Leas Steine. Susanne Zeitz
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Название: Leas Steine

Автор: Susanne Zeitz

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783960085690

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СКАЧАТЬ ist mir alles ein bisschen zu viel. Erst der Tod meiner Mutter, dann die Sorgen um Andreas.« Klara sitzt zusammengesunken auf ihrem Stuhl und starrt in ihre Kaffeetasse.

      »Hast du von Andreas etwas Neues erfahren?« Margo nimmt ein Brötchen aus dem Korb und bestreicht es dick mit Butter und Honig.

      »Ja, er hat mir eine kurze SMS geschickt. Er meint, dass er großes Glück gehabt habe. Es sei nur ein Streifschuss am Bein. Aber er müsse noch im Militärlazarett in Kundus bleiben und würde von dort aus heimfliegen. Er melde sich, sobald er wieder daheim ist.« Klara seufzt tief. »Die Wohnung von meiner Mutter müssen wir auch noch leeren, damit wir sie bald verkaufen können.«

      Margo wundert sich über den Gedankensprung.

      »Jetzt erhole dich erst einmal richtig. Das hat doch wirklich noch Zeit mit der Wohnung! Was hat denn eigentlich der Arzt gesagt?«

      »Er meinte, das vor kurzem sei eine große Panikattacke gewesen.«

      »Ja und von was kommt so etwas und dann so plötzlich?« »Der Arzt hat gesagt, dass solche Attacken immer ganz unvermittelt, eben wie bei mir, mitten in der Nacht oder auch am Tag auftreten können. Dass ich das Gefühl gehabt habe zu sterben, gehört wohl zu den Symptomen. Es ist ein Entgleisen von Seele und Körper und das kann einen totalen Kontrollverlust auslösen, wie bei mir. Es war furchtbar.« Klara schenkt sich mit zitternden Händen noch einmal eine Tasse Tee ein. »Er hat mich für die nächsten zwei Wochen krankgeschrieben. Er meint, dass mein vegetatives Nervensystem gerade sehr angegriffen sei.«

      »Und von was kommt das?« Obwohl sich Margo in letzter Zeit oft Sorgen um sie gemacht hatte, ist sie doch schockiert über das Ausmaß. Dass es Klara so schlecht geht, hatte sie nicht gedacht. »Hast du denn Sorgen oder belastet dich etwas sehr stark?«

      »Der Arzt meinte, dass der plötzliche Todesfall meiner Mutter, die Sorgen und die Angst um Andreas eine Belastungsstörung bei mir ausgelöst haben. Dass ausgerechnet mir so etwas passieren würde, hätte ich nie gedacht!«

      »Wieso betonst du das so?«

      »Was?«

      »Na, ausgerechnet mir«, fragt Margo sie verwundert.

      »Ich habe mich bisher eigentlich immer sehr gut im Griff gehabt und ich bin kein so emotionaler Mensch, der seinen Gefühlen extrem stark ausgesetzt ist. Ich kann mich sehr gut beherrschen.«

      Vielleicht zu sehr, denkt Margo bei sich.

      »Und was unternimmst du jetzt dagegen?«

      »Ich habe Tropfen bekommen, die die Angst nehmen und die Stimmung anheben. Ich kann besser schlafen und habe momentan keine belastenden Träume mehr.«

      Klara denkt mit Schrecken an den Abend zurück, als sie von Konstanz gekommen war. Müde hatte sie die bestellte Pizza gegessen, als letzte Aktion das neue Bild an die Wand gehängt und war danach bald ins Bett gegangen. Die Angst um Andreas hatte sie begleitet. Sunny lag dicht neben ihr auf der Decke. Ihr leichter Atem und ihre wärmende Gegenwart hatten ihr etwas von dem Druck auf der Brust genommen, so dass sie recht schnell eingeschlafen war. Doch mitten in der Nacht war sie aus dem Tiefschlaf aufgeschreckt. Ihr Herz raste, sie war schweißnass und bekam kaum noch Luft. Sie fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Dazu kam eine riesige Angst, die sie fest umklammerte. Da sie sich allein nicht mehr zu helfen wusste, hatte sie den Notarzt angerufen. Im Krankenhaus konnten sie jedoch keine organische Krankheit feststellen, deshalb hatten sie ihr eine Konsultation bei einem Neurologen oder Psychiater empfohlen.

      Seitdem waren nun vier Tage vergangen.

      »Mit den Tropfen fühle ich mich wie in einer leichten Schleierwelt, alles wirkt gedämpft und ruhig. Irgendwie angenehm, doch ich glaube, ich kann nächste Woche noch nicht arbeiten. Ich schaffe es einfach nicht, mit dem Auto zu fahren und auch der Kontakt mit anderen Menschen macht mir immer noch Angst.« Klara hält den Blick gesenkt und spielt mit dem Kaffeelöffel.

      »Süße, das macht doch nichts. Du solltest auf den Arzt hören! Er hat dich nicht umsonst für zwei Wochen krankgeschrieben. Ich sage deine Termine ab, du erholst dich erst einmal und dann sehen wir weiter.«Nach allem, was sie gehört hat, bezweifelt sie allerdings, dass Klara bald wieder gesund genug ist, um zu arbeiten.

      »Denk daran, du bist nicht allein. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. Du musst dich einfach melden, aber ich schau sowieso morgen wieder bei dir vorbei.« Margo lächelt Klara an, die bleich und müde am Tisch sitzt. Sie macht sich ernsthaft Sorgen um sie.

      »Ich bin froh, dass du da bist!«, sagt Klara leise. »Soll ich uns noch Wasser für einen Tee aufstellen?«

      »Nein, ich trinke lieber einen Kaffee«, meint Margo und nimmt sich ein zweites Brötchen aus dem Korb und bestreicht es dieses Mal mit ihrer selbstgemachten Erdbeermarmelade. »Ich liebe so ein ausgedehntes Frühstück. Es hat etwas Gemütliches. Als Karl noch lebte, haben wir die Sonntage immer mit einem langen Frühstück begonnen. Manchmal sind wir um elf Uhr noch am Tisch gesessen, haben Kaffee getrunken und uns über alles Mögliche unterhalten oder wir haben uns Gedichte vorgelesen. Karl hat ja auch Reime geschrieben.« »Vermisst du Karl immer noch sehr?« Margo nickt. »Aber es ist keine Trauer mehr. Es ist eher ein schmerzhaftes Sehnen und eine schöne und kostbare Erinnerung. Ich bin dankbar, dass ich mit ihm so ausgefüllte und harmonische Jahre erleben durfte. Das ist ja nicht selbstverständlich.« Genüsslich trinkt Margo einen Schluck Kaffee.

      »Wir haben es doch schön, wir beide, nicht wahr?«

      Klara nickt, doch so ganz kann sie sich dem Frühstücksgenuss nicht hingeben. Da sie die Freundin jedoch nicht enttäuschen möchte, nimmt sie, zwar ohne großen Appetit, ein zweites Brötchen und bestreicht es mit Margos Marmelade. Dazu trinkt sie eine neu aufgebrühte Tasse grünen Tee.

      Die Wochen, die nun folgen, bringen die Einsamkeit mit, denn Klaras Welt ist klein und eng geworden. Da ihre Arbeit in der Galerie vorwiegend aus Kontakten mit Künstlern und Kunden besteht, wäre sie damit restlos überfordert. Der Anrufbeantworter nimmt ihr die Anrufer ab, telefonieren kann sie zurzeit nicht. Auf Menschenansammlungen reagiert sie mit Herzklopfen, Schweißausbrüchen und Atemnot. Mittlerweile kommt die Angst vor der Angst dazu.

      »Klara, du musst endlich etwas dagegen tun! So kann es nicht weitergehen!« Margo geht langsam die Geduld aus. Sie geht mit dem Hörer in der Hand aufgeregt hin und her. Klara hat sich soeben wieder für eine Woche krankgemeldet. Aber das ist für Margo nicht das Schlimmste. Sie wird mit der Arbeit in der Galerie gut fertig und die Mitarbeiterin in München erledigt ihre Aufgaben sehr zufriedenstellend. Nein, sie macht sich ernsthafte Sorgen um Klara.

      »Ich komme nach Ladenschluss noch bei dir vorbei. Tschüss bis dann.« Margo hängt den Hörer auf, bevor ihr Klara die übliche Absage erteilen kann. Es muss etwas geschehen und zwar bald! Sie greift wieder zum Telefon und ruft Marianne an, ihre langjährige Freundin. Als Analytikerin und Psychotherapeutin arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis. Sie schildert ihr kurz das Problem und bittet sie um Hilfe. Marianne ist bereit, Klara einen Termin zu geben, doch muss diese sich selbst darum bemühen und vor allem auch eine Therapie machen wollen.

      Margo macht sich auf den Weg zu Klaras Wohnung. Sunny wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. Nicht einmal mehr um ihren Hund kann sie sich kümmern! Seit zwei Wochen lebt Sunny nun schon bei ihr, da sich Klara nicht mehr traut, mit dem Hund Gassi zu gehen. Da muss sich etwas ändern und dafür werde ich jetzt sorgen!

      »Bald hast du dein Frauchen wieder, das verspreche ich dir!« Margo spricht sich selbst und dem Hund Mut zu, denn sie kennt Klaras Dickkopf und ihre Einstellung СКАЧАТЬ