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СКАЧАТЬ hier, im Kantonnement von Krishnapur, waren alle anderen Häuser einstöckig; die Möglichkeit, nach oben zu gehen, war ein Luxus, in dessen Genuss nur der Collector und seine Gäste kamen. Tatsächlich war der einzige sonstige Wohnsitz in der näheren Umgebung, der sich einer Treppe rühmen konnte, der Palast des Maharaja von Krishnapur; nicht, dass dies der Gemeinschaft der Engländer viel genutzt hätte, denn der alte Maharaja hatte zwar einen wohlgeratenen Sohn, der in Kalkutta von englischen Privatlehrern erzogen worden war, aber er selbst war exzentrisch, lüstern und sprach kein Englisch.

      Zwei Kronleuchter hingen über dem langen Esstisch aus Walnussholz, und ihr schillerndes Glitzern spiegelte sich in der polierten Oberfläche. Fleurys Lebensgeister waren unverzüglich wieder erwacht, teils dank der zivilisierten Atmosphäre in der Residenz, teils dank den »Entwässerungsgräben« des Collectors, die ihn daran erinnert hatten, was für ein unterhaltsamer Charakter sein Gastgeber war. Er begann, sich eifrig nach weiteren Zeichen von Extravaganz umzusehen. Zugleich versuchte er, die Namen all der Personen, denen er eben vorgestellt worden war, zu erinnern. Er war herzlich von Dr. und Mrs. Dunstaple begrüßt worden, und unhörbar von Louise, die jetzt ein bisschen abseits des Tisches stand, hold und bleich, ihre langen goldenen Locken wie eine Bugwelle vom Scheitel ihres Kopfes herabfließend, die schlanken Finger in geistesabwesender Ruhe auf … also ja, auf was wie irgendeine Maschine aussah. »Hallo, was haben wir denn hier?«, frohlockte Fleury insgeheim. »Eine Maschine im Esszimmer, wie verteufelt sonderlich!« Er schaute genauer hin, was Louise veranlasste, ihre zarten Finger von dem Ding zu lösen und sich, ihn ignorierend, zu entfernen. Es war ein rechteckiger Metallkasten mit einem Trichter an einem Ende und Zahnrädern zu beiden Seiten. Ein leichter Duft von Zitronenverbena schlich sich hinter seinem Rücken an. Als er sich umwandte, war es der Collector, der ihn mürrisch beobachtete.

      »Das ist eine Ginsterpresse«, erklärte er gewichtig, ehe Fleury auch nur fragen konnte. »Wozu die gut ist? Damit Ginster an das Vieh verfüttert werden kann. Die Idee dabei ist, die harten Spitzen der Dornen aufzuweichen, in denen die nahrhaften Säfte enthalten sind. Es heißt, dass Ginster, wenn er einmal durch diese Maschine gegangen ist, von jedem Pflanzenfresser gierig verschlungen wird.«

      In dem Bewusstsein, vom Collector beobachtet zu werden, musterte Fleury das Gerät mit einem höflichen, wissbegierigen Ausdruck.

      »Ah, da kommt der Padre, um das Tischgebet zu sprechen.«

      Kaum hatte das Mahl begonnen, als Gespräche der zivilisiertesten Art rund um den Tisch zu fließen begannen. Fleury schien sich an dem Gespräch zu beteiligen: Er nickte weise, runzelte die Stirn, lächelte und strich sich ab und an bedächtig übers Kinn, aber er war so hungrig, dass sein Geist an nichts denken konnte als an die Speisen, die eine nach der anderen über den Tisch wanderten … den in Backteig frittierten, wie Malzzucker glänzenden Fisch, das Currygeflügel, gewürzt mit Limonensaft, Koriander, Kreuzkümmel und Knoblauch, den zarten Zickleinbraten und die Minzsauce. Während ihm all diese Speisen vorgesetzt wurden, stiegen gelegentlich unzusammenhängende Gesprächsfetzen durch den Nebel seiner Schlemmerei zu ihm auf, starrten ihn wie Fremde an, und verschwanden wieder.

      »Humani generis progressus … Ich zitiere den offiziellen Katalog der Exhibition«, ertönte gespenstisch die Stimme des Collectors. »Doch ich fürchte, Doktor, für diesen Ihren Sohn, der sich eher mit Gewehren und Pferden beschäftigt hat als mit seinen Büchern, muss ich wohl übersetzen … ›Der Fortschritt der Menschheit, der sich aus der Arbeit aller Menschen ergibt, sollte das höchste Ziel der Anstrengung jedes Einzelnen sein.‹«

      Aber Fleurys Natur flüsterte ihm zu, dass es Zeiten gibt, in denen ein Mensch die Probleme der Welt eine Weile sich selbst überlassen muss, bis er erfrischt bereit ist, wieder einzuschreiten und sich ihrer anzunehmen. Und so aß er erbarmungslos weiter.

      Erst als das Dessert in Gestalt einer kalten und sahnigen Mangocreme vor ihm stand, zogen die Schwaden der Schlemmerei langsam aus Fleurys Gehirn ab und erlaubten ihm zu hören, was über »Fortschritt« gesagt wurde. Dies war allerdings kein Thema, das jeden interessierte. Harry zum Beispiel hatte kaum ein Wort gesagt; genau wie sein Vater am anderen Ende des Tisches war er offensichtlich nicht gut für abstrakte Gespräche zu haben. Armer Harry, wahrscheinlich war es ihm nie in den Sinn gekommen, dass man auch eine »abenteuerliche« Bemerkung machen konnte (wie er, Fleury, es häufig tat), oder dass es »aufregende« Gespräche gab. Im Moment sah er ziemlich blass aus, sicher quälte ihn sein verstauchtes Handgelenk; er hätte wohl besser nicht zum dak bungalow hinausreiten und sich auf dem Rückweg diesem Gerüttel aussetzen sollen.

      Auch Louise blieb still. Nach Fleurys Ansicht tat sie gut daran, ruhig auf ihrem Platz zu sitzen und zuzuhören, was die Gentlemen zu sagen hatten, denn in Gesellschaft viel zu sprechen, ist keine attraktive Eigenschaft für eine junge Lady. Eine junge Lady mit starken Meinungen ist noch schlimmer. Was könnte einem mehr das Herz zerreißen, als eine Vertreterin des schönen Geschlechts ausrufen zu hören: »Erstens dies … und zweitens das …«, während sie mit ihren Fingern die Luft zerhackt und alles, was man gerade gesagt hat, in Kategorien unterteilt? Nein, das besondere Geschick einer Frau besteht darin, ruhig anzuhören, was der Mann zu sagen hat, und dadurch jene Art Atmosphäre zu schaffen, in der gute Gespräche aufblühen können. So jedenfalls dachte Fleury.

      Mrs. Hampton, die Frau des Padre, wagte gelegentlich eine Meinung, da Rang und Reife sie dazu berechtigten … aber sie nutzte ihr Privileg nur, um die Ansichten ihres Ehemanns zu unterstützen, wogegen niemand etwas einwenden konnte. Von den anderen Ladies waren zwei bemerkenswert geschwätzig, oder wären es gewesen, wenn Mrs. Hampton, die sie streng in Schach hielt, sie nicht eingeschüchtert hätte, indem sie ihnen jedes Mal, wenn eine von ihnen versuchte, eine dumme Rede loszulassen, entschieden ins Wort fiel. Eine der beiden, eine hübsche, jedoch ziemlich vulgäre Person, war Mrs. Rayne, die Frau des Opiumverwalters; die andere, noch redseliger als die erste, war ihre Freundin und Gefährtin, die jüngst verwitwete Mrs. Ross.

      Jetzt, da er gegessen hatte, wartete Fleury nur auf eine Gesprächspause, ehe er seine Meinung zum Thema Fortschritt äußerte. Sie bot sich fast unverzüglich an. »Wenn es in unserem Jahrhundert irgendeinen Fortschritt gegeben hat«, erklärte er selbstbewusst, »dann weniger in materiellen als in geistigen Dingen. Denken Sie an den Fortschritt vom Zynismus und Materialismus unserer Großeltern … von einem Gibbon zu einem Keats, von einem Voltaire zu einem Lamartine!«

      »Da bin ich anderer Meinung«, erwiderte Mr. Rayne mit einem Lächeln. »Man kann nur in praktischen Dingen nach Zeichen des Fortschritts suchen. Ideen sind ständig im Wandel, gewiss, aber wer könnte entscheiden, die eine sei besser als die andere? Es sind die materiellen Dinge, in denen Fortschritt klar zu erkennen ist. Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich Opium erwähne, aber weiter braucht man wirklich nicht zu gehen, um ein anschauliches Beispiel für Fortschritt zu finden. Opium ist, sogar mehr als Salz, eine große Einnahmequelle unserer eigenen Schöpfung, und heute ist sie ergiebiger als jede andere, abgesehen von der Grundsteuer. Und wer bezahlt es? Na wer schon? John Chinaman … der unser Opium jedem anderen vorzieht. Das ist es, was ich Fortschritt nenne.«

      Der Collector hatte sich seltsam benommen; abwechselnd mürrisch und redselig, vielleicht aus Müdigkeit oder wegen des Claret*, den er getrunken hatte, war er plötzlich wieder redselig. »Meine lieben Freunde, von einer Aufteilung der Bedeutung des Geistigen und des Praktischen kann überhaupt keine Rede sein. Das eine verleiht dem anderen einen Zweck … Und das andere verschafft dem Ersteren ein unerlässliches Werkzeug! Mr. Rayne, Sie haben vollkommen recht, die Steigerung der Opiumeinnahmen zu erwähnen, aber bedenken Sie einen Moment … wozu das alles? Es geht nicht nur darum, Reichtum zu erlangen, sondern durch den Reichtum diesen überragenden Lebensstil, den wir vage als Zivilisation bezeichnen und der so viele Dinge einschließt, sowohl geistige als auch praktische … und von äußerster Diversität … ein System unparteiischer Rechtsprechung auf der einen Seite, und auf der anderen Kunstwerke von einzigartiger, seit der Antike unübertroffener Schönheit. Die Verbreitung des Evangeliums auf der einen Seite, die Verbreitung der Eisenbahnen auf der anderen. СКАЧАТЬ