Название: So wird man Rockstar und Millionär
Автор: Gene Simmons
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783854454748
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Das verwirrte mich. Und so begann mein Interesse an der Theologie und unterschiedlichen religiösen Glaubensansätzen. Begierig begann ich das Neue Testament zu lesen, den Koran und weitere geistliche Bücher. Ich erfuhr etwas über den Islam, der sowohl die Christen als auch die Juden wertschätzte. Damals lernte ich so viel, dass ich bei heutigen Begegnungen mit den verschiedensten religiösen Fanatikern im Vorteil bin. Wenn sie versuchen, mich zu überzeugen, wird es sehr schwierig, denn ich kann ihnen problemlos mit Psalm und Zeile kontern. (Kleiner Hinweis: Der Stolz war schon immer meine Lieblingssünde.)
Für mich bedeuteten die USA eine vollkommen neue Welt, die ich mir nie hätte vorstellen können, voller unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlichen Religionen, die alle zusammenlebten. Ich empfand es als aufregend, dass die Amerikaner so unterschiedliche Menschen willkommen hießen und Immigranten die gleichen Chancen boten wie den im Land selbst Geborenen. Das verblüffte mich und zählt zu einem der Gründe, warum ich die USA bis zum heutigen Tag aus ganzem Herzen liebe.
Ich durfte alles lesen, was ich wollte, und meine Meinung sagen. Darüber hinaus waren Mutter und ich frei – es gab keine Nazis, die uns umbringen wollten, oder angrenzende Staaten, die unser Verschwinden begrüßt hätten. Die freie Meinungsäußerung war im Gegensatz zu meiner früheren Heimat nicht ständig bedroht.
Durch die Einwirkung des neuen Umfelds begann ich meine Stärke zu spüren. Ich entwickelte ein neues Lebensgefühl. Daran war das Fernsehen nicht ganz unschuldig. Ich sah Superman, der von einem anderen Planeten kam, aber dennoch zu wahrer Größe aufstieg. Ich fühlte mich – ja, wie Superman. Mein Selbstwertgefühl wuchs, und ich war endlich jemand, da mir die USA das Recht einer eigenen Identität zusicherten. In den USA herrschte die Vorstellung: „Nichts ist unmöglich.“ Man erkannte die Einstellung auf den Gesichtern der Menschen, die zur Arbeit fuhren, und man empfand es beim Fernsehen, wenn irgendwelche Kerle durch die Luft folgen und Kugeln an ihnen abprallten. Man roch sie förmlich. Man spürte es überall. Sie mussten nicht zwangsläufig aus den USA kommen – wie Superman, der von Krypton stammte, und später die Beatles, die von Großbritannien aus ihren Siegeszug antraten. In meiner jungen Perspektive betrachtet, schien das Heldentum sich im Leistungsdenken des amerikanischen Schmelztiegels der Kulturen auszudrücken.
Die USA lehrten mich, dass niemand besser ist als der andere. Egal welche Hautfarbe, welchen Akzent oder religiösen Glauben man hatte – niemand durfte sich herausnehmen, dir ein Gefühl der Minderwertigkeit zu vermitteln.
Niemand!
Diese Grundeinstellung gehörte zu den Faktoren, durch die ich vorwärtskam und von denen ich mich niemals abbringen ließ. Der einzigartige amerikanische Geist der Individualität und des Stolzes erlaubten mir, mich mit der Idee des Unternehmertums auseinanderzusetzen: Man konnte nicht nur einiges erreichen – man konnte alles erreichen. Diese Vorstellung und das zugrundeliegende Gefühl ermöglichten es mir, zusammen mit meinem Partner Paul Stanley eine Band zu gründen. Die Band, die wir liebend gerne auf der Bühne gesehen hätten, aber als Zuschauer nie sahen. Doch davon später mehr.
„Früh ins Bett und früh aus dem Bau, das macht einen Mann gesund, wohlhabend und schlau.“
BENJAMIN FRANKLIN
(Gründungsvater, Erfinder des Blitzableiters, der Bifokalbrille und des Franklin-Stubenofens. Pionier bei der Entdeckung der Elektrizität, Mitautor der Unabhängigkeitserklärung, erster US-Botschafter in Frankreich und Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung sowie der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.)
Nach einem Jahr waren Mutter und ich endlich in der Lage, in ein Apartment zu ziehen, das nur einige Blocks von der Yeshiva University entfernt lag. Die Miete betrug 35 Dollar im Monat.
Wir konnten uns keinen großen Luxus erlauben, doch wir besaßen wenigstens einen kleinen Fernseher. Nachdem die Kiste in der Wohnung stand, hatte ich das Gefühl, als würde sich mir die Welt eröffnen. Ich sah die Nachrichten. Ich sah Superman. Ich schaute Zeichentrickfilme. Ich schaute Spielfilme. Ich lernte mehr vom Fernsehen als von jedem anderen Medium, mit dem ich mich jemals auseinandersetzte. Mehr als aus Büchern. Mehr als von den Lehrern und in der Schule.
Das Fernsehen öffnete mein Bewusstsein für Fantasy. Für Science Fiction. Für die Realität, und zwar durch die Nachrichtensendungen. Fernsehen wirkte direkt und unmittelbar. Besonders die Adventures Of Superman waren für mich eine Offenbarung: Oh mein Gott. Dieser Mann kann durch die Luft fliegen und stammt noch nicht mal aus den USA – so wie ich ist er auch ein Einwanderer. Das Fernsehen zeigte mir damals wie auch heute noch, dass es für die Vorstellungskraft keine Schranken oder Barrieren gibt. Keine Idee ist zu fremdartig oder abwegig, als dass man ihr nicht nachgehen könnte – im Geschäfts- wie auch im Privatleben.
Da ich den Tag an der Yeshiva verbrachte, hatte ich unter der Woche kaum Zeit zum Fernsehen. Aber an den Wochenenden – ja, sogar am Sabbat, der bei uns am Samstag begangen wurde – klebte ich förmlich vor der Flimmerkiste, oft sogar den ganzen Tag und abends so lange ich durfte. Manchmal blieb ich bis zum Sendeschluss wach und starrte auf den leeren Bildschirm, nachdem die vier oder fünf lokalen Sender, die uns damals zur Verfügung standen, abgeschaltet hatten.
Durch das Fernsehen lernte ich, wie man mit einem sogenannten „midatlantic accent“ sprach, der vor allem in New York, New Jersey und Pennsylvania üblich ist und sich von da aus ausbreitete. Es handelt sich um den von Nachrichtensprechern in allen Teilen des Landes gesprochenen Tonfall des amerikanischen Englischs, egal, ob sie aus dem Süden stammten (wo die Silben von der Bevölkerung eher ausgewalzt werden) oder aus dem Norden (wo die Silben von der Bevölkerung eher verkürzt werden).
Das faszinierte mich, denn ich war in die USA eingereist, ohne eines einzigen Wortes der Sprache mächtig zu sein. Und so machte ich es einfach den Nachrichtensprechern nach. Zugleich bemerkte ich, dass sie stets bessere Kleidung trugen als die Menschen auf der Straße, was ihnen einen Hauch von Autorität verlieh. So lernte ich ihre Sprache – ohne Akzent –, und sogar heute noch höre ich Kommentare von Leuten, die meinen, ich redete wie ein Nachrichtensprecher.
Ich erinnere mich, dass ich 1959, ein Jahr nach unserer Ankunft in den USA, einen Freund in seinem Apartment in Brooklyn besuchte und einen hohen Stapel Comics sah, aufgetürmt in einer Ecke. Vor diesem Tag hatte ich noch nie etwas von Comics gehört, geschweige denn, einen gesehen. Damals besuchte ich noch die Yeshiva University und versuchte, die englische Sprache zu kapieren. Ich konnte nur wenige Bocken, und die nur mit einem breiten israelischen Akzent. Mein Freund und ich setzten uns vor den Stapel, und er reichte mir den ersten Comic.
Ich kann mich noch ganz genau erinnern. Er stammte aus der Serie World’s Finest Comics und beinhaltete Superman (den Mann also, denn ich im Fernsehen gesehen hatte, wie er durch die Luft raste) und Batman. Mich beeindruckte die Tatsache, dass es sich hier um keine gewöhnlichen Menschen handelte. Es waren außergewöhnliche Menschen, die außergewöhnliche Leben führten. Und immer gab es ein Gut und ein Böse.
Ich wurde augenblicklich süchtig und verschlang Comics. Das mache ich immer noch, so, wie offensichtlich die ganze Welt. Comics, einst ein verhältnismäßig kleines Underground-Phänomen, werden mittlerweile längst als ein einflussreiches kulturelles Genre und eine nicht zu unterschätzende Wirtschaftkraft anerkannt. Die jährlich in San Diego stattfindende Comic Con hat sich von einer eintägigen Veranstaltung mit 145 Besuchern zu einem viertägigen Event entwickelt, der Hunderttausende anzieht, ähnlich dem Filmfestival in Cannes, und zahlreiche Ableger in aller Welt hervorrief.
Die kulturelle Energie der Comics, der Fantasy und der Science Fiction lässt sich am zeitgenössischen СКАЧАТЬ