Название: Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Автор: Andreas Brandhorst
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Taschenbuch
isbn: 9783845331966
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»Gewesen.« Der Regen kam jetzt von der Seite, stach wie die Spitzen tausender Pfeile in Talinas Haut. Die Aussicht genießen. Der Mann war verrückt! War es entweder schon gewesen, oder der Zusammenstoß hatte nicht nur seiner Hüfte einen Knacks versetzt. Mit den Haaren und der bleichen Haut. Kein Oxtorner sah so aus ... kein Oxtorner. Das war es. Talina klatschte sich mit der flachen Hand gegen den Schädel. Der Zusammenstoß musste auch ihr ein Stück ihres Verstands gekostet haben. Der Mann war kein Oxtorner!
»Wer bist du?«, fragte sie.
»Lifkom Tremter, Botschafter der Terranischen Residenz ...«
Ein Terraner! Natürlich, das erklärte alles. Die absurde Idee, die Aussicht zu genießen, den Schutzanzug – und seinen Zustand.
»Bist du schwer verletzt?«
»Ich weiß nicht. Meine Hüfte brennt wie Feuer. Und ich bin so schwach. Ich kann kaum den Kopf heben.«
»Das wird nicht nötig sein.« Sie nahm seinen Helm zwischen die Hände. »Lifkom Tremter, hör mir gut zu. Du hast eine große Dummheit begangen. Eine riesengroße. Du hast mir das Rennen versaut, du hast dir möglicherweise böse innere Verletzungen eingehandelt, und wenn wir nicht schnell machen, erlebst du gerade deine letzten Augenblicke.«
»Wieso?« Sein Augen weiteten sich. »Der Regen? Der Anzug schützt mich davor.«
»Nicht der Regen. Der Sturm. Er weht dich davon. Niemand sollte sich bei einem Sturm auf den Klippen von Bengschon aufhalten.« Schon gar nicht so ein terranischer Wicht wie du!, fügte sie in Gedanken zu.
»Oh, das wusste ich nicht«, sagte er.
»Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Aber lassen wir das.« Sie entließ seinen Helm aus ihrem Griff, richtete sich auf. »Dein Anzug hat ein Flugaggregat?«
»Ja, natürlich.«
»Bist du kräftig genug, es zu bedienen?«
»Solange ich nicht wieder das Bewusstsein verliere. Es reagiert auf Sprachsteuerung.«
»Gut. Dann musst du uns beide hier herausholen. Ich halte mich an dir fest. Du fliegst.«
»Ist das nicht zu gefährlich? Stell dir vor, du rutschst ab! Willst du nicht lieber gehen? Ihr Oxtorner seid schneller als der Wind ...«
»Nicht einmal halb so schnell, wie dieser sein wird. Und außerdem hat deine Hüfte meinen Knöchel geknackt. Ich kann bestenfalls kriechen.« Sie umfasste den Oberschenkel des Terraners mit beiden Händen. Er fühlte sich weich wie Gelee an, als würde er bei der geringsten Belastung abbrechen. »Los, Abflug!«
Der Terraner flüsterte einen Befehl. Nichts geschah. Er wiederholte ihn. Erst flüsternd, dann brüllte er. Es nützte nichts. Der Anzug reagierte nicht. Der Terraner strich mit der linken Hand über ein Sensorfeld. Die Anstrengung ließ ihn keuchen. Er hob den Kopf an. Adern traten auf seiner Stirn hervor. Dann fiel sein Kopf zurück.
»Es geht nicht. Totalausfall. Das Flugaggregat ist hin, der Schirmprojektor auch. Ich kann froh sein, wenn nicht auch noch der Rest ausfällt und mich die Schwerkraft von Oxtorne an den Boden nagelt. Du musst mehr als meine Hüfte erwischt haben.«
Eine Bö erfasste die beiden. Sie hätte den Terraner davongetragen, hätte sich Talina nicht mit ihrem ganzen Gewicht dagegen gestemmt und ihn festgehalten. Sie fluchte. »Du verdammter Dummkopf! Wieso musstest du auch hier herumhocken?«
»Ich wollte eure Welt kennen lernen! Ein Gefühl für sie bekommen!«
»Klar. In einem Schutzanzug.«
Die beiden schwiegen. Der Terraner gefangen in trotziger Scham, die Oxtornerin in neu entflammter Wut. Was sollte sie tun? Sie konnte immer noch kriechen. Sie war ausgeruht, bestens trainiert. Sie hatte gute Chancen, es zum Unterstand zu schaffen. Wenn es ihr nicht gelang ... die Stürme erreichten auf den Klippen bis zu tausend Stundenkilometer. Niemand widerstand dieser Gewalt, nicht einmal Oxtorner.
Sie musste den Terraner zurücklassen. Ihr blieb keine Wahl. Und wieso auch nicht? Der Terraner war ein erwachsenes Wesen. Ein intelligentes Wesen. Eigentlich. Er hatte sich entschlossen, an einen Ort zu gehen, an dem seinesgleichen nichts zu suchen hatte. War es ihre Schuld, dass er jetzt dafür zu bezahlen hatte?
Sie spürte einen schwachen Zug am Arm. Der Terraner hatte es geschafft, eine Hand zu heben. Seine Augen sahen sie wieder an. Diese riesigen, mitleidheischenden Augen in dem bärtigen Gesicht.
Nein, gib nicht nach! Sie wappnete sich für das, was unweigerlich kommen würde. Es ist seine eigene Schuld. Soll er sehen, wo er bleibt.
»Du ... ich weiß nicht einmal, wie du heißt ...«, seine Finger klammerten sich mit unvermuteter Kraft in das Fleisch ihres Arms, »... du musst dich selbst retten! Du darfst dich nicht für mich opfern. Du hast Recht, ich war ein Idiot. Ich dachte, in meinem Anzug könnte mir nichts passieren. Es tut mir Leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Lass mich hier zurück. Rette dich. Hörst du? Rette dich. Geh!«
Talina hörte. Und hörte nicht. Rette dich! Konnte es wahr sein? Sie musste durchdrehen. Ihre Sinne spielten ihr einen Streich. Es war einfach zu viel. Wochenlang im Unterstand eingesperrt, dann der Zusammenstoß, ihr verletzter Fuß, der dumme Terraner, dieser verfluchte, unmögliche Sturm. Sie hörte nicht mehr, was geschah, sie hörte, was sie hören wollte.
»Worauf wartest du noch? Verschwinde! Rette dich!«
Da war es wieder. Die Hand des Terraners sank kraftlos herab, gab ihre frei.
Rette dich! Worauf wartest du noch?
Es ging nicht. Talina packte den Arm des Terraners und zerrte ihn mit sich. Der Mann schrie auf, so laut, dass er das Heulen des Sturms übertönte. »Hör auf! Du reißt mir den Arm aus! Lass mich los!«
Talina hörte nicht auf ihn. Nicht mehr.
Sie zog den Terraner durch das messerscharfe Klippengras, flach gegen den Boden gedrückt. Das Gras ritzte an ihrer stählernen Haut, säbelte bei jeder Bewegung einen Hauch von ihr ab. Von der Seite und von oben rammte der Hagel wie Geschosse auf sie ein. Talina ließ nicht nach. Nicht, als ihre Kräfte zu Ende schienen, nicht, als der Körper des Terraners erneut erschlaffte, nicht, als der Sturm ihr die Orientierung fast unmöglich machte.
Sie erreichte den Unterstand, fiel mehr als dass sie rollte die Felsstufen hinunter, dem entsetzten Rennmeister vor die Füße. Geschunden, ihr Körper ein einziger Bluterguss. Aber Talina überlebte. Der Terraner überlebte – nach vier Wochen in einem Nährtank und Regeneration einer neuen Niere aus körpereigenem Biomaterial. Der Aufprall Talinas hatte seine linke Niere zerquetscht. Es war ein kleines Wunder, dass er nicht innerlich verblutet war.
Damit hatten sich die СКАЧАТЬ