Flusenflug. Peter Maria Löw
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Название: Flusenflug

Автор: Peter Maria Löw

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783955102395

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СКАЧАТЬ jedoch so, dass eine jüdische Eigentümerin Deutschland 1935 aus Furcht vor den Nazis verlassen hatte und das Land faktisch, ohne formale Enteignung, anderweitig genutzt wurde. Nach Gründung der DDR wurde sie dann auch formell enteignet. Es sollten unter dem Motto »Junkerland in Bauernhand« sogenannte Neubauern angesiedelt werden. Diese Enteignungen betrafen sogenannte Großgrundbesitzer33 und unter diese Kategorie fiel sie offenbar. Herr Arndt, der Zombie, hatte dann das Ganze auf Grundlage des Investitionsvorranggesetzes nach dem Mauerfall erworben. Und aufgrund dieses letzten Umstands wurde die Klage gegen uns durch Gerichtsentscheid, Gott sei Dank, abgewiesen. Die Begründung war: Investitionen aufgrund des Investitionsvoranggesetzes führten nicht zur Restitution, sondern nur zur Entschädigung durch den Staat.

      Doch das war noch nicht alles. Denn jetzt ereilte uns eine weitere Klage der Familie der Neubauern. Denn diese war ihrerseits auch wieder enteignet worden, nämlich als die Mauer gebaut wurde. Das Land wurde nun zur Errichtung der Grenzbefestigungen benötigt. Die Geschichte des gesamten Anwesens wurde also immer verwickelter. Die Familie bzw. deren Erben verlangten von uns ebenfalls die Restitution. Auch hier wurde jedoch letztlich gerichtlich entschieden, dass derartige Enteignungen wegen des Investitionsvorranggesetzes gleichermaßen nicht restitutionsfähig waren. Damit war unser Anspruch auf das Land nun endgültig juristisch bestätigt.

      Eine weitere Skurrilität ergab sich aus der wirren Grundbuchsituation im Bereich des ehemaligen Grenzstreifens. Die MITROPA AG, die nach der Privatisierung aus der ehemaligen DDR-MITROPA (»MITteleuROPäische Schlaf- und Speisewagen Aktiengesellschaft«) hervorgegangen war, nahm Kontakt zu uns auf. Die verantwortlichen Herren teilten uns mit, dass sich die strategisch wichtige MITROPA-Tankstelle in Selmsdorf auf einem Grundstück befinde, das unserer Hallengesellschaft gehöre. Dies habe ihre Recherche ergeben. Das war uns zwar neu, aber als Schnelldenker teilten wir der MITROPA ein wenig empört mit, dass uns das auch schon aufgefallen sei und wir uns nur gewundert hätten, warum immer noch keine Nutzungsentgelte gezahlt worden seien. Aus unseren Unterlagen ergab sich eigentlich kein einziger Hinweis auf einen derartigen Anspruch, aber das mussten wir denen ja nicht zu erkennen geben. So traten wir mit breiter Brust in Verhandlungen mit der MITROPA ein. Für ein paar Hunderttausend DM kaufte uns die MITROPA schließlich den uns bis dahin unbekannten Anspruch ab. Auch kein schlechtes Geschäft!

      Nach circa einem Jahr Bauzeit konnten wir endlich den gesamten Bau abschließen. Der Wasserfall plätscherte, der Marmor glänzte und zur Steigerung der allgemeinen Attraktivität des Anwesens hatte ich mich für ein Wochenende in die Büroräume zurückgezogen und mich mit ausreichend Acrylfarbe, Leinwand und Rotweinflaschen versorgt. In 48 Stunden fabrizierte ich ungefähr 20 moderne Kunstwerke, wobei ich peinlich darauf achtete, dass die Gemälde unterschiedlichen Stilrichtungen angehörten, sodass es nicht so aussah, als ob ein einziger Maler die gesamten Bilder gemalt hätte. Mit diesem Gesamtpaket gingen wir in die Verkaufsverhandlungen. Wir hatten in die Fertigstellung der Halle wirtschaftlich ca. DM 4 Mio. investiert, von denen wir über die Investitionsförderung DM 3 Mio. wieder zurückerhalten hatten. Weitere DM 300 000 waren als Kaufpreis geflossen, noch einmal DM 500 000 als Gläubigerabfindung, DM 200 000 steuerte die MITROPA bei, sodass unser Einsatz bei circa DM 1,6 Mio. und einem Jahr Lebenszeit lag.

      Dieser Fall war jedenfalls abgeschlossen. Alle waren glücklich, Frau Arndt II bzw. jetzt Opitz, dass sie die alte Halle und die Probleme mit ihrem inzwischen verstorbenen Ex-Mann los war, die Gemeinde, dass sie jetzt einen ertragsstarken Gewerbesteuerzahler bekam, das Land Mecklenburg-Vorpommern, da das Tor zu diesem Land in repräsentativem Aluminium und blau leuchtete und zuletzt natürlich wir, da wir das Projekt nunmehr in guten Händen wussten und dabei doch eine nicht unerhebliche Menge an Geld verdient hatten. Aber Bauentwickler, das beschloss ich für mich, wollte ich auf keinen Fall werden. Sich nur mit toten Steinen und ansonsten mit diversen Behörden herumzuschlagen, das war nicht meine Welt.

      Noch heute grüßt die stolze Halle in zeppelinfarbenem Aluminium auf der Fahrt von Lübeck nach Osten. Martin war vor kurzem da. Nach wie vor arbeitet die RGB an diesem schönen Standort. Die Bildnisse großer, unbekannter Meister der zeitgenössischen Kunst schmücken immer noch die repräsentativen Räume. Der Brunnen lief zwar wegen einer Wartung nicht, doch unser altes Certina-Logo prangt scheinbar zeitlos über dem Eingangsbereich. Gute Werke überdauern eben die Zeiten.

      31Ein Verlustvortrag (engl. loss carryforward) ist die Summe der noch nicht mit Gewinnen verrechneten kumulierten Verluste der Vorjahre, die steuermindernd mit laufenden Gewinnen verrechnet werden können.

      32Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen.

      33Ab 100 ha.

      34Beim Asset Deal wird nicht wie beim Share Deal der Betrieb als juristische Person übertragen, also die Anteile verkauft, sondern es werden lediglich die Vermögensgegenstände und ggf. die Verbindlichkeiten übertragen. Die (leeren) Anteile verbleiben beim Verkäufer.

      35Verkaufserlös DM 4 Mio. + Investitionsförderung DM 3 Mio. + MITROPA 0,2 Mio. abzüglich Kaufpreis DM 0,3 Mio. abzüglich Gläubigerabfindung DM 0,5 Mio. abzüglich echte Investitionen DM 4 Mio.

       Das 7. Abenteuer Umweltschutz macht nicht immer reich

      Unser Erfinder hatte nun festgestellt, dass die Entsorgung bei Privathaushalten schon recht gut funktionierte, jedoch bei der öffentlichen Hand, das heißt auf Bahnhöfen, Flughäfen, Bushaltestellen oder in Fußgängerzonen, gar nicht erst erfolgte. Daraufhin hatte er ein eigenes Mülltrennungssystem entwickelt, das im Wesentlichen auf verschiedenfarbigen Wertstoffsammelbehältern beruhte, die ganz einfach an einem Mast befestigt werden konnten. Seine Logik dahinter war ganz simpel. Da für den Restmüll eine hohe Entsorgungsquote und somit hohe Kosten entstanden, für die getrennten Wertstoffe jedoch sogar Erlöse erzielt werden konnten, wäre es nicht nur aus Erwägungen des Umweltschutzes, sondern schon aus rein finanziellen Gründen für die Gemeinden sehr lukrativ, die öffentliche Mülltrennung durch den Bürger vornehmen zu lassen. Die ersparten СКАЧАТЬ