Название: Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman
Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Landdoktor
isbn: 9783740953676
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»Ich lasse niemanden, der mir etwas bedeutet, in sein Unglück rennen.«
»Du musst dir wirklich keine Sorgen um mich machen. Kai ist in Ordnung. Außerdem waren wir heute Abend gar nicht allein.«
»Wer hat euch denn gestört?«, fragte Gundula schmunzelnd.
»Maxl Kornhuber, der Vorsitzende des Bergmoosbacher Alpenvereins, hat sich zu uns gesetzt, als er hörte, dass ich aus der Eifel komme. Er war schon zum Wandern bei uns und inzwischen kenne ich wohl jede Wiese, an der er vorbeikam.«
»Unsere Eifel ist eben ein abenteuerlicher Landstrich, da gibt es nun einmal viel zu erzählen«, sagte Ulrike und bestellte sich noch einen Cocktail mit Banane und Mandarine. Offensichtlich hatte dieser Sportlehrer es weniger eilig, mit Britta einen Abend allein zu verbringen, als sie angenommen hatte.
Das wiederum könnte bedeuten, dass er vielleicht doch nicht nur auf einen kurzen Flirt aus war.
Sie musste diese Angelegenheit genau beobachten. Wenn es noch eine Chance für Richard gab, dann durfte dieser fremde Mann sie nicht zunichtemachen.
»Jetzt sei nicht mehr so mütterlich besorgt, Rieke. Ich verspreche, dass ich gut auf mich aufpassen werde«, sagte Britta und hob ihr Glas, um mit ihrer Freundin anzustoßen.
»Ich werde mich bessern«, erklärte Ulrike und wich Gundulas forschendem Blick aus.
»Auf die Freundschaft«, sagte Britta und stieß zuerst mit Ulrike und danach mit Gundula an.
Es war schon nach eins, als die drei schließlich die Bar verließen und auf ihr Zimmer hinaufgingen. Aber Britta fand, dass sich das Intermezzo an der Bar auf jeden Fall rentiert hatte. Auch Ulrike war wieder gut gelaunt. In ein paar Tagen, wenn sich herausstellen sollte, dass Kai mehr als nur einen Flirt suchte, wie Ulrike befürchtete, dann würde sie den beiden Kai vorstellen. Bis dahin wollte sie erst einmal alles einfach auf sich zukommen lassen.
»Ich denke, ich werde mich jetzt umdrehen und von ihm träumen«, sagte sie, als sie später auf dem bequemen Schlafsofa lag und sich in die weiche Steppdecke mit dem nach Lavendel riechenden weißen Bettbezug eingekuschelt hatte.
»Gute Nacht«, sagten Gundula und Ulrike und danach tuschelten sie noch eine Weile miteinander, aber das hörte Britta nicht mehr. Sie war schon ganz weit weg, irgendwo in Bergmoosbach unter dem weiten Sternenhimmel zusammen mit Kai.
*
Die Führung zum Bergmoosbacher Moor startete direkt am Hotel Sonnenblick. Lydia Draxler, die für den Tourismus in Bergmoosbach zuständig war, hatte die kleine Touristengruppe, zu der auch Britta und ihre Freundinnen gehörten, um sich versammelt und wies noch einmal alle darauf hin, dass sie unbedingt auf den befestigten Wegen bleiben sollten.
»Das Moor ist tückisch, das wissen Sie alle. Es zeigt sich in seiner ganzen Schönheit und nichts deutet auf die Gefahr hin, so als wollte es uns anlocken.«
»So wie eine schöne Frau, die einen Mann umgarnt, um an sein Vermögen zu gelangen«, erklärte ein sportlicher Mittfünfziger.
»Es geht auch durchaus umgekehrt. Der Mann umgarnt eine Frau zum selben Zweck«, entgegnete eine Frau Ende Vierzig, die im Gegensatz zu allen anderen Teilnehmern der Wanderung, die bequeme Hosen und Pullover trugen, im eleganten Hosenanzug erschienen war.
»Nun, das habe ich nicht nötig, ich bin vermögend«, wandte sich der Mittfünfziger der Dame zu.
»In diesem Fall stünde einer Verbindung zwischen uns nichts im Wege. Ich bin auch vermögend.«
»Das schafft Vertrauen, Verehrteste. Adalbert von Güstrow«, stellte er sich vor und reichte der eleganten Dame die Hand.
»Romina von Marenhaus«, antwortete sie mit einem entzückten Lächeln.
»Perfekt, dann neiden wir uns nicht einmal unsere Titel. Wir besitzen ja beide einen«, entgegnete Adalbert.
»Nachdem das geklärt wäre, könnten wir doch aufbrechen«, sagte Lydia, eine hübsche junge Frau mit großen blauen Augen.
»Wo geht es entlang?«, fragte Gundula, die zu Boden schaute, weil sie über die beiden, die sich ihres Vermögens versicherten, lachen musste.
»Ich gehe vor«, erklärte Lydia und bog in den sandigen Pfad ein, der gleich hinter dem Hotel in den Wald hineinführte.
»Mystisch«, flüsterte Britta, als sie durch den dichten Tannenwald liefen und die Sonnenstrahlen über den Boden streiften. Sie hatte sich bei Gundula untergehakt, während Ulrike sich ein Stück hinter die Gruppe zurückfallen ließ, weil ihr Handy läutete.
»Das ist heute Morgen schon der dritte Anruf, über den sie kein Wort verliert. Sonst erzählt sie uns doch immer, wer sie anruft und was los ist«, wunderte sich Britta. »Könnte es sein, dass sie jemanden kennengelernt hat? Ich meine, das wäre eine Erklärung dafür, dass sie mich wegen Kai so angeht, weil sie damit eigentlich sich selbst zurechtweist, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.«
»Das glaubst du doch nicht wirklich?«
»Du hast recht, Gundi, es war eine dumme Idee. Rieke liebt ihren Mann und ihre Familie.«
»Aber danach kommen wir beide.«
»Könnte sein«, entgegnete Britta lächelnd. »Vermutlich telefoniert sie mit ihrer Redaktion und will uns mit diesem Alltagskram nicht nerven.«
»So wird es wohl sein«, schloss sich Gundula Brittas Erklärung an. Und jetzt habe ich sie schon angelogen, dachte sie, weil sie wusste, dass Ulrike mit Richard telefonierte. Er war bereits auf dem Weg nach Monreal. »Vielleicht wollen die geheimnisvollen Sonnenstrahlen uns zeigen, wo wir einen Schatz finden, damit wir auch vermögend werden«, flüsterte sie, als Ulrike wieder zu ihnen kam, damit Britta sie nicht gleich auf ihre Telefonate ansprach.
»Du musst keinen Schatz mehr suchen. Dein Schatz sitzt zu Hause und wartet auf dich. Die wahre Liebe lässt sich mit Geld nicht aufwiegen. Das solltest du wissen«, entgegnete Ulrike.
»Du liebe Güte, du bist aber wieder gut drauf«, erwiderte Britta kopfschüttelnd. »Wirst du von deiner Redaktion genervt?«
»Meiner Redaktion?«
»Die Anrufe«, half ihr Gundula aus der Verlegenheit.
»Ach die, das ist jetzt wirklich kein Thema. Achten wir lieber darauf, dass wir nicht vom Weg abkommen. Das Moor ist gefährlich, wie wir gerade gehört haben«, sagte Ulrike und wich weiteren Fragen in Bezug auf ihre Anrufe aus.
Je näher sie dem Moor kamen, umso feuchter schien die Luft zu werden. Kleine Rinnsale plätscherten neben dem Fußweg durch den Wald, und es roch nach warmer Erde.
Nachdem sie eine Weile bergab gelaufen waren, traten sie aus dem Wald, heraus und die Moorwiesen breiteten sich im strahlenden Sonnenschein gelegen vor ihnen aus. Lydia führte sie zu dem Holzsteg, der mitten durch das Moor gebaut war, und erzählte von den Torfbauern, die in früheren Zeiten das Torf als Heizmaterial abgebaut hatten. »Außerdem ist das Moor eine Apotheke mit großem Angebot. Es gibt hier zahlreiche Heilpflanzen, die auch heute noch genutzt werden. Zum Beispiel die Moorkreuzblume. СКАЧАТЬ