Ein Kuß als Belohnung. Bernt Danielsson
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Название: Ein Kuß als Belohnung

Автор: Bernt Danielsson

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Kevin & Schröder

isbn: 9788711444375

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СКАЧАТЬ hörte man ein schwaches Surren, aber natürlich kam niemand. Ich klingelte noch einmal. Da glaubte ich auf einmal, zerplitterndes Glas zu hören, ich holte tief Luft und spürte, wie mein Herz wild um sich schlug.

      Ich wollte gerade zum Auto zurückgehen, als drinnen eine Lampe anging. Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen.

      Schröder starrte mich ganz wütend an.

      „Schon wieder die Zeugen Johovas, laßt ihr einen denn überhaupt nie in Ruhe? Wir kaufen hier keinen Gott!“ sprudelte es aus ihm heraus, und gleichzeitig entstand auf seinen Lippen ein immer breiteres Grinsen.

      Gar keine Frage, er war total durchgeknallt. Hatte er ein Fenster eingeschlagen? Die Terrassentür? Oder hatte er etwa die ganze Zeit einen Schlüssel?

      „Aber komm doch rein“, sagte er und machte die Tür weit auf.

      „Aber wie...“

      „Wie ich reingekommen bin? Tja... Ich habe einfach die Scheibe der Terrassentür eingeschlagen. Ging ganz leicht. Das ist mein erster Einbruch. Sehr interessant. Obwohl, es zählt vielleicht nicht richtig, wenn man die kennt, die hier wohnt.“

      „Sie ist also nicht zu Hause?“

      „Nein, genau. Aber steh nicht da mit offenem Mund wie ein Erweckter. Komm rein!“

      Ich kam in einen engen Flur mit weißen Wänden. Direkt hinter der Tür hingen Jacken und Mäntel an einer Garderobe, und auf dem Boden standen jede Menge hochhackige und flache Schuhe und ein paar Lederstiefel. An allen Wänden hingen eingerahmte Farbfotos, die sehr merkwürdig aussahen. Schröder bemerkte, daß ich sie anschaute.

      „Schau dir mal das an!“ rief er und zeigte auf ein Foto hinter mir. „Echt starkes Bild.“

      Der größte Teil des länglichen Fotos war schwarz. In der Mitte verlief ein verschwommenes Band gelber Striche mit ein wenig Rot und Grün quer drüber. Darunter war ein etwas hellerer, beinahe ovaler Fleck, und ganz oben im Schwarz leuchtete ein weißes Dreieck.

      Es sah so aus, als ob der Fotograf die Kamera nicht hatte stillhalten können, alles war verschwommen und unscharf. Ich versuchte herauszubekommen, was es vorstellen sollte, aber das ging nicht.

      „Komm rein“, sagte er eifrig, „hier herein, komm!“

      Ich trat in ein Zimmer mit einer Polstergruppe und einem langen Holztisch an der einen Längswand. Die gegenüberliegende Wand war ganz von Regalen bedeckt. Außer Büchern und Videobändern standen in dem Regal eine Stereoanlage, ein Videorecorder und ein Fernseher. Ganz am Ende des Zimmers führte eine Terrassentür ins Oktoberdunkel hinaus. Sie war angelehnt. Und wirklich, die Scheibe war in der Höhe der Klinke eingeschlagen, auf dem Parkettboden lagen Glassplitter.

      „Bist du schon mal hier gewesen?“ flüsterte ich.“

      „Nee, never“, sagte er und schüttelte den Kopf. Er ging zum Bücherregal und las die Buchrücken. „Sie wohnt noch nicht sehr lange hier. Sie hat in der Stadt noch eine kleine Einzimmerwohnung, wo sie mindestens schon seit zehn Jahren wohnt, aber dann mußte irgendein Onkel oder eine Tante auschecken, und sie hat die Hütte geerbt.“

      „Aber wer“, fing ich an.

      „Siehst du, wie ordentlich es hier ist?“ unterbrach er mich.

      „Wo?“

      „Na im Bücherregal. Abgestaubt und aufgeräumt. Jedes Buch steht an seinem Platz, sogar alphabetisch.“

      „Ähm... ja.“

      „Sieht verflucht noch mal aus wie im IKEA-Katalog.“

      „Sieht aus wie das Bücherregal bei uns zu Hause.

      „Nein!“ Er schaute mich besorgt an, als ob ich ihm leid täte.

      „Aber schau dir doch mal den Tisch an!“ Er drehte sich um und zeigte mit der Hand drauf.

      Es war ein völlig normaler Sofatisch. Er war sauber und ordentlich, die gemaserte Holzoberfläche war abgewischt. Am einen Ende lagen vier Stapel mit dicken Zeitschriften, die Vogue, Photo und Zoom hießen, daneben stand ein leerer schwarzer Aschenbecher und ein Tischfeuerzeug aus Silber.

      „Ich versteh dich nicht.“

      „Aber schau dir doch nur mal die Zeitschriften an. Jemand muß die mit dem Lineal hingelegt haben. Und der Aschenbecher glänzt ja richtig! Also, du hättest mal sehen sollen, wie es in der Stadt bei ihr ausgesehen hat. Das reine Inferno!“

      „Das reine was?“

      Er schob die Brille hoch, drehte sich um und schaute mich an.

      „Ja, das ist doch meine Rede: Was zum Teufel macht ihr heutzutage bloß den lieben langen Tag in der Schule?“

      Ich setzte mich achselzuckend aufs Sofa, um mein linkes Bein auszuruhen. Ich mied seinen Blick und massierte mein verletztes Knie.

      „Inferno habe ich gesagt“, sagte er. „Oder anders ausgedrückt: Es sah bei ihr zu Hause immer aus wie Sau. Verstehst du mich vielleicht dann?“ Er schüttelte den Kopf und ließ seinen Blick über das ordentliche Zimmer schweifen. „Verdammt noch mal, allmählich wird das ganze schwedische Volk ein einziger Haufen ungebildeter Dummköpfe“, brummte er leise und ließ die Schultern hängen. Dann las er weiter die Namen und Titel auf den Buchrücken.

      „Ich habe dich nur nicht richtig gehört“, sagte ich störrisch.

      „Schon gut“, sagte er und schwang seinen einen Arm. „Aber wie auch immer, das war ihr Stil, verstehst du? Unordnung und Chaos. Schiefe Bücherstapel, Zeitungsberge, überall Stoffballen, Mappen und –“

      „Stoffballen?“

      „Mhm, sie näht auch manchmal. Nähmaschine auf dem Boden, Schreibmaschine auf dem Fernseher, alte Weinkisten mit Manuskripten unter den Tischen und Kram kreuz und quer auf allen Stühlen und so.“

      Ich schaute mich vorsichtig um und mußte ihm zustimmen, daß es absolut nicht so aussah. Im Gegenteil. Dieses Zimmer sah eigentlich ganz normal aus – wie Wohnzimmer bei Leuten eben aussehen.

      „Sie ist vielleicht genau wie mein Vater“, schlug ich vor.

      „Und wie ist der?“

      „Also, sein Schreibtisch im Büro und auch zu Hause ist immer total unaufgeräumt, aber er legt größten Wert darauf, daß es sonst zu Hause ordentlich und sauber ist.“

      Schröder schüttelte langsam den Kopf, machte einen Schritt und las die Rücken der Videokassetten. „Nein, irgend etwas stimmt hier nicht“, murmelte er, seine Hand verschwand in der Manteltasche und tauchte mit dem Zigarettenpäckchen wieder auf.

      „Mußt du schon wieder rauchen?“ fragte ich ärgerlich. „Es stinkt so.“

      „Stinkt?!“ keuchte er und wollte offenbar seinen Ohren nicht trauen. Er drehte sich um, schaute erst mich und dann das Päckchen in seiner Hand an. Er steckte es wieder ein. „Nein, verstehst du“, sagte er dann nachdenklich und kratzte sich die Bartstoppeln, „jemand hat hier aufgeräumt, und ganz bestimmt nicht sie.“ Er verschränkte die Hände СКАЧАТЬ