Tales of Beatnik Glory, Band II, (Deutsche Edition). Ed Sanders
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СКАЧАТЬ Carol und On the Road wieder vereint und jetzt hielten sie triumphierend auf dem Spielplatz Einmarsch, unter Applaus.

      On the Road, das Gescheiteste der Kinder, hatte einen Arm voll Publikationen dabei — Der Niedergang der Ehe meiner Eltern, eine Novelle, die er geschrieben hatte und die einige wirklich gute Schilderungen von Ehestreitigkeiten unter Beatniks enthielt. Während seine Mama sich in Idaho ausgeruht hatte, ließ On the Road sich von Marie Colson mit dem Manuskript zum Peace Eye Bookstore bringen. Marie und ich tippten die Matrizen und zogen sie ab, die Zeichnung auf dem Cover klaute er aus einer Mappe seiner Mutter, und damit war On the Road im Alter von sechs Jahren gedruckt.

      Er war ein ausgesprochen frühreifes Kind. Hätte man ihm gesagt: »Komm her, On The Road, jetzt lernen wir ein bisschen Akkadisch«, er hätte nach ein paar Tagen in feuchten Lehm mit einem Griffel in Keilschrift geschreieben.

      Später brachte er sein Buch im Eighth Street Bookshop und im Gotham Book Mart an den Mann, und schließlich wurde On the Road geradezu eine Sensation. Die Village Voice brachte einen Artikel über das literarische Wunderkind, und es kamen Anfragen von Verlagen aus der uptown, sehr zum Verdruss und zur Besorgnis seines Vaters.

      Während des Picknicks verkaufte On the Road das Buch an Passanten. Taktvoll warb er dafür: »Mein Papa ist bis ganz nach Kalifornien getrampt, und ich habe ein Buch darüber geschrieben! Nur fünfzig Cent!« In einer halben Stunde verkaufte er an die fünfundzwanzig Stück. On the Road würde es noch weit bringen.

      Die Stimmung im Park näherte sich an jenem Vormittag einem »Unmaß an Frohsinn«, wie Samuel Pepys es ausgedrückt hat. Gedämpft wurde dieser Frohsinn jedoch durch die Ankunft von Marianne Bonfiglie, die sich die Nacht auf der Suche nach ihrem Freund Llaso um die Ohren geschlagen hatte, der sang- und klanglos verschwunden war und dabei ihren Fernseher, den Plattenspieler, Schmuck und Geld hatte mitgehen lassen, von ihrem heiß geliebten Büffelhaut-Tomtom ganz zu schweigen. Sie erzählte die Geschichte und meinte dann lachend: »Meine Mutter hat’s mir prophezeit.« Eine andere, angesäuselt von Aufputschpillen und Wein, sagte zu Marie, Marianne hätte sich das ja vielleicht selbst denken können, schließlich hieß Llasos bekannteste Gedichtfolge Ich bin ein Soziopath.

      Am meisten ärgerte Marianne der Verlust ihrer Trommel, da sie in einer merkwürdigen Personalunion Dichterin, Schauspielerin und Trommlerin war. Schlagzeugerinnen waren in der ersten Hälfte der Sechziger eher dünn gesät — Marianne Bonfiglie wurde später bekannt, als sie bei Velvet Underground vorspielte und beinahe genommen wurde. Die Miete verdiente sie sich mit Nacktfilmen. Manchmal stand sie mit Llaso in den Skizzensitzungen des Mongolenausschusses Modell. Die beiden hatten passende Muttermale, seines auf dem Penis, ihres über der rechten Brust. Während der heißen Monate ihrer gemeinsamen Zeit hatten sie in ihnen Vermählungszeichen gesehen.

      Marianne verließ die Party schließlich, um ihre Suche fortzusetzen, und einige Augenblicke später kam On the Road Mulligan angelaufen und berichtete, er habe Llaso beim Entladen eines Taxis gesehen; er schleppe allen möglichen Kram in den Laden von Fence Lady an der Ecke Tenth und B. Fence Lady hatte einen jener Läden für Antiquitäten, Schmuck und Haushaltskram, wo Junkies geklautes Zeug verhökern konnten. Sie nahm auch Bestellungen entgegen. So konnte man zum Beispiel eine IBM-Schreibmaschine ordern, und Llaso oder Andrew Kliver brachen dann in der Universität oder irgendeinem Büro ein, um eine zu klauen. Berühmt war der Duft des Ladens: Fence Lady rauchte Asthmazigaretten auf Belladonnabasis um den Geruch des Grases zu kaschieren, das die Jungs aus der Nachbarschaft manchmal bei ihr durchzogen.

      Eine der Frauen blieb bei den Kindern, und die anderen elf liefen aus dem Park, um Llaso zu stellen. Der trug den Aufzug, in dem er seine offiziellen Geschäfte tätigte: ein großes Silberkreuz an einem Band und eine Art Klerikerkragen, enge schwarze Levi’s, die eine Handbreit zu kurz waren, um seine auf Hochglanz polierten schmalen, spitzen Stiefel zur Geltung zu bringen, dazu ein schwarzes Jackett, das man ihm in der Bowery geschenkt hatte. Llaso war hochgewachsen und hatte ein schmales Gesicht mit finnugrischen Augen, die durch die Flaschenböden seiner Brille vergrößert waren. Er war auf dem Sprung nach England, um dort ganz legal Junkie zu werden.

      Llaso war eher der heimliche Junkie, ganz im Gegensatz zu seinem Freund Andrew Kliver, der sich einmal mitten in einer Vernissage einen Schuss gesetzt hatte. Llaso war auf der einen Seite stolz auf seine Sucht, auf der anderen schämte er sich. Manchmal gab er bekannt, er sei seinen Affen wieder los, aber das war reiner Schnee. Zuweilen schrieb er Gedichte, die Heroin als Boten des Pazifismus priesen. England hin oder her, Llaso sollte sich bald eine Nadelhepatitis einfangen, die ihn zwanzig Jahre später an Leberkrebs sterben ließ.

      In seinen Notizbüchern fand sich ab und zu ein Gedicht über die Angst vor seiner Grausamkeit gegenüber seinen Frauen, und als seine Flaschenbodenaugen die Schar aus dem Mongolenausschuss erblickten, stellte er sich, Mariannes Fernseher in der Hand, zitternd den Frauen. Fence Lady peilte die Lage und verschloss die Tür.

      Die Frauen umzingelten ihn. On the Road erkannte eine gute Geschichte, wenn er eine sah; er schlug seinen Notizblock auf und schrieb rasend drauflos. »Schnappt euch seine Taschen!«, schrie Carol Mulligan. Jemand langte ins Taxi und holte die Umhängetasche heraus, in der sich sein Pass befand. Währenddessen trat der Autor des Gedichtzyklus Ich bin ein Soziopath mit einem schwarzen Stiefel gegen das Schutzgitter an Fence Ladys Tür; dann schickte er sich wie ein guter Soziopath ins Unvermeidliche. Er händigte ihnen den Fernseher aus und bekreuzigte sich zweifellos in Erinnerung an all die Male, in denen er in der Redaktion der Zeitung des Catholic Worker herumgehangen war.

      »Sagt Marianne bitte, dass es mir leidtut«, sagte er, dann schlug er die Taxitür zu und zischte die Avenue B hinauf in Richtung London und seiner Lotophagenkolonie. Carol einigte sich mit Fence Lady darauf, den Kram bei ihr unterzustellen, bis sie Marianne aufgespürt hätten. Dann gingen sie alle zurück in den Park, um für den Rest des Picknicks das volle Unmaß an Frohsinn zu genießen. Carol stand noch eine Weile mit On the Road vor Fence Ladys Laden; dann hatte er die nächste Story skizziert.

       D IE NUMMER IM VAN

      Enid Baumbach war verabredet, um Talbot dem Großen drüben in seiner Wohnung einen zu blasen. Nur das, nichts weiter. Es war ihre Idee, sie hatte es arrangiert, und jetzt war sie unterwegs.

      Enid war eine unermüdliche Kämpferin für soziale Gerechtigkeit. Sie arbeitete für SANE und den Kongress für rassische Gleichstellung und beteiligte sich an den Aktionen zur Wählerregistrierung. Sie war perfekt, wenn es um die Fülle von Kleinigkeiten ging, die anfallen — alle auf einmal — und sofort auf die Reihe gebracht werden wollen, wenn man wirksame Demonstrationen organisiert. Ihre Spezialität war es, Reporter von der New York Times dazu zu bringen, auf Demos zu gehen. Ein Talent, das an ein Wunder grenzte. Enid hätte einen Typen von der Times um Mitternacht in einen leeren Tunnel gekriegt! Später dann druckte sie erstklassige Einberufungsbescheide für die Vietnam Railroad.

      In ihrer Freizeit war ihr nichts lieber als ein deftiger Fick. Dafür lebte sie. Und sie wollte es stundenlang, das heißt, sie vermied wenn möglich neurasthenische, passive Beatniks, Jünglinge mit unsichtbaren Spiegeln vor dem Gesicht. Sie war Anfang zwanzig und knochendürr. Sie war aus Arkansas und behauptete, halb Cherokee, halb ungarische Jüdin zu sein. In ihrem nöligen Dialekt klangen die Ozark Mountains an, mit anderen Worten: Sie zerdehnte aufreizend ihre Vokale, wenn sie einem Typen sagte, sie wolle ihn unbedingt ficken — jetzt auf der Stelle und gleich. Sie hatte lange Finger wie aus einem ägyptischen Gemälde, die unglaublich beruhigend auf die Seele wirkten, so geschickt, wie sie sie über die Haut gleiten ließ.

      Sie war extrem gepflegt. Sie war so sauber, dass man ihren Bauch als Operationstisch hätte nehmen können — eine weite, flache Ebene, die das ganze Jahr über gebräunt war, nur an der Gürtellinie hatte sie einen kaum merklichen СКАЧАТЬ