Ein Kuß als Belohnung. Bernt Danielsson
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Название: Ein Kuß als Belohnung

Автор: Bernt Danielsson

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Kevin & Schröder

isbn: 9788711444375

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СКАЧАТЬ dich ab. Ich habe einen Verbandskasten im Auto. Das kriegen wir schon geregelt. Aber steh jetzt auf, du wirst doch ganz naß, wenn du da liegst.“ Er steckte beim Aufstehen das Stilett in die Tasche, drehte sich um und ging zum Lieferwagen. Die Absätze klackerten metallisch auf dem Asphalt.

      Absatzeisen, dachte ich, typisch. Das sind bestimmt solche schrägen Cowboystiefel.

      Ich setzte mich auf. Ich seufzte und stöhnte und brummte und zog die Nase hoch. Mit halbgeschlossenen Augen schaute ich vorsichtig auf mein Knie. Ich wollte es mir anschauen, aber gleichzeitig absolut nicht sehen. Und in so einer Situation schaut man mit halbgeschlossenen Augen – man macht die Hälfte von beidem, gewissermaßen. Ich war fest davon überzeugt, eine blutige, vermatschte Wurst mit herausragenden Knochensplittern zu sehen.

      Ich war sehr erstaunt, als ich sah, daß das Knie immer noch ganz war. Nur viele kleine, rote Punkte auf der Haut. Man konnte nicht einmal behaupten, daß es Blutstropfen waren, es sah eher aus wie Tau – Bluttau. Aber es tat weh. Sehr weh.

      Ich kam langsam hoch, setzte den linken Fuß auf und spürte sofort einen Stich im Knie. Ich machte einen Schritt. Das Bein blieb dran. Es tat fürchterlich weh, aber vielleicht, dachte ich, vielleicht komme ich doch um eine Amputation herum, wenn ich ein bißchen Glück habe.

      Ich humpelte zum Lieferwagen. Der Irre im Trenchcoat war hinters Steuer geklettert und hatte den Zündschlüssel abgezogen. Er kam wieder heraus und ging mit flatternden Rockschößen zur hinteren Tür.

      Ich starrte auf mein gewesenes italienisches Moped. Es lag auf dem regenglatten Asphalt, und der gespenstische organgefarbene Schein der Straßenlampe glitzerte auf dem Metall. Ich hatte es erst seit einem halben Jahr, und jetzt war es ganz kaputto. Finito mopedo. Sempre ruinato. Das Vorderrad sah aus wie eine Acht, und die vordere Radgabel war zu einer Schere zusammengedrückt worden und hatte fast alle Speichen abgeklemmt.

      Was wird Mama sagen? dachte ich. Von Papa gar nicht zu reden.

      Dann fiel mir ein, daß dieser Stilettpsychopath natürlich alles bezahlen mußte. Natürlich, selbstverständlich. Und das bedeutete, daß ich ein ganz nagelneues Moped bekommen würde.

      Das Knie tat gleich ein bißchen weniger weh.

      Ich humpelte zur hinteren Tür des Lieferwagens, die jetzt offenstand. Er war hineingeklettert und machte einen schrecklichen Krach da drinnen. Ich konnte nur seinen Mantel erkennen, der wie eine gräuliche Fledermaus im Dunkel herumflatterte.

      „Hör mal, du, wie können das ja wohl im guten regeln, oder?“

      Er klang genauso zerstreut wie unser Chemielehrer Jansson, wenn er so ein bescheuertes Experiment aufbaut.

      „Was?!“ rief ich schockiert.

      „Ja, verdammt – das wird doch sonst so kompliziert, und außerdem kann es ziemlich teuer werden für dich.“

      „Teuer?!“ brüllte ich.

      „Ja, klar... hmmm...“ Es klirrte und polterte da drinnen, klang fast so, als ob er eine Kiste mit Flaschen umgestoßen hätte. Er fluchte und knurrte vor sich hin. „Wo zum Teufel ist er bloß hingekommen? Aber hör mal. Wenn wir so sagen: Du kriegst ’nen Fuffi von mir, dann kannst du dein Moped reparieren, und wir vergessen den Rest. Da hast du ihn!“

      Was ist das bloß für ein Vollidiot? dachte ich. Sehe ich vielleicht aus wie zwölf? Macht er sich lustig über mich? Mein Gott, wie lange wird man noch wie Dreck behandelt, nur weil man „jung“ ist? Wenn er glaubt, daß ich so bescheuert bin, dann hat er sich verrechnet, das kann er sich merken, mich behandelt man nicht so, mich nicht, dachte ich.

      „Was hast du gesagt?“ schrie ich und versuchte, so richtig außer mir zu klingen, so wie mein Vater manchmal am Telefon. „Du mußt selbstverständlich für alles löhnen, ist doch wohl logo!“

      „So, so, und das bildest du dir ein?“ sagte er ruhig, und es klang fast so, als ob er lachen würde.

      Plötzlich sprang er heraus und landete direkt neben mir. Er hatte eine viereckige Holzkiste in der Hand, ich sah ein rotes Kreuz auf dem Deckel. Er sagte nichts, schaute mich nur mit einem merkwürdigen Blick und einem etwas schiefen Lächeln an. Dann kratzte er sich mit einem schabenden Geräusch unterm Kinn. Vor einigen Tagen schon hätte er sich rasieren müssen, dachte ich. Sein Blick ließ mich nicht los, und ich spürte, daß ich etwas sagen mußte.

      „Aber das ist doch klar“, sagte ich. „Das ist doch eine Einbahnstraße!“

      Seine bartstoppelkratzende Hand hielt inne, das Lächeln gefror, und die Mundwinkel rutschten langsam nach unten.

      „Einbahnstraße?“ rief er dann aus, und es klang zutiefst erstaunt. „Bist du da ganz sicher?“

      „Und ob. Ich wohne schließlich hier. Und außerdem ist die Straße, aus der du gekommen bist, auch Einbahnstraße – in die gleiche Richtung.“ Er starrte mich mit halboffenem Mund an und sah ziemlich bescheuert aus. „Da hinten steht ein Schild“, sagte ich etwas verwirrt und zeigte mit einem steif ausgestreckten Arm in die Richtung. Sein Blick folgte meinem Arm, und die Hand nahm das Kinnkratzen wieder auf.

      „Sind das alles beides Einbahnstraßen? Verdammte Scheiße...“

      Er dachte einen Moment nach, dann zuckte er mit den Schultern. „Aber – na ist auch egal. Jetzt wollen wir mal sehen!“

      Er stellte die Kiste ab, drehte sich und packte mich mit beiden Händen um den Bauch. Bevor ich auch nur blinzeln konnte, hatte er mich hochgehoben und auf die Ladefläche gesetzt (oder wie immer das bei einem Lieferwagen heißt), so daß ich da mit baumelnden Beinen saß.

      Ich kam mir total lächerlich vor. Mit einem einzigen Handgriff hatte er mich auf das Niveau eines Kindergartenbabys erniedrigt. Es war schrecklich. Ich merkte, wie mir glühheiß im Gesicht wurde, und ausnahmsweise war ich froh, daß es Oktober und stockdunkel war und die Straßenlampen im Vorort nicht so dicht standen.

      „Zieh die Jeans runter“, sagte er ruhig und machte die Verbandskiste auf.

      „Aber mein Gott!!“ explodierte ich. „Fahr mich doch nach Hause! Ich wohne nur ein paar Häuser weiter!“

      „Nein, nein, nein“, sagte er bestimmt und mit ruhiger Stimme.

      „Kommt überhaupt nicht in Frage. Guck mal. Das Verbandspaket aus der Armee! Hier gibt es einen Vorrat, das kann ich dir sagen! Und eine Flasche Jod! Ich muß zuerst den Schaden reparieren, den ich dir zugefügt habe.“

      Ich seufzte und verstand nicht, warum ich tat, was er mich geheißen hatte – aber ich tat es. Ich machte den Knopf auf, zog den Reißverschluß runter und dann die Jeans bis unters Knie.

      Das darf doch wohl nicht wahr sein, dachte ich. Da sitze ich in der offenen Tür eines schrottigen, alten Dodge-Ram-Lieferwagens mit heruntergelassenen Hosen in nicht allzu sauberen Unterhosen, und das alles an einem diesigen Oktoberabend.

      Er schob die Sonnenbrille in die Stirn und inspizierte mein Knie mit gerunzelten Augenbrauen. Dann nahm er einen Wattebausch aus der Kiste, schraubte den Deckel einer braunen Flasche ab, die aussah, als würde sie aus einem Apothekenmuseum stammen. Er legte die Watte über die Öffnung, kippte die Flasche, und dann betupfte er mein blutbesprenkeltes Knie. Ich zuckte unfreiwillig zusammen – nicht weil es weh tat, sondern weil es so kalt war.

      „So, СКАЧАТЬ