Verlogen, dumm und unverschämt. Christof Wackernagel
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Название: Verlogen, dumm und unverschämt

Автор: Christof Wackernagel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Essay-Reihe

isbn: 9783944369518

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СКАЧАТЬ jahrzehnt von dem angriff auf us-quarters in heidelberg und frankfurt bis zu haig in belgien gelegt wurde.

      hier ist es auch, wo die startpflöcke zu finden sind für unsere angriffe auf buback und ponto; die gefangennahme schleyers für den austausch mit gefangenen kadern aus der guerilla, die solidarische aktion des politischen kommandos, nehmen wir schleyer, nicht nur als altnazi, das nur, weil es wenige gibt, die tradition und kontinuität dieser brd so anschaulich auf den begriff gebracht haben wie er, sondern als politischster vertreter des nationalen großkapitals, ohne dessen konsenswillen die innere balance des sozialdemokratischen modells der klassenkollaboration grad so wenig funktioniert wie reibungslose eingliederung innerhalb der imperialistischen staatenkette unter der hegemonie der usa. hier lag das strategische dynamit des kommandos siegfried hausner: in den reibungsflächen der strukturellen krise in potenziell ökonomischen gegensätzen und krisenerscheinungen, und zwar: indem sie diese zur politischen krise des imperialistischen staates macht und somit die gleichgewichte zerstört, auf denen die fundamente imperialistischer herrschaft so sicher zu stehen glaubten, mit dem großen krisenstab, einer de facto allparteien-natoregierung, einer nie so offensichtlich in erscheinung getretenen machtkonzentration aufs bka, eben als steigbügelhalter für diesen konsens, einer faschistischen reorganisierung, die jedes provinzblatt erfasst und sämtliche sozialdaten zum blockwart werden ließ, war die militärische lösung nur die flucht nach vorn für den imperialistischen staat: der damit allerdings nicht verdecken konnte, daß der hektisch zusammengeschweißte konterrevolutionäre block oben genau zu dem werden mußte, was unten an legitimationsdecke zerbrach und an legalität wegbrechen mußte, das war der preis, den dieser staat allein im voraus bezahlt hat, um elf guerillas nicht auszutauschen und danach die stammheimer gefangenen massakrieren zu können.

      das nur mal als einleitung; für die offenlegung unserer strategischen bedingungen und bestimmungen hier, ohne die an eroberung der politischen macht für den kommunismus gar nicht erst gedacht werden kann, aber grad in dieser etappe des kampfes uns unterzujubeln, wir hätten es auf konfrontation mit den unteren chargen der söldner-hierarchie abgesehen, »abzuknallen des abknallens willens« etc. pp., ist selbst für dieses niveau der ideologischen kriegsführung reichlich dämlich, selbst das lieblingsblatt der deutschen bourgeoisie, die faz, war nach ’77 realistisch genug festzustellen: »die herrschenden schichten lichten sich.«

      und auch in ländern, wo die antiimperialistische guerilla bereits in ein entwickelteres stadium getreten ist – die nicht dieses schwerwiegende historische handikap haben, einer arbeiterklasse, deren kader fast sämtlich vom faschismus ausgerottet wurden und die über diese ökonomische schiene marshallplan etc. in richtung klassenkollaboration gedriftet ist –, die nunmehr unmittelbar vor der einleitung eines volkskrieges, bei dem sie sich selber bereits ansätze einer revolutionären heeresstruktur geben, um dem imperialistischen staat oder besser den imperialismus repräsentierenden staat in einer schlußoffensive – wie sie im moment bspw. in el salvador läuft – vollends den garaus zu machen, selbst dort bestimmt sich der krieg mit den untenstehenden bütteln und handlangern eines bestialischen polizeiapparates nur und ausschließlich innerhalb einer strategischen offensive.

      wenn es aber keine gründe für solche behauptungen gibt, alle strategischen überlegungen und praktischen angriffe sich mitten in den zentren der macht finden, aber lauter gründe dagegen, sich mit den untersten chargen zu zerreißen in sinnlosem gefecht, dann bleibt nur noch übrig die motivation und zielsetzung derer, die uns eben grad auf diesen level drücken wollen, die imperialistischen eliten, die hinter ihrer sandsack- und natodrahtrealität sehr wohl wissen, um wen es geht, sie sind es, die mörder im auftrag schicken und »söldner im dienst des kapitals« (wie marx mal zu ihnen gesagt hat), so finden wir in unserer strategie sowohl die aufhebung jener makabren spielwiese, die uns zum aufreiben und selberzerstückeln immer schon zugewiesen wurde, als auch grad den grund, warum uns gedungene mörder auf der straße, in telefonzellen, in restaurants und isolierten gefängniszellen auflauern: im rahmen der aus nato-richtlinien konzipierten selektiven eliminierung.

      natürlich haben wir darüber geredet, die lage analysiert und unsere schlüsse daraus gezogen, wenn ein staat schließlich mal bestimmte grenzen überschreitet, wenn er seine politischen gefangenen als geiseln nimmt und ihre kader massakriert, wenn er brd-truppen ins afrikanische mogadischu schickt, um ein politisches kommando abzuschlachten, verfassung und grundgesetz an jedem einzelnen punkt außer kraft gesetzt hat: dann ist es schwerlich möglich, hier was anderes als faschismus zu konstatieren, noch eine weitere stufe zu den morden, die bereits damals an petra und thommy liefen: schließlich liegen dazwischen bald zehn jahre sozialdemokratischer erneuerung. doch dieser anaytische teil war für uns so neu nicht, schließlich sind wir von soviel anderem nie ausgegangen, als wir uns für den bewaffneten kampf entschlossen haben, unsere offensive war nur der kratzer an einer brüchigen (sozialdemokratischen) maske, die in der phase der restrukturierung etwas zu früh seine faschistische fratze auf das glatteis der geschichte schleudern mußte, solche frühstarter sind zwar nicht automatisch wegbereiter revolutionärer situationen, aber sicherlich eine bedingung davon, denn entweder wir nehmen es mit dieser konterrevolutionären realität auf, und zwar so, wie sie ist und nicht, wie sie so manche gern hätten, und das, solange noch zeit dazu ist, oder aber linker politik in der metropole bleibt nur die wahl zwischen farce und gräber schaufeln.

      insofern haben wir uns natürlich auch keine illusionen gemacht, wie solche möglichen verhaftungssituationen laufen, schließlich stand das in jedem bürgerlichen käseblättle, wie in chile und südafrika aus morden am widerstand »selbstmorde« wurden, wie die black panthers in amerika seinerzeit auf der »flucht« oder halt in »notwehr« ermordet wurden, warum sollte es hier anders sein? daß der imperialismus in der peripherie in sog. »normalen« zeiten imperialistischer ist, wie er es zu haus sein muß, heisst nicht, daß er hier wesentlich andere, oder gar bessere wertgesetze hat, es sind je nachdem nur die methoden, die sich ändern.

      aber die realität zur kenntnis nehmen, scharfgemachte killkommandos des bka auf dem ganzen westeuropäischen kontinent zu konstatieren (die schwerlich an was anderes als brasilianische todesschwadrone erinnern), heißt für eine guerilla eben nicht, jetzt auf diesem niveau die ebene des revolutionären krieges zu bestimmen, sondern gerade und noch viel mehr beharrlichkeit, anstrengung, lernvermögen aufzubringen: den angriff in die zentren und schlupfwinkel der eliten des imperialistischen staates zu tragen, denn nur hierüber läuft politisierung, mobilisierung und organisierung auch von teilen des volkes, die noch nicht unbedingt auf der, einer neuen linken zugewiesenen, spielwiese der hoffnungslosigkeit tanzen, die einfach betroffen sind von der vielschichtigen knechtung der imperialistischen realität, der strukturellen arbeitslosigkeit, forcierter rationalisierung, deklassierung, um nur ein paar stichworte zu nennen, die als sozialer sprengstoff die mitte und das ende der 8oer jahre in der metropole brd bestimmen können: als rückwirkung aus der internationalen lage, aus der entwicklung einer aufrührerischen 3. welt, die – wenn auch noch wenig homogen und mit neokolonialistischen akkumulationsund verwertungsmodellen des imperialistischen kapitals belastet ist, doch an den profitraten nagt, die hier auch den viel gerühmten klassenfrieden mitfinanziert haben; vieles ist offen, die dinge sind in bewegung, es wird nicht zuletzt an uns selber liegen, wie und wohin sie sich verändern.

      doch ist das ganze auch ein zeitproblem, und halt nicht nur für die imperialistischen restrukturierer, sondern auch für uns, die wir uns der historischen verantwortung bewußt sind, um die es geht: eine welt für den kommunismus zu erobern, bevor sie in einer neuen barbarei, im atomaren fallout versinkt, die kommunistische guerilla in der metropole ist der kürzeste weg, den wir dafür finden konnten und zur methode der befreiung entwickelt haben.

      um aber eine verhaftungssituation noch genauer zu bestimmen, aufzuzeigen, mit welcher differenziertheit und sensibilität wir schon zuvor in der analyse und im konsens der gruppe darangegangen sind, muß ich noch etwas tiefer in den alltag der guerilla vordringen und davon berichten, einfach weil es immer schon vorhandene faktoren gibt, die zuvor erkennbar und schon auf den begriff gebracht die konkrete Situation, wie überraschend sie dann auch über den einzelnen hereinbricht, bestimmt oder im mindesten die gesetze des handelns aus der überraschung heraus erneut hilft anzukurbeln, eben СКАЧАТЬ