Название: Mit Gott die Welt verändern
Автор: John Eldredge
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783765574719
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Patch blickt zum Himmel auf.
„Also bitte, gib mir eine Antwort – sag mir, was du im Schilde führst.“
Schweigen.
„Okay, betrachten wir’s mal logisch: Du erschaffst den Menschen. Der Mensch erleidet enorm viel Schmerz. Der Mensch stirbt. – Vielleicht hättest du ein wenig länger brainstormen sollen, bevor du diese Welt erschaffen hast.“
Pause.
„Am siebten Tag hast du dich ausgeruht. Vielleicht hättest du den Tag besser verwendet, um uns zu bemitleiden.“1
Patchs Weltsicht ist lückenhaft – gefährlich lückenhaft. Sie lässt ein paar schrecklich entscheidende Fakten der Geschichte außer Acht:
„Du erschaffst den Menschen. Der Mensch beschließt, gegen dich zu rebellieren. Wir liefern unser Leben, diese Welt und die Geschichte der Menschheit dem Bösen aus. Unser ganzes Elend beruht auf dieser Tatsache. Aber du greifst ein – du sendest deinen Sohn, um uns zu retten. Seitdem befinden wir uns in einem weltgeschichtlichen Kampf um diese Menschheit und um diesen Planeten.“
Sehen Sie, welchen Unterschied die wenigen „Auslassungen“ machen? Ohne diese Elemente der Geschichte können wir Dinge wie Waldbrände oder Mordfälle nicht verstehen. Ebenso wenig wie die Frage, warum manche Gebete wirken und manche nicht.
Es gibt Antworten
Das Gebet stellt uns vor ein furchtbares Dilemma. Wir wollen beten, das liegt in unserer Natur. Wir wollen verzweifelt gern glauben, dass Gott sich für unsere Sache einsetzt. Aber dann … sieht es nicht danach aus, als ob er das täte. Und was machen wir dann?
Ich glaube, gerade in diesem Dilemma steckt Gott. Ich glaube, er will, dass wir dranbleiben, dass wir damit ringen, so lange, bis wir wirkliche, tragfähige Antworten gefunden haben.
Die Wirklichkeit, in der wir uns vorfinden, ist weitaus komplexer, als man die meisten Menschen glauben gemacht hat – besonders Menschen, die an Gott glauben. Wie Patch haben wir ein gefährlich lückenhaftes Verständnis von unserer Situation, zum Beispiel:
Gott ist allmächtig.
Er hat nicht eingegriffen.
Also war es wohl nicht sein Wille, etwas zu tun.
Ja – Gott ist souverän. Und in dieser Souveränität hat er eine Welt erschaffen, in der die Entscheidungen von Menschen und die Entscheidungen von Engeln zählen. Und zwar gewaltig.
Er hat uns die „Würde der Ursächlichkeit“ verliehen, wie Blaise Pascal es formuliert hat. Unsere Entscheidungen haben enorme Konsequenzen. Darauf werden wir noch ausführlich zurückkommen. Auf jeden Fall lässt sich das Gebet nicht auf die schlichte Formel bringen: „Ich habe gebetet; Gott hat sich nicht gerührt. Er hat es wohl nicht gewollt.“
Wir sind in die spannendste Geschichte eingestiegen, die sich überhaupt nur denken lässt. Eine Geschichte voller Gefahr, Abenteuer und Wunder. Es gibt nichts Hoffnungsvolleres als den Gedanken, dass die Dinge auch anders sein können, dass wir in der Tat Berge versetzen können und dass wir eine Rolle darin spielen, dass dies geschieht.
Vielleicht finden wir erste Antworten oder wenigstens eine neue Perspektive auf die Dinge in einer Geschichte aus dem Alten Testament. Während der Herrschaft von König Ahab (circa 860 v. Chr.) litt der Nahe Osten unter einer Dürre, die dreieinhalb Jahre anhielt. Die Ernte verdorrte; im Land herrschte Hunger; das Vieh musste geschlachtet werden, weil es nicht genug Futter fand. Eine Szene wie aus den jüngsten Hungergebieten Afrikas. Aber ein Ende war in Sicht; Gott hatte dem Propheten Elia gesagt, dass die Zeit der Dürre zu Ende sei. „Nach mehr als zwei Jahren sagte der Herr zu Elia: ‚Geh jetzt, und zeig dich Ahab! Ich will es wieder regnen lassen‘“ (1. Könige 18,1; Hfa).
Endlich hatte sich der Himmel erbarmt; es würde regnen; eine wahre Sturzflut nahte bereits heran, beinahe eine biblische Sintflut – Regen von der Art, dass Ochsenkarren bis zu den Radachsen im Schlamm versinken und die Kinder eine Woche schulfrei kriegen. Aber bevor das geschehen konnte – und das ist der erste faszinierende Zug an der Geschichte –, bevor es so weit war, musste Elia beten. Warum das denn? Konnte Gott es nicht einfach regnen lassen? Schwer zu sagen. Bleiben wir also bei der Geschichte …
Während Ahab aß und trank, stieg Elia zum Gipfel des Karmel hinauf. Dort oben kniete er nieder, verbarg das Gesicht zwischen den Knien und betete. Nach einer Weile befahl er seinem Diener: „Steig auf den höchsten Punkt des Berges, und blick über das Meer! Dann sag mir, ob du etwas Besonderes siehst.“ Der Diener ging, hielt Ausschau und meldete: „Kein Regen in Sicht!“ Doch Elia schickte ihn immer wieder: „Geh, sieh noch einmal nach!“
Endlich, beim siebten Mal, rief der Diener: „Jetzt sehe ich eine kleine Wolke am Horizont, aber sie ist nicht größer als eine Hand.“ Da befahl Elia: „Lauf schnell zu Ahab, und sag ihm: ,Lass sofort anspannen, und fahr nach Hause, sonst wirst du vom Regen überrascht!‘“ Da kam auch schon ein starker Wind auf, und schwarze Wolken verfinsterten den Himmel. Es dauerte nicht mehr lange, und ein heftiger Regen prasselte nieder. Ahab bestieg hastig seinen Wagen und fuhr in Richtung Jesreel (1. Könige 18,42-45; Hfa).
Ich liebe diese Geschichte; sie ist so bodenständig und unglaublich hilfreich, wenn es darum geht zu verstehen, was Beten ist und wie es funktioniert. Gott will handeln, das steht fest; aber er besteht darauf, es nicht ohne Elias Gebet zu tun. Das erinnert mich an ein Wort von Augustinus: „Ohne Gott können wir nicht. Ohne uns will Gott nicht.“
Wir befinden uns in einem Universum, das so gestaltet ist, dass das Gebet darin eine wesentliche Rolle spielt, manchmal die entscheidende Rolle. Unsere Entscheidungen zählen.
Weiter: Elia sondert nicht nur ein paar kleine Stoßgebete ab; keine „Schnittblumen-Gebete“, wie Eugene Peterson sie nennt. Kein schnelles „Jesus, bitte geh mit uns in diesen Tag“. Elia ist entschlossen, Ergebnisse zu sehen. Er kniet nieder und betet und dann schickt er seinen Diener, damit der feststellt, ob sein Gebet funktioniert – hat es irgendwelche Auswirkungen?
Ich liebe diese Haltung des alten Propheten, seine Bereitschaft, alles daranzusetzen, zu sehen, was geschieht, und dann anhand der Ergebnisse den nächsten Schritt zu tun. Der Diener kommt zurück und berichtet, der Himmel sei klar und blau, so wie seit Jahren, so verschlossen wie der Schoß der alten Sarai. Das ist der Punkt, an dem die meisten von uns aufgeben. Aber der alte Prophet bleibt bei der Stange. Noch eine Gebetsrunde, noch einmal muss der Diener Ausschau halten. Nichts.
Elia zieht den Mantel aus, stemmt sich in die Riemen und betet weiter. So schnell lässt er sich vom Augenschein nicht entmutigen.
Noch sechs Mal wiederholt er sein Gebet. Wir würden inzwischen längst bei Starbucks hocken und etwas von der „dunklen Nacht der Seele“ vor uns hin jammern und fragen, was wir nur mit dem „Schweigen Gottes“ anfangen sollen. Ganz anders unser alter Israelit – der ist noch immer auf seinem Berg und hält durch. Nach acht Gebetsrunden – und Runden scheint mir tatsächlich ein angemessener Ausdruck; man denkt an Runden im Boxring, an Schweiß, verbissenen Siegeswillen und ganzen Einsatz –, nach acht Runden also sagt der Diener: „Tatsächlich, da ist eine kleine Wolke am Horizont, kaum eine Hand groß.“ Mehr braucht es nicht und der Sturm ist im Anmarsch.
Vergleichen wir dies mit einer Geschichte, die Anne Lamott in ihrer Autobiografie Traveling Mercies erzählt. Sie schildert ihre verständliche überwältigende СКАЧАТЬ