Leas Steine. Susanne Zeitz
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Название: Leas Steine

Автор: Susanne Zeitz

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

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isbn: 9783960085690

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СКАЧАТЬ Aber es hat halt alles seinen Preis. Auch das Paradies kostet.« Marianne fährt sich mit der Hand durch ihre dunklen, halblangen Haare und lacht laut.

      Sie haben sich zu einem zweiten Frühstück unter dem Apfelbaum niedergelassen. Sunny sitzt mit erhobener Nase neben dem Tisch. Eine rotbraun getigerte Katze, die souverän durch den Garten schlendert, erklärt Sunnys Erregtheit. Die Katze scheint keine Berührungsängste zu kennen, denn sie kommt direkt auf die Sitzecke zu.

      »Hat dein Hund etwas gegen Katzen?«

      »Nein, im Gegenteil, sie liebt sie, vor allem von Margos Kater ist sie begeistert.« Klara streichelt Sunny über die strubbeligen Haare.

      »Dann kannst du sie ruhig von der Leine lassen, denn Manu mag Hunde und ist auch an sie gewöhnt.« Vorsichtig nähert sich Sunny der Katze, hält dabei aber eine gewisse Distanz zu ihr.

      »Ich habe mir gedacht, dass wir den heutigen Tag einfach nur genießen. Ich habe mir frei genommen und so können wir später einen Spaziergang über die Insel machen, beim Campingplatz einen Kaffee trinken, ihr könnt mit dem Ruderboot auf den See oder einfach im Garten bleiben, in der Sonne faulenzen und die Sicht auf den See genießen.« Marianne möchte, dass Klara sie in einem entspannten Zusammensein besser kennenlernt und Vertrauen fasst, denn sie spürt deren Unsicherheit und Erwartungsdruck. Der Vorschlag wird von beiden freudig angenommen. Zuerst unternehmen sie einen ausgiebigen Spaziergang über die Insel, trinken Kaffee in Mittelzell. Mittags geht Margo mit dem Boot auf den See, während es Klara vorzieht, am sicheren Ufer zu bleiben. Sie macht es sich mit ihrem Buch auf einem Liegestuhl gemütlich.

      Am nächsten Morgen wird Klara durch lautes Vogelgezwitscher geweckt. Die Sonne scheint durch das kleine Fenster und sie hört das leise Geplätscher der Enten auf dem See. Sie hat sehr gut geschlafen und spürt eine Energie in sich, die sie schon lange nicht mehr empfunden hat. Genüsslich streckt sie sich und verlässt schwungvoll das Bett. Margo und Marianne erwarten sie bereits am gedeckten Frühstückstisch unter dem Apfelbaum.

      »Guten Morgen, ihr Lieben. Seid ihr schon lange wach? Bin ich zu spät?« Klara setzt sich und schenkt sich eine Tasse Tee ein.

      »Guten Morgen Klara. Wir sind auch gerade erst gekommen. Hast du gut geschlafen?« Marianne streichelt Sunny, die neben Klara aufgetaucht ist.

      »Ja, danke, sehr gut. Du auch, Margo?«, fragt Klara.

      Margo nickt bejahend, denn sie hat den Mund voll.

      »Ich möchte heute nach Konstanz zum Einkaufen und fahre früh los, um die Stadt noch einigermaßen leer zu erleben.« Margo schenkt sich ein Glas frischgepressten Orangensaft ein. »Haben wir es nicht gut?«, fragt sie begeistert. »Wir sitzen an einem warmen Tag am Ufer des Bodensees und frühstücken im Garten. Gibt es etwas Schöneres?«

      Marianne und Klara stimmen ihr lachend zu.

      Klara hat heute Morgen ihre erste Sitzung bei Marianne. »Ich finde, wir bleiben bei diesem schönen Wetter im Garten«, schlägt sie vor. Das ist Klara sehr recht. Draußen fühlt sie sich freier und ungezwungener.

      Klara erzählt Marianne von ihren Träumen, die seit dem plötzlichen Tod ihrer Mutter wieder vermehrt auftreten und in ihr Angst und Schlafstörungen auslösen. Ihre Panikattacken, die sie so plötzlich überfallen haben und mittlerweile ihre Angst vor der Angst sind Themen in dieser ersten Stunde.

      »Ich hoffe, dass du mir helfen kannst, wieder gesund zu werden.« Klara schaut Marianne hoffnungsvoll an.

      »Viele meinen, allein der Besuch bei einem Therapeuten würde schon genügen, um gesund zu werden. Das ist ein Irrglauben, mit dem man heutzutage viel Geld verdient. Therapie bedeutet immer, an sich selbst zu arbeiten. Der Therapeut gibt nur Impulse, umsetzen muss sie der Klient selbst. Das kann unter Umständen sehr schmerzhaft sein, denn das heißt, mit eigenen Schattenanteilen konfrontiert zu werden, alte Traumata, Verdrängtes oder Unverarbeitetes aufzudecken oder noch einmal zu durchleben. Ein Therapeut kann nicht heilen. Gesundwerden kann der Mensch nur aus sich selbst heraus und den Weg dorthin, muss er allein gehen. Verstehst du, was ich damit sagen möchte?«, fragt Marianne.

      Klara nickt beklommen. Ihr wird es erst jetzt richtig bewusst, dass sie einen weiten Weg zurücklegen muss.

      »Ich werde mitarbeiten, denn ich möchte wieder ganz gesund werden!«

      »Sehr gut, dann beginnen wir mit der Therapie.«

      Am nächsten Tag fährt Margo allein nach Stuttgart zurück. Klara hat sich entschlossen, mit Sunny eine längere Zeit bei Marianne zu bleiben. Für Klara beginnt eine interessante Zeit.

      Ein klar strukturierter Tagesplan wird aufgestellt. Meditation, Yoga und Atemübungen, Spazierengehen, gesunde, vollwertige Ernährung und frühe Bettruhe stehen auf dem Programm. Gespräche, Malen, Plastizieren und Tagebuchschreiben füllen ihre Zeit aus. Als Klara ihre Träume schildert, fragt Marianne, ob sie eine Schwester gehabt hätte, die gestorben sei, was Klara aber verneint. Marianne versetzt Klara daraufhin in Hypnose: Sie führt sie in das Alter von drei Jahren zurück. Klara geht einen Weg entlang. Plötzlich steht sie vor einem großen, schmiedeeisernen Tor, das verschlossen ist. Das Weitergehen wird ihr verwehrt. Marianne fragt sie, was sie sieht, wenn sie durch die Eisenstäbe des Tores schaut. Klara kann nichts erkennen, denn dahinter ist alles schwarz. Aber aus der Ferne ertönt Meeresrauschen und sie hört das bitterliche Weinen eines Kindes. Als Klara beginnt, unruhig zu werden, führt Marianne sie aus der Hypnose zurück. Die Türe zu ihrer Kindheit scheint noch fest verschlossen zu sein!

      Klara erzählt viel von ihrer verhärteten, abweisenden Mutter und dem Vater, der die Familie verlassen hat, als sie gerade fünf Jahre alt war.

      »Wie sind deine Gefühle zu ihnen?«

      »Wenn ich an meine Mutter denke, dann fühle ich Schmerz über ihre Ablehnung und auch Ärger und Wut. Trauer über ihren Tod fühle ich momentan nicht. Meinem Vater kann ich seinen Weggang nicht verzeihen!« Auch von ihrer Ehe mit Jens berichtet sie und das erste Mal kann sie mit jemandem über den Schmerz und den Hass sprechen, mit dem sie seit bald zwanzig Jahren lebt. Auch ihm könne und wolle sie nicht verzeihen.

      Klara geht nach dieser schmerzhaften Stunde bei Marianne mit Sunny spazieren. Die Erinnerungen kommen ganz unvermittelt und mit einer solchen Klarheit, dass sie sich auf eine Bank setzen muss. Sie erlebt wieder die Freude ihrer Schwangerschaft. Sie ist jetzt schon im fünften Monat. Ihr Baby, es wird ein Mädchen, ist lebhaft und strampelt. Sie freut sich, die Bewegungen ihres Kindes zu spüren. Sie wollen sie Lena nennen. Auf diesen Namen haben sie sich endlich geeinigt. Lena, mein kleiner Schatz, spricht sie in Gedanken mit ihr. Ich freue mich, wenn du bald bei uns bist. Jens kommt an diesem Tag früher nach Hause, denn sie sind am Abend zu einer Party eingeladen. Klara hat keine Lust und möchte zu Hause bleiben und es sich auf der Couch gemütlich machen, doch Jens überredet sie mitzukommen. Auf der Heimfahrt passiert es dann. Jens merkt zu spät, dass die Straße gefroren ist. Er fährt zu schnell und kommt ins Schleudern. Das Auto überschlägt sich und bleibt auf dem Dach an einem Baum liegen. Als Klara wieder zu sich kommt, liegt sie schwer verletzt im Krankenhaus. Jens hat Glück gehabt, er ist nur leicht verletzt. Klara aber hat ihr Kind verloren! Sie gibt Jens die ganze Schuld an dem Unglück. Er hat ihr Kind umgebracht! Das kann und will sie ihm niemals verzeihen. Daran zerbricht ihre Ehe.

      Klara hat in den vielen Jahren nie darüber gesprochen, auch die Trauer hat sie nicht zugelassen. Nun kann sie endlich um ihr Kind weinen und trauern.

      Die Tage vergehen und Klara geht es mit jedem Tag ein wenig besser.

      »Marianne, soll ich die Medikamente absetzen? Was meinst du?«, fragt sie eines СКАЧАТЬ