Kämpferherz. John Eldredge
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Название: Kämpferherz

Автор: John Eldredge

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783765572982

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СКАЧАТЬ Die „Occupy Wall Street“-Bewegung lebte doch von einer berechtigten Empörung, und ich kenne niemanden in meinem Alter, der nicht auf eine Revolution hoffte. Aber inzwischen kommen einem die unaufhörlichen Proteste eher als illegal vor als die Manipulation von Aktienmärkten und die dreisten Diebstähle von Aktienmanagern und Vorständen.

      Ganz sicher hat die Gier das kapitalistische System korrumpiert. Aber das heißt nicht, dass das System an sich korrupt ist. Mit Geld ist es wie mit einem Auto: Es kann dich an gute Orte bringen, es kann dich an üble Orte bringen; es kann dir Abenteuer ermöglichen, und es kann dich ernsthaft verletzen. Alles hängt davon ab, wer am Steuer sitzt. Die Leute machen schon ziemlich viel Blödsinn mit Autos, aber das macht das Auto an sich nicht schlecht.

      Aber lassen wir das Geld mal für einen Moment aus dem Spiel. Reden wir vom Ertrag unserer Arbeit. Geld ist eigentlich nur ein Symbol für unsere Arbeit. Wir werden zwar nicht mehr zu einem System des Gütertausches zurückkehren – ich repariere deine Schuhe und du gibst mir dafür das Brot, das du heute früh gebacken hast. Heute erhalten wir für unsere Arbeit ein Gehalt oder Honorar, und das wiederum verwenden wir, um für unsere Bedürfnisse zu sorgen – und hoffentlich auch für die anderer. Geld ist einfach die Frucht unserer Mühe, der Ertrag unserer Arbeit. Und Arbeit ist etwas sehr Gutes und ausgesprochen wichtig dafür, dass ein Mann sich als Mann fühlt. Als Gott den Menschen schuf, schuf er ihn, um „fruchtbar“ zu sein (1. Mose 1,28). Das Erste, was Adam erhielt, war eine Aufgabe. Arbeit. Ein Tag harter Arbeit kann uns sehr zufrieden machen. Kein echter Mann will sich wie ein Schmarotzer vorkommen, der von der Arbeit anderer lebt.

      Einen wirklich üblen Job hatte ich in dem Sommer, als ich achtzehn wurde. Ich arbeitete für einen Landkreis in Oregon. Wir verkleideten Dachböden mit Isolierstoffen. Es war ein heißer Sommer; im Juli waren es über dreißig Grad – und das bedeutete bestimmt fünfundvierzig auf diesen Dachböden. Ich schwitzte wie ein Politiker an einem Lügendetektor. Ich schwitzte, wie ich noch nie geschwitzt hatte, und das führte dazu, dass die winzigen Fasern der Isolationsmatten an jedem Quadratzentimeter meines Körpers klebten. Grässliches Zeug. Aber trotz alldem: Wenn wir abends die Arbeit beendeten, erfüllte mich eine tiefe Zufriedenheit; dieses Gefühl: „Mann – wir haben’s geschafft! Wir haben eine wirklich harte Sache durchgestanden. Wir haben uns dieses Geld verdient!“

      Das gehört ganz wesentlich zum Mannsein dazu: dass man sich vor den Pflug spannt. Nicht in sinnloser Sklaverei, sondern als Mensch, der geschaffen ist, um fruchtbar zu sein, als jemand, der produktiv sein will. Paulus sagte es so:

      Ihr wisst doch genau, dass ihr auch darin unserem Beispiel folgen sollt. Denn wir haben uns nicht vor der Arbeit gedrückt. Oder haben wir jemals auf Kosten anderer gelebt? Im Gegenteil: Tag und Nacht haben wir gearbeitet und uns abgemüht, um niemandem von euch zur Last zu fallen. Wir hätten zwar von euch Unterstützung verlangen können, doch wir wollten euch ein Vorbild sein, dem ihr folgen sollt. Schon damals haben wir euch den Grundsatz eingeschärft: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.

      (2. Thessalonicher 3,7-10)

      Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben: Oft ist es gar nicht der Job, den ich nicht mag. Lange war es die Arbeit überhaupt. Ich habe überhaupt keine Befriedigung gespürt, wenn ich gearbeitet habe; und ich schob das darauf, dass ich unbedeutende Jobs hatte. Aber im letzten Sommer hat ein Projekt mir da zu mehr Klarheit verholfen. Ich habe mit meinem Freund Trevor eine große Veranda abgebeizt. Es waren lange, heiße, trockene Tage; das Zeug, das wir verwendeten, biss; selbst mit Mundschutz und Schutzbrille fiel uns das Atmen schwer. Zwischendurch begann sich die Welt um uns zu drehen, und wir sahen weiße Mäuse. Aber wenn wir dann nach getaner Arbeit abends am Pokertisch saßen, spürten wir beide, dass die kalten Drinks und die Gemeinschaft irgendwie bedeutsamer waren, weil wir so viel investiert hatten, um dorthin zu kommen.

      Ich erinnere mich noch an ein anderes Gefühlshighlight aus der letzten Zeit. Das war, als ich mich von dir und Mom geldmäßig unabhängig gemacht habe. Also natürlich war ich froh, dass ihr mich in der Uni finanziell unterstützt habt. Aber danach wollte ich das nicht mehr. Irgendetwas in mir sagte mir, dass ich die Dinge allein in die Hand nehmen sollte. Vielleicht war das so ein Urinstinkt, dass ich selbst in der Lage sein wollte, etwas Essbares auf den Tisch zu bringen. Wie auch immer – finanzielle Unabhängigkeit ist für mich total wichtig, wenn ich mich als echter Mann fühlen will.

      Schön – wir haben also das Geld mal außer Acht gelassen und uns auf die Arbeit an sich konzentriert. Und stellen fest: Ehrliche Arbeit und die Früchte, die sie trägt, sind etwas sehr Gutes. Das ist entscheidend auf dem Weg vom Kind zum Mann. Geld zwingt uns, erwachsen zu werden; es holt uns ständig auf den Boden der Tatsachen zurück, in die Realität. Und Realität ist eine gute Gabe Gottes. Sie hat so eine eigene, wunderbare Weise, uns zu erden. Der Extremsportler Dean Potter ist gewiss ein phänomenaler Kletterer und Basejumper. Aber inzwischen glaubt er, er könne fliegen. Da haben wir wieder den Jungen. Psychologen nennen das „magisches Denken“. Manche Philosophen bezweifeln sogar, dass so etwas wie Realität überhaupt existiert. Dann krachen sie beim Rückwärtsfahren in den Zaun des Nachbarn, und die Realität katapultiert sie flink heraus aus ihrem magischen Denken. Wir müssen essen. Wir brauchen Kleidung. Die Wirklichkeit zeigt uns, wie abhängig wir letztlich sind.

      Und genau hier kommt die Angst ins Spiel. Ich kenne so viele Männer, die ihre Entscheidungen auf Angst gründen: Angst, nicht genug Geld zu haben – also nehmen sie den erstbesten Job, den sie finden; Angst, in einer Sache, von der sie vielleicht träumen, nicht erfolgreich zu sein – also suchen sie erst gar nicht nach einem entsprechenden Job; Angst, nichts Besseres mehr zu finden oder ihren Traum nicht verwirklichen zu können – also halten sie es in einem Job aus, der sie krank macht.

      Das erinnert mich an ein Gespräch mit Blaine und Luke, in dem es um Angst ging. Blaine hatte erzählt, dass viele Menschen Angst vor dem Schwimmen haben und deshalb gar nicht erst in ein Schwimmbecken steigen. Ganz ähnlich meiden viele Menschen in der Kirche die Berührung mit Geld; sie schieben Geldangelegenheiten von sich oder wählen „den unteren Weg“. Blaines Eindruck war, dass das weniger aus ehrlichem Glauben oder innerer Stärke heraus geschieht, sondern vielmehr aus Angst davor, sich auf die Welt der Finanzen einzulassen. „Aber der Kuchen hat eben nur eine bestimmte Größe“, meinte er. „Er wird auf jeden Fall verteilt, und ich hätte dabei gern ein Wörtchen mitzureden, indem ich mich für die Projekte einsetze, die ich gut finde …“

      Vor allem ein Gedanke blieb mir hängen: Es braucht Mut, sich auf die Welt des Geldes einzulassen. Wenn wir uns dazu weigern, verlieren wir die Möglichkeit mitzuentscheiden, wie das Geld ausgegeben werden soll.

      Gestern hatte ich ein schreckliches Telefonat mit dem Automechaniker, der mir dabei hilft, meinen VW Käfer wieder auf die Straße zu bringen. Er begann mit dem Satz, den ich schon zu oft gehört habe: „Sieht aus, als sei das Problem größer, als wir zunächst angenommen hatten.“ Sofort war der Gedanke da: Und wie soll ich das bezahlen? Aber er hatte recht. Der Wagen musste gründlich überholt werden. Das kleine Finanzpolster, das ich gespart hatte, würde dafür nicht reichen. Oh Mann, ich sage dir, das war ein Gefühl, als ob dir der Boden unter den Füßen wegrutscht. Es war ein Kampf, mich auf die Zusage zu konzentrieren, dass Gott für mich sorgen wird. Meine Gedanken sprangen hin und her, und ich überlegte fieberhaft, welche Jobs ich noch annehmen könnte oder ob ich die alten Geburtstagskarten noch mal nach Geldscheinen von Oma durchsehen sollte. Ich war beherrscht von dem Gefühl: Ich gehe unter, und niemand ist da, um mir zu helfen.

      Genau das meine ich, wenn ich sage, Geld bringt uns ständig auf den Boden der Tatsachen zurück. Es zwingt uns, uns damit auseinanderzusetzen, was wir wirklich glauben. Bin ich ganz allein? Hängt alles von mir ab? Ich glaube, beim biblischen Konzept, den Zehnten zu geben, geht es im Kern genau darum. Wenn am Monatsende das Gehalt auf dem Konto eingeht und du als allererstes zehn Prozent davon für Hilfsprojekte ausgibst, dann taucht sofort die Frage auf: Kann ich wirklich darauf vertrauen, dass Gott für mich sorgt? Darum geht es auch Jesus, wenn er von den Lilien auf dem Feld und so weiter spricht:

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