Название: Die deutsch-deutsche Grenze 1945–1990
Автор: Dr. Horst Gundlach
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783867778145
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(nach F. und W. Reinboth: Walkenrieder Zeittafel, 1999)
Zeittafel 1945
1. bis 3. Juli 1945 | Die amerikanischen Streitkräfte verlassen Thüringen und den Südharz |
2. Juli | Besetzung von Walkenried durch britische Truppen |
4. bis 5. Juli | Besetzung von Branderode, der Kutzhütte, Obersachswerfen, Clettenberg, Neuhof, Tettenborn durch sowjetische Truppen |
3. bis 23. Juli | Bad Sachsa ohne Besatzung |
7. Juli | Einstellung des Eisenbahnverkehrs zwischen Walkenried und Ellrich |
8. Juli | Britische Truppen besetzen Bahnlinie zwischen Walkenried und Osterhagen, ziehen sich am 10. Juli wieder zurück |
12. Juli | Abkommen über Eingliederung von Bad Sachsa und Tettenborn in das britische Interessengebiet |
23. Juli | Die sowjetischen Truppen verlassen Tettenborn, Neuhof, die Kutzhütte, das Vorwerk Wiedigshof, die Juliushütte. Britisches Militär übernimmt die geräumten Ortschaften |
23. Juli | Eingliederung von Bad Sachsa und Tettenborn in den Kreis Osterode |
2. August | Sowjetische Truppen besetzen erneut die Kutzhütte und evakuierten die Bewohner |
16. September | Die Kutzhütte wird endgültig Teil des britischen Interessengebietes |
Das Jahr 1946
Entgegen dem Verbot des Alliierten Kontrollrates passierten nach wie vor täglich mehrere tausend Menschen illegal in beiden Richtungen die Demarkationslinie im Südharz. Einzeln oder in kleinen oder größeren Gruppen suchten die Menschen, die ihre wenig verbliebene Habe in Rucksäcken, Koffern und Kartons, auf Fahrrädern oder auf Kinder- und Handwagen mit sich führten, manchmal noch die Kinder an der Hand, einen sicheren Weg durch Wald und Feld zum nächsten Bahnhof auf der anderen Seite. Zu den Grenzgängern gehörten natürlich auch die Bewohner der Grenzregion, die vielfach auf der anderen Seite Verwandte, Freunde und oftmals Besitz hatten. Viele Menschen überwanden die Demarkationslinie, um bei der allgemein herrschenden schlechten Versorgung Lebensmittel jeglicher Art für ihre Familien auf der anderen Seite zu ergattern. Verwandte und Bekannte auf dem Land, aber auch die Fischer an der Küste waren das vorrangige Reiseziel. Zu den Grenzgängern kamen sehr bald Schmuggler und Schieber, die mit der Beschaffung von dringend benötigten Waren von der jeweils anderen Seite gute Geschäfte machten.
Verbotsschild der britischen Grenzstation in Walkenried (Grenzlandmuseum Bad Sachsa)
Demarkationslinie (Foto: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden)
Das Überschreiten der Demarkationslinie ohne Genehmigungspapiere war nach wie vor verboten. Die militärischen Grenzposten beider Seiten nahmen die gefassten Grenzgänger fest und führten sie der deutschen Polizei zu. In den meisten Fällen wurden die Festgenommenen nur verwarnt und in ihre Zone zurückgeschickt. Mitgeführte Waren wurden, wenn sie den persönlichen Bedarf überschritten, beschlagnahmt. Von den sowjetischen Posten kam es weiterhin zu häufigen Ausschreitungen im britischen Interessengebiet, im Grenzgebiet gestellte Frauen wurden weiterhin oft vergewaltigt. Bei der Verfolgung von Verbrechen arbeiteten die Polizeibehörden beider Seiten damals noch zusammen.
Die Grenzwachen beider Zonen erlaubten zunächst den Landwirten, die Äcker auf der anderen Seite besaßen, den Grenzübertritt zu deren Bearbeitung. Auf östlicher Seite mussten sich die Bauern, die auf Feldern in Grenznähe arbeiten wollten, durch Feldscheine ausweisen. Westdeutsche Landwirte konnten mit entsprechenden Bescheinigungen die Grenze zur Bearbeitung ihrer Äcker in der SBZ überschreiten.
Landarbeiterinnen überqueren die Demarkationslinie zwischen Tettenborn und Klettenberg (Foto: Grenzlandmuseum Bad Sachsa)
Feldschein der Gemeinde Branderode (Grenzlandmuseum Bad Sachsa)
Auf dem Weg zum Bahnhof Walkenried passierten viele der Grenzgänger den unmittelbar an der Demarkationslinie liegenden und bereits zum britischem Gebiet gehörenden Eisenbahntunnel, sowie die ebenfalls bereits auf britischem Gebiet liegenden Ansiedlungen der Juliushütte in der Nähe von Ellrich und des Wiedigshofes in unmittelbarer Nähe von Obersachswerfen.
Eisenbahntunnel in Richtung Walkenried, 350 m lang (Foto: P. Schmelter)
Am 30. Juni 1946 wurde auf Drängen der Sowjetischen Militäradministration durch Kontrollratsbeschluß die Demarkationslinie zwischen der sowjetischen und den westlichen Besatzungszonen vollständig gesperrt. Entsprechend den Kontrollratsdirektiven benötigten Personen, die aus dringenden Gründen in eine andere Zone reisen wollten, vom 29. Oktober 1946 an einen bei den alliierten Behörden zu beantragenden Interzonenpaß, der 30 Tage gültig war.
Juliushütte und Wiedigshof
Die beiden zu Walkenried gehörenden Örtlichkeiten „Juliushütte“ und „Wiedigshof“ spielten in den ersten Nachkriegsjahren für viele Grenzgänger eine wichtige Rolle, da sie auf dem Weg zwischen dem Bahnhof Walkenried und dem Bahnhof Ellrich unmittelbar an der Demarkationslinie lagen. Es erscheint daher angebracht, zu diesen beiden nachstehend einige Informationen zu geben.
Hilfreiche Unterstützung beim Gepäcktransport über die Grenze (Foto: E. Meyer)
Die Juliushütte, die ihren Namen dem Fabrikanten Julius Bergmann verdankte, der etwa um 1884 unmittelbar vor den Toren Ellrichs eine Gipsfabrik errichtet hatte, war bis Kriegsende zu einer kleinen Siedlung mit Produktionsgebäuden, Wohnhäusern, Schuppen und Stallungen angewachsen. Es lebten dort zeitweilig über 100 Menschen. Die meisten der dort ansässigen Familien waren in der Holzmehlfabrik von Armin Trinks beschäftigt, die dieser nach Einstellung der Gipsproduktion in den verlassenen Gebäuden des früheren Gipswerkes etwa um 1936 gegründet hatte. 1944 mussten die Wohngebäude der Juliushütte für die Wachmannschaften des dort neu entstandenen, unmittelbar angrenzenden Konzentrationslagers „Erich“ geräumt werden. Erst nach Kriegsende konnten die Familien in ihre früheren Wohnungen zurückkehren. Nach dem Rückzug der Amerikaner aus Thüringen besetzten die Sowjets für mehrere Wochen die Juliushütte, mussten СКАЧАТЬ