Tales of Beatnik Glory, Band II, (Deutsche Edition). Ed Sanders
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СКАЧАТЬ sie ihnen half. Also trafen sie sich vormittags, tauschten sich über ihre Probleme aus, die Krankheiten ihrer Kinder, die kleinen Schwächen ihrer Partner, die kleinen Schwächen der Zeit. Einige zögerten anfangs, die Details ihres Privatlebens schonungslos offen zu legen, vor allem, wenn es unappetitlich zu werden begann.

      Ihre erste Entscheidung als Gruppe bestand darin, bei sich zu Hause ein totales Verbot von Gewalt und deren Androhung anzustreben. Dies führte zu beträchtlicher Verlegenheit, ja zu Animositäten seitens der Männer — es kam zu Ausrufen wie: »Wer, ich? Was redest du denn? So was mach ich doch nicht! Na das eine Mal, da hast du mich provoziert.« Und zu weiteren Feindseligkeiten kam es, als sie einige Frauen vor Ehemännern versteckten, denen öfter mal die Hand ausrutschte und die dann drohend oder wimmernd die Wohnungen abklapperten, in denen man ihren Frauen Schutz gewährt haben konnte.

      Der Ausschuss organisierte Streiks gegen besonders schleimige Vermieter, wie etwa gegen den berüchtigten Slumlord Two Car Louis, der in einer Rostlaube in die Lower East Side fuhr, um die Miete zu kassieren, nachdem er seinen Cadillac an der 59th-Street-Bridge geparkt hatte, und dessen Häuser nur deshalb nicht als Hütten zu bezeichnen waren, weil die Bauherren zweihundert Jahre zuvor Mörtel und Steine benutzt hatten anstatt Holz.

      Sie gaben ihren Kindern Namen, die in der Beat-Generation Tradition hatten, wie Nathaniel, Sebastian, Katherine, Django, und einige mit afrikanischen Wurzeln wie Damjeela und Onghi. Zu den Flowerpower-Namen waren es noch einige Jahre hin. Noch hörte man nirgendwo: »Sequoia! Bringst du mal deine Batikfarben her?«, oder: »Mondfuchs, wir bewerfen Mountain aber nicht mit Sand, ja?« Es gab allerdings ein paar Kinder von Protohippies rund um den Sandkasten, die hießen Rainbow und Bountiful, und ein charmanter kleiner Junge namens Mulligan hörte gar auf den Vornamen On the Road.

      Die meisten der Frauen arbeiteten nicht, und selbst wenn sie sich Babysitter hätten leisten können, sahen ihre verklemmten Gatten sie in der Regel lieber in ihrer alternativen Küche. Derlei ökonomische Arrangements funktionierten, weil die Ausgaben fürs tägliche Leben so verlockend gering waren — man konnte sich einige Wochen in ein kreatives Projekt stürzen, dann ein paar Tage auftauchen, um Geld für Miete und Stadtwerke zusammenzukratzen, und wenn man die beisammenhatte, stürzte man sich wieder in seine Kunst.

      Erst wenn es zum gesundheitlichen Krisenfall kam oder Telefon und Strom abgestellt wurden und aus der Schüssel fürs Nudel- oder Kerzengeld keine Münzen mehr hervorkommen wollten, krachte der geballte Terror des New Yorker Lebens wie Hesiods Amboss in Ehe, Leben und Kunst — und der Ausschuss trat in Aktion. Man ging ans Eingemachte, brach Ersparnisse für Geburtstage und Weihnachten an und teilte sie mit den anderen. Man gab die eine oder andere Telefonnummer weiter, die rasch problemlose Kohle für den Notfall garantierte, sei es durch Modellstehen für Künstlerklassen am Cooper Union College oder der Universität von New York, durch Kellnern im Village oder im House of Nothingness oder eine Fülle anderer Möglichkeiten im Lichterdschungel von uptown New York.

      Die Zeit ging ins Land, und das Leben derer, die sich vormittags im Park versammelten, war zwar nicht weniger chaotisch, aber glücklicher als zuvor. Die Autorinnen unter ihnen hatten angefangen, ein hektografiertes Magazin herauszugeben, und die Malerinnen teilten sich die Kosten für Modelle und gemeinsames Babysitting.

      Zur Feier seines zweiten Jahrestags veranstaltete der Ausschuss ein Picknick am Sandkasten mit Essen und Wein, und eine von ihnen brachte sogar ein paar Speed-Pillen mit für alle, denen danach war, und reichte sie in Schokoladenpapier herum. Mehr als ein Dutzend Frauen kam, darunter auch ehemalige, die von der Lower East Side weggezogen waren. Es war ein schöner Vormittag, und Kinder wie Mütter hatten sich in Schale geworfen — Beatnik-Schick. Jenes flüchtige Phantom namens Glück hielt tanzend Einzug im Park.

      Und die Moresca tanzte das Phantom, als Carol Mulligan mit ihrem Sohn On the Road kam. Carol war die Erste und Einzige von ihnen gewesen, die buchstäblich ausgeflippt war. Und jetzt war sie wieder da! Sie hatte etwas zugenommen, was nur gut war, so beängstigend mager, wie sie während ihrer schlimmen Zeit gewesen war.

      Ihr Mann Bart war ein »apokalyptischer Bop-Prosa-Spontaneitäts-Avatar«, mit anderen Worten ein Romancier und Dichter, der in der postkerouacschen Tradition schrieb: so schnell und so viel wie möglich, nach der Maxime: Der erste Gedanke ist auch der beste. Bart hatte einige Zeit davor eine Lyrikertagung in Kalifornien besucht und war mit einer Frau namens Ocea the Other — oder schlicht Other — zurückgekehrt. Ocea the Other hatte einige Jahre eifrig Karriere an der Lower East Side gemacht, bevor sie zurück nach Berkeley gegangen war, um ihren Doktor zu absolvieren. Sie war fest entschlossen, als Lyrikerin von der New York School akzeptiert zu werden, und so füllte sie — wie ein Mädchen, das erst mit dem Kopf nickt, bevor es beim Seilhüpfen ins Doppelseil springt — ihren Rucksack mit den richtigen, sprich: angesagten Büchern und machte sich, um mitspielen zu können, mit der ganzen Skala der Themen vertraut.

      Familie Mulligan hatte vor dem Flug nach Kalifornien auf dem Drahtseil der Wohlfahrt getanzt. Als Bart zurückkam, bestand das Sozialamt darauf, dass er sich Arbeit suchte, egal welche, und obwohl er das Gelübde abgelegt hatte, »vom Wort zu leben«, als man ihnen die Leistungen zu streichen drohte, kapitulierte er dann doch und die Leute von der Wohlfahrt gaben ihm das Geld für einen Anzug sowie ein Hemd mit Button-down-Kragen nebst Schlips; damit sollte er in den Bürogebäuden uptown auf Jobsuche gehen.

      Bart Mulligan fuhr mit dem Geld rüber an die West Side und fand einen waschechten Zoot Suit mit rasantem breitem Revers und ein Hemd mit Entenschwanzkragen, und darin stolzierte er mit Ocea the Other auf dem Kopfsteinpflaster der Lower East Side von Café zu Café — Mann, apokalyptische Pop-Prosa-Spontaneität, echt, Mann, ich meine, mit der nächsten Edna St. Vincent Millay durchs Viertel zu schlendern, Wahnsinn, Mann, irre, echt.

      Bei Carol und On the Road ließ er sich immer seltener sehen, und noch seltener sahen sie Geld. Schließlich strich man ihnen die Sozialhilfe, und er versuchte letztendlich mit zwei Frauen zu leben, in zwei Wohnungen, ein Verhältnis so ärmlich wie das andere.

      Carol Mulligans Philosophie war die der sofortigen Rache gewesen — Auge um Auge, Fick um Fick. Kaum hatte sie von einer seiner Eskapaden erfahren, hatte sie bei Stanleys oder im House of Nothingness einen Kerl aufgegabelt und ihn gebumst. Dieses Mal war es anders. Sie war am Boden zerstört. Carols Markenzeichen waren lange schwarze T-Shirts, die die Garben ihrer langen, glatten, hellblonden Haare besonders zur Geltung brachten. Ihre Wangen waren dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr gerötet, und ihre hellgrauen Augen schienen stets feucht; wenn sie aufgeregt war, flatterten ihre Lider. Zu Abend aß sie mit den Alkoholikern in der Suppenküche des Catholic Worker.

      Obwohl der Mongolenausschuss half, wo immer es möglich war, musste Carol fast alles verkaufen; das ging so weit, dass sie zu ihrer Demütigung einen Karton voll Kram wie Besteck und Salzstreuer ins Treppenhaus stellte, in der Hoffnung, einer der anderer Mieter würde etwas kaufen.

      Schließlich wurde es ihr einfach zu viel — ihre Augen hatten Ringe von fauvistischem Rot, und sie hatte sich in eine Art Stupor geweint. Eines Abends hatte Bart versprochen, Lebensmittel und Geld zu bringen, aber um Mitternacht war er noch immer nicht da. Das reichte. Carol Mulligan öffnete die Schranktür, ging in die Hocke, lehnte sich mit dem Rücken gegen die hintere Wand, seufzte zum Abschied leise und versank dann Zentimeter für Zentimeter in dem Chaos aus Sandalen, Schuhspannern, Büchern und Hukaschläuchen auf dem Schrankboden, das eines Duchamp würdig war. Dort blieb sie sitzen, bei geschlossener Tür, und On the Road brachte ihr einige Tage lang Brot und Wasser, bis Bart ganz zufällig die Schranktür öffnete und sie dasitzen sah.

      Bart fand die Geschichte mit dem Schrank gar nicht komisch, ebenso wenig wie Ocea the Other. Carol hatte die Augen fest geschlossen und schien bewusstlos zu sein. Schließlich rief ihr Gatte in der Klapse an, und die schickten die Weißkittel los. Der Ausschuss setzte sich mit ihrer Familie in Idaho in Verbindung, und sie flog nach Hause. On the СКАЧАТЬ