Mars. Asja Bakić
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Название: Mars

Автор: Asja Bakić

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: kurze form kf

isbn: 9783957324887

isbn:

СКАЧАТЬ gibt kein Wasser, mein Gott, es gibt Schlimmeres«, sagte er zu den Kindern.

      Jedes Mal, wenn sie hier waren, sagte der Onkel: »Unten im Tal, direkt neben dem Brunnen, liegen riesige, mit Gold gefüllte Krüge vergraben. Wenn die Außerirdischen kommen, um mich zu holen, werde ich sie ausgraben und mit zum Mars nehmen.«

      »Vergiss bloß nicht das Bier«, pflegte Oma ihm bissig zuzuwerfen, aber der Onkel scherte sich nicht um ihre Worte.

      »Warum graben wir sie nicht sofort aus?«, fragten die neugierigen Kinder.

      »Weil die Zeit noch nicht reif ist«, sagte der Onkel.

      Die Kinder glaubten ihm, weil er zu Hause eine umfangreiche Kollektion der Zeitschrift Arke hatte, die sich den Themen Ufos, Hexen, Meeressirenen und Geister verschrieben hatte. Und die Kinder lasen sie immer, wenn sie Gelegenheit dazu hatten. Hier und da hatten sie auch Pornos gefunden, die der Onkel in Schallplattenhüllen versteckte. Sie konnten nicht verstehen, warum er sie ausgerechnet dort aufbewahrte oder warum er sie überhaupt versteckte.

      »Oma, Oma, wo kommt das denn her?«, fragten die Enkelinnen einmal.

      Die Großmutter, die mitgekommen war, um die Wohnung des Onkels aufzuräumen, fing sich schnell.

      »Das hat Opa vor langer Zeit im Hauseingang gefunden und hierhergebracht, damit wir damit die Fenster putzen können.«

      Die Kinder waren naiv, aber nicht dumm. Es war klar, dass Oma etwas verbarg. Bald darauf, als sie das nächste Mal in die Wohnung des Onkels kamen, lagen die Pornos nicht mehr in den Schallplattenhüllen, die Arke-Hefte lagen dennoch an ihrem gewohnten Platz. Die Kinder fanden all das seltsam. Die Bilder, die man in den Arke-Heften sehen konnte, kamen ihnen merkwürdiger vor als jene, mit denen der Onkel angeblich die Fenster putzte, und diese hatte er jedoch nicht versteckt. Die Großmutter kam langsamen Schrittes zum Ferienhaus. Der Onkel sah sie lächelnd an.

      »Wie willst du in dem Fass baden, wenn es kein Wasser gibt?«, fragten ihn die Kinder.

      »Ich werde das Fass mit nach Hause nehmen«, antwortete der Onkel und nahm noch einen Schluck Bier.

      »Wir müssen Zoran rufen«, warf Oma ein. »Ich glaube, dass der Brunnen nicht mehr zu retten ist.«

      »Warum willst du ihn nicht mit den Kindern holen gehen?«, fragte der Onkel und öffnete ein neues Bier. »Das Auto schafft diesen steilen Hang nicht. Ihr könnt durch den Wald spazieren gehen.«

      Großmutter blickte ihn an, sagte aber nichts. Sie drehte sich zu ihren Enkelinnen und fragte: »Möchtet ihr mit mir einen Spaziergang machen?«

      »Wir würden lieber mit dem Onkel gehen«, antworteten sie.

      Die Großmutter küsste sie der Reihe nach auf die Stirn, blickte wieder ihren Sohn an und sagte ruhig: »Sag Zoran, er soll sich beeilen. Das ist schon der dritte Brunnen, der ausgetrocknet ist. Und auch im Brunnen deiner Schwester gibt es kein Wasser.«

      Der Onkel stand lustlos auf und zog ein T-Shirt an, das er einige Minuten zuvor wegen der Julihitze ausgezogen hatte.

      »Vielleicht schafft es der Fiat doch bis zu Zorans Haus. Der Hang ist gar nicht so steil«, sagte er.

      3.

      Die Kinder saßen auf der Rückbank des langsam vorwärts ruckelnden Autos. Ihnen war heiß – ihre nackten Beine klebten am Kunstleder. Es gab noch kein Internet, und so konnten sie sich nicht bei gleichaltrigen Freunden darüber beschweren, wie schwer sie es hatten und wie heiß es war. Der Onkel murrte vor sich hin. Er war Junggeselle, und die Großmutter wollte, dass er sie an jedem Wochenende in ihr Dorf fuhr. Er hasste Smoluća, er hasste seine Mutter.

      »Wir können immer im Bach baden«, sagte eines der Mädchen.

      »Das können wir«, sagte der Onkel. »Das können wir, aber wir wollen nicht.«

      Auf der Hälfte des Hanges blieb das Auto stehen, mit großer Mühe gelang es dem Onkel, es wieder in Bewegung zu setzen. Die Kinder mochten es, wenn er beim Starten die Handbremse losließ. Sie fanden es aufregend zu erleben, wie sich Onkel und Auto abquälten, nach oben zu kommen. Als sie endlich angekommen waren, sahen sie Hühner und Gänse vor Zorans Haus herumlaufen. Der Hund war angekettet. Er bellte laut und verärgert.

      »Bleibt im Auto«, sagte der Onkel. »Ich komme gleich wieder.«

      Zorans Haus hatte einen Erdboden. Die Hühner spazierten frei im Flur herum. Zwei schäbige und schläfrige Katzen lagen direkt vor dem Eingang. Der Onkel musste über sie steigen. Am Tisch saß Zoran, eine Flasche Bier in der Hand, und starrte abwesend durch das kleine Fenster.

      »Hallo«, sagte der Onkel.

      »Hey«, antwortete Zoran, »was führt dich zu mir?«

      »Unser Brunnen ist ausgetrocknet.«

      »Das wundert mich nicht, wir haben eine große Dürre.«

      »Wir sollten einen neuen graben. An einer Stelle, die keine Schwierigkeiten mit dem Wasser haben wird. Aber mir ist es eigentlich egal. Mit Wasser oder ohne, ich bin sowieso mit meiner herummeckernden Mutter geschlagen.«

      »Du darfst nicht so über deine Mutter sprechen«, sagte Zoran.

      Es klang wenig überzeugend.

      »Das alte Weib geht uns allen auf die Nerven. Sie macht mich und meine Schwester verrückt, sie schimpft nur rum, schluckt Tabletten und hortet Müll. Seitdem Vater gestorben ist, ist sie unerträglich.«

      Zoran fixierte den Onkel. Er betrachtete ihn aufmerksam.

      »Manchmal ist es ein Segen, ein Elternteil zu verlieren«, sagte er. Es sah so aus, als hätte der Onkel ihn nicht gehört. Er starrte die Bierflasche an.

      »Willst du ein Bier?«, fragte der Brunnenbauer.

      »Gerne!«

      Zoran drehte sich um, der Kühlschrank stand direkt hinter ihm.

      »Hast du viel zu tun?«, fragte der Onkel.

      »Ja, aber ich kann trotzdem morgen kommen und nachschauen, wo das Problem liegt.«

      »Ausgezeichnet!«, sagte der Onkel und trank seinen hundertsten Schluck Bier.

      Die Kinder hatten natürlich nicht auf den Onkel gehört und waren sofort aus dem Auto gestiegen. Die Gänse waren sauer, und eine begann, sie über den Hof zu verfolgen. Ganz außer Puste stürmten die Mädchen in Zorans Haus. Die Katzen flitzten in ihr Versteck. Der Hund hörte nicht auf zu bellen.

      »Sind das deine wunderbaren Nichten?«, fragte Zoran den Onkel.

      »Ja, das sind unsere drei Schätze!«, antwortete der Onkel. »Meine älteste Schwester hat noch zwei Söhne und ein Töchterchen. Die sind auch wunderbar«, fügte er hinzu.

      Die Mädchen blickten Zoran an. Es kam ihnen so vor, als hätten sie ihn schon irgendwo gesehen. Es gefiel ihnen nicht, wie Zoran lachte. Er erinnerte sie – so meinte später eines der Mädchen – an das Waldmonster, das СКАЧАТЬ