch der Kreis Grafschaft Hohenstein mit Nordhausen als Zentrum. Die Orte Bad Sachsa und Tettenborn, deren Gebiet Teil des Kreises Grafschaft Hohenstein (Nordhausen) war, hätten damit ebenfalls in die sowjetische Besatzungszone einbezogen werden sollen.

      Am 3. Juli 1945 verließen die Amerikaner auch das Vorharzgebiet. Bereits am Vortag hatten britische Einheiten in Walkenried, das zum britischen Interessengebiet gehörte, die abziehenden Amerikaner abgelöst. Der Kreis Osterode mit seiner Gemeinde Steina war ebenfalls der britischen Militärverwaltung unterstellt worden. Die Einwohner von Bad Sachsa erwarteten nun, dass auch ihre Stadt von britischem Militär besetzt würde. Aber Bad Sachsa blieb zunächst ohne jegliche Besatzung. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, insbesondere mit Milch und Butter, aus dem bisher zuständigen Kreis konnte zunächst weiterhin aufrecht erhalten werden.

      Auf östlicher Seite hatten auch die Sowjets die von den Amerikanern geräumten Gebiete zügig in Besitz genommen und waren etwa bis zur vereinbarten Demarkationslinie vorgestoßen. Bereits am 3. und 4. Juli 1945 hatten sie u. a. die Ortschaften Branderode mit der zugehörigen Kutzhütte, Obersachswerfen, Klettenberg und wahrscheinlich in diesen oder in den nächsten Tagen auch Neuhof und Tettenborn (5. Juli?) ihrer Kontrolle unterstellt.

      Am 8. Juli besetzten überraschend britische Einheiten die Bahnlinie zwischen Walkenried und Osterhagen und sperrten im Bereich der Bahnübergänge die Straßen von Bad Sachsa nach Tettenborn und nach Neuhof. Bad Sachsa verlor damit den freien Zugang zu seiner bisherigen Kreisstadt und war von der für die Bevölkerung notwendigen Versorgung abgeschnitten. Durch sofortige Intervention beim britischen Ortskommandanten in Walkenried konnte der Sachsaer Bürgermeister erreichen, dass wenigstens das Milchauto zur Molkerei Klettenberg (vielfach auch Bezeichnung „Clettenberg“) die Sperren passieren durfte. Das war auch bis zum Morgen des 10. Juli möglich. Am Nachmittag sperrten dann überraschend russische Posten die Zufahrt zur Molkerei Klettenberg. Die britischen Truppen hatten die Bahnlinie im Bereich der Bahnhöfe von Bad Sachsa und Tettenborn wieder räumen müssen.

       Alter Grenzverlauf um Bad Sachsa (H. Gundlach)

      Noch am gleichen Tag versuchte der Bürgermeister von Bad Sachsa, Willi Müller, bei den zuständigen Stellen in Braunlage eine Lösung für die Versorgung der Bevölkerung von Bad Sachsa zu erreichen, was ihm aber offensichtlich dort nicht gelang. Am folgenden Tag, Mittwoch den 11. Juli, fuhr er in Begleitung einiger Bürger zum Landrat nach Osterode, um nunmehr hier um Hilfe für die von ihrer Versorgung vollständig abgeschnittene Stadt Bad Sachsa zu bitten. Der Landrat von Osterode, Prof. Ziegler, erreichte dann die Zustimmung der britischen Militärverwaltung, dass die Versorgung von Bad Sachsa bis zur Klärung der Zuständigkeiten von Osterode aus erfolgen konnte.

      Auf der Rückfahrt traf die Abordnung in Steina auf geflohene Sachsaer Bürger und fand auf dem Warteberg eine britische Straßensperre vor. Eine weitere Straßensperre hatten die Briten an der Ortsgrenze in Richtung Walkenried/​Wieda errichtet. Die Bevölkerung schloss aus diesen Maßnahmen, dass nunmehr Bad Sachsa vom sowjetischen Militär besetzt werden würde. Da den sowjetischen Soldaten ein schlechter Ruf vorausging, flohen ängstliche Bewohner der Stadt unter Umgehung der britischen Straßensperren vorwiegend durch das Salztal in das benachbarte Steina.

      Als am folgenden Tag eine Besetzung der Stadt durch die Russen nicht erfolgte, wiederum keine Milch zur Verfügung stand und auch keine Nährmittelvorräte mehr vorhanden waren, versuchte der Bürgermeister in Begleitung einiger Bürger beim russischen Kommandanten in Tettenborn wenigstens, eine Freigabe des Weges zur Molkerei Klettenberg zu erreichen. Der Versuch scheiterte kläglich. Die Sachsaer Abordnung kehrte ohne Auto und ohne persönliches Bargeld unverrichteter Dinge zurück.

      Noch am gleichen Tag nahm Willi Müller Verhandlungen mit den britischen Militärbehörden in Osterode auf und erreichte, dass СКАЧАТЬ