Der Kessel der Götter. Jan Fries
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Название: Der Kessel der Götter

Автор: Jan Fries

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783944180328

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СКАЧАТЬ In den meisten Fällen sehen alle drei Frauen ziemlich gleich aus, sie haben das gleiche Alter, den gleichen Stand und das gleiche Aussehen. Es gibt viele unterschiedliche Darstellungsformen – manchmal tragen sie Roben, manchmal sind sie nackt, sie tragen Hüte, Kapuzen, unbedecktes Haar, und so weiter, aber für gewöhnlich gibt es innerhalb der Dreiergruppe keine individuellen Unterschiede. Dass sie drei Aspekte einer einzelnen Göttin sein sollen, wie Graves und seine Anhänger behaupten, wird nirgends ersichtlich. Stattdessen sollten wir uns bei den römischen Armeen bedanken, dass sie so viele Matronen erfunden haben. Es gab Matronen „aller Nationen”, „von Übersee”, „von Italien, Germanien, Gallien und Britannien”, von kleinen Provinzen wie beispielsweise die Matronen der Sueben, der Friesen, „des Haushalts” und sogar Matronen „des Exerzierplatzes”. Das klingt nicht nach einem einzigen Trio, es hört sich eher wie ein populäres Konzept an, dass an individuelle Bedürfnisse angepasst wurde.

      Eine Spur von ihnen hat vielleicht in den mittelalterlichen britischen Mythen überlebt, wo man eine Madron (Mutter) findet, deren einzige Eigenschaft darin besteht, dass sie einen Sohn namens Mabon (Junge) hatte, der ihr mysteriöserweise direkt nach der Geburt geraubt und auf einer einsamen Insel gefangen gehalten wurde, als einer der drei berühmten Gefangenen Britanniens. Mabon geht vielleicht auf einen gallischen Gott namens Maponus (göttlicher Jüngling) zurück, den die Römer mit Apollon identifizierten, dem Patron der Künste und der Heilkunst. Es existiert eine Statue von ihm, die eine Leier trägt; vielleicht erinnerst Du Dich auch von der Bleitafel von Chamalières her an seinen Namen. Ein in Hexham gefundener Altar bezeichnet ihn als Apollo Cithareodus, d. i. „der Harfner”; eine Weiheinschrift aus Ribchester bringt ihn mit der Jagd in Verbindung und zeigt ein Abbild einer Jagdgöttin. In der Geschichte von Culhwch (Mabinogi) taucht er kurz als Experte auf dem Gebiet der Jagd auf, der von König Arthur gebeten wird, einen monströsen, wilden Eber zu jagen. Ein anderer Mabon, mit Beinamern Vab Mellt, ist in der bardischen Poesie der Sohn des Blitzes. Wieviel er und seine alte Mutter mit ihren heidnischen Prototypen gemein haben, ist eine andere Frage.

      Die Matronen sind übrigens ein gutes Beispiel für die inhärenten Probleme bei der Suche nach den Ursprüngen der keltischen Kultur. Im 19. Jahrhundert verkündeten Wissenschaftler häufig, der Fund eines Altars mit einer Weiheinschrift bedeute, dass die betreffende Gottheit an diesem Ort verehrt worden war. Fragt sich allerdings, von wem. Wurden die Matronen je von den Briten verehrt? Die erhaltenen Kultbilder waren größtenteils für hochrangige Offiziere aus dem Rheinland hergestellt worden. Man findet zahlreiche Inschriften und Altäre an den Orten, wo die Kämpfe am härtesten waren, wie zum Beispiel am Hadrianswall in Britannien oder in der Nähe des Limes, der sich durch Deutschland zieht. Die dort stationierten Legionäre hatten gute Gründe, zu den Göttern ihrer Heimat zu beten und ihnen zu opfern. Nichts ist so wirksam wie reiner Terror, damit die Leute sich der Religion zuwenden. Wenn nun römische Offiziere die Altäre dort in Auftrag gaben, wo sie stationiert waren, sind diese Gottheiten dann gerade nicht die Götter, die vor Ort verehrt wurden. Erst, wenn die Leute vor Ort den Brauch übernahmen und ihre eigenen Götter nach römischer Manier darstellen ließen, können wir davon ausgehen, dass es sich um etwas Einheimisches handelte.

       Gottheit mit beschädigtem Gesicht

      aus Euffigneix, Departement Haut-Marne, Frankreich, Sandstein, Höhe 26 cm. In der Mitte ein Eber, an der linken Flanke (nicht dargestellt) befindet sich statt eines Arms ein großes Auge.

      Datiert zwischen der späten La Tène-Zeit und der Frühzeit der römischen Besatzung.

       Andere Kulte

      Was die Diskussion über importierte Götter angeht, so muss ich Ronald Hutton danken, der mir hilfreicherweise vorgeschlagen hat, nach Inschriften Ausschau zu halten, die nicht aus Kampfgebieten stammen (oder Rentnersiedlungen für Veteranen wie die Cotswolds), sondern nach Orten abseits der Wege. Küchenlatein oder ein Darstellungsstil, der anders als der römische ist, sind auch ein guter Hinweis für eine Verehrung vor Ort. Und da wir gerade von ungewöhnlichen Kulten sprechen, möchte ich eine Angelegenheit erwähnen, die nur selten in der Populärliteratur auftaucht. Ich meine damit die Inschrift von Botorrita, die in keltiberischer Schrift auf einer Bronzeplatte angebracht wurde. Diese Platte stammt aus einer Siedlung, die im ersten Jahrhundert vor unserer Zeit zerstört wurde. Es stehen etwa 200 Worte darauf, von denen zwei Drittel lesbar sind. Die Übersetzung von Karl Horst Schmidt, 1976 sorgte für einige Aufregung. Laut dieser Deutung haben wir es mit den drei heiligen Tempelgebäuden von Togoites und Sarnikios zu tun, zweier Gottheiten, die bis heute noch recht unbekannt sind. Ihre Namen dürften nach dem heutigen Stand der Sprachforschung (Wolfgang Meid, Die erste Botorrita-Inschrift, Innsbruck 1993) wahrscheinlich soviel wie Eidgott und Wiedergutmacher bedeuten.

      Der Text, verunstaltet durch zahlreiche Lücken, erweist sich als eine Urkunde, welche die Nutzungsrechte des heiligen Bezirks festlegt. Dazu gehören Regeln, die Brandbeschädigung untersagen, die Gebäude und die Anlagen beschützen und die Pflichten der Benutzer festlegen, so zum Beispiel gangbare Wege auszustechen und bestimmte Abgaben in Silber zu bezahlen. Am verblüffendsten war die Passage, die Schmidt sehr vorsichtig wie folgt übersetzte:

      6. er dabei ist, zu schützen, diese (Gebäude), sollen außerhalb (und) innerhalb drei Bären säugen. In

      7. die Halle des Neitos sollen sie sie schicken. Da dieser, dem sie die gesäugt Habenden schicken, Bärinnen hat, da (er) des Custaix

      8. Bärinnen (hat), weil er diejenigen, welche ihm gehören, entweder außerhalb oder zu Hause tötet, sollen sie jede zehnte von ihnen opfern für diesen starken (?), möge sie klein oder groß sein, (?)…, für den Sarnikios (und) die Akainakoi

      10. sollen sie nicht getötet werden; für den Togoites, der Urantios oder Arandis gedeihen lassen soll/wird, sollen sie die (jede) zehnte (Bärin) opfern. Diese…

      (Zur keltiberischen Inschrift von Botorrita. Bulletin 26, VI, Mai 1976, Übersetzung von Karl Horst Schmidt)

      Was hat dieser mysteriöse Text zu bedeuten? Manche Details sind einen Kommentar wert. Es existierten mehrere Bärenkulte in der La Tène-Zeit, die sich Göttinnen und Göttern wie Artio, Matunus oder dem gallischen Mercurius Artaios widmeten. Dass gelegentlich Bären geopfert wurden, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, da die meisten von den Kelten geopferten Tiere domestizierte Tiere waren. Als die obige Übersetzung veröffentlicht wurde, verursachte sie eine Menge Aufregung. Die Sache mit den Bären war einfach zu schön. Inzwischen wurde die Platte gründlich gereinigt und restauriert. Eine etwas neuere Übersetzung von W. Meid (1994), der den Text nach einer neuen Studie des Originals transkribierte, beseitigt alle Romantik. In seiner Wiedergabe kommt das Bärenopfer nicht mehr vor. Was bleibt, ist ein nüchterner Text betreffend die Riten zur Bestellung sakralen Landes.

      Betreffend das ‘bergige’ Gebiet des Togoit- und des Sarnicios wurde Folgendes verfügt als nicht erlaubt. Wer immer aber diese (Verbote) übertritt’ bzw. ‘wer immer aber derartige (Tätigkeiten) durchführen möchte, soll… Silber nehmen, (und zwar) hundert śancili´stara (Werteinheiten), um es im (Tempel des) Togoit- zu deponieren.’

      Weder ist es erlaubt, dort (?) (etwas) draufzutuen, noch ist es erlaubt, (Arbeiten) zu verrichten, noch ist es erlaubt, durch ‘Bruch’ Schaden zu verüben.’ …

      (Meid 1993 : 36 und 38)

      Der Text beginnt mit Verboten und mit Bussgeldern für die Übertretung der Verbote. Er fährt damit fort, dass jeder, der auf dem Gelände Kuhställe, Koppeln, ummauerte Schanzen oder kleine Hütten erbaut, verpflichtet ist, auch einen Pfad dazu anzulegen. Wer einen Pfad anlegt, ist dazu verpflichtet, alles Material innerhalb СКАЧАТЬ