Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea
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СКАЧАТЬ Wendepunkt für Genesis kam 1969 mit der Hinzunahme der zwölfsaitigen Gitarre, was die Band nicht nur vorwärts brachte, sondern die Ausrichtung der Band für immer verändern sollte. Obwohl auf From Genesis To Revelation eine Akustikgitarre zu hören gewesen war, begannen Anthony Phillips und Mike Rutherford erst Anfang 1969, ihre Gitarren gemeinsam zu spielen. Wie Phillips sagen sollte: „Durch reinen Zufall fanden wir heraus, dass wir zum ersten Mal in unserem Leben niemanden kopierten.“ Dieser Sound, auf den man so spontan gestoßen war, würde ein frühes Markenzeichen der Gruppe werden und sie von ihren Zeitgenossen unterscheiden. Sie bauten ihn umgehend in ihre Songs ein, besonders bei dem längeren Stück „The Movement“ – eine unmittelbare Reaktion auf ihre dreiminütigen Popsongs, die sie bis dahin geschrieben hatten.

      Aber bevor Peter Gabriel und seine Freunde ihre Träume erreichen konnten, mussten sie sich zuerst noch mit einer weiteren Personalentscheidung herumschlagen. Nach der Veröffentlichung von From Genesis To Revelation gab John Silver dem Druck seiner Eltern nach und ging an die amerikanische Universität Cornell, um dort Freizeitmanagement zu studieren. Er würde schließlich ein erfolgreicher Produzent bei Granada TV werden. Unter Peter Gabriels kritischem Auge – nur wenige Drummer konnten seinen persönlichen Ansprüchen gerecht werden – begannen Genesis, sich nach einem neuen Schlagzeuger umzusehen.

      John Mayhew, den Rutherford aufgetrieben hatte, nachdem er ihn mit seiner Band Milton’s Fingers gesehen hatte, spielte bereits seit einigen Jahren als Profimusiker im Osten Englands auf Stützpunkten der Air Force, in Pubs und Clubs. Er hatte seine Nummer überall in London angebracht, da er keiner Band mehr angehörte, nachdem er Milton’s Fingers verlassen hatte. Als er vorspielte, waren Gabriel und Co. von seinem eigenen Schlagzeug beeindruckt. Auch wie er sein Solo mit einem Beckenschlag beendete, sprach sie an – immerhin war das etwas, das Rob Townsend von Family, einer Band, die sie alle bewunderten, perfektioniert hatte.

      ***

      Die Gruppe hatte sich zuvor schon in einer Reihe von Häusern getroffen und dort auch gespielt. Darunter waren etwa die Häuser von Rutherfords Eltern und Großeltern, John Silvers und David Thomas’ Wohnung sowie das Elternhaus des Letzteren. Ihren Wurzeln in der Mittelklasse, deren sie sich nicht schämten, verdankten sie, dass sie stets ausreichend Platz zum Proben vorfanden. Jedoch war es Christmas Cottage – die „Weihnachtshütte“ –, im Besitz von Macphails Eltern, wo die Band, wie wir sie heute kennen, wirklich ihren Anfang hatte. „Hier beschlossen sie, wie sie es nannten, ein Übergangsjahr einzulegen“, sagt Macphail. „Pete würde anschließend auf die Filmschule gehen, Tony war bereits an der Uni, alle hatten sie Pläne. Sie entschieden, das alles beiseite zu schieben und es auf einen Versuch ankommen zu lassen.“ Es war ein Wagnis, das sich letzten Endes auszahlen sollte, obwohl der Erfolg noch in großer Ferne lag.

      Ihr ehemaliger Schulfreund sowie einstiger Leadsänger von The Anon, Macphail, war im September 1969 wieder aufgetaucht und wurde rasch zu einer Art Road-Manager der Band, obwohl sie damals nicht viel zu bieten hatte, was eine solche Position gerechtfertigt hätte. Macphail war in einem israelischen Kibbuz gewesen, aber hatte seine Freunde nicht aus den Augen verloren. „Ich war einer der sehr wenigen Leute, die ‚The Silent Sun‘ am ersten Tag gekauft hatten“, erinnert er sich. „Ich hörte ‚The Winter’s Tale‘ in Israel im Truppen-Rundfunk, der von Zypern aus sendete. Es gab natürlich noch kein Internet oder Handys, weshalb alles sehr weit weg war.“ Nachdem er nach Großbritannien zurückgekehrt war, hatte er sich erfolglos an der Central School Of Speech and Drama in London beworben. „Wenn ich an der Schule aufgenommen worden wäre, wäre das mit dem Cottage nie passiert“, lacht er.

      Jeder – vor allem Gabriel – mochte Macphail. „Ich war ein alter Schulkumpel, der eben aushalf. Und ich konnte organisieren. Außerdem war ich total hin und weg, dass sie ihre eigenen Songs schrieben“, sagt er. „Und sie wurden immer besser und besser. Es schien ihnen einfach so zuzufliegen.“

      Während ihre Songs ständig besser wurden, hatte sich die Band vom späten Oktober 1969 bis zum April 1970 in das Christmas Cottage zurückgezogen. Es befand sich zwischen Dorking und Abinger Hammer in Surrey. Das Haus war ein Wochenenddomizil, das Macphails Eltern 1962 von der Schwester des Schauspielers Bill Travers gekauft hatten. Die Familie hatte das Gebäude während der Weihnachtsfeiertage bezogen, er hatte dort einen großen Teil seiner Zeit als Teenager verbracht. Jedoch hatte das Idyll stark unter einem Einbruch im Sommer 1969 gelitten, weshalb man die Immobilie abstoßen wollte. Macphails Eltern hatten kein Problem damit, die Gruppe dort proben zu lassen, da es einerseits ihrem Sohn und seinen Freunden etwas Freiraum verschaffte und andererseits sicherstellte, dass jemand auf das Haus aufpasste. Das Zusammenleben schweißte die Band zusammen. „Ich lernte sie dort erst richtig kennen. Ich kannte Ant und Mike, aber Peter und Tony nicht so richtig“, sagt Macphail. „Tony noch ein bisschen besser, weil er bei uns in London gewohnt hatte, als er einen Ferienjob bei Harrod’s hatte.“

      Die Gruppe stellte ihre Ausrüstung auf und probte jeden Tag. „Wir hatten diese beiden Fraktionen, was das Songwriting betraf. Einerseits die Keyboard-Gruppe mit Tony und Peter, die ursprünglich das Sagen gehabt hatte. Mike und ich waren am Anfang eher Nachahmer“, weiß Anthony Phillips. „Für das, was später Trespass werden sollte, komponierte Tony an der Orgel und Mikes und mein Einfluss nahmen zu.“ Da Tony nun auf der Orgel schrieb, gab es für Peter weniger zu tun als früher, als sie gemeinsam am Klavier gesessen hatten. „Peter hatte nicht wirklich viel zu sagen. Er steuerte einen kleinen Flötenteil oder eine Gesangslinie bei. Es war schwierig für ihn, da wir seine Ideen oft nicht beachteten.“

      „Manchmal war es frustrierend mit Peter, da er oft abschweifte, was die Stimmung total zerstörte“, sagt Banks. „Er schaltete auf stur. Er hat viele Ideen, die manchmal zu nichts führen, aber diejenigen, aus denen was wird, sind es wert, verfolgt zu werden. Er war ein extrem langsamer Arbeiter und ich hingegen sehr schnell – eine frustrierende Kombination. Es konnte sehr zäh mit ihm sein.“

      „Die beiden Fraktionen verschwammen und es muss für Peter oft sehr entmutigend gewesen sein“, fährt Phillips fort, „weil er sich aus seiner Wohlfühlzone trauen musste, da er keine Songs am Klavier schreiben konnte. Er stieg daher erst später in den kompositorischen Prozess ein und konnte nicht mehr selbst so oft den Stein ins Rollen bringen. Das Grundgerüst zu ‚Looking For Someone‘ stammte von ihm. ‚The Knife‘ war von ihm und Tony, aber die Weiterentwicklung lag bei den Instrumentalisten und nicht beim Sänger. Das muss eine schwierige, unbefriedigende Situation für ihn gewesen sein.“

      „Peter war kein schlechter Keyboarder, aber das Problem bestand darin, dass ich eben nur dieses eine Instrument spielen konnte“, sagt Banks. „Wenn die anderen angefangen hätten, mein Instrument zu übernehmen, was hätte ich dann noch tun sollen? Deshalb musste ich auf ziemlich kindische Art mein Territorium schützen. Mir gefiel es nicht, wenn jemand außer mir spielte, da es alles war, was ich beisteuern konnte. Auch wenn jemand anders etwas auf meinem Instrument komponiert hätte, hätte ich es später auf der Platte gespielt. Es war schwierig.“

      „Tony und Peter waren sehr wetteifernd, viel mehr als Anthony und ich. Tony verteidigte seinen Platz am Keyboard. Ich nehme an, dass Peter daher nicht wusste, was er tun sollte“, sagt Rutherford. „Es passierte viel innerhalb kurzer Zeit. Wir waren entschlossen, uns musikalisch unter Beweis zu stellen. Wir waren ehrgeizig. Denn nur so schaffst du Dinge in deinem Leben.“

      Die Band lebte als Wohngemeinschaft. Macphail schloss sich ihnen als Koch an. Gabriel saß oft auf der Veranda, wo er Texte schrieb und Listen mit Agenten und Konzertveranstaltern zusammenstellte. Dann ging er zur nächsten Telefonzelle, um sie anzurufen und sie zu einem Besuch zu überreden. „Peter war sehr praktisch“, erinnert sich Anthony Phillips. „Einerseits war er ein Exzentriker und andererseits dieser unglaublich praktisch denkende Mann, der sich ganz bodenständig um all die Anrufe kümmerte. Er hatte einen außergewöhnlichen Hausverstand. Er hatte zwei unterschiedliche Seiten, die sich eigentlich widersprachen. Aber trotzdem gehörten sie zum selben Mann.“

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