Leas Steine. Susanne Zeitz
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Название: Leas Steine

Автор: Susanne Zeitz

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783960085690

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СКАЧАТЬ vor. Klara parkt ihr Auto vor dem Haus und steigt aus.

      Als sie klingelt, erscheint ein mittelgroßer, schlanker, noch recht junger Mann an der Tür. Bevor es ihm gelingt, sie zu begrüßen, stürzt ein kleiner, laut bellender, strubbeliger Hund mit wild wedelndem Schwanz an ihm vorbei auf sie zu. Micky, so wird er vorgestellt, springt begeistert an ihr hoch.

      »Lassen sie ihn nur, er riecht bestimmt meinen Hund«, beschwichtig Klara den Besitzer, der erfolglos versucht, den Hund zu sich zu rufen. Sie beugt sich hinunter und streichelt ihn, wobei es ihm immer wieder gelingt, mit seiner feuchten Schnauze ihr Gesicht zu berühren. Schließlich legt sich die Freude des Hundes und die verzögerte Begrüßung findet statt.

      Der Hausherr lacht und bittet sie herein. Er führt sie zuerst in das Wohnzimmer, wo sie freundlich von seiner Frau begrüßt wird. Sie hat liebevoll den Kaffeetisch gedeckt. Auf einem Tischtuch mit zart gestickten, gelben Rosen stehen Teller und Tassen aus dünnem, weißem Porzellan. Hellgelbe Servietten liegen, kunstvoll gefaltet, neben goldenen Kuchengabeln. Beleuchtet wird das Gesamtkunstwerk von zwei gelben Kerzen, die in blankpolierten, goldenen Kerzenhaltern leicht flackernd ihr Licht über den Tisch verbreiten. In der Mitte der Tafel steht auf einer goldenen Kuchenplatte ein selbstgebackener Apfelkuchen mit Schlagsahne. Klara muss bei diesem Anblick an ein Stillleben aus alter Zeit denken, was das wuchtige, blaue Sofa und die großen, rotgold gestreiften Sessel verstärken. Sie nimmt auf dem Sofa Platz, was gleichbedeutend mit einem Hineinsinken einhergeht, denn die Sprungfedern und die Spannkraft der Sitzfläche verraten das betagte Alter des Möbelstückes. Beinahe zeitgleich platziert sich auch Micky neben ihr und äugt äußerst interessiert auf den Kaffeetisch. Der Hausherr lächelt verlegen. Ihm scheint das Verhalten seines Hundes peinlich zu sein. Seine Frau reagiert durchgreifender. Mit leicht erhobener Stimme dirigiert sie den Hund in sein Körbchen. »Sofort jetzt!« Klara muss lachen. Diese Szene kommt ihr bekannt vor. Wahrscheinlich reagieren fast alle Hunde gleich, wenn es um Kuchen geht. Sie nimmt einen großen Schluck Kaffee. Langsam kehren ihre Lebensgeister zurück und die Anspannung lässt merklich nach. Der Kuchen schmeckt sehr gut, das Gespräch über Malerei plätschert leicht vor sich hin und Klara fühlt sich von Minute zu Minute wohler. »Der Kuchen schmeckt sehr gut«, lobt sie ihre Gastgeberin.

      »Das freut mich. Darf ich ihnen noch ein Stück geben?« Klara kann nicht widerstehen.

      Nach einer halben Stunde führt sie der Maler in sein Atelier. Es ist ein großer Raum unter dem Dach, der auf seiner Breitseite von einer durchgehenden Fensterfront erhellt wird. Zwei Staffeleien stehen im Raum. Auf der einen lehnt ein angefangenes Landschaftsbild und auf der anderen sind zwei kleine Mädchen zu sehen, die am Strand nach Muscheln suchen. Sie haben die gleiche Größe und tragen dieselben roten Kleidchen, die sich im Wind um ihre nackten, pummeligen Beinchen bauschen. Beide tragen kleine, rote Eimer in den Händen, ihre Köpfe sind geneigt und ihre roten Locken sind leicht zerzaust. Der Maler hat diese Szene so gekonnt herausgearbeitet, hat mit lichtvollen Farben eine solche Lebendigkeit geschaffen, dass Klara das Gefühl hat, sie selbst stehe mit den Kindern am Strand. Fast meint sie, das sanfte Plätschern der kleinen, auslaufenden Wellen zu hören und den würzigen Duft des Seetangs zu riechen.

      Klara weicht vor dem Bild zurück, als wäre sie geschlagen worden. Ein kurzer, tiefer Schmerz durchfährt sie. Sie kann es sich nicht erklären.

      »Frau Winter, geht es ihnen nicht gut? Sie sind ja ganz weiß im Gesicht. Möchten sie sich für einen Moment dort auf das Sofa setzen?« Der Maler berührt sie sanft am Ellenbogen.

      Klara schüttelt den Kopf.

      »Es ist alles in Ordnung. Mir war nur kurz schwindelig. Wahrscheinlich die lange Autofahrt. Nun würde ich mir gerne ihre Bilder ansehen.« Schnell wendet sie der Staffelei den Rücken zu.

      An den Wänden lehnen seine fertigen Werke. Einige hat er schon vorsortiert. Es handelt sich um typische Bodenseebilder: Der See mit seinen verschiedenen Gesichtern und Stimmungen, gerahmte Aquarelle von der letzten Segelregatta und Landschaftsbilder in Acryl vom Hegau mit seinen lieblichen Hügeln. Auf großformatigen Leinwänden hat er sehr gekonnt Stimmungen und Dynamiken eingefangen.

      Klara hat inzwischen ihr Gleichgewicht wiedergefunden. Ihr gefallen die Leichtigkeit der Farben und die Lichtspiele, die in seinen Bildern zu finden sind.

      »Ich kann mir gut vorstellen, ihre Bilder in meiner Galerie in einer Einzelausstellung zu zeigen. Vor allem unsere ausländischen Besucher werden begeistert sein. Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit mit ihnen. Das wird eine eindrucksvolle Ausstellung.«

      Der Maler strahlt sie an.

      »Ich freue mich auch darauf. Brauchen sie noch mehr Bilder oder sind es genug?«

      Klara überlegt.

      »Wenn sie noch sechs zusätzliche Bilder liefern könnten, dann würde ich eine Doppelausstellung ausrichten, zur selben Zeit in beiden Galerien. Ich könnte mir vorstellen, dass es meinen Kunden gut gefallen würde. Es wäre mal etwas Neues. Schaffen sie es noch bis zum Herbst, neue Bilder zu malen? Herbstliche Motive vom Bodensee würde ich vorschlagen.«

      »Ja, das würde gehen, aber eher mittlere Formate.«

      Sie vereinbaren, dass er sich mit Margo in Verbindung setzt, um weitere Schritte und Termine mit ihr festzulegen. Ohne sich noch einmal das Bild auf der Staffelei anzusehen, verlässt Klara vor dem Maler das Atelier.

      »Möchten sie noch zum Abendessen bleiben? Meine Frau richtet uns gerne eine Kleinigkeit zum Essen.«

      »Nein danke, das ist ganz lieb, aber ich fahre nicht gerne bei Dunkelheit auf der Autobahn. Ich mache mich lieber jetzt schon auf den Weg.« Klara nimmt ihren Mantel, der auf einem Stuhl liegt und zieht ihn an. Versunken sucht sie in ihrer Handtasche nach ihrem Autoschlüssel. Das Gemälde mit den Kindern geht ihr nicht aus dem Sinn. Was ist nur los mit mir? Warum berührt mich ausgerechnet dieses Bild so tief? Vielleicht sollte ich es kaufen. Im Geist sieht sie es in ihrem Wohnzimmer über der kleinen, weißen Anrichte hängen. Nein, lieber nicht, denkt sie. Das leise Räuspern des Malers unterbricht ihren Gedankengang.

      Sie besinnt sich kurz, dann zieht sie den Autoschlüssel aus der Tasche und verabschiedet sich von dem Künstler und seiner Frau, die ihr noch fürsorglich ein kleines Kuchenpaket in die Hände drückt. Klara fährt langsam um die Kurve, um dann auf die Hauptstraße zu gelangen. Doch sie ist abgelenkt. Beinahe übersieht sie die rote Ampel. Ihre Gedanken sind immer noch bei dem Bild. Tief in ihrem Inneren spürt sie eine tiefe Sehnsucht, wenn sie an die beiden kleinen Mädchen denkt. Sie kann nicht ohne das Bild heimfahren! Sie muss es haben, das wird ihr plötzlich klar. Hoffentlich ist es überhaupt verkäuflich! Schnell wendet sie ihr Auto und fährt zurück. Fast im Eilschritt legt sie die kurze Distanz von ihrem Auto zum Haus zurück. Ein bisschen zu stürmisch drückt sie auf die Klingel. Der Maler öffnet die Tür.

      »Frau Winter, haben sie was vergessen?« Erstaunt schaut er sie an.

      »Nein, aber ich möchte das Gemälde kaufen, wo die beiden Kinder drauf sind. Bitte sagen sie, dass es zu haben ist!« Aus Klara sprudelt es nur so heraus. Sie habe sich regelrecht in das Bild verliebt. Es würde so gut über ihre weiße Anrichte im Wohnzimmer passen.

      Der Maler kann sich ein Schmunzeln fast nicht verkneifen, als sie so übereifrig, mit geröteten Backen und bittenden Augen vor ihm steht.

      »Es ist zu verkaufen. Doch jetzt kommen sie erst einmal herein.«

      Sie gehen die Treppe zum Atelier hinauf. Auf dem abgewetzten, alten Sofa, das vor der Staffelei steht, nehmen sie Platz.

      »Mit diesem Bild hat es etwas Eigenartiges auf sich«, erzählt der Maler. »Vor sieben Jahren kam СКАЧАТЬ