Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea
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СКАЧАТЬ die Jungs von ihren regelmäßigen Ausflügen nach Godalming ankarrten. Musik wurde für alle zum Zentrum.

      ***

      Anthony ‚Ant‘ Phillips, der am 23. Dezember 1951 geboren war und eine Klasse unter Banks und Gabriel zur Schule ging, stand auf Musik und Bands. Er stammte aus Chiswick und war ein begnadeter Gitarrist. Die meisten Leute vergessen, was für ein gigantischer Typ Ant gewesen ist“, sagt Macphail. „Musikalisch war er allen anderen weit voraus, obwohl er jünger war als wir.“ Phillips war mit Mike Rutherford befreundet, der am 2. Oktober 1950 das Licht der Welt erblickt hatte. Die beiden hatten sich früh an der Schule kennengelernt. Rutherford galt als sehr aufmüpfig. „Ich hatte Peter in unserem ersten Jahr getroffen“, erinnert sich Rutherford. „Wenn man nicht im selben Haus wohnte, hatte man nicht viel miteinander zu tun. Es gab nicht viele, die selbst Musik machten. Wenn man sich also mit Musik beschäftigte, dann fand man sich schnell. Peter war ein sehr stiller Typ.“

      Rutherfords Hausvorstand verbat ihm, Gitarre zu spielen. Er nannte sie „ein Symbol der Revolution“. Da Gitarristen auf dem Gelände nur spärlich gesät waren, freundeten sich Rutherford und Phillips rasch an und gründeten eine Gruppe namens The Anon, bei der Phillips’ Freund Rivers Jobe Bass spielte. Ihr guter Kumpel Macphail übernahm den Gesang. „Ich hätte mir nie gedacht, dass ich einen Song schreiben könnte“, sagt Macphail, „aber ich war ein guter Imitator.“ Macphail war ziemlich von Mick Jagger angetan. Während die Beatles als gute Jungs galten, waren Jaggers Jungs, die Rolling Stones, die Bösewichte der Popmusik, die sich auf den Delta-Blues beriefen und ihre eher gehobene Herkunft aus Kent unter den Teppich kehrten. Macphail liebte die Band so sehr, dass Phillips ihm vorschlug, er solle sich für ihre Gruppe doch ‚Mick Phail‘ nennen. „Ich stritt mich deswegen oft mit meinen Eltern“, lacht Macphail. „Sie hielten Mick Jagger tatsächlich für die Inkarnation des Teufels.“

      Ab Mitte 1965 gab es auf der Schule mehrere Bands, die sich alle vom Durchbruch der Beatles und der Stones in die weltweiten Hitparaden inspiriert fühlten. The League of Gentlemen galten als die beste unter ihnen. Gabriel hingegen, der mittlerweile ein vollständiges Schlagzeug besaß, trommelte bei den Milords (manchmal auch The M’lords) und im Anschluss daran mit seinem Freund David Thomas bei The Spoken Word. „Peter spielte bei den Milords mit Richard Apsley“, erinnert sich Banks. „Sie spielten in erster Linie traditionellen Jazz. Bei einem Konzert war Peter hinter den Drums und bei ihrer Version von ‚House Of The Rising Sun‘ trommelte er nicht nur, sondern sang auch. Peter hat zwar ein tolles Gespür für Rhythmus, aber er kann ihn nicht halten. Sein Schlagzeugspiel war immer ein wenig wacklig. Es war aber sehr aufregend, wie er auf alle Trommeln gleichzeitig einknüppelte und schrie. Irgendwie funktionierte es.“

      Gabriel und Tony Banks bewegten sich noch weiter fort von ihrem ursprünglichen kleinen Songwriting-Workshop, als sie schließlich mit ihrem Freund Chris Stewart an den Drums doch eine eigene Band auf die Beine stellten, um im Juli 1966 ein Aulakonzert zu bestreiten. Stewart spielte außerdem noch bei The Climax, die ihr Gitarrist mit einem Jungen namens Mick Colman gegründet hatte, nachdem Ruther­ford den Probeplan von The Anon für zu drastisch befunden hatte. Allerdings waren The Anon die Anführer der Szene und Rutherford sollte sich ihnen schon bald wieder anschließen. Die Bands rivalisierten untereinander. „Wenn Rivers Jobe und ich im Sommer 1966 Charterhouse nicht wieder verlassen hätten, wäre es fraglich, ob es Genesis je gegeben hätte“, meint Macphail. Obwohl Jobe über seinen Abschied bereits Bescheid wusste, wusste Macphail noch nicht, dass er im nächsten Jahr nicht mehr die Schule besuchen würde. Es war seine Idee, The Anon gemeinsam mit der noch namenlosen Soul-Combo, die Gabriel anführte, auftreten zu lassen. Im Prinzip gab es diese Band auch nur für diesen einen Auftritt. „Das Konzert konnte man als Symbol für den gesellschaftlichen Wandel ansehen. Und es fühlte sich an, als würden wir an seiner Spitze stehen“, lacht Rutherford. „Wir spielten zwei Sets mit Pause. Sie spielten und dann spielten wir. Es war herrlich amateurhaft.“ Jobe und Phillips spielten Bass und Gitarre bei Gabriels Gruppe, die in der Eile auf den Namen The Garden Wall getauft worden war. „Ich hatte keine Ahnung, dass wir so hießen“, lacht Banks. „Erst später sagte mir das jemand. Das Piano war zu schwer, um es auf die Bühne zu wuchten, daher spielte ich einfach davor. Niemand nahm von mir Notiz, bis ich die Einleitung zu ‚When A Man Loves A Woman‘ anstimmte. Plötzlich sahen mich alle an. Wir spielten eine sehr soulige Version davon und auch von ‚I Am A Rock‘. Auch von ein paar anderen Stücken und einer improvisierten Blues-Nummer. Es war witzig, dass ich unserem Drummer, Chris Stewart, nicht signalisieren konnte, dass er zum Ende kommen sollte. Wir hatten schon keine neuen Ideen mehr auf Lager. Das ging fünf Minuten so dahin, bis ich schließlich seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen konnte. Es war alles sehr lustig und ich habe keine Ahnung, ob es gut war.“

      Obwohl Macphail mit seinem eigenen Auftritt beschäftigt war, erinnert er sich noch an Gabriels Performance: „Peter trug einen lustigen, hohen Hut, den er selbst entworfen und gebastelt hatte. Er war nicht besonders wild, dafür aber umso schrulliger.“

      Der Musiklehrer, der die Veranstaltung genehmigt hatte, hieß Geoffrey Ford und war damals bereits in seinem zehnten Jahr als Director of Music an der Schule. Obwohl er fortschrittlich genug eingestellt war, das Konzert stattfinden zu lassen, verbat er den Gruppen, Ansagen zu machen, was eine Riesenenttäuschung für Gabriel, Banks, Rutherford, Phillips und Macphail darstellte. Letzterer war mittlerweile 16 und bereits auf Konzerten im sagenumwobenen Londoner Marquee Club gewesen, wo er gesehen hatte, dass die richtigen Ansagen zum Ritual einer gelungenen Performance dazugehörten. Da das Konzert aber vor 600 Leuten, also der ganzen Schule, stattfand, befürchtete Ford, dass die Gruppen einen Aufstand entfesseln könnten. Gabriel zeigte jedenfalls bestes Benehmen und The Garden Wall beendeten ohne Zwischenfälle ihr Set, was man von The Anon leider nicht behaupten konnte.

      „Ich hielt mich an die Regeln, bis wir schließlich Probleme mit dem Equipment hatten“, erzählt Macphail. „Ich kündigte unseren Song ‚Pennsylvania Flickhouse‘ an, da ich so stolz war, dass wir dank Ant unsere eigenen Nummern hatten. Dann zog Geoffrey Ford den Stecker – und wir kamen nicht mehr dazu, unseren letzten Song zu spielen. Dieses Konzert war mein absoluter Höhepunkt. Ich schäumte geradezu über vor lauter Selbstvertrauen.“

      Der launenhafte Rivers Jobe verließ Charterhouse und spielte gegen Ende der Sechziger schließlich Bass bei Savoy Brown. Knapp zehn Jahre später nahm er sich das Leben. Macphail kehrte im Herbst nicht mehr an die Charterhouse zurück und ging stattdessen an die Millfielt School in Street, Somerset. The Anon machten ohne ihn weiter. Inspiriert von Cream, wurden sie zu einem Power-Trio mit Rob Tyrell an den Drums, Rutherford am Bass und Phillips an der Gitarre. Macphail blieb in Kontakt mit seinem Freund Phillips und hielt die Ohren für neue Entwicklungen offen. Macphails Abschied ebnete den Weg für den Zusammenschluss der beiden Gruppen, aus denen schließlich Genesis entstehen sollte. Aber wahrscheinlich bringt es Ant Phillip mit seiner Aussage von 2006 am besten auf den Punkt: „Es ist eine komplett falsche Vorstellung, dass Genesis als Gruppe an der Charterhouse existierten. Die Band existierte nur als vier einzelne Songwriter.“

      ***

      Am 18. September 1966 fuhr Gabriel nach London, um Otis Reddings Auftritt im Ram Jam Club in Brixton zu sehen. Obwohl sich Charterhouse nur knapp 50 Kilometer nördlich von London befand, war es für Gabriel, als würde er einen fremden Planeten bereisen. Wahrscheinlich war es das wichtigste Ereignis in seinem Leben. Der Nachhall dieser Erfahrung zog sich wie ein roter Faden durch die Interviews, die er im Verlauf seiner Karriere geben würde. NPR erzählte er am 17. Oktober 2012: „Otis Reading war der King für mich, ich liebte Stax und den klassischen R&B-Soul … Ich schaffte es, Otis in diesem Keller zu sehen und da waren vielleicht höchstens drei weiße Gesichter im Publikum. Bis heute ist es mein Lieblingskonzert.“ Das Album Otis Blue von 1965 hatte er so oft gehört, dass man die Platte kaum mehr abspielen konnte, aber nichts hätte ihn darauf vorbereiten können, den legendären Performer live zu sehen. Obwohl Redding, der Sohn eines Priesters aus Georgia, erst 26 Jahre alt war, wusste er bereits alles, was er wissen musste, über die Bühne, den Soul und über perfektes Timing. Einem breiteren Publikum sollte er СКАЧАТЬ