Flusenflug. Peter Maria Löw
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Название: Flusenflug

Автор: Peter Maria Löw

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783955102395

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СКАЧАТЬ nicht zumuten. Das war ein Fall für uns! Wir einigten uns auf einen Kaufpreis von DM 300 000 und verpflichteten uns, die Schulden der Gesellschaft, für die Frau Opitz persönlich haftete, in Höhe von ca. DM 2,5 Mio. abzulösen.

      Ein paar Tage später wurde der Vertrag unterzeichnet und das Eigentum sollte mit Eingang der Kaufpreiszahlung bei Frau Opitz auf uns übergehen. Doch so einfach war es nicht. Wir hatten die Zahlung der geschuldeten DM 300 000 an Frau Opitz ordnungsgemäß und per Blitzüberweisung bei der Stadtsparkasse Saarlouis in Auftrag gegeben. Der Betrag war dann auch sofort von unserem Konto abgebucht worden, kam aber nicht an. Zwar hatte uns noch ein Mitarbeiter der Deutschen Bank Lübeck den Eingang abends telefonisch bestätigt, am nächsten Tag wusste aber dort keiner mehr davon und der Mitarbeiter war im Urlaub. Das Geld war verschwunden. Die Stadtsparkasse teilte uns nur mit, sie habe das Geld an die angegebene Korrespondenzbank, die Deutsche Bank, überwiesen und diese müsse es schließlich auf das Konto der Frau Opitz weiterleiten, für sie sei der Fall erledigt. Die Deutsche Bank teilte uns andererseits mit, sie habe gar kein Geld von der Stadtsparkasse erhalten und deshalb könne sie auch nichts weiterleiten, der Fall sei für sie ebenfalls erledigt.

      Die Vorzüge eines Interbanken-Clearingverfahrens hatten sich offenbar noch nicht so weit herumgesprochen. Sämtliche Beschwerden blieben ungehört, selbst der Hinweis auf die Dringlichkeit der Angelegenheit brachte keinerlei Vorteil, im Gegenteil. Beide Banken verharrten in Untätigkeit. Erst unsere anwaltliche Drohung, die Bankenaufsicht ob dieses Verhaltens einzuschalten, führte zu etwas mehr Engagement der beteiligten Banker. Schließlich wurde nach zwei weiteren Tagen (!) das per Blitz überwiesene Geld doch noch gefunden. Es war tatsächlich bei der Deutschen Bank in Frankfurt angekommen, diese hatte es nur nicht an die korrespondierende Deutsche Bank in Lübeck überwiesen, sondern es einfach liegen lassen, ein lohnendes Geschäft, denn die Tageszinsen hatte Frankfurt einfach einbehalten. Weitere Entschuldigungen gab es natürlich auch nicht. Die waren aber auch nicht mehr nötig, denn wir hatten sowieso beschlossen, für den Rest unseres Lebens keine wichtigen Geschäfte mehr mit der Deutschen Bank und deren Personal zu tätigen.

      Nachdem das Geld endlich eingegangen war, galt es erst einmal, die fälligen Forderungen zu befriedigen bzw. mit den Gläubigern in Verhandlung zu treten. Wegen der seit geraumer Zeit drohenden Insolvenz von Frau Opitz waren diese schon etwas weichgekocht. Sie waren ersichtlich froh, jetzt endlich wieder jemanden vor sich zu haben, der wenigstens irgendetwas zahlte. So einigten wir uns auf eine Vergleichszahlung von DM 500 000, die wir auch prompt beglichen, auf die restlichen DM 2 Mio. wurde verzichtet. Damit dachten wir, sei die Liquidität der Gesellschaft wiederhergestellt.

      Das Problem war nur, dass wir auch auf die bereits gezahlten Millionen des Herrn Arndt gerne Investitionszuschüsse erhalten wollten. Das Gesetz sah eigentlich ausdrücklich vor, dass Investitionszuschüsse nur für Maßnahmen gezahlt werden konnten, die erst nach dem Erlass des Investitionsbescheids realisiert wurden. Hier war jedoch ein großer Teil der Investitionen bereits vorher erfolgt, durch Herrn Arndt.

      Da hatte unser erfahrener Bürgermeister die zündende Idee. Er erklärte die gesamte Hallenkonstruktion aus Stahl zu einem beweglichen Wirtschaftsgut, das, genau betrachtet, auf der Bodenplatte noch nicht so richtig befestigt sei. Sie ruhe ja mehr auf ihrem eigenen Gewicht, wie Waren in einem Lager. Er zeigte uns dazu noch ein paar Fotos unserer Stahlträger und einigen danebenliegenden Schrauben und stellte triumphierend fest: »Da seht ihr’s, nicht festgeschraubt!« Wenn wir also, fuhr er fort, diese Stahlkonstruktion, die der wesentliche Teil der bisher geleisteten Investitionskosten war, an eine neue Gesellschaft verkaufen und sie dann dort befestigen würden, dann könnten wir sämtliche Kosten dafür abrechnen. Denn das war dann ja eine neue Investition der neuen Gesellschaft. Dies war in der Tat eine etwas weite Auslegung der Förderrichtlinien, doch wenn dies nun einmal zum Wohle der Allgemeinheit so erfolgen sollte und dadurch für Mecklenburg-Vorpommern ein etwas repräsentativeres Entree geschaffen werden konnte, dann wollten wir dieser guten Sache nicht im Wege stehen.

      So gründeten wir die Certina Modulproduktion GmbH mit dem Geschäftszweck einer irgendwie gearteten Modulfabrikation, da nach den Förderrichtlinien eine industrielle Verwendung angestrebt werden musste. Die Certina erwarb dann die »beweglichen« Hallenteile für die ursprünglichen Investitionskosten. Und so reichten wir die kompletten Errichtungskosten für den Fertigbau sowie den beweglichen Teil der bereits erbrachten Leistungen mit dem Förderantrag zur Förderung ein. Tatsächlich erhielten wir einen Förderbescheid, der alle diese Maßnahmen guthieß, die Kosten der bisher vorgenommenen Arbeiten zu 50 Prozent erstattete und für die zukünftigen Kosten eine weitere 50-prozentige Erstattung vorsah. Die Mittel wurden unverzüglich ausgezahlt und so konnten wir aus diesen Mitteln mit der Fertigstellung der Halle beginnen. Dass diese Förderungen doch irgendwie dem Gemeinschaftsrecht entsprachen, bestätigte ein Jahr später eine Prüfungskommission der EU, die uns in Selmsdorf unangemeldet aufsuchte. »Alles bestens dokumentiert und regelkonform ausgeführt«, lautete das Urteil nach intensiver Prüfung. Dann hatten wir ja alles richtig gemacht.

      Nun waren wir also wirklich unter die Immobilienentwickler gegangen. Ich wurde Geschäftsführer der Certina Modulproduktion GmbH und baute als erste Maßnahme im Bürotrakt der Halle ein großzügiges Apartment für mich ein, damit ich dort während der Bauarbeiten nächtigen konnte und nicht jedes Mal ein Hotel anmieten musste. Alle Ausschreibungen und bauaufsichtlichen Tätigkeiten wurden von mir persönlich durchgeführt. Doch wer sollte unsere Halle später kaufen? Ich hatte dazu ein Konzept entwickelt. Angedacht war, dass das Gebäude als Schwerlasthalle für sämtliche denkbaren Anwendungen fertiggestellt werden sollte, der Bürotrakt jedoch entgegen dem für Produktionshallen üblichen Standard einen hochrepräsentativen Charakter erhalten sollte. Die Idee dahinter war, den Manager eines Konzerns durch Schnickschnack dazu zu bewegen, diese Halle unter mehreren anderen Optionen auszuwählen. Er sollte die Halle also kaufen, weil sein zukünftiges Büro besonders schön war. Dazu wurde im Eingangsbereich des Bürohauses eine über zwei Stockwerke reichende Freitreppe errichtet, der gesamte Empfang mit schwarzem Marmor verkleidet, alle Türen mit schwarzem Klavierlack gestrichen und, aus dem ersten Stock kommend, ein fast sechs Meter hoher Wasserfall installiert. Jeder, der diese Empfangshalle betrat, sollte zuerst einmal überrascht und dann schwer beeindruckt sein. Das war das Ziel.