Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Robert Louis Stevenson
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Название: Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson

Автор: Robert Louis Stevenson

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027230266

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СКАЧАТЬ du noch erschöpft?« fragte er wieder.

      »Nein,« sagte ich, noch immer das Gesicht in den Farnen »nein, ich bin jetzt nicht mehr erschöpft und kann sprechen. Wir müssen uns trennen, Alan, du und ich. Ich liebte dich sehr, Alan, aber deine Wege sind nicht die meinen, und es sind auch nicht Gottes Wege. Kurz und gut, wir müssen uns trennen.«

      »Ich will mich nicht von dir trennen, David, ohne irgend einen Grund dafür zu wissen,« sagte Alan sehr ernst. »Wenn du etwas weißt, was gegen meinen guten Ruf ist, so ist das wenigste, was du unserer alten Freundschaft schuldig bist, daß du es mir sagst; und wenn du nur einfach meiner Gesellschaft überdrüssig geworden bist, dann wird es mir zukommen, darüber zu urteilen, ob ich mich beleidigt fühle oder nicht.«

      »Alan,« sagte ich, »was hat das alles für einen Sinn? Du weißt ganz genau, daß jener Campbell dort in seinem Blute auf der Straße liegt.«

      Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Hast du je die Geschichte vom Mann und den guten Geistern gehört?«

      »Nein,« sagte ich, »und ich will sie auch nicht hören.«

      »Mit Eurer Erlaubnis, Herr Balfour, werde ich sie Euch doch erzählen,« sagte Alan. »Der Mann, müßt Ihr wissen, war auf einen Felsen im Meere verschlagen worden, zu dem die guten Geister zu kommen pflegten, um dort auf ihrem Weg nach Irland zu rasten. Der Name dieses Felsens ist Skerryvore, und er liegt nicht weit von der Stelle, wo wir Schiffbruch gelitten haben. Nun der gute Mann scheint so bitterlich geweint und geschrieen zu haben, daß er sein Kind noch einmal sehen möchte, ehe er sterbe, bis der König der guten Geister sich seiner erbarmte und einen ausschickte, der hinflog und das Kind in einem Sack herbrachte, den er neben den schlafenden Mann legte. Als der Mann erwachte, erblickte er den Sack neben sich und sah, daß sich etwas darin bewegte. Nun scheint er einer von jenen gewesen zu sein, die immer das Schlimmste vermuten, und so stieß er, der Sicherheit halber, seinen Dolch in den Sack, ehe er ihn öffnete und da fand er sein Kind tot. Ich denke mir eben Herr Balfour, daß Ihr mit dem Manne viel Ähnlichkeit habt.«

      »Willst du damit sagen, daß du deine Hand nicht mit im Spiel hattest?« rief ich und setzte mich auf.

      »Zuerst will ich Euch in aller Freundschaft sagen, Herr Balfour von Shaws,« sagte Alan, »wollte ich einen von jenen Edelleuten töten, so tat ich es sicher nicht in meinem Heimatlande, um nicht Unheil über meinen Clan zu bringen. Auch ging ich nicht ohne Schwert oder Büchse mit einer langen Angelrute einher.«

      »Ja,« sagte ich, »das ist wahr!«

      »Und nun,« fuhr Alan fort, zog einen Dolch heraus und legte die Finger auf die Klinge, »schwöre ich bei dem heiligen Stahl, ich hatte weder Kenntnis davon, noch Teil daran, nicht an der Tat und nicht an dem Plan.«

      »Ich danke Gott dafür,« rief ich und reichte ihm die Hand.

      Er schien es nicht zu bemerken.

      »Und es wird da, scheint mir, viel Aufhebens gemacht um eines Campbell willen!« sagte er. »Es sind ihrer doch nicht so wenige, soviel ich weiß!«

      »Du kannst mir wenigstens keinen Vorwurf machen,« sagte ich, »nach all dem, was du mir an Bord erzählt hast. Aber in Versuchung kommen und die Tat auch wirklich vollbringen, ist zweierlei, und ich danke Gott noch einmal dafür. Wir könnten alle in Versuchung geraten, aber kalten Blutes einem Menschen das Leben nehmen, Alan!« Ich konnte für den Augenblick nichts weiter sagen.

      »Weißt du, wer es getan hat,« fügte ich noch hinzu. »Kennst du jenen Mann im schwarzen Mantel?«

      »Ich weiß nicht genau, was er für einen Mantel trug,« sagte Alan schlau, »aber es kommt mir so vor, als wäre er blau gewesen.«

      »Blau oder schwarz, hast du ihn gekannt?« fragte ich.

      »Ich könnte nicht schwören,« sagte Alan. »Es ist wahr, er kam dicht an mir vorbei, aber ich habe merkwürdigerweise gerade meine Schuhe zugeschnürt.«

      »Kannst du schwören, daß du ihn nicht kennst?« rief ich halb ärgerlich, halb lachend über seine Art, mir auszuweichen.

       »Jetzt nicht,« sagte er, »aber ich habe eine große Fähigkeit zu vergessen, David.«

      »Und doch habe ich eines deutlich bemerkt,« sagte ich, »und zwar, daß du dich und mich absichtlich in Gefahr gebracht hast, um die Soldaten irre zu führen und ihre Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.«

      »Das ist höchstwahrscheinlich,« sagte Alan, »und das hätte jeder getan. Du und ich waren ja unschuldig an dieser Tat.«

      »Umsomehr Grund; da wir fälschlich verdächtigt wurden, fort zu kommen,« rief ich. »Der Unschuldige sollte doch vor dem Schuldigen kommen.«

      »Warum, David,« sagte er, »der Unschuldige hat doch die Chance vor Gericht freigesprochen zu werden. Aber der Bursche, der die Kugel abschoß, für den ist, denke ich, die Heide der beste Platz. Diejenigen, die sich noch in keinerlei Schwierigkeiten eingelassen haben, sollten derer nicht vergessen, die es bereits getan haben. Und das ist das wahre Christentum. Denn wäre es umgekehrt gewesen, und steckte der Bursche – dessen Gesicht ich nicht genau sehen konnte – in unserer Haut, wir wären, glaube mir, hübsch froh und ihm gar sehr verbunden, wenn er uns die Soldaten vom Halse schaffte.«

      Da gab ichs auf. Alan sah die ganze Zeit so unschuldig drein, und war so überzeugt von dem, was er sagte, und so bereit, sich für das, was er für seine Pflicht hielt, zu opfern, daß er mich damit mundtot machte. Ich erinnerte mich der Worte Herrn Henderlands: daß wir von diesen wilden Hochländern selbst gar manches lernen könnten. Nun, und hier hatte ich mein Teil gelernt. Alans Moralbegriffe waren ganz verkehrt; aber so wie sie nun einmal waren, fand ich ihn stets bereit, sein Leben für sie zu lassen.

       »Alan,« sagte ich. »ich will nicht sagen, daß dies das wahre Christentum sei, so wie ich es verstehe, aber es ist doch gut. Und hier biete ich dir zum zweitenmal meine Hand.«

      Da reichte er mir seine beiden hin und sagte, ich hätte ihn sicherlich verzaubert, denn mir könne er alles verzeihen. Dann wurde er sehr ernst; wir hätten nicht viel Zeit zu verlieren, sondern müßten beide aus diesem Land fliehen: er, weil er ein Deserteur sei und ganz Appin jetzt wie ein Haus durchsucht werden würde und jeder gezwungen, genaue Rechenschaft über sich abzulegen; und ich, weil ich sicher in diese Mordgeschichte verwickelt wäre.

      »Oh,« sagte ich, in der Absicht, ihm eine Lektion zu geben, »ich fürchte die Gerechtigkeit meines Landes nicht.«

      »Als ob das dein Land wäre!« sagte er. »Oder ob deine Sache hier in einem Lande der Stewarts ordentlich untersucht werden würde!«

      »Es ist doch alles Schottland!« sagte ich.

      »Mensch, ich muß mich über dich wundern,« sagte Alan. »Der hier getötet wurde, ist ein Campbell. Die Sache wird in Inverara, dem Hauptsitz der Campbells untersucht werden, und fünfzehn Campbells werden zu Gericht sitzen und der größte Cambpell von allen (das ist der Herzog) wird an ihrer Spitze sitzen. Gerechtigkeit, David? Dieselbe Gerechtigkeit, die Glenure vor einer Weile auf der Straße fand.«

      Das erschreckte mich ein wenig, gebe ich zu, und hätte mich noch weit mehr erschreckt, hätte ich gewußt, wie nahe Alans Vermutungen der Wirklichkeit kamen. Er hatte tatsächlich nur in dem einen Punkt übertrieben, daß bloß elf Campbells zu Gericht saßen.

      »Na, na,« sagte er, »wir sind im Hochland, David, und wenn ich dir sage: lauf davon, dann folge mir СКАЧАТЬ