Название: Delicious 2 - Catch me | Erotischer Roman
Автор: Alice White
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862778959
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»Ja, schon gut.«
»Ich glaube kaum, dass du dir nach einem Tag Pseudomonogamie ein Urteil erlauben kannst. Geschweige denn, es verteufeln kannst, wo es noch gar nicht richtig angefangen hat. Und letztendlich ist eine Fantasie nur eine Fantasie. Mit der Realität haben doch die wenigsten etwas zu tun, oder nicht? Also, lehn dich zurück und lass es erst mal wirken, bevor du dir selbst alles madig redest. Davon wird man nur schlecht gelaunt und zynisch. Ich denke nicht, dass dir das stehen würde.« Ich schwieg, lächelte aber dezent. Er traf mal wieder ins Schwarze. Ich hatte schon immer dazu geneigt, mir alles zu vermiesen, wenn ich unsicher war oder meine Entscheidungen infrage stellte. Das war wieder typisch ich. Pessimismus als Vermeidungsstrategie. Sehr effizient. Aber an dieser Stelle wirklich überflüssig.
»Du hast ja recht«, gab ich seufzend zu und meinte es auch so. Christian hatte wirklich ein Talent dafür, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Er schaffte es gleichermaßen, sich mit mir zu freuen und mitzufiebern oder aber mir einen Spiegel vorzuhalten und in meine manchmal etwas wirren Gedanken Klarheit zu bringen. Wirklich angenehm, so jemanden in seiner Nähe zu wissen.
2
Ich stand gerade im Bad und schaute in mein zerknautschtes Gesicht, als es an der Haustür klingelte. Ich klatschte mir kaltes Wasser auf die Wangen, was mich kurz aufschrecken ließ, und ging etwas irritiert zur Tür. Wer klingelt denn bitte schön morgens um halb fünf?
»Bea, hi. Oh Gott, sag nicht, mein Wecker hat dich wachgerüttelt.« Bea stand mit kleinen verschlafenen Augen vor mir und hielt sich gähnend die Hand vor den Mund. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Hast du heißes Wasser?« Ich ging sofort zurück ins Bad, um nachzusehen, konnte aber kein Problem feststellen. »Na toll, dann muss ich diesen gruseligen Hausmeister schon wieder anrufen.«
»Wieder?«
»Vor zwei Wochen ist die Dusche bereits ausgefallen, da kam dann gar kein Wasser mehr. Zum Kotzen, ausgerechnet heute. Unser neuer Dirigent hat mich ohnehin schon auf dem Kieker.« Ich bot ihr an, bei mir zu duschen, wenn ich fertig sei.
Zehn Minuten später saß sie mit ihrem Kulturbeutel in den Händen an meinem Küchentisch, während ich durch die Wohnung stromerte und dabei versuchte, gefühlt fünf Dinge gleichzeitig zu erledigen. Kaffee trinken, Augenränder kaschieren, Haare bändigen …
»Und, wie ist seine Hoheit so?« Bea machte ein Würgegeräusch und schnaubte verächtlich.
»So jemand Aufgeblasenes habe ich noch nie erlebt. Der ist gerade mal seit vier Wochen bei uns und tut so, als würde ihm der Laden gehören. Ich meine, wir sind wirklich nur ein kleines Theater mit winzigem Budget und überschaubaren Mitarbeitern. Aber dieser Herr von und zu Heinemann spielt sich auf, als würden wir im Wiener Opernhaus auftreten.« Das klang echt übel. Bea bekam ganz rote Wangen, so sehr redete sie sich in Rage.
»Und warum bist du heute schon so früh auf?« Bea stöhnte und legte ihren Kopf erschöpft auf der Tischplatte ab.
»Training. Meine Technik wäre schlampig und mein Ausdruck bestenfalls drittklassig, daher hat seine Hoheit sich dazu entschlossen, mir gnädigerweise Einzelstunden zu erteilen.«
»Training? Um fünf Uhr morgens?«
»Na, ich wusste doch, dass du Frühschicht hast. Ich hatte die Wahl. Zwei Stunden länger schlafen und müffelnd ins Theater fahren oder zu dieser unchristlichen Zeit aufstehen.« Ich nickte und fing an, meine Siebensachen zusammenzusuchen. Ich probierte, Bea irgendwie vom Negativen abzulenken und ihren Fokus auf das Positive zu richten. Ja, ich weiß, bei andern kann ich das super.
»Sieh es doch so, du bekommst Einzelcoaching, dafür müssen andere verdammt viel Geld ausgeben«, begann ich zögerlich, während mein Schlüsselbund geräuschvoll den Weg in meine Tasche fand. Beas Mimik veränderte sich kaum.
»Ich hab Unterricht, seit ich dreizehn bin, Alex. Ich weiß, dass ich gut bin. Sonst hätte ich das Engagement nicht bekommen. Ich kenne meinen Preis. Aber dieser Herr von und zu Heinemann versucht, den grade auf ein Minimum zu drücken. Und das sehe ich nicht ein.« Mann, Bea hatte echt Power, wenn sie es wollte. Jetzt musste sie es nur noch diesem Möchtegerndirigenten verkaufen.
»Und genauso wirst du es diesem Arsch nachher auch sagen«, forderte ich sie auf und zog meine Schuhe an.
»Das wäre super, wenn das einfach so ginge. Aber ich befürchte, ich bin in seinen Augen ohnehin das unreife Küken. Ich will ihm mit meiner Beschwerde nicht noch in die Karten spielen. Ich mag meinen Job und habe nicht vor, ihn seinetwegen zu verlieren. Jetzt erst recht nicht.« Ich nickte und zog einen imaginären Hut.
»Wirklich sehr erwachsen, Bea, und alles andere als kükenartig.«
»Danke. Jetzt geht’s mir besser. Ich musste wohl nur Dampf ablassen. Bist du heute Mittag zu Hause? Ich fühle mich echt unwohl mit dem Hausmeister allein. Wie heißt der noch gleich? Herr Parrogi-irgendwas?« Ich grinste. Unser Hausmeister war polnischer Abstammung und hatte einen unaussprechlichen Nachnamen.
»Nenn ihn einfach Herr P. Mach ich auch so. Keine Ahnung, wie man ihn richtig ausspricht.« Sie nickte. Herr P schien ein Name zu sein, den sie sich merken konnte. »Sorry, aber vor fünf bin ich nicht hier.« Bea verzog das Gesicht. »Er ist eigentlich ganz nett. Nur etwas seltsam. Aber vollkommen harmlos.«
»Na schön, dein Wort in Gottes Ohr.« Bea erhob sich ächzend, richtete sich mühevoll auf und folgte mir schwerfällig in den Flur. Die Uhrzeit saß ihr offensichtlich in den Knochen. Mir auch, aber ich war es ja nicht anders gewohnt. »Wir müssen unbedingt mal wieder ausgehen. Ich hab das Gefühl, wir treffen uns immer nur zwischen Tür und Angel.«
»Ich schau mal, wie der Dienstplan in den nächsten Wochen aussieht. Da wird sich sicher was für uns finden. Okay, ich muss los. Zieh die Tür nachher einfach hinter dir zu, wenn du fertig bist.« Bea nickte, gähnte noch einmal laut und schlurfte dann gleichermaßen elanlos ins Bad, wie sie zuvor meine Wohnung betreten hatte. Ich griff nach meiner Jacke an der Garderobe, schwang meine Tasche über die Schulter und ging.
***
Mein Tag verlief genauso hektisch, wie erwartet. Eine ungehobelte Gruppe ausfallender Herren mittleren Alters ließ sich auf der Terrasse die Mittagssonne auf den Pelz scheinen, während sie mit anzüglichen Bemerkungen um sich warfen. Ich verspürte den Drang, sie mit dem Wasserschlauch abzuspritzen und dann zum Teufel zu jagen, würden sie noch mal junges Dingelchen zu mir sagen und lüstern meine Brüste begaffen. Als ich gerade erneut die Fäuste hinterm Rücken ballte, trat Marlon an den Tisch heran. Mein Herz schlug augenblicklich schneller. Das ärgerte mich. Ich wünschte mir, dass seine Anwesenheit mich kaltlassen würde. Tat sie leider nicht. Ich hatte ihn seit Tagen kaum zu Gesicht bekommen. Jetzt, wo er so dastand, mit hellem Hemd und Jackett, fein zurechtgeputzt, hätte ich dahinschmelzen können.
»Herr Behrens!«, donnerte einer der schmierigen Herren, dessen Glatze so sehr in der Sonne glänzte, dass man ein Spiegelei darauf hätte braten können.
»Werden die Herren auch gut versorgt?« Marlon legte dem Glatzkopf eine Hand auf die Schulter und zwinkerte mir unauffällig zu. Ihm war diese Runde bestens bekannt. Freunde vom Gutsherren, mit denen Marlon sich seit Wochen treffen musste, um über ganz dringliche sowie geheime Angelegenheiten zu sprechen. Bisher hatte ich diese ominöse Gesellschaft noch nicht antreffen müssen. Es hatte nur Gerüchte gegeben, die in der Küche die Runde gemacht hatten. Versnobte Herren mit Sonderwünschen und einem ungehobelten Benehmen, die dem Adel kaum mehr Ehre machen könnten. СКАЧАТЬ