Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea
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СКАЧАТЬ Anfang eines Auftritts im Friars verkündete er, dass das Publikum seine Wertschätzung durch Buhrufe zum Ausdruck bringen sollte“, erzählt David Stopps. „Jemand kam etwas später rein und wusste nicht, was zur Hölle da vor sich ging, da die Songs eigentlich gut anzukommen schienen. Er konnte sich keinen Reim auf die Publikumsreaktion machen. Das war sehr witzig. Sie spielten einen Gig irgendwo anders und ein paar der mitgereisten Leute aus Aylesbury fingen wieder zu buhen an, was wiederum die Zuschauer vor Ort sehr schockierte.“

      Mittlerweile vollführte Gabriel beinahe immer etwas Besonderes. Am 6. Oktober in der British Legion Hall in Princes Risborough versagte ihre Ausrüstung. „Es war einer der ersten Gigs mit Collins“, sagt Stopps. „Pete begann diesen Gesang anzustimmen, nur er und sein Tamburin am Mikro. Später sollte daraus ‚Biko‘ werden. Das ging wahrscheinlich zehn Minuten so dahin.“ Bei Gabriel wurde nie etwas verschwendet.

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      „Unstet, unausgegoren und manchmal richtig öde. Wirklich nur etwas für die fanatischsten Genesis-Jünger.“

      – Rezension von Trespass, Rolling Stone, 1974

      Als ihr Debüt für Charisma unter dem Titel Trespass am 23. Oktober 1970 veröffentlicht wurde, bestand immer noch keine Klarheit in Bezug auf die künftige Besetzung. Zwar war das Album gerade einmal vier Monate zuvor aufgenommen worden, aber es schien mittlerweile so, als wäre das in einem anderen Leben gewesen. Mit seinen nur sechs Tracks, von denen der kürzeste knapp über vier Minuten lang war, verkörperte das Album die neue Vision der Band von getragenem Progressive Rock. Als Peter „Looking For Someone“ sang, war das der Beginn seiner Karriere, wie wir sie heute kennen.

      „Looking for someone“ waren auch die ersten Wörter, die man auf diesem ersten ordentlichen Album der Band zu hören bekam. Gabriels Stimme intonierte sie mit gefühlvoller Stimme und einem leichten Beben im Gesang, womit der Kurs für die folgenden vierzig Jahre und mehr gesetzt war. Ursprünglich stammte der Song aus Gabriels Feder. Später feilte die gesamte Band daran und Anthony Phillips übernahm den Gesang im Refrain. „Looking For Someone“ wies alle Merkmale des zukünftigen Genesis-Sounds auf, vor allem die lange instrumentale Passage, von denen sich viele in ihren besten Arbeiten der Siebzigerjahre finden würden.

      Das Intro zu „White Mountain“ klang nicht unähnlich dem, was ein paar Pauschaltouristen nur ein paar Jahre später von einer Balearen-Insel mitbringen würden, und war außerdem eine kleine Hommage an „Those Were The Days“ von Mary Hopkin. Der inoffizielle Titeltrack des Albums hatte einen von der Hammond-Orgel geprägten Refrain, der schließlich in das Zusammenspiel zweier zwölfsaitiger Gitarren überging, was schon bald zu einer Art Markenzeichen werden würde. Gabriels Pfeifen nach fünfeinhalb Minuten kam unerwartet und vermittelte das Feeling von Krimi-Begleitmusik.

      „Visions Of Angels“, großteils von Phillips geschrieben, ist ein Überbleibsel von From Genesis To Revelation. Dieser zarte Popsong mitsamt seinem wehmütigen Piano-Riff und dem effektbeladenen Gesang Gabriels zeichnet sich vor allem durch eine der besten Arbeiten von Banks an der Hammond-Orgel aus, bevor die Nummer schließlich in einem frühen Einsatz des Mellotrons ihren Höhepunkt findet.

      Der Schlusspart von „Stagnation“ gibt wieder einen Hinweis auf einen großen Teil der Zukunft der Band. Der Wechsel in Dur nach sechs Minuten verleiht dem Song eine triumphale Note, bis er durch ein kurzes Zwischenspiel Gabriels auf der Flöte kurz innehält, um dann in ein Outro überzugehen, das die Band in ihre Liveshow einbaute und letztlich auch für den Schluss ihrer Single von 1973, „I Know What I Like (In Your Wardrobe)“, wiederverwenden sollte. Gabriel beschrieb „Stagnation“ als ein „Reiselied“, das sich abseits vom üblichen Format von Strophe und Refrain bewegte. „Dusk“ wiederum bietet ein hübsches Intermezzo, das am ehesten an Crosby, Stills & Nash erinnert, und ist aus einem Song namens „Family“ hervorgegangen, der aus dem Christmas Cottage stammte und fester Bestandteil der frühen Gigs gewesen war.

      Obwohl erst in letzter Minute zum Album hinzugefügt, sollte „The Knife“ Genesis endgültig auf Kurs bringen. Für die Musik des Stücks, das von Gabriel und Banks stammte, waren The Nice Pate gestanden – tatsächlich war „The Nice“ sogar der Arbeitstitel gewesen. Keith Emersons Angewohnheit, auf der Bühne Dolche auf seine Hammond-Orgel zu werfen, hinterließ bei Gabriel und Banks einen tiefen Eindruck. Mit seinem mitreißenden Beat wurde „The Knife“ zu einer beliebten Live-Nummer, die in den kommenden fünf Jahren regelmäßig zum Einsatz kommen würde. Im Vergleich zu den restlichen Nummern geradezu aggressiv, sind die Lyrics des Songs von Gabriels Bewunderung für Mahatma Gandhi geprägt: „Die Lyrics zu ‚The Knife‘ drücken teilweise meine Rebellion gegen meinen sozialen Hintergrund als Privatschüler aus“, sagte Gabriel in den Siebzigern. „Ich war schwer beeinflusst von einem Buch über Gandhi, das ich in der Schule gelesen hatte. Ich denke, es war mitverantwortlich dafür, dass ich einerseits Vegetarier wurde und andererseits an gewaltlosen Widerstand als Form des Protests zu glauben begann. Außerdem wollte ich versuchen auszudrücken, dass alle gewaltsamen Revolutionen letztlich einem Diktator zur Macht verhelfen.“ Stratton-Smith erkannte in dem Song ein sonderbares kommerzielles Potenzial und veranlasste, dass er im Mai 1971 als Single (CB 101) ausgekoppelt wurde. Sie verkaufte sich ursprünglich zwar praktisch überhaupt nicht, wurde jedoch im Verlauf der Zeit zu einem der größten Genesis/Gabriel-Sammlerstücke.

      Die sechs Tracks von Trespass nahmen das Territorium in Beschlag, auf dem Genesis sich während des ersten Jahrzehnts ihrer Karriere bewegen würden. Obwohl es wenig Beachtung unter den Arbeiten von Genesis und Peter Gabriel findet, ist Trespass ein außergewöhnlich gutes Album und das Resultat monatelanger intensiver Proben. Laut Rutherford ist es außerdem das einzige Album der Gruppe, an dem alle Mitglieder beim Aufnahmeprozess in gleichem Maße beteiligt waren – im Gegensatz zu vorher und nachher, als Songs oft in Paararbeit entstanden. Angesichts der Tatsache, dass die Bandmitglieder sich gerade einmal in ihren frühen Zwanzigern befanden, klang die LP sehr reif und versiert. Die nicht sehr zahlreichen Rezensionen waren zumindest in Großbritannien zögerlich positiv. Als das Album 1974 in Amerika herauskam, brachte Rolling Stone die Diskrepanz zwischen der amerikanischen und britischen Herangehensweise an die Gruppe ungewollt auf den Punkt: „Aufgenommen, lange bevor die Band ihr Handwerk beherrscht … Unstet, unausgegoren und manchmal richtig öde. Wirklich nur etwas für die fanatischsten Genesis-Jünger.“ Es war klar, dass es sich hier nicht um Musik handelte, die sich mit ihrer Bezugnahme auf die Klassik und der wunderlichen Wahl des Takts leicht definieren ließ.

      Peter Gabriel war damals schon besessen von Details und der genauen Optik einer Veröffentlichung. Tony Stratton-Smith hatte der Band Paul Whitehead, einen Grafikdesigner, den er durch John Anthony kannte, vorgestellt. Whitehead, einer der Gründer sowie der Art-Director der Londoner Ausgabe des Veranstaltungsmagazins Time Out, begann zunächst für Van Der Graaf Generator und in weiterer Folge für Genesis Artwork zu designen. Seine drei Albumcovers, die er für Genesis entwarf, sind legendär. „Für Genesis wurde ich zu so etwas wie einem ‚Art-Director‘“, erzählte er 1997 Jim Christopulos. „Ich lernte sie kennen und im Laufe der Zeit stellte ich ihnen verschiedene Künstler, unterschiedliche Stile und Bücher vor. Jedes Mal, wenn ich sie traf, hatte ich einen Stapel Bücher dabei und sagte: ‚Seht auch das an, ist das nicht hübsch?‘“ Nachdem er von der Gruppe mit der Gestaltung der Plattenhülle zu Trespass betraut worden war, entwarf Whitehead ein schmuckvolles, beinahe mittelalterlich anmutendes Design – ein Paar, das vor einem mit Säulen verzierten Fenster steht und den Blick über ein gebirgiges Panorama schweifen lässt. Aber durch „The Knife“ hatte sich die allgemeine Stimmung des Albums bedeutend geändert, was in Gabriel den Wunsch aufkeimen ließ, das Artwork entsprechend abzuändern. Whitehead reagierte mit einer schnellen, effektiven wie denkwürdigen Lösung. Er schlitzte die Leinwand mit einem Dolch auf und ließ ihn stecken, wie man auf der Rückseite des Gatefold-Covers gut erkennen kann. Der künstlerische Ansatz ist eindrucksvoll und fasste die Bedrohung, die sich hinter Genesis’ idyllischer Fassade verbarg, gut СКАЧАТЬ