Leas Steine. Susanne Zeitz
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Название: Leas Steine

Автор: Susanne Zeitz

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783960085690

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СКАЧАТЬ Die Kinder suchten am Strand nach Muscheln, eben wie auf dem Gemälde. Er fragte mich, ob es möglich sei, dieses Motiv, allerdings nur die beiden Mädchen, auf eine Leinwand zu übertragen. Das sei für mich kein Problem, erwiderte ich und so gab er es mir in Auftrag. Wir verabredeten, dass er das Bild nach einem Vierteljahr abholen würde. Aber er kam nicht. In der ganzen Aufregung, denn es würde meine erste Auftragsarbeit werden, hatte ich ganz vergessen, mir seine Adresse aufzuschreiben. Seit sieben Jahren steht es nun auf der Staffelei und wartet auf seinen Besitzer. Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, dass ich es verkaufen kann. Ich habe lange genug gewartet. Es scheint auch, als habe das Bild nun seine wahre Besitzerin gefunden.« Der Maler lacht sie an. »Das Foto habe ich leider nicht mehr dazu, das ist irgendwie verloren gegangen.

      »Das brauche ich nicht, das Gemälde wirkt so echt und lebendig, es ist einfach wunderschön.«

      Klara und der Maler stehen auf. Gemeinsam verpacken sie die Leinwand in Karton und mehreren Lagen Plastikfolie, so dass sie im Auto keine Druckstellen bekommt. Der Preis ist schnell verhandelt, das Bild gut im Auto verstaut und Klara macht sich in einer freudigen Stimmung auf den Heimweg.

      Beschwingt legt sie die Autobahnstrecke zurück. Die langsam hereinbrechende Dunkelheit bemerkt sie kaum, immer wieder sieht sie die kleinen Mädchen vor sich, die voller Begeisterung nach Muscheln suchen. Das Bild scheint mit seiner Lebendigkeit und Helligkeit Besitz von ihr ergriffen zu haben, denn sie fühlt sich glücklich, wie schon lange nicht mehr. Kurz vor Herrenberg gerät sie in den obligaten Stau. Das hat mir gerade noch gefehlt! Ich möchte endlich heim, etwas essen und dann das Bild aufhängen, außerdem werden Sunny und Margo sicher schon auf mich warten. Ungeduldig drückt sie am Radio herum und sucht einen Sender. Im SWR3 läuft die übliche Popmusik. Klara ist mit ihren Gedanken wieder bei dem Bild. Die Kinder scheinen sich sehr nahe zu sein. Warum haben Andreas und ich diese Nähe nie aufbauen können? Wir verstehen uns gut, aber diese Vertrautheit haben wir nicht. Er bezieht mich in sein Leben nicht mit ein. Eigentlich weiß ich gar nicht, was er denkt oder was er sich so vom Leben wünscht. Jeder geht seinen eigenen Weg. Vielleicht lag es an Mutter, die immer irgendwie zwischen uns stand. Ich wurde von ihr oft zur Seite gedrängt, wenn es um Andreas ging.

      Die Mädchen sehen aus, als seien sie Zwillinge, überlegt sie weiter. Klara erinnert sich an ihr Lieblingsbuch Hanni und Nanni. Es handelte von Zwillingsschwestern, die ihre Schulzeit im Internat verbrachten und viele Abenteuer erlebten und Mutproben zu bestehen hatten. Wie hatte sie die Romanheldinnen beneidet und sich nach einer Schwester gesehnt!

      Die Musik wird unterbrochen. Die Nachrichten werden durchgegeben. Mittlerweile weiß man, dass bei dem Anschlag in Afghanistan zwei Bundeswehrsoldaten getötet und zwei Auslandskorrespondenten schwer verletzt worden sind. Klara erstarrt. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Hoffentlich nicht Andreas! Die Freude weicht dem üblichen Druck in der Brust. Sie spürt, wie sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn ausbreitet. Mühsam versucht sie, die aufkommende Angst zu verdrängen. Sie lässt das Fenster herunter und atmet gierig die kühle Luft ein. Die Anspannung lässt ein wenig nach. Endlich setzt sich die Autoschlange wieder in Bewegung und löst sich langsam auf.

      Sie seufzt erleichtert auf, als sie in die Straße einbiegt, in der Margos Haus steht. Zum Glück ist vor dem Haus ein freier Parkplatz. Schnell steigt sie aus und eilt durch den Garten. Sunny scheint sie schon gehört zu haben, denn ihr freudiges Gebell dringt nach draußen. Bevor Klara klingeln kann, öffnet Margo schon die Tür.

      »Klara schön, dass du da bist. Du wirst schon sehnsüchtig erwartet.«

      Doch das hätte sie nicht extra betonen müssen, denn Sunny drängelt sich bereits an ihr vorbei und springt voller Begeisterung an Klara hoch. Diese beugt sich kurz zu dem Hund nieder, um ihm, jedoch ohne allzu große Freude, über den Kopf zu streicheln. Irritiert blickt Sunny zu Klara. Auch Margo schaut sie erstaunt an. Was ist los mit ihr?

      »Möchtest du zum Abendbrot bleiben?«

      Klara schüttelt den Kopf.

      »Ich bin müde und möchte heim. Gibst du mir bitte die Hundeleine.«

      Margo geht ins Haus und kehrt mit der Leine zurück.

      »Danke fürs Hüten. Bis morgen. Komm Sunny.«

      Margo begleitet beide bis zum Gartentor und schaut dem Auto nach, bis es außer Sichtweite ist. Klara hat ihr gar nicht gefallen. Ihr war der unstete Blick aufgefallen, mit dem Klara sie angesehen hatte. Margo macht sich Sorgen um sie. Sie hatte so abwesend und verkrampft gewirkt. Hoffentlich ist es wirklich nur die Müdigkeit, denkt sie. Seufzend geht sie zurück ins Haus. Sie kann ihr nicht helfen!

      Klara ist froh, Margos fragenden Blicken endlich nicht mehr ausgeliefert zu sein. Sie spürt, wie ein dumpfer Schmerz sich seinen Weg vom Hinterkopf zu ihrer Stirn und zu ihren Schläfen bahnt. Wahrscheinlich bekomme ich eine Migräne. Sie war noch nie so froh, in ihre Straße einzubiegen, wie jetzt gerade. Als sie kurz darauf ihr Auto in der Tiefgarage abstellt, fällt ihr ein, dass sie vergessen hat, frische Lebensmittel einzukaufen, doch sie hat jetzt keine Lust mehr, in den Supermarkt zu gehen. Ich werde mir eine Pizza bestellen, dazu ein Glas Rotwein trinken und bald ins Bett gehen, nimmt sie sich vor. Erschöpft fährt sie mit dem Aufzug in den sechsten Stock. Sie ist froh, in die Geborgenheit ihrer Wohnung zu kommen. Sunny trottet ohne großen Elan hinter ihr her und zieht sich bereits nach kurzer Zeit in ihr Körbchen zurück.

      Klara wird vom Klingeln der Türglocke und von Sunnys erwartungsvollem Bellen geweckt. Verwundert schaut sie auf die Uhr. Es ist gerade 8.30 Uhr. Wer kann das denn sein? Sie erwartet niemanden. Schnell zieht sie ihre Jeans an, streift einen Pulli über und geht zur Türe. Vielleicht ist es Andreas. Sie weiß, dass das nicht sein kann, aber es wäre so schön! Doch es ist Margo mit einem Korb in der Hand, aus dem eine Bäckertüte herausschaut.

      »Guten Morgen, meine Liebe, ich wollte mal nach dir sehen und da dachte ich, so ein gemeinsames Sonntagsfrühstück ist eine gute Idee.«

      »Margo, ich freu mich, aber ich komme gerade aus dem Bett, habe noch nicht geduscht und mit dem Hund war ich auch noch nicht draußen.« Klara, die immer noch mit ihrer Schlafträgheit kämpft, versucht sie loszuwerden. »Vielleicht ein anderes Mal.«

      »Das stört mich gar nicht! Während du dich fertigmachst, gehe ich mit Sunny raus. Außerdem habe ich unser Frühstück mitgebracht. Du musst nur noch den Kaffee kochen.« Sie schwenkt fröhlich den mitgebrachten Korb, in dem außer den Brötchen auch noch Erdbeermarmelade, Honig und Butter sichtbar werden. Margo scheint heute keine Ausflüchte zu akzeptieren. »Komm Sunny, gehen wir. Bis in einer halben Stunde.« Später sitzen sie am gedeckten Tisch. Die frischen Brötchen duften in ihrem Korb und der Kaffee verbreitet sein kräftiges Aroma. Margos Blick fällt auf die Wand gegenüber.

      »Hast du ein neues Bild?«

      »Ja«, antwortet Klara, »wie findest du es?«

      Margo betrachtet das Gemälde eingehender.

      »Es ist sehr gut gemalt, aber ich würde es mir nicht unbedingt daheim aufhängen. Hast du es von dem Konstanzer Maler?«

      Klara nickt und schaut liebevoll auf die Muschel suchenden Kinder.

      »Immer, wenn ich es anschaue, fühle ich tief in mir eine schmerzhafte Sehnsucht, die ich mir nicht erklären kann. Komisch, aber es ist so.«

      »Wie meinst du das?« Margo kann das Gesagte nicht ganz nachvollziehen.

      »Die starke Verbundenheit der beiden Mädchen berührt mich. Sie strahlen eine Einheit aus, nach der ich mich immer gesehnt habe und die ich bis jetzt in meinem Leben nicht gefunden habe. Zu meiner Mutter nicht, denn sie ließ zu mir keine Nähe zu und Andreas СКАЧАТЬ