Löwenfisch. Rudolf Trink
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Название: Löwenfisch

Автор: Rudolf Trink

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Löwenfisch - Eine Rumpler Rosamunde Krimi

isbn: 9783960743781

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СКАЧАТЬ Zeit, sich in Ruhe einen Tisch auszusuchen und zu setzen.

      „Melange und zwei Buttersemmeln wie immer, Herr Kommissar?“

      „Ja, bitte, aber dazu noch eine Eierspeis von zwei Eiern. Ich hab heut einen ordentlichen Hunger.“

      „Kommt sofort.“

      Er blickte ihr nach, beeindruckt, wie sie es schaffte, sich so flink zu bewegen, ohne jemals hastig zu wirken. Rumpler atmete auf. Endlich angekommen. Das Café Sperl war für ihn ein großer Rückhalt, quasi sein zweites Wohnzimmer, seit über dreißig Jahren. Hier hatte er Pläne geschmiedet, Fälle analysiert, andere Gäste beobachtet, ihnen gelegentlich beim Billardspiel zugesehen und sehr oft, wie auch jetzt, einfach nur in die Luft geschaut, in das sogenannte, für ihn unentbehrliche Narrenkastl.

      Während er auf sein Frühstück wartete, wurde ihm wieder einmal bewusst, dass er rundum zufrieden war, eigentlich mit allem. Dank seiner gesunden Konstitution und seines disziplinierten täglichen Trainings war er für einen Mittsechziger körperlich bemerkenswert gut in Schuss, etwas über mittelgroß, stark, aber nicht zu schwer gebaut, mit sehr kräftigem weiß-grau gesprenkeltem Haar, das sich ohne Hilfe eines Friseurs nur schwer bändigen ließ. Über die Wirkung seiner braunen Augen auf das weibliche Geschlecht staunte Rumpler immer noch, obwohl sie ihn bereits seit vielen Jahrzehnten begleitete. Auf Männer wirkte er meistens seriös, während Frauen häufig das Bedürfnis verspürten, ihm Dinge anzuvertrauen. Das hatte ihm während seiner beruflichen Laufbahn bei der Mordkommission immer wieder geholfen. Was Rumpler jedoch nicht wusste, ja nicht einmal ahnte, war die Tatsache, dass er einen noch größeren Teil seiner Attraktivität für andere Menschen seinen Händen verdankte, großen, kräftigen Händen mit langen Fingern. Wenn er sprach, unterstützte er seine Worte mit Gesten, die natürlich und ausdrucksstark waren, kräftig und sensibel zugleich. Dazu kamen seine zurückhaltende Art und seine Sorgfalt beim Zuhören, die dazu führten, dass er im Lauf der Zeit jede Menge Angebote bekommen hatte. Dass sie ihn nicht zu sehr in Unruhe versetzt hatten, war an den zwei wirklich wichtigen Frauen in seinem Leben gelegen, an der bereits verstorbenen Elsa und an Alma, seiner neuen Liebe. Alma war sensibel, stark und verletzlich zugleich, verbunden mit einer unglaublichen Präsenz. Obwohl sie von Beruf Ärztin war, sah er sie eigentlich immer nur als Tänzerin, weil sie sich so perfekt bewegte.

      Um irgendeine Wolke auf Rumplers heiterem Himmel zu finden, hätte man vielleicht auf seine Kinderlosigkeit verweisen können, aber Sabine, die junge Witwe seines Neffen Karl, hatte vor knapp einem Jahr ein entzückendes Mädchen zur Welt gebracht, sodass er sich beinahe als Großvater fühlen konnte. Nein, ihm fehlte wirklich überhaupt nichts, auch finanziell war er dank einer größeren Erbschaft sehr gut abgesichert. Trotzdem war er während des Wartens im Sperl nicht glücklich, sondern irritiert darüber, dass er doch eigentlich glücklich sein müsste, bei all dem Schönen, das ihm widerfuhr. Immerhin war er aber alt und erfahren genug, sich nicht gegen diese aufkeimende Unzufriedenheit zur Wehr zu setzen. Kaum hatte er nämlich begonnen, sie mit Interesse zu betrachten, als ihm auch schon bewusst wurde, was ihm fehlte. Er war ein Jagdhund, ein ziemlich alter, keine Frage, aber eben doch ein Jagdhund, dem das Jagen im Lauf der Zeit abhandengekommen war. Seine Gedanken wanderten in sein Wohnzimmer, dorthin, wo der von seiner Großmutter geerbte Jugendstilschrank mit seinen filigranen Schnitzereien und den schönen Messingbeschlägen stand. In ihm ruhten zahlreiche Moleskine-Notizbücher mit den persönlichen Aufzeichnungen zu allen seinen Fällen und es war gut möglich, ja sogar höchst wahrscheinlich, dass kein Buch mit einem neuen Fall hinzukommen würde. Aus und vorbei.

      Frau Maria, die ihm sein Frühstück brachte, sah ihn von der Seite her an. „Alles in Ordnung, Herr Kommissar?“

      „Passt schon, Frau Maria.“

      „Ja, das Älterwerden ist manchmal ein Hund. Auch wenn alles passt. Ich weiß, wovon ich red.“

      Volltreffer.

      „Da haben S‘ Recht, Frau Maria.“

      Eben, als Rumpler begann, sich seinem Frühstück zu widmen, läutete sein Mobiltelefon mit jenem nur ganz kurzen Signalton, der das Einlangen einer SMS anzeigte. Sonja, Almas Tochter, bat ihn um einen Rückruf. Das überraschte ihn ein wenig. Normalerweise war das nämlich immer umgekehrt gewesen. Rumpler hatte schon öfters ihre Hilfe in Anspruch genommen. Als IT-Spezialistin hatte sie für ihn bei Bedarf die Tür zu einer ihm sonst verschlossenen Welt öffnen können. Gemeinsam mit ihrem Mann Max betrieb sie eine kleine, aber sehr erfolgreiche Firma, die sich mit IT-Sicherheitsfragen befasste. Sofort stand Sonjas Bild vor ihm, ihre unglaubliche Ähnlichkeit mit ihrer Mutter Alma, das lange schwarze Haar, das aufgrund seiner gepflegten Wildheit so attraktiv war, die sportlich schlanke Figur, die ausdrucksstarken graublauen Augen und ihre überschäumende Vitalität. Sonja versprühte Lebensfreude und Rumpler freute sich auf das Gespräch mit ihr.

      *

      4.

      Auf dem Heimweg vom Sperl schaute Rumpler bei seinem Fleischhauer vorbei und kaufte ein ordentliches Stück Putenbrust. Als er schließlich bei seiner Wohnungstür angelangt war, sah Frau Kratochvil, seine gegenüber wohnende Nachbarin, die schon über achtzig Jahre alt war, mit schief gelegtem Kopf wie eine freundliche Knusperhexe zur Tür hinaus. „Hams schon ghört, Herr Kommissar? Unser Haus is angeblich verkauft worden.“

      Nicht gut.

      „Ich hab schon so was läuten ghört, aber ich hab gedacht, das dauert noch.“

      „Das hab ich auch ghofft, aber jetzt hab ich ghört, die fangen womöglich schon in ein paar Wochen mit dem Umbauen und Wohnungen Herrichten an. In den alten Liftschacht wollen S’ auch wieder an Lift einbauen.“

      Das war mehr als nur unangenehm. Zwei Wohnungen auf Rumplers Stiege waren schon länger frei, von denen die eine unmittelbar unter seiner lag. Wenn es größere Sanierungsarbeiten gab, womit zu rechnen war, würde es nicht nur staubig, sondern für einige Wochen, wenn nicht sogar Monate, wohl auch unerträglich laut werden.

      „Hoff ma’s Beste.“

      „Schönen Tag noch.“

      „Ihnen auch.“

      Rosamunde musste sein Kommen bemerkt und hinter der Wohnungstüre gewartet haben. Nach einer kurzen Begrüßung, bei der sie ihm betulich um die Beine strich, eskortierte sie ihn in die Küche, damit er seinen kulinarischen Pflichten nachkommen konnte. Er schnitt etwas Putenfleisch klein auf, dünstete es gemeinsam mit einem Stück fein geriebener Karotte weich und stellte ihren Napf auf den Boden. Während sie fraß, ging Rumpler ins Wohnzimmer zu seinem Schreibtisch, den er trotz seiner schon sehr deutlichen Abnutzung keinesfalls ausbessern oder gar neu aufpolieren lassen wollte. Gerade die zahlreichen Gebrauchsspuren waren es, die diesen Tisch für ihn so einzigartig und damit unentbehrlich machten. Während er Sonjas Nummer wählte, hatte Rosamunde mithilfe des Kartons sowie eines Beistelltisches den Schreibtisch erstiegen und sich treffsicher auf den Schreibblock, den Rumpler in der Zwischenzeit für das Gespräch hergerichtet hatte, fallen gelassen. Er lächelte und holte eben aus seiner Schreibtischlade einen weiteren Block, als sich Sonja meldete.

      „Hallo Hans, vielen Dank für deinen Rückruf.“

      „Hallo Sonja. Schön, dich zu hören. Was kann ich für dich tun?“

      Das Zögern vor ihrer Antwort war nur minimal, aber es bewirkte doch, dass Rumplers Aufmerksamkeit sofort anstieg, ein Ergebnis jahrzehntelangen Trainings, derartige vermeintliche oder tatsächliche Auffälligkeiten präzise zu registrieren.

      „Es СКАЧАТЬ