Levin Schücking: Historische Romane, Heimatromane, Erzählungen & Briefe. Levin Schücking
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Название: Levin Schücking: Historische Romane, Heimatromane, Erzählungen & Briefe

Автор: Levin Schücking

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075838650

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СКАЧАТЬ zu fragen,« bemerkte hier mit ironischem Tone Monsieur Ermanns.

      »Sie haben die Pflicht zu antworten – oder man wird Sie dazu zwingen!« setzte der Untersuchungsrichter hinzu, der alles tat, um seinem offenen Lebemanngesicht das Gepräge des strengen Inquirenten zu geben und in seinen Aeußerungen deshalb etwas Brutales annahm; während ganz im Gegenteil Monsieur Ermanns den Ernst seiner nicht gerade Vertrauen erweckenden Züge durch einen Ausdruck von unbekümmerter Heiterkeit zu überdecken bestrebt war, das heißt wenn er es nicht gerade für politisch hielt, mit dem, was er im stillen sein Adlerauge nannte, zu durchbohren.

      »Nun beruhigen Sie sich, meine Herren,« antwortete Richard mit trübem Lächeln, »ich werde Ihnen den Gefallen tun, Ihnen meinen Namen zu nennen, wenn Sie es so sehr wünschen und es nicht zu umgehen ist. Ich bin der, den ich eben genannt habe.«

      »Wie, Sie wären...?« fuhr der Untersuchungsrichter auf.

      »Richard von Huckarde.«

      Die beiden Beamten sahen sich an. Monsieur Ermann wünschte dann die Angabe des jungen Mannes durch Legitimationspapiere belegt zu sehen, Richard zog sein Portefeuille hervor und überreichte dem Polizeibeamten einen Paß, den er sich vom französischen Konsul in Neuyork hatte geben lassen.

      »Und jetzt, hoffe ich, darf ich mich verabschieden,« sagte Richard dann, die Hand nach seinem Papiere ausstreckend, um es zurückzunehmen.

      »Warten Sie doch,« entgegnete Monsieur Ermanns, »es tut uns leid, Ihre Zeit noch länger in Anspruch nehmen zu müssen. – Sie sind, wie es scheint, allerdings Richard von Huckarde, einst der Erbe dieses Gutes. Weshalb sind Sie zurückgekehrt aus der Fremde – Sie waren jawohl in die Welt gegangen, um Ihr Glück draußen zu suchen – in diesem Nordamerika, woher sie kommen? Ist es nicht so?«

      »Ich war in Amerika,« antwortete Richard; »da ich aber dort keine Verhältnisse fand, welche mich fesselten, bin ich zurückgekommen, um mein Gut, das jetzt nicht mehr Lehngut ist, zurückzuerlangen, und durch Verkauf eines Teils desselben mich mit den Gläubigern meines Vaters abzufinden.«

      »Und als Sie in Ihr Gut kamen, das Sie wieder zu erhalten hofften, fanden Sie es von einem fremden Herrn eingenommen?« fragte Ermanns.

      »Nicht mehr. Ich kam erst heute, und der fremde Herr liegt seit gestern hier neben uns als Leiche.«

      »Allerdings – er liegt hier als Leiche. Und wir sind beauftragt, den Mörder zu entdecken.« fuhr Monsieur Ermanns fort. »Bei dieser Untersuchung nun finden wir Sie hier versteckt – in dem Gemache, in welchem das Verbrechen begangen ist. Sie, der Sie ein so großes Interesse dabei hatten, einen fremden Herrn, wenn Sie ihn fanden, aus diesem Schlosse entfernt zu sehen; der nicht hoffen durfte, ihn auf gerichtlichem Wege zu entfernen – mit einem Wort, mein Herr, Sie müssen begreifen, daß Sie verdächtig erscheinen.«

      Monsieur Ermanns ließ bei diesen Worten die konzentrierte Kraft seines Adlerauges ihre Wirkung tun.

      »Ich, verdächtig? Doch nicht verdächtig, den Grafen ...«

      »Allerdings, den Grafen ermordet zu haben,« fiel barsch und ohne weitere Umschweife der Untersuchungsrichter ein.

      Richard von Huckarde sah die beiden Männer mit großen Augen und überaus verwundert an.

      »Ich, den Grafen von Epaville ermordet zu haben?« wiederholte er.

      »Was sagen Sie zu dieser Anschuldigung?« fragte Monsieur Ermanns.

      »Kein Wort, keine Silbe,« erwiderte Richard heftig.

      »Sie begreifen jedenfalls, daß Sie fürs erste in den Händen der Justiz bleiben,« fuhr der Polizeibeamte fort. »Folgen Sie uns nach unten, ich werde Sie nach Düsseldorf transportieren lassen.«

      Damit erhob sich Monsieur Ermanns.

      Richard blieb regungslos stehen, die Arme über der Brust verschränkt, das Auge starr auf den Boden geheftet.

      »Folgen Sie uns!« wiederholte der Untersuchungsrichter, sich ebenfalls erhebend.

      Richard folgte nicht. Er schien in Sinnen verloren, er schien für das, was um ihn vorging, keine Organe zu haben ... bis er plötzlich das Haupt aufrichtend, während eine dunkle Röte über seine Züge glitt, ausrief: »Und wenn ich zu Ihrer Anschuldigung Ja sage, wird man dann sofort die Untersuchung gegen andere Verdächtige fallen lassen, wird die törichte und unverantwortliche Verfolgung der Familie Ritterhausen eingestellt werden?«

      »Vorausgesetzt, daß zwischen Ihnen und den Leuten, welche Sie nennen, keine Verbindung stattgefunden hat...«

      »Das kann ich zur Not doch wohl beweisen,« fiel Richard ein.

      »Nun wohl, wenn Sie sich zu der Tat bekennen, als alleiniger Urheber, so kann dieselbe nicht von den Ritterhausen ausgehen,« antwortete der Polizeibeamte. »Es ist auch nicht anzunehmen, daß Sie in Verbindung mit einem Manne stehen, der – der Todfeind Ihres Vaters war!«

      »So bekenne ich mich zur Tat,« sagte Richard fest, sich stolz aufrichtend.

      Die Wirkung dieses Bekenntnisses auf die beiden Herren war eine verschiedene. Während der Untersuchungsrichter mit einem Blick, der nur eine mit Abscheu gemischte Verwunderung ausdrückte, den jungen Mann ansah, drückte sich in den Augen, womit der Polizeibeamte den geständigen Missetäter betrachtete, etwas ganz anderes aus. War es der Gedanke, daß alle seine Schlauheit bei der Vernehmung und Ausforschung der Verdächtigen auf dem Rheider Hammer umsonst aufgewendet sei, und daß er sie jetzt bei dem Bericht, den er dem Großherzog machen mußte, nicht werde in rechtes Licht setzen können, oder war es ein Zweifel, den er in die Richtigkeit und Wahrheit des Geständnisses setzte: kurz, er sah den bekennenden Verbrecher an mit einer Miene, die eher Mißvergnügen ausdrückte als alles andere. Vielleicht ärgerte ihn auch ein solch rasches Geständnis, welches, alle seine Inquisitionslist überflüssig machte und die cause célèbre, in der er glänzen zu können hoffte, sehr abkürzte.

      »Es scheint,« hub er nach einer stummen Pause, die auf Richards rasch ausgestoßene Worte folgte, wieder an, »es scheint nach den Aeußerungen, welche Sie eben fallen ließen, Ihnen am Herzen zu liegen, daß der Untersuchung gegen die Ritterhausen, Vater und Tochter, kein weiterer Verfolg gegeben werde?«

      »Weil Sie unschuldig sind,« antwortete Richard fest und bestimmt.

      »Es ruht auf dem Hammerbesitzer noch ein älterer Verdacht,« fuhr Ermanns fort, »ist Ihnen der bekannt?«

      Richard antwortete nicht gleich.

      »Welchen Verdacht meinen Sie?« sagte er dann. »Ich weiß von keinem, der so ernstlich wäre, daß die Justiz sich mit ihm beschäftigen könnte; müßiges Gerede zu berücksichtigen ist doch wohl unter der Würde derselben.«

      »Darüber wird die Justiz nun wohl selber zu entscheiden haben, was unter ihrer Würde ist, was nicht. Beantworten Sie meine Frage.«

      »Ich glaube, daß ich das bereits tat.«

      »Sie halten den Verdacht, von dem ich rede, den Verdacht, der auf Ritterhausen infolge des unglücklichen Endes Ihres Vaters gefallen ist, für ein müßiges Gerede?«

      »Ja.«

      »Teilen Sie uns Näheres über jenes Ereignis mit. Sie waren zugegen, als Ritterhausen Ihren Vater zum letztenmal – wir wollen annehmen, es sei das СКАЧАТЬ