Название: So wird man Rockstar und Millionär
Автор: Gene Simmons
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783854454748
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Es stellte sich als ein gutes Geschäft heraus. Wenn ich zehn Dollar für zehn Pfund Comics blechte, gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der richtige Titel mit dem richtigen Datum und in einer guten Qualität dabei war, der Tausende Dollar einbringen konnte. Zu den Entdeckungen zählte eine alte Ausgabe von Action Comics, die ich auf dem Dachboden eines Verkäufers gefunden hatte. Es war der Titel, in dem Superman seinen Einstand gab. Es muss wohl Nummer 58 gewesen sein, und die Ausgabe befand sich in einem exzellenten Zustand. Ich kannte einen Sammler mit einem eigenen Shop in Elmhurst, Queens, neben der High School gelegen (der Newtown High), auf die ich gegangen war. Nach längerem Hin und Her – und nachdem er gemerkt hatte, dass ich den Wert der Ausgabe kannte – verkaufte ich sie ihm für 800 Dollar. Hiermit erfüllte ich den „fiduziarischen Dienst an sich selbst“, den ich hier am Beispiel erläutern will: Aufgrund meiner Recherchen wusste ich vom Wert des Hefts. Wäre dem nicht so gewesen, hätte er mir möglicherweise zu wenig bezahlt, denn es lag nicht in seinem Verantwortungsbereich, mich zu korrigieren. Es war meine Pflicht, mir über den Wert der Ware selbst Kenntnis zu verschaffen.
Im Herbst 1972 nahm ich meine Arbeit beim „Puerto Rican Interagency Council“ auf, einem von der Regierung finanzierten Forschungs- und Dokumentationsprojekt. Das Ziel lag in der Analyse der Verwendung staatlicher Gelder zur Unterstützung von Puerto Ricanern in den nordöstlichen USA. Ich führte das Büro, das an der Lexington Avenue und East Ninety-Fifth Street in Upper Manhattan lag, und zwar als Assistent der beiden Leiterinnen des Projekts, Magdalena Miranda und Leticia Diaz. Ich hütete die Schlüssel des Büros und war für die Öffnung verantwortlich, die Beantwortung von Telefonanrufen, das Tippen von Schreiben und die Wartung der Vervielfältigungsapparate und Kopierer – also für alles, was anfiel.
Der Bericht, an dem wir arbeiteten, trug den Titel: Verbesserte Sozialleistungen für Puerto Ricaner im Nordosten der USA und in Puerto Rico. Ich muss den Titel kennen, denn ich tippte jeden einzelnen Buchstaben. Ich bin stolz, immer noch eine Ausgabe davon zu besitzen. Auf der ersten Seite findet sich eine Liste der am Projekt Beteiligten. Lässt man den Blick bis ganz nach unten schweifen, sieht man meinen Namen, Gene Klein, unter dem man mich damals kannte.
Nach Ende eines Arbeitstags beim „Puerto Rican Interagency Council“ fuhr ich mit der Subway nach Downtown zu einem an der Fifth Avenue und Fourteenth Street gelegenen Feinkostgeschäft. Dort arbeitete ich bis 22 oder 23 Uhr an der Kasse – für zwei Dollar die Stunde. Darüber hinaus durfte ich so viel essen, wie ich wollte, und sogar etwas mit nach Hause nehmen.
Dann, um ungefähr 23 Uhr, nahm ich die U-Bahn, um wenige Blocks weiter in der 10 East Twenty Third-Street auszusteigen, wo Paul Stanley und ich mit den Proben von Wicked Lester begannen. Wir übten bis 1 oder 2 Uhr morgens. Es war keine sonderlich glamouröse Gegend New Yorks. Auch heute ist sie nicht schön anzusehen. Doch 1972 interessierte uns nur das Loft im zweiten Stockwerk ohne Fenster, aber mit einer Tür, das zudem noch billig war. Paul und ich kümmerten uns um den Mietvertrag für den Probenraum, der uns die beachtliche Summe von 200 Dollar im Monat kostete. Der Fahrstuhl funktionierte so gut wie nie, was uns dazu zwang, die Treppen mit den Verstärkern im Schlepptau zu erklimmen. Doch dort wurden die Grundsteine für unseren Erfolg gelegt. Und wir arbeiteten wirklich unermüdlich daran!
Jede Nacht nach Probenende machte ich mich zu Mutters neuer Wohnung in Bayside, Queens, auf. Es lag weit von Manhattan entfernt, und so musste ich die U-Bahn bis zur letzten Station in Queens nehmen, dort in einen Bus umsteigen und bis zur letzten Haltestelle fahren, was eine Stunde und 20 Minuten dauerte. Schließlich entschied ich mich, mein Bett und einen Fernseher im Probenraum in Manhattan zu platzieren, auch „das Loft“ genannt. Somit war es uns möglich, so lange zu proben, wie wir wollten, und ich konnte immer noch um 7.30 Uhr aufstehen, um die Arbeit beim „Puerto Rican Interagency Council“ um 8.45 Uhr zu beginnen.
Man sagt: „Lege niemals alle Eier in einen Korb.“ An der Wall Street wird die Lebensweisheit mit „das Risiko streuen“ beschrieben. Obwohl ich über keine ökonomische Ausbildung verfügte, schien ich instinktiv bestimmte Grundsätze des klugen wirtschaftlichen Handelns jedoch zu kennen. Ich wollte einer Karriere im Musikgeschäft nachgehen, auch genannt: „Eine Rockband gründen“. Doch es gab keine Garantie, dass sich das jemals auszahlte. Tatsächlich hätte mir eine Analyse der Statistiken verraten, dass ich ein schlechtes Blatt hatte. Während des Versuchs, eine Band zusammenzustellen, ging ich also, wie gesagt, zur Absicherung noch zwei anderen Jobs nach. Als KISS dann durchstartete, hatte ich die Summe von 23.000 Dollar angehäuft. Obwohl ich meiner Leidenschaft nachgehen wollte, widersagte ich zuerst der Versuchung, meine Lebensführung ganz darauf auszurichten und alles aufs Spiel zu setzen. Wie sich herausstellte, wäre das Spiel letztlich zu meinen Gunsten ausgefallen, doch das vorauszusehen, war so gut wie unmöglich. Schon bald schmiss ich die verschiedenen Jobs dann allerdings doch hin, da unsere neue Band meine ganze Zeit in Anspruch nahm. Innerhalb von eineinhalb Jahren sollten wir es schaffen, im Anaheim Stadium in Kalifornien aufzutreten. Doch selbst das war noch kein Hinweis darauf, dass ich all meine Hoffnungen auf ein Ziel hätte ausrichten und alles auf eine Karte setzen sollen. Während meiner beiden Jobs und dem zusätzlichen Engagement in der Band lernte ich eine wichtige Lektion, die mich immer wieder vor Unglück bewahrte: Streue das Risiko. Spiele, um zu gewinnen.
„Egal, ob du glaubst, es zu schaffen, oder glaubst, es nicht zu schaffen – du hast Recht.“
HENRY FORD
(Industrieller, Gründer der Ford Motor Company und Erfinder des modernen Fließbandes)
Ich habe mich selbst erfunden. Bei der Geburt taufte man mich auf den Namen Chaim Witz. Witz (ausgesprochen Vitz) war der Nachname meines Vaters.
Für die meisten Amerikaner klingt mein ursprünglicher Vorname, als hätte eine Katze ein Haarknäuel verschluckt. Das liegt daran, dass der hebräische Guttural „ch“ (es ist vielleicht der bekannteste Laut des Hebräischen) in der englischen Sprache und auch den meisten der vom Latein abgeleiteten Sprachen so gut wie unbekannt ist. Eine Ausnahme stellt das Deutsche dar, das über ein eigenes, aber weniger kehliges „ch“ verfügt.
Nach unserer Ankunft dauerte es nicht lange, bis ich herausfand, dass mein hebräischer Name hier nicht zweckmäßig war. Niemand wusste, wie man ihn buchstabierte oder aussprach. Aus dem Grund fällt es Menschen westlicher Kulturen schwer, den Namen des jüdischen Feiertags Chanukka, des Lichtfestes, zu buchstabieren oder auszusprechen.
Und so entschied ich mich zu einer Namensänderung!
Genau.
So einfach.
Wenn ich dich nach deinem Namen frage, stehen die Chancen gut, dass du ihn mir verrätst. Aber ich kann dir eins sagen: Es ist nicht dein Name. Du hattest bei der Wahl kein Mitspracherecht. Wahrscheinlich wurde er schon vor deiner Geburt für dich ausgesucht.
Ich entschied mich zu einem eigenen Namen. Einem Namen, den ich mir selbst gab.
Im Leben hat man nicht viele Wahlmöglichkeiten. Man kann sich seine Herkunft nicht aussuchen. Man kann weder die Hautfarbe noch das Geschlecht bestimmen. Und so fällte ich die Entscheidung, mich neu zu erfinden, und begann dabei mit meinem Namen.
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