Ein Kuß als Belohnung. Bernt Danielsson
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Название: Ein Kuß als Belohnung

Автор: Bernt Danielsson

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Kevin & Schröder

isbn: 9788711444375

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СКАЧАТЬ müssen es ganz gründlich saubermachen“, redete er weiter. „Damit keine Infektionisten reinkommen.“

      Infektionisten? Was redet der bloß?

      „So... so. Das sieht sehr gut aus“, murmelte er zufrieden. „Kein Grund zur Sorge.“

      „Und woher willst du das wissen?“ fragte ich störrisch. „Bist du vielleicht Arzt?“

      „Genau“, sagte er, und es klang so ernst und sachlich, daß ich ganz durcheinander kam.

      Er nahm noch einen Wattebausch und wiederholte die Prozedur.

      „Wie heißt du denn überhaupt?“ fragte er, ohne aufzuschauen.

      „Kevin.“

      „Kevin? Klingt nicht sonderlich schwedisch.“

      „Meine Mutter ist Engländerin.“

      „Ah. Old Britain. I see, young man.“

      Ich habe zwar schon mal schlechteres Englisch gehört – aber nicht sehr oft.

      Mit einem Ritsch riß er die Verpackung des Verbands auf und zog ein dunkelgrünes Stoffteil mit langen, baumelnden Bändern heraus. Die eine Seite war weiß, und die legte er vorsichtig auf mein Knie. Dann wickelte er die Stoffbänder herum und machte eine total alberne Schleife.

      „So! Was für ein entzückendes Kniepäckchen. Das solltest du per Express an deine Liebste schicken.“

      Ich verstand überhaupt nicht, wovon er redete. So ein peinsamer Vollidiot, dachte. Und doch... Ich fand ihn zwar so daneben, wie ich noch nie jemanden getroffen hatte, gleichzeitig fand ich ihn auch, ja, gar nicht so... daneben. Oder: er war natürlich voll daneben, aber irgendwie anders... Und er hatte was, das ich –

      Weiter kam ich nicht in meinen Gedanken.

      „Viel besser, als Ohren zu schicken!“ sagte er grinsend und schlug den Deckel des Verbandskastens zu.

      „Wie besser als Ohren?“ murmelte ich und zog vorsichtig die Jeans wieder hoch.

      „Hast du noch nie was von van Gogh gehört? Vincent?“

      Ich schüttelte den Kopf.

      „Dem Künstler? Dem mit den Sonnenblumen? Aber du mußt doch schon mal was von Vincent van Gogh gehört haben?“ Als ich wieder den Kopf schüttelte, zuckte er hilflos mit den Schultern. „Unglaublich. Aber wie auch immer, er hat sich mal das eine Ohr abgeschnitten, dann hat er es in ein Päckchen gepackt und an eine Braut geschickt, auf die er scharf war.“

      „Und warum?“ fragte ich und zog den Hosenladen zu.

      „Gute Frage. Er war vielleicht betrunken und wahnsinnig, ist doch klar.“ Er warf den Verbandskasten achtlos in den Lieferwagen, er polterte umher und stieß klirrend an leere Flaschen. „Verdammt, ich muß sie irgendwann mal abgeben... Wie alt bist du überhaupt?“

      „Üchzehn“, sagte ich undeutlich und hoffte, daß er nicht nachfragen, sondern glauben würde, siebzehn, mindestens aber sechzehn gehört zu haben. Ich hatte keinerlei Lust, darüber zu reden. „Und wie heißt du?“ fragte ich schnell und schaute ihn an. Mir wurde eiskalt vor Schreck, weil er wieder in der Manteltasche wühlte, mein Herz schlug die Voodootrommel. Stilett, Stilett!

      „Schröder“, sagte er ruhig und bekam mit einiger Mühe seine Hand wieder aus der Tasche. Er nahm eine Zigarette aus einem blauen Paket und steckte sie in den Mundwinkel.

      „Schröder?“

      „Ja, genau. Schröder“, nickte er und strich ein Streichholz an. Er hielt schützend die Hände um die Flamme und zündete die Zigarette an. Es fing fürchterlich zu stinken an. „Raymond Schröder“, sagte er, machte einen tiefen Zug und warf das Streichholz weg. „Aber du kannst zu mir sagen, was du willst.“

      Ich will am liebsten überhaupt nichts zu dir sagen, dachte ich. Ich will nur hier weg.

      „Das... das klingt auch nicht sonderlich schwedisch“, sagte ich und rutschte ein Stück von der stinkenden Zigarette weg.

      „Doch, sehr sogar“, sagte er mit einem halbunterdrückten Lachen. „Es ist ein richtig ehrbarer, uralter schwedischer Name. Was Schwedischeres als die Einwanderer Schröder aus Deutschland gibt es überhaupt nicht.“

      Es klang, als sei er selbst der Meinung, etwas unglaublich Witziges gesagt zu haben.

      Dieser Meinung war ich nicht.

      Er nahm noch einen tiefen Zug und stieß den Rauch mit einem lauten Geräusch durch Mund und Nase aus – genau mir ins Gesicht. Ich konnte mich gerade noch wegducken.

      „Ahh!“ stöhnte er gekünstelt. „There’s nothing like fresh air mixed with tobacco, sagte schon Humpy, bevor er Lungenkrebs bekam und vorzeitig starb.“ Er klappte den Trenchcoatkragen hoch und hob die Schultern, als würde er frieren. „Nein, wir können hier nicht die ganze Nacht rumlümmeln. Wir haben noch was zu tun. Du mußt mir helfen, den Weg zum Skiftesväg zu finden. Du kannst das bestimmt besser als ich. An und für sich wohne ich auch hier in der Gegend, aber ich kann nur den Weg nach Täby Zentrum und in die Stadt – ansonsten bin ich completely lost.“

      „Aber – ich muß doch heim“, protestierte ich.

      „Papperlapapp!“ schnaubte er. „Es dauert nicht lang, und ich bringe dich dann nach Hause. Los jetzt!“

      2

      Mit Bogart zum Skiftesväg

      Natürlich hätte ich klipp und klar nein sagen und nach Hause humpeln müssen. Ich meine, ich wußte ja überhaupt nicht, was dieser Raymond Schröder für ein Kerl war. Und die Welt ist ja voll von Verrückten, und man kann sich nicht einfach auf die Leute verlassen. Ich wäre auch irgendwie nach Hause gekommen – so hilflos war ich nun auch wieder nicht. Und doch habe ich es nicht gemacht. Das war sehr merkwürdig. Ich war total überzeugt davon, daß ich diesem Irren absolut nicht helfen wollte. Er hatte mich ja fast totgefahren und benahm sich wie der Knallkopp des Jahrhunderts. Und doch – tja...

      Was ist man doch komisch, dachte ich.

      (Und da hatte ich völlig recht.)

      Schröder drehte sich um und flatterte davon.

      Die Absätze klackerten auf dem Asphalt, und die Zigarette wippte, wenn er schnaubend daran zog.

      Ich kletterte von der Ladefläche und testete mein Knie. Es tat immer noch weh, aber ich mußte doch zugeben, daß es mit seiner Bandage besser war. Es war warm und angenehm. Ich ging um die offene Tür herum, um zu sehen, wo er hingegangen war. Er hatte mein Moped geholt... Mit beiden Armen hoch über dem Kopf trug er es und kam mit riesigen Schritten wieder auf mich zu. Er grinste mich irgendwie komisch an, und dann warf er das Moped einfach hinten in den Wagen. Es krachte, polterte und klirrte.

      „O je“, sagte er ruhig, „das war mein wundervoller Sonnenschirm.“

      „Was machst du denn!“ schrie ich. „Also jetzt reicht es wirklich!“

      „Kevin“, sagte СКАЧАТЬ