Mit Gott die Welt verändern. John Eldredge
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Название: Mit Gott die Welt verändern

Автор: John Eldredge

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783765574719

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СКАЧАТЬ sind, und dann können wir die Normandie zurückerobern, geistlich gesprochen. Oder vielleicht würde ich auch umgekehrt vorgehen – das Reich der Finsternis besiegen, die Welt in einem einzigen großen Feldzug von allem Übel befreien und dann hätten wir Luft, um die Menschheit zu erneuern.

      Denn ganz ehrlich, eine Invasion zu unternehmen, während Gott noch daran arbeitet, dass wir erwachsen werden, sieht für mich ein bisschen danach aus, als wolle man die Normandie nicht mit einem Bataillon Marineinfanteristen zurückerobern, sondern mit der dritten Klasse von Fräulein Müller, dem Jugendkreis der Sankt-Florians-Gemeinde und einer Handvoll Erwachsener, die man sich zufällig aus dem Telefonbuch rausgesucht hat. Es sieht nach einem Hobbit mit einem Taschentuch aus, der gegen einen Drachen in die Schlacht zieht.

      Aber ich habe die Geschichte nicht geschrieben und der, der sie geschrieben hat, hat mich nicht um Rat gebeten.

      Also stellen wir fest: Wir stecken nun mal da drin – in genau derselben Situation, in der Bilbo Beutlin und die Kinder in Narnia sich vorfinden. (Vielleicht ist das der Grund, warum wir diese Geschichten so lieben; irgendwo tief drinnen wissen wir, dass sie die Wahrheit erzählen.)

      Nehmen wir an, wir wären zutiefst überzeugt von den beiden Grundannahmen über Gott und über diese Welt, die ich oben dargestellt habe. Würden wir dann nicht ebenso dringlich beten lernen wollen, wie ein Soldat lernen will, wie er mit der Waffe umgehen muss? Wir haben wirklich keine Vorstellung davon, welche Siege wir tatsächlich erringen können, solange wir nicht lernen zu beten. Vielleicht werden auch wir Dürrezeiten beenden und Waldbränden Einhalt gebieten.

      Drei

      Der Aufschrei des Herzens

      Ja, es hatte geregnet, aber vom bevorstehenden Hagel ahnten wir nichts.

      Das Wetter spielte einfach verrückt. Zehn Meilen vor uns schüttete einer dieser überraschenden Wolkenbrüche (hier im Westen der USA typisch!) tausend eisige Golfbälle auf den High­way 395. Wir befanden uns nach einem Angeltrip auf dem Rückweg von Bridgeport nach Hause und wollten ein bisschen Zeit aufholen. Mein Freund Frank saß am Steuer und drückte ordentlich auf die Tube seines 81er Ford E – einem alten Schlitten, wie Kirchen­gemeinden oder Kidnapper sie gern fahren.

      Als wir um eine Kurve bogen, war der Hagel plötzlich da. Wir fuhren zu schnell, um noch reagieren zu können. „Aaahh … was ist denn dieses weiße Zeug da vorn? … Hagel etwa?“ Aber da begannen wir uns schon um die eigene Achse zu drehen, elegant wie ein Eiskunstläufer. Dann schlitterten wir über die großen Eismurmeln auf die Gegenfahrbahn und schließlich in den Entwässerungs­graben auf der anderen Seite. Ein Bild, wie es die Nilpferdballerinas aus Fantasia abgeben – Giganten, die in elegantem Schwung der Katastrophe entgegenwirbeln. Und Sie haben jetzt länger gebraucht, um meine Schilderung zu lesen, als die ganze Sache gedauert hat.

      Ich stemmte die Hände aufs Armaturenbrett, um mich gegen den bevorstehenden Aufprall zu wappnen, und betete das Einzige, was ich in dem Moment beten konnte und musste: „Jesus!“

      Dann hingen wir schon kopfüber in den Sitzen (Sicherheitsgurte funktionieren tatsächlich), Öl tropfte durch Löcher im Armaturenbrett, die Scheibenwischer quietschten rhythmisch auf der Windschutzscheibe. (Wer denkt schon daran, den Scheibenwischer auszumachen, wenn er sich gerade mit dem Wagen überschlagen hat?) Franks und mein benommenes Schweigen löste sich in spontanem Gelächter, in dem sich eine alberne, schwindlige Erleichterung Luft machte, die dem Beinahe-Frontalzusammenstoß folgt.

      Manche Gebete sprechen sich wie von selbst; sie sind ein „Schrei aus tiefstem Herzen“. Für Gebete dieser Art braucht man kein Training. Tausende solcher Herzensschreie zu Gott habe ich schon ausgestoßen; ich bin sicher, Sie auch. Zum Beispiel, wenn das Telefon klingelt und die Nachricht alles andere als gut ist und Ihnen nichts anderes mehr einfällt, als zu stammeln: „Vater … Vater … Vater“ – und darin der ganze Aufschrei Ihres Herzens liegt. Das sind ganz wunderbare Gebete, sie kommen aus tiefster Seele, oft ganz unwillkürlich, und sie sind in Gottes liebenden Ohren immer willkommen. Die Psalmen sind voller Beispiele für diese Art von Gebet aus spontanem Gefühlsüberschwang:

      Mit lauter Stimme rufe ich zu Gott,

      ja, ich schreie zu ihm!

      Mit lauter Stimme rufe ich,

      damit er mir ein offenes Ohr schenkt (Psalm 77,2).

      Höre, o Gott, mein lautes Flehen, achte auf mein Gebet!

      Aus weiter Ferne, wie vom Ende der Erde, rufe ich zu dir,

      denn mein Herz ist mutlos geworden.

      Ach führe mich doch auf jenen Felsen,

      der für mich zu hoch ist!

      Denn du bist für mich zu einer Zuflucht geworden,

      zum starken Turm, der mich schützt vor dem Feind (Psalm ­61,2-4).

      Wie lange noch, Herr, willst du mich vergessen? Etwa für immer?

      Wie lange noch willst du dich vor mir verbergen?

      Wie lange noch muss ich unter tiefer Traurigkeit leiden

      und den ganzen Tag Kummer in meinem Herzen tragen?

      Wie lange noch darf mein Feind auf mich herabsehen? (Psalm 13,2-3).

      Schwingt da nicht tief innen etwas in uns mit, wenn wir diese Worte der Psalmdichter lesen? Unsere Seele antwortet Ja. Das ist uns vertraut. Das sind Worte, die uns aus der Seele sprechen. Worte wie „Kummer“ und „mein Herz ist mutlos“ und „Zuflucht“ spielen wie ein Geigenbogen auf den Saiten unseres Herzens. Oder auch: „Wie lange …?“ Da entringt sich mir unwillkürlich ein tiefer Seufzer, von dem ich nicht wusste, dass er in mir steckt; mir war gar nicht bewusst, dass ich den Atem angehalten hatte. „Wie lange?“ – auf diese Worte stößt man oft in den Psalmen. Sie entsprechen der menschlichen Situation nur allzu sehr.

      Wenn ich ehrlich sein soll: Die Aufrichtigkeit dieser Gebete ist für mich einer der stärksten Beweise für die Wahrheit der biblischen Botschaft. Sehen Sie: Wenn jemand versuchen wollte, eine neue Religion zu begründen und die Welt von der Wahrheit seiner Sache überzeugen müsste, er würde wohl kaum so unverblümt reden, wie die Bibel es tut. Hier wird nichts für die Öffentlichkeit geschönt. Und das ist ein großes Geschenk für uns; es gibt uns die Erlaubnis, Gefühle zu haben, und alle dürfen wir zu Gott bringen: „Schüttet ihm euer Herz aus! Gott ist unsere Zuflucht“ (Psalm 62,9).

      Der Aufschrei des Herzens erfolgt unwillkürlich, wenn wir ihn zulassen. Gebete dieser Art finde ich in mir, wenn ich morgens aufwache. „O Gott, komm mir zu Hilfe. Hilf mir heute, Herr.“ Manchmal ist es nur ein einziges Wort, das mein Herz wiederholt: Jesus, Jesus, Jesus. Wenn wir es zulassen, strömt dieses unwillkür­liche Gebet aus uns heraus. Stellen wir also den Zensor ab; lassen wir unser Herz und unsere Seele sprechen. Die Psalmen Davids sprechen eine solche unredigierte, unzensierte Sprache. Und welche Bandbreite an Emotionen sich da findet! In einem Moment jubelt er: „Dich, Herr, liebe ich von Herzen!“, und im nächsten kommt schon: „Warum hast du mich verlassen?“

      Dich, Herr, will ich loben von ganzem Herzen,

      von all deinen Wundern will ich erzählen.

      Über dich will ich mich freuen und jubeln,

      zur Ehre deines Namens ein Lied singen, du Höchster! (Psalm 9,2-3).

      Mein Gott, mein Gott, warum hast СКАЧАТЬ