Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea
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СКАЧАТЬ Man erwartete sich nicht viel. Sie hatten ein halbgares Album zu Buche stehen – ich denke, Trespass war damals noch nicht veröffentlicht. Peter Gabriel kam einem mit seinen fünfminütigen Storys und die Meute verfolgte gebannt jedes einzelne Wort. Am Ende des Sets, bei ‚The Knife‘, drehten dann alle wieder durch!“ Needs, der die Mitgliederausweise für Friars entwarf, erinnert sich an den 13. April 1970: „Auf dem Plakat stand, dass Nick Drake im Vorprogramm auftrat, davon weiß ich aber nichts mehr. Genesis hingegen hatten etwas Besonderes, das einen fesselte. Die Songs, die sie damals spielten, stammten fast alle vom Debütalbum: ‚Visions of Angels‘, ‚Twilight Alehouse‘, ‚Looking For Someone‘, ‚The Knife‘ … Jede Nummer war wie ein Mini-Film. Im Friars war ich bekannt als ein unverbesserlicher Anhänger der uralten Kunstform des Idiotentanzes. Dabei musste man Luftsprünge vollführen und dabei jeden einzelnen Körperteil in eine andere Richtung werfen, eine Art Anfall eben. Je verrückter die Band, desto höher ihre Punktezahl auf dem ‚Hüpf-O-Meter‘. Genesis waren umsichtig genug, ihre verrückten Stücke immer wieder mit Grabesruhe zu unterbrechen, damit man wieder zu Atem kam und sich abschütteln konnte.“

      Paul Conroy stach die Intelligenz der Gruppe nicht sofort ins Auge: „Genesis hatten bereits eine Anhängerschaft, die sie kultisch verehrte. ‚Gigs‘ wurden zu dieser Zeit immer mehr zu ‚Konzerten‘. Die Leute standen sich drauf. Wegen ihrer Ausrüstung trat die Band nicht gerne mit anderen Acts auf.“ Diese ersten Auftritte – obwohl noch ein zaghaftes Vortasten – hatten eine Leidenschaft und Intensität, die einem den Atem raubte.

      Mit der finanziellen Unterstützung Charismas im Rücken erstand die Band das Instrument, das in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern jeder haben musste: ein Mellotron. Seine erste Popularität erlangte es durch ‚Strawberry Fields Forever‘ von den Beatles und Mike Pinder von Moody Blues, bevor es mit King Crimsons Debütalbum schließlich den Gipfel erreichte. Genesis kauften ihres schließlich sogar von Robert Fripp selbst, dem Anführer von King Crimson. „Das erste Mellotron der Band stammte von Crimson“, erinnert sich auch Macphail. „Das Gehäuse war bei einem Feuer beschädigt worden und jemand hatte einfach mit schwarzer Farbe drübergemalt. Fripp kam vorbei, als Charisma sich noch in der Old Compton Street befand. Ich traf ihn da zum ersten Mal. Der Deal war besiegelt und wir übernahmen dieses Ungetüm von einem Instrument. Es war irre schwer. Man drückte auf der linken Seite auf einen Knopf und dann spielte es für acht Sekunden.“

      Tony Banks machte sich daran, das Instrument in den sich stets weiterentwickelnden Sound der Band einzuarbeiten. Die Zeitdauer, die nötig war, es auf der Bühne zu stimmen, gab Gabriel auf der Bühne Gelegenheit, seine Geschichten noch mehr in die Länge zu ziehen.

      ***

      Angetrieben von ihrer wachsenden Beliebtheit als Live-Act und ihrem neuen Deal mit Charisma, begaben sich Genesis im Juni 1970 in die Trident Studios, um ihr erstes Album für die neue Firma einzuspielen. Trident, im Herzen Sohos gelegen, war von Norman und Barry Sheffield gebaut worden und hatte binnen zweier Jahre bereits eine feine Reputation erlangt. Es war eines der ersten Londoner Studios, das mit einem Achtspur-Aufnahmegerät aufwarten konnte. Die Beatles hatten einst für kurze Zeit Abbey Road den Rücken gekehrt, um Teile des Weißen Albums hier aufzunehmen, wobei vor allem die damalige Single „Hey Jude“, die sie am 31. Juli 1968 im Trident einspielten, herausragte. Außerdem entstand hier David Bowies „Space Oddity“ und Marc Bolans Frühwerk mit Tyrannosaurus Rex.

      Stratton-Smith mochte an Trident seine entspannte Einstellung in puncto Aufnahmen, das topmoderne Equipment, die Anpackermentalität des Studio-Teams und natürlich die Nähe zu seinen bevorzugten Tränken in Soho. Die Gruppe, die von John Anthony betreut wurde, der wiederum von Robin Cable unterstützt wurde, konzentrierte sich auf das Material, das sie im Cottage geschrieben hatte, wobei sie sich die Highlights aus den mittlerweile eineinhalb Stunden Musik, an der sie auf Tour gefeilt hatte, aussuchen konnte. Es war nicht so, dass sich die Gruppe – wie Phillips es ausdrückte – von einem „faulen Ei“ losgesagt hätte, indem sie sich von Jonathan King getrennt hatte. Außerdem würde man ja erneut mit einem Produzenten arbeiten müssen. Sie zogen es in Betracht, ein paar alten Stücken, die sie hinter sich gelassen hatten, noch eine Chance zu geben, aber sie standen unter Zeitdruck.

      „Trespass war unser erstes Album als Band. From Genesis To Revelation war im Prinzip einfach ein paar Kids während der Sommerferien“, sollte Mike Rutherford später sagen. Es sollte das einzige ihrer Alben werden, das sie als Ganzes vor der Veröffentlichung live gespielt hatten. Gabriel nahm sich bereits damals so viel Zeit wie möglich, um die bestmögliche Performance abzuliefern: „Im Studio war er nicht langsam, weil er etwa faul gewesen wäre“, meinte Phillips. „Er nahm sich einfach nur die Zeit, um den richtigen Sound hinzubekommen. Der Rest von uns, vor allem Tony und ich, war ungeduldiger. Peter brauchte seinen Freiraum, um seinen Ideen genügend Zeit zu widmen und um seinen Eingebungen nachgehen zu können, was ihm ermöglichte, ein paar sehr originelle Arrangements beizusteuern.“

      Als das Album unter Dach und Fach war, suchten Genesis erneut personelle Schwierigkeiten heim. Und dieses Mal war das Schisma besonders ernst. „Nach den Aufnahmesessions fühlte ich mich ein bisschen wie ein Zombie“, sagte Phillips 2007. „Und als wir dann auf Tour gingen, fühlte ich mich wie ausgebrannt, komplett leer. Ich war zwar noch kein Wrack, aber ich war nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache. Ich konnte mich einfach nicht mehr motivieren.“ Er hatte an Drüsenfieber gelitten und im Anschluss an einer Bronchopneumonie, was zweifellos mit der Intensität seiner Arbeit und mit seiner Sensibilität zu tun hatte. Er war kein geborener Performer und litt unter Lampenfieber. Phillips wollte die Band verlassen. Es war einfach genug.

      Die Band war tief getroffen und überrascht, da ihre harte Arbeit endlich Früchte zu tragen schien. Außerdem gehörte Phillips zum absoluten Kern der Band. Er hatte an der Schule bereits mit The Anon gespielt, als Banks, Rutherford und Gabriel gerade ihre ersten Gehversuche wagten.

      „Die Band trat am Hackney Technical College auf und Ant drehte durch“, seufzt Macphail. „Niemand war gekommen und er flippte aus. Er hatte Drüsenfieber und schmiss alles hin. Er ist seitdem nie wieder auf einer Bühne gestanden. Er geht immer noch total in der Musik auf, aber er ist nie wieder aufgetreten.“ Anthony Phillips’ letzte Show fand vor ungefähr 25 Menschen im King’s Arms in Hayward’s Heath, Sussex, am 18. Juli 1970 statt. Er hatte mehr als 60 Gigs mit Genesis absolviert. Es war wie das Ende einer Ära.

      „Das war bis jetzt der schwerste Rückschlag“, sagte Gabriel im Mai 1971 in ZigZag. „Er ging nicht gern auf Tour. Es machte ihn nervös, wenn er vor Leuten spielen musste – und er dachte, dass wir stagnierten, weil wir Abend für Abend dieselben Nummern spielten. Aber es ergibt sich einfach nicht die Gelegenheit, das Repertoire zu erweitern, wenn man in unserer Lage ist.“ Die Band stand unter Schock und zog es kurz in Erwägung, sich aufzulösen – so wie nach der Reaktion auf From Genesis To Revelation im Jahr zuvor. „Als Anthony Phillips die Band verließ, wollte ich eigentlich ebenfalls aussteigen“, erzählte Banks fünf Jahre später in Sounds. „Aber man begreift rasch, dass man realistisch sein muss – dass es weitergehen muss. Was bringt es denn, alles hinzuschmeißen?“

      Phillips Abschied zog enorme Konsequenzen nach sich. „Es hätte unser Ende bedeuten können, da er so wichtig war“, erinnert sich Macphail. „Einer seiner letzten Gigs war im Marquee und wir mussten durch diesen kleinen Hof. Ich war im Van mit Peter, Mike und Tony, wo sie diskutierten, ob sie weitermachen sollten oder nicht. Für mich war das keine Frage: Sie mussten weitermachen und einen Ersatzmann für Ant finden. Sie waren zu gut, um aufzugeben. Ich sagte ihnen das auch. Sie teilten mir später mit, dass genau das der Moment gewesen sei, als sie entschieden hätten weiterzumachen. Es hatte ihnen das Selbstvertrauen gefehlt, das ich ihnen unbewusst vermittelt hatte. Es war auch der Zeitpunkt, als Tony sagte, dass sie einen neuen Drummer bräuchten, wenn sie zusammenbleiben wollten.“

      Anthony Phillips blieb ein enger Freund der restlichen Formation. Er studierte klassische Komposition und sollte schließlich 1977 mit The Geese And The Ghost ein rätselhaftes СКАЧАТЬ