Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea
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СКАЧАТЬ späterer bester Freund Tony Banks fügte hinzu: „Ralph war ein etwas distanzierter Typ. Er verständigte sich mittels dieser Phrasen. Es ist interessant zu sehen, wie Peter sich die originelle Denkweise und den Erfindergeist seines Vaters zu eigen machte. Zum Glück hat er den Charme und die Geselligkeit seiner Mutter geerbt. Er ist die ideale Kombination aus den beiden.“

      Gabriel genoss eine relativ idyllische Mittelklasse-Kindheit. Neben der Liebe und der Unterstützung, die er erfuhr, war da noch das zurückgezogene, gefasste Auftreten, das auch in vielen anderen Familien ähnlicher gesellschaftlicher Stellung nach dem Krieg vorherrschte. Er konnte sich frei auf der Farm bewegen, die Natur beobachten und in sie eintauchen. Er jagte Libellen, machte Feuer, indem er Stöcke aneinander rieb, und baute Dämme. Er spielte mit seiner Schwester und den Kindern der Farmhelfer. Da seine Schwester jedoch – im Gegensatz zu ihm – die Liebe der Mutter zu Pferden und Ponys teilte, musste er sich auch oft allein beschäftigen. Coxhill, das Haus auf dem Anwesen, in dem sein Vater geboren worden war, war ein großes viktorianisches Herrenhaus mit – wie er sich 1979 gegenüber dem italienischen Journalisten und Fotografen Armando Gallo erinnerte – Holzvertäfelungen, einem Billard-Zimmer und einem Krocket-Rasen. Die heimelige – aber auch ein wenig unheimliche – Abgeschiedenheit sollte später in Gabriels Arbeit einfließen. Als Kind war er davon überzeugt, dass er fliegen könne. Er flatterte mit den Armen und rannte zwischen den vier Birnbäumen hin und her, um endlich vom Boden abzuheben. „Ich las damals viele Superman-Comics, wodurch die Realität ein wenig verzerrt wurde.“ In diesem Wissen ist es unmöglich, sich seine späteren Songs „Willow Farm“ oder „The Nest That Sailed The Sky“ anzuhören, ohne sich dieses Bild vor Augen zu führen.

      Obwohl er kein regelmäßiger Kirchgänger war, gehörte Religion zu den Konstanten in Gabriels Erziehung. Die Suche nach Spiritualität, die ihren Ursprung in den Büchern seines Vaters über östliche Religionen hatte, würde Gabriel sein ganzes Leben beschäftigen. Gabriel erinnerte sich 1978 an den Ort, an dem er heranwuchs: „Es ist mehr und mehr von der naheliegenden Stadt Esher vereinnahmt worden. Immer mehr Print Shops für Nachdrucke und Antiquitätenläden, in denen Nachbildungen verkauft werden, verdrängen die alten Geschäfte.“ Andererseits, obwohl verschlafen und exklusiv, beheimatete es eine starke Community, die zusammenarbeitete und das Land bestellte, und war nicht nur ein Vorort für Pendler.

      Gabriel besuchte die Grundschule Cable House in Woking. Mit neun – im selben Jahr, in dem er zum ersten Mal in Spanien Urlaub machte – wechselte er an die St. Andrew’s Preparatory School for Boys, die sich in einem sagenhaften alten Gebäude befand – dem Church Hill House in Wilson Way, Horsell. In seinem letzten Jahr in St. Andrew’s fuhr er nur mehr am Wochenende nachhause. Obwohl er kein herausragender Schüler war, arbeitete Gabriel fleißig, um ansprechende Leistungen zu erbringen. Trotz seiner Schüchternheit kam er relativ gut mit den anderen Jungs aus, bevorzugte aber grundsätzlich eher weibliche Gesellschaft, was zweifellos mit dem Einfluss seiner Mutter, seiner Schwester und den Töchtern der Farmarbeiter zu tun hatte. Später sagte er: „Ich war kein sportlicher, machohafter Typ. Ich spielte lieber Doktor und Krankenschwester mit den Mädchen hinter den Blumenbeeten, als Cowboy und Indianer.“ Wenn er und seine Freunde auf ihren Rädern in die Schule fuhren, veralberten die Arbeiterklasse-Kinder aus dem Dorf die „Posh Boys“, was dazu führte, dass sich Gabriel ein dickes Fell wachsen ließ.

      „Mit elf hatte ich diesen Traum“, erzählte Gabriel 1988 Spencer Bright. „Ich gelangte zu einer Weggabelung. Ich würde entweder Entertainer – Sänger – oder Farmer werden … aber ich dachte, dass ich nie ein Sänger sein könnte, weil ich nicht fand, dass ich gut singen konnte. Als ich jung war, dachten die Leute, dass ich eine nette Chorknabenstimme hätte, aber als ich versuchte, Rocksongs zu singen, klang das furchtbar.“ Lehrern in St. Andrew’s war zum ersten Mal aufgefallen, dass Gabriel ein vielversprechender Sänger war. Und obwohl er es wieder bleiben lassen würde, folgte er eine Weile den Fußspuren seiner Mutter und nahm Klavierunterricht. Gabriel interessierte sich mehr für das Schlagzeug und kaufte im Alter von zehn dem Bruder eines Freundes seine erste Trommel ab – eine Stand-Tom für zehn Pfund. Sie war der erste Kontakt zu den Rhythmen, die sich später so stark in seiner Musik wiederfinden würden. Obwohl er sich öfter als einmal als „gescheiterten Drummer“ bezeichnete, kehrte Gabriel während seiner Karriere immer wieder zu seiner ersten Liebe, der Percussion, zurück. Sogar, als er Percussion mit seinem Konzept zu Scratch My Back 2010 komplett aus der Instrumentierung strich, ließ er die Streicher wie Schlaginstrumente klingen. Bill Bruford, der in so vielen wichtigen Bands der Siebziger getrommelt hatte, behauptete, dass ein Gig mit Gabriel einer von nur drei Jobs wäre, für den ein Schlagzeuger im ausklingenden 20. Jahrhundert töten würde – die anderen beiden wären mit King Crimson und mit Frank Zappa.

      Mit zwölf verfasste Gabriel seinen ersten Song – „Sammy The Slug“ („Sammy, die Nacktschnecke“). Er witzelte später, dass jeder über Mädchen geschrieben habe, „ich aber schrieb über Nacktschnecken, was zeigt, wofür ich mich interessierte“. Dies war nur eines von vielen Beispielen für Gabriels unkonventionelle Herangehensweise an jene Kunstform, mit der er später seinen Lebensunterhalt bestreiten sollte.

      Nachdem eine seiner Tanten, die an der Oper sangen, vom Interesse ihres Neffen für Musik erfahren hatte, beschloss diese, ihm unter die Arme zu greifen. Gabriel erinnerte sich später: „Sie steckte mir fünf Pfund zu. Ich sollte herausfinden, wie professionelle Sänger sangen.“ Gabriel kaufte sich stattdessen das erste Album der Beatles. Er hatte die erste Single der Gruppe aus Liverpool – „Love Me Do“ – im Autoradio seiner Eltern gehört. „Sie war radikaler als Punk, als ich sie zum ersten Mal gehört habe.“

      Gabriel war genau zur richtigen Zeit im richtigen Alter, um das neue Phänomen aufzusaugen. Er war zu jung gewesen, um die Ankunft des Rock’n’Roll in den Fünfzigern mitzubekommen, im Anschluss war die Musikszene wieder verflacht. Bald nachdem Gabriel 13 geworden war, im März 1963, veröffentlichten die Beatles ihr erstes Album, Please Please Me. Die Auswirkungen, die es auf Teenager gehabt hatte, die es zum ersten Mal hörten, waren unvorstellbar. In diesem Sommer, als Gabriel sich langsam damit abfinden musste, St. Andrew’s den Rücken zu kehren und den nächsten Schritt in seinem Leben zu machen, schienen die Beatles überall zu sein.

      Obwohl die Beatlemania noch nicht ganz ausgebrochen war, boten die ersten drei Beatles-Singles, darunter auch ihre erste Nummer 1, „From Me To You“, ihren unschuldigen Hörerinnen und Hörern einen berauschenden Soundtrack. Und der irgendwie exzentrische Mix aus selbst verfasstem Material und R&B-Nummern schwarzer Künstler (etwa Songs von den Isley Brothers, den Shirelles und Arthur Alexander) zeigten, dass es in Ordnung war, eigene Songs zu schreiben, während man sich auch auf den Pfad, den geheimnisumwitterte, schmachtende Acts offenbarten, begeben durfte, was wiederum wie ein Samen in Gabriels intelligentem und neugierigem Geist aufkeimen sollte. Zu seiner Stand-Tom kauften ihm seine Eltern schließlich noch eine Snare-Drum. Gabriel war dabei, sich sein erstes Schlagzeug zusammenzustellen.

      Die Beatles belegten gerade mit „She Loves You“ die Spitzenposition in den UK-Charts, als der 13-jährige Peter Gabriel im September 1963 sein erstes Semester in Charterhouse, einer Privatschule in Godalming, antrat. Und ihr Einfluss – sowie der einiger anderer, die in ihrem Windschatten folgten – sollte weitaus größere Auswirkungen auf ihn haben als der hiesige Lehrplan.

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      „Es ist eine komplett falsche Vorstellung, dass Genesis als Gruppe an der Charterhouse existierten. Die Band existierte nur als vier einzelne Songwriter.“

      – Ant Phillips, 2006

      „Wir waren in Bezug auf unseren Privatschul-Hintergrund immer offen und ehrlich. Viele Musiker – vor und nach uns – kamen aus der Mittelschicht und verheimlichten es.“

      – Peter Gabriel, 2007

      Charterhouse СКАЧАТЬ