Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea
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СКАЧАТЬ umfassende Wirkung auf Gabriel: „In seiner Gegenwart fühlte es sich an, als würde sich dein Herz öffnen. Ich empfinde das immer noch so. Sagen wir, jemand wie Springsteen, der eine unglaubliche Kraft als Performer hat – wenn du ihn nimmst und vervielfachst, dann kommt man vielleicht in die Nähe von Otis. Er nahm sich manchmal zurück und war dann sehr still, aber wenn es losging, war er wie eine Fabrik, die Energie, Liebe und Leidenschaft erzeugte.“ Gabriel begann Reddings Performance-Skills in seinen eigenen Act einfließen zu lassen, was auch dazu führte, dass er und Banks mehr Material zusammen schrieben.

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      Man kann es Ant Phillips gutschreiben, das zusammengeführt zu haben, woraus später Genesis entstanden ist. Er und Rutherford arbeiteten an ein paar Demos für The Anon im Studio des gemeinsamen Freundes Brian Roberts und brauchten einen Keyboarder. Phillips erkundigte sich bei Banks, ob er ihm womöglich aushelfen könnte, dieser schlug wiederum vor, dass auch Gabriel vorbeischauen sollte, um zu singen. Zu dieser Zeit nahmen The Anon „Pennsylvania Flickhouse“ auf – das Demo, das 2011 wieder auftauchen sollte. Die erste gemeinsame Studioaufnahme von Phillips und Rutherford bot einen verheißungsvollen, wenn auf etwas generischen, vom Beat getriebenen Sound. Banks dachte, dass diese Session auch die perfekte Gelegenheit bieten würde, den letzten Song, an dem er mit Gabriel gearbeitet hatte, „She Is Beautiful“, aufzunehmen. „Ich hatte eine Akkordfolge und ein Bass-Riff für ‚She Is Beautiful‘“, erinnert er sich, „und dann sang Peter drüber und dachte sich eine Melodie und einen Text aus. Später schrieb auch ich Texte und dachte mir Melodien aus und Peter kümmerte sich um die Akkorde. Wir schrieben damals ziemlich viel gemeinsam.“ Wie Phillips später sagen sollte: „Mike und ich teilten uns den R&B, die raue Seite, und Tony hatte den klassischen Einfluss. Was Peter beisteuerte, was der Rest von uns nicht so intus hatte, war der Soul, diese leicht soulige Stimme.“

      Gabriel erzählte Paul Morley vom NME im Juli 1980: „Ich dachte, ich könnte den Mittelschicht-Engländer mit Soul in seine Schranken weisen … Ich wollte stundenlang am Piano sitzen und schreien. Was auch immer. Nur um Emotionen rauszulassen. Das war es, was mich ursprünglich zur Rockmusik gezogen hat. Vielleicht spielte auch die unverfälschte Rasanz eine Rolle.“

      Das Gefühl, auf der Bühne zu stehen, die Musik und die Mode öffneten Gabriels Verstand. „Das ist etwas, das viele englische Musiker gemeinsam haben. Sie alle haben umfassendes Wissen, was Musik angeht, viel mehr als in Amerika“, sagt der Fan und zukünftige Kollaborator Nile Rodgers. „In Amerika ist alles viel zielgerichteter, aber da drüben wollen sie einem neben dem Entertainment immer noch was beibringen. Es soll einen zum Denken bewegen und eine Reaktion hervorrufen. Fast alle Acts aus Übersee, mit denen ich zusammengearbeitet habe, haben diese Vorliebe – und nicht nur, weil sie vielleicht gebildeter wären. Ich denke, es hat etwas mit ihrer Kultur zu tun. Ich finde, es gibt da ein Muster. Ich könnte mit Johnny aus Manchester, Duran aus Birmingham oder Sting aus Newcastle abhängen. Viele dieser Jungs haben einen Arbeiterklasse-Background, aber sie sind komplexe Individuen. Sie tun alles, wenn sie noch jung sind. Sie warten nicht, bis sie 30 oder 40 sind, sondern gehen es zwischen 15 oder 17 an.“

      Obwohl Gabriel ganz sicher nicht aus der Arbeiterklasse stammte, machte er sich tatsächlich zwischen 15 und 17 auf, es zu tun. Neben seinen Studien und seiner Band betätigte sich Gabriel, der nun als bekennender Motown-Jünger gerne auf Tische stieg, um seine Mitschüler mit Gesangseinlagen zu unterhalten, in der Welt des Modedesigns. Er batikte Shirts und verkaufte sie an die Jungs an der Schule und belieferte Emmerton and Lambert am Chelsea Antiques Market mit Hüten, die er von Dunn & Co. in Piccadilly herrichten hatte lassen. Die Story kam im September 2011 im Daily Mirror ans Licht: „Ich fand die Hüte in einer Kiste mit Verkleidungen, die meinem Großvater gehörten“, gab er zu Protokoll. „Ich überredete einen Herrenausstatter in Piccadilly dazu, sie mit Grün und Pink, Hippie-Farben, aufzupeppen. Und schon fanden sie ihren Weg in die Kreise, in denen die Stones abhingen. Einmal kam ich von der Schule nachhause und sah Marianne Faithfull mit einem meiner Hüte bei Juke Box Jury. Ich war richtig aufgeregt. Dann rief mich der Laden, der sie verkaufte, an, und sagte, dass auch Keith Richards sich einen gekauft hätte. Das brachte mir bei meinen Schulkameraden einige Bonuspunkte ein.“ 2007 erklärte Gabriel dann: „Ich setzte meine Karriere als Hutmacher nicht fort, obwohl ich seither viele doofe Sachen auf meinem Kopf getragen habe. Allerdings besaß ich eine unternehmerische Ader, eine Zielstrebigkeit, die Genesis mitunter durchaus geholfen haben dürfte.“

      Als er 1989 in der TV-Show Star Test nach seinen nachhaltigsten Schul­erinnerungen gefragt wurde, antwortete Gabriel: „Ich ging während der Flower-Power-Ära zur Schule, deshalb versuchte ich, innerhalb der Möglichkeiten einer englischen Privatschule ein Hippie zu sein. Ich hatte Glöckchen um meine Füße gebunden und warf an seltsamen Orten mit Blumen um mich. Es herrschte eine Atmosphäre der Unterdrückung und Musik war ein fantastisches Ventil für mich. Damals begann ich, meine Gefühle in die Musik fließen zu lassen.“ Eines war jedenfalls klar, wie Macphail anmerkt: „Damals war Rockmusik keine typische Beschäftigung für Jungs von der Privatschule.“

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      Ihre Zeit in der kleinen Musikszene an der Charterhouse-Privatschule war eine Phase, die für Gabriel und seine Mitstreiter von phänomenalem Wachstum und Entwicklung geprägt war. Gabriel hatte mittlerweile die beste Zeit seines bisherigen Lebens: Seine Schüchternheit ließ nach und sein Babyspeck ging zurück, um einem neuen, erschlankten Erscheinungsbild Platz zu machen, das er die nächsten zwei Jahrzehnte beibehalten sollte. Es wurde ihm außerdem klar, dass seine Zukunft in London liegen würde. „Ich war 1967 17 Jahre alt und das war ein tolles Jahr, um erwachsen zu werden“, sagte er. „Ich schlich mich vom Schulgelände und fuhr in den Electric Garden, der sich in Covent Garden befand. Es war ein Keller-Club und an der Wand hatten sie dort diese psychedelischen Projektionen und die Third Ear Band trat dort auf. Da gab es nicht die Indica Gallery, es war so viel los. Ich las die Magazine IT und OZ. Es fand eine kulturelle Explosion statt und ein Gefühl einer Jugendkultur hing in der Luft, das zum ersten Mal die ganze Welt erfasste. Es war hypnotisierend. Berauschend. Alle Blockaden wurden niedergerissen. Und in unserer kleinen isolierten Zelle nahmen wir Kontakt zu allem auf, ich wahrscheinlich mehr als alle anderen. Es ging darum, etwas auf eine neue Art und Weise auszuprobieren.“ Gabriel wurde voll und ganz zu einem jungen Lebemann.

      Die Genesis-Story, wie wir sie kennen, begann, als Jonathan King 1967 an die Charterhouse zurückkehrte, um dort den Tag der ehemaligen Kartäuser zu feiern. Seitdem er die Schule hinter sich gelassen hatte, hatte sich King einen Namen in der Musikbranche gemacht. Er war sechs Jahre älter als Gabriel und hatte zuerst am Trinity-College in Cambridge studiert und sich schließlich während einer Phase, in der er mit einer Krankheit zu kämpfen hatte, bei mehreren Plattenfirmen in London um eine Stelle beworben. Von dessen Aufrichtigkeit beeindruckt, vermittelte ihm Tony Hall von Decca einen Kontakt zu Publisher Joe Roncoroni und dem Manager der Zombies, Ken Jones. Als einer der großen Exzentriker der Popmusik war er ein talentierter Komponist, Performer und Produzent, dessen Glaube an sich selbst seinesgleichen suchte. Er war ein Mann, der sich nicht lange bitten ließ, wenn es darum ging, die Hörerschaft an seine Brillanz zu erinnern. 1967 war er mit seinem UK-Hit „Everyone’s Gone To The Moon“, der Platz 4 belegte, bereits ein Popstar.

      Mit einer Mischung aus jugendlicher Überschwänglichkeit und Arroganz machten sich Gabriel und Banks daran, die Londoner Musikszene an ihrem Demo-Tape teilhaben zu lassen. Das Tape war von einer nicht existierenden Band, die noch gar nie live aufgetreten war, eingespielt worden, aber die fünf Musiker – Banks, Gabriel, Rutherford, Phillips und Stewart – wussten, dass ihnen etwas Gutes geglückt war. Sie wussten zwar, dass der Sohn des DJs David Jacobs auf dieselbe Schule ging, hielten es aber für sinnvoller, sich an King zu wenden, der der Band alters- und einstellungsmäßig näher war als Jacobs, der die vierzig bereits weit überschritten hatte. Gabriel beauftragte einen Freund der Band, John Alexander, King die Aufnahmen zu überreichen, als er an diesem Tag vor der Schule aus seinem Auto stieg. King rollte mit den Augen, als ihm Alexander erklärte, dass die Band zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal einen Namen hatte, hörte sich die Kassette aber auf seinem Rückweg nach London an. Es war ein perfektes СКАЧАТЬ