Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea
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СКАЧАТЬ auf der Bühne, sondern trat auch eine Bass-Drum und spielte Flöte. Die Texte waren unglaublich, die Melodien sehr schön. Wir waren alle beeindruckt.“ Innerhalb von zwei Wochen unterzeichneten Genesis bei Tony Stratton-Smiths aufkeimendem Label Charisma Records.

      Die Nähe von Ronnie Scotts Club zu Stratton-Smiths Büro in Soho bietet Platz für allerlei Spekulationen, die sich nahtlos in eine Reihe mit zahlreichen anderen theoretischen Fragen einfügen: Was wäre, wenn Richard Macphail 1966 Charterhouse nicht verlassen hätte? Was wäre, wenn Jonathan King nicht auf Besuch gekommen wäre? Was wäre, wenn Christmas Cottage nicht zur Verfügung gestanden hätte? „Wenn der Club sich nicht ganz in der Nähe des Büros befunden hätte, wäre es wahrscheinlich nie passiert“, lacht Macphail. „John Anthony sah die Band und schleppte anschließend Strat auf ein Konzert. John sagte ihm, dass er diese Band sehen müsse. Er ließ sich überreden und so kam alles zustande.“

      „Strat mochte die Band und dachte, sie würde gut zu sein Label passen“, sagt Banks. „Wir erhielten ein Honorar von 10 Pfund pro Woche, das uns zwar von unseren zukünftigen Einnahmen abgezogen wurde, aber wir konnten mit ihnen machen, was wir wollten. Das war fantastisch.“

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      „Er ist ein bemerkenswerter Sänger, der über eine große stimmliche Bandbreite verfügt – von unerwarteten Soul-Kieksern über abgehackte, präzise Phrasierung und gequälte Heuler bis hin zu grotesken, rollenden Akzenten, die er mit theatralischer Schärfe einsetzt.“

      – Aus dem Tourprogramm von Genesis, 1972

      Das Jahr 1970 sollte sich als Schlüsseljahr für Genesis entpuppen. Die Band sollte bei einem fähigen Label unterschreiben, anfangen, Konzerte vor einem wertschätzenden Publikum zu spielen, und Peter Gabriel würde weiterhin an seinem Image, das legendär sein würde, feilen. Genesis würden ihre – für viele – definitive Besetzung finden und vor allem ein Album veröffentlichen, das ihre neue Ausrichtung auf den Punkt bringen würde. Allerdings sollte es sich auch als zu anstrengend für Gitarrist Anthony Phillips erweisen, der sich letztlich von der Band verabschieden würde.

      Mit Tony Stratton-Smith hatte die Band einen loyalen Unterstützer gefunden, der gewillt war, der Band die Zeit zu geben, die sie bräuchte, um ihren eigenen Ansprüchen gemäß wachsen zu können. Als Boss ihres Labels spornte er die Band nicht nur an, sondern er hatte auch viel Verständnis für sie. Außerdem wurde er auch de facto ihr Manager.

      „Strat“, wie er liebevoll genannt wurde, war einer der eigenwilligsten Charaktere der Popmusik, und es gibt zahllose Anekdoten über ihn. Er wurde 1933 in Birmingham geboren und begann seine Karriere als Journalist, als er bei der Zeitung The Daily Sketch zum jüngsten Sportredakteur auf der Fleet Street avancierte. Während der Fußball-WM 1962 in Chile traf er zufällig auf den brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim, was sein Interesse am Musikverlagswesen weckte. Ab den späten Sechzigern war er schließlich als Bandmanager tätig. Stratton-Smith war ein Universalgenie, ein Alleskönner. Er hatte z. B. auch ein Buch über Mutter Maria Skobzowa geschrieben, die – für ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg bei der französischen Resistance – im KZ Ravensbrück ermordet wurde. Der passionierte Fan von Pferderennen saß mit Vorliebe im Pub The Ship oder im Club Le Chasse in der Nähe des Marquee in der Wardour Street in Soho. Er nahm eine Reihe von Acts, die sowohl den Mainstream als auch den Underground belieferten, unter seine Fittiche. Darunter waren etwa The Nice, The Creation, The Koobas oder die BonzoDog Doo-Dah Band. Seine Stellvertreterin war Gail Colson, die er kennengelernt hatte, als er als Manager von The Creation tätig gewesen war. Colson arbeitete damals für Shel Talmy und überredete diesen, Stratton-Smith ein Büro zur Verfügung zu stellen, von dem aus er sein junges Label betreiben konnte. Sie wurde Stratton-Smiths persönliche Assistentin und managte später Charisma, das Label, das er gründen würde.

      Colson sollte eine Schlüsselrolle in der Geschichte von Genesis und Peter Gabriel einnehmen. Der ehemalige Journalist des Melody Maker Chris Charlesworth beschreibt sie so: „Gail war genau die Richtige für Strat. Sie war effizient genug, um seine Ungestümheit unter Kontrolle zu bringen. Sie war tüchtig, die Herzensgüte in Person sowie absolut bodenständig und sachlich. Als sie sich mit Strat zusammentat, wurde sie zu einer Art Consigliere, seine Beraterin. Sie war für die Finanzen und alles andere, das getan werden musste, zuständig. Strat schwebte über den Dingen. Wenn Gail nicht gewesen wäre, wer weiß, was mit der verdammten Firma passiert wäre. Sie war wild entschlossen und haute auch mal auf den Tisch. Gleichzeitig war sie auch unglaublich charmant.“

      „Charisma entstand aus der Frustration darüber, wie The Nice und die Bonzo Dog Doo-Dah Band von Immediate und von United Artists in den USA behandelt wurden“, sagt Colson. „TSS – Tony Stratton-Smith – und ich dachten, dass wir es besser als beide machen könnten. Wir saßen entweder im La Chasse oder im The Ship, um zu trinken und über die Situation beider Bands zu schimpfen. Tony und ich waren gute Partner. Er hatte all diese herrlich durchgeknallten Ideen, wohingegen mein Job darin bestand, ihn im Zaum zu halten und seine Visionen in die Tat umzusetzen.“

      Charisma Records wurde im Oktober 1969 gegründet, nachdem das Label von The Nice, Immediate Records, bankrott gegangen war. Er lieh sich für die Neugründung Geld von B&C Records, das zumindest anfangs auch den Vertrieb für Charisma übernehmen würde, und baute die Firma nach dem Vorbild von Berry Gordys Motown Records auf. In seiner ersten Presseaussendung schrieb er über das Label: „Die einzige zentrale Wahrheit der Musikbranche ist, dass Talent unersetzlich ist. Wir wollen das stets im Kopf behalten.“ Das Label wurde zum Familienbetrieb, als Colsons Bruder Glen die Pressearbeit übernahm und später auch noch ihr damaliger Ehemann Fred Munt als Geschäftsführer dazustieß. Alle außer Strat waren unter 25. Seine zahlreichen Connections ermöglichten einen Deal mit Terry King Agency, die für das Label Konzerte buchen sollte. Alle Gruppen auf dem Label mussten dem Geschmack des Besitzers entsprechen, was dazu führte, dass Charisma zu einer äußerst eklektischen und gelegentlich extrem kommerziell erfolgreichen Plattenfirma werden sollte. In den meisten Fällen nahm Strat markante Acts unter Vertrag, die über eine umfassende Vorstellung von ihrer Arbeit verfügten. Seine persönlichen Favoriten waren Van Der Graaf Generator, die vom launenhaften Peter Hammill, der sich als einer der langlebigsten Acts auf dem Label erweisen sollte, angeführt wurden. Außerdem holte er auch Dichter, Sportkommentatoren und die Monty Pythons zu seinem Label.

      „Charisma waren eigentlich eine One-Man-Show“, erzählte Glen Colson 2011 im Magazin Mojo. „Strat ließ all die Bands unterzeichnen und wir rannten nur hinter ihm her und hörten ihm zu. Er war ein Trinker, wusstet ihr das? Er ging jeden Abend bis fünf Uhr morgens aus. Er hing mit Abgeordneten ab, hatte seine Pferderennen. Schwul war er auch, also kam er ganz schön herum. Ich stand damals auf Hendrix, weshalb ich nicht viel mit Genesis anfangen konnte. Aber er sagte bloß, dass ihm ihr Look gefiele. Strat wollte von allem etwas. Er wollte klassische Musik, eine Jazzband, eine Rockband … Das verwirrte alle, die mit ihm arbeiteten, immens. Aber er wollte die Acts, die in ihrer Sparte am besten waren. Das war immer sein Credo.“ Und Peter Hammill fügt noch hinzu: „Er war ein außergewöhnlicher Mann.“ Er betont auch, dass das Label „dynamisch, seltsam und unvorhersehbar“ gewesen sei. „Wie Soho eben. Das war damals noch das wilde West End. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, Genesis oder Peter oft auf der Dean Street oder der Wardour Street gesehen zu haben.“

      Genesis gehörten zur Szene, waren aber auch irgendwie distanziert. Ihr Drang, um die Häuser zu ziehen, war nicht sonderlich ausgeprägt. Für so junge Leute waren sie sonderbar reserviert und reif. Sie alle waren sich jedoch einig, dass Charisma genau das richtige Label für sie war. „Tony Stratton-Smith, unser Manager, ist klasse“, erzählte Gabriel im April 1971 dem Melody Maker. „Die Situation vor ihm war absolut untragbar. Als wir ihn und er uns fand, eröffnete sich für uns ein ganz neues Szenario.“

      Dieses neue Szenario war seltsam und bizarr, so wie einige der Fantasiegebilde aus СКАЧАТЬ