Название: Jupp Heynckes & die Bayern
Автор: Detlef Vetten
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783730704240
isbn:
Das finden sie geil, die anderen. Jupp Heynckes schmunzelt.
Zurück in Deutschland gibt’s einen Tag frei. Dann ist Endspurt der Rückrundenvorbereitung. Mats Hummels (Adduktorenprobleme) und Robert Lewandowski (Patellasehnenprobleme) stoßen zur Mannschaft. Hummels ist, zusätzlich zur abklingenden Verletzung, ein wenig abgelenkt. Seine Frau wird in den nächsten Tagen ihr erstes Baby bekommen. Das macht den Profi nervöser als ein Pokalspiel.
Letzter Test gegen die SG Sonnenhof Großaspach. 5:3 gewonnen, Ribéry schießt drei Tore.
Letzte Pressekonferenz vor der Rückrunde. Heynckes ist prima gelaunt. Er warnt, was soll er sonst wohl machen: „Seit zwölf Spielen hat Leverkusen nicht mehr verloren. Das ist eine junge, hochtalentierte, hungrige, schnelle Mannschaft, die auch viel Fantasie hat. Ein hartes Spiel wird das – mit vielen Zutaten, die den Fußball attraktiv machen. Es ist schon ein Auftakt, der es in sich hat, der prickelnd und schwierig ist.“
Heynckes grinst (übrigens: Der Mann müsste mal zum Friseur, das silbergraue, nach hinten gekämmte Haar gerät aus der Fasson). Er ist gerade gefragt worden, ob er keinen Bammel vor der Statistik habe; schließlich hätten die Bayern seit Jahren nicht mehr in Leverkusen gepunktet.
Der Bayern-Trainer wird zum Schelm: „Den letzten Bayern-Sieg in Leverkusen, wer hat den errungen? Wer war da Trainer?“ Die Herrschaften von der Presse schweigen, worauf der Jupp die Frage selbst beantwortet: „Das war ich. Warum soll ich da Bammel haben?“
Als er mit der Mannschaft in den Katakomben der Arena verschwindet, ist vom Schelm nichts übrig. Jupp Heynckes ist im Fight-Modus, genau wie seine Spieler.
Auf der Ehrentribüne lockert Präsident Hoeneß den Fanschal.
Die Gladiatoren laufen ein, machen sich ein letztes Mal warm. Hoeneß sieht hinunter auf die teuren Akteure: die Ersatzspieler und die elf Männer, die Heynckes ins Gefecht schickt.
Vor einem Vierteljahr war das noch ein Haufen außergewöhnlicher Fußballer, die nicht so recht zusammenzupassen schienen. Die zum Teil verunsichert waren, die ihre Laufwege vergessen hatten, die nicht mehr an geile Spiele glaubten. Nun hat sie dieser Jupp zu einem Trupp von Sieg-Söldnern geschweißt. Sie klatschen sich ab und machen sich an die Arbeit.
Die erste Bayern-Elf 2018:
Sven Ulreich. Manuel Neuer, der beste Torhüter der Welt, ist noch immer nicht gesund, quält sich durch eine knüppelharte Reha. Sein Stellvertreter Sven Ulreich spielt klasse. Jupp Heynckes mag seine nüchternen, effizienten Auftritte. Und der Trainer schätzt die Intelligenz Ulreichs. Der weiß, dass sein Freund Neuer unerreichbar ist. „Manu hat einfach eine Gabe, die brutal ist. Er antizipiert die Bälle extrem früh. Manu ist auf einer anderen Ebene als alle anderen Torhüter auf der Welt.“ Aber solange er, Ulreich, den Job bei Bayern machen darf, genießt er’s. Macht keine Fehler, ist einer der Besten der Liga. Hält sogar Elfer, die der Neuer nicht pariert hätte. Die Fans haben Vertrauen, er hat ein gesundes Selbstvertrauen: „Fußball ist so schnelllebig. An einem Tag bist du der Depp, am anderen kannst du der Held sein. Wichtig ist, dass du weißt, du hast ein gutes Spiel gemacht, ohne in der Bewertung zu übertreiben. Man muss immer die Kirche im Dorf lassen.“
Rafinha, bürgerlich Marcio Rafael Ferreira de Souza, geboren 1985 im brasilianischen Londrina. Friedlicher Zeitgenosse, mit dem Mann kann man nicht streiten. Keine Allüren, keine Extrawürste, ein zuverlässiger Dienstleister, in der Abwehr wie auch im Aufbauspiel. Die Bosse mögen den Rechtsverteidiger sehr. „Rafinha ist für uns ein wichtiger Spieler auf dem Platz, aber auch ein sehr beliebter Mensch in der Kabine“, sagt Karl-Heinz Rummenigge. Und Rafinha? Macht eine gänzlich unkomplizierte Liebeserklärung: „Der FC Bayern ist für mich wie eine zweite Familie und einer der besten Vereine der Welt. Hier kann ein Fußballprofi alt werden. Hier möchte ich noch so viele Titel wie möglich gewinnen.“
Jérôme Boateng. Weltmeister. Einer, der eine Abwehr versichert mit seinem Können. Fehler sind ihm fremd. Schlägt Pässe, wenn es sein muss, bis zum Mond. Ein ruhiger Zeitgenosse. Bildet sich nichts auf sich ein – auch wenn er einen Modefimmel kultiviert und mit Werbung viel Zugeld verdient. Hatte mit Verletzungen an der Schulter und am Oberschenkel zu tun, nun will er wieder der Alte werden. Vergisst allmählich die letzten Tage unter Trainer Ancelotti, vor allem die Momente vor dem Spiel in Paris. „Wir saßen im Besprechungsraum, und fünf von uns wurde dann anderthalb Stunden vor dem Spiel gesagt, dass wir nicht spielen, plötzlich und ohne jede Erklärung“, schildert Boateng den denkwürdigen Tag: „Die betreffenden Spieler waren geschockt, das kann man schon sagen.“
Niklas Süle, ungarische Wurzeln, gradlinig, auf dem Platz ein harter Brocken. „Du musst versuchen, du selbst zu bleiben. Das Wichtigste ist für mich, dass alles respektvoll abläuft. Man sollte sich nie verstellen, sondern einen guten Job machen und nicht künstlich werden.“
David Alaba. Kommt aus Wien, hat’s manchmal mit Selbstzweifeln. Stiller Kollege, der ohne Alkohol feiern kann wie ein Volltrunkener. Sein Vater George, Musiker aus Nigeria, sagt: „Moral ist wichtig. Das wollten wir unserem Sohn David mit auf den Weg geben. Afrikanisch-asiatisch-europäische Moral. Das Beste von drei Kontinenten.“ Afrikanisch sei Davids Ehrgeiz. „Und sein unbändiger Wille, etwas zu erreichen.“
James David Rodríguez Rubio, kurz „James“. War bei der WM in Brasilien Torschützenkönig, ist aber in Madrid in der Versenkung verschwunden. Als ihn die Bayern holten, höhnte die Zeit, durch die Verpflichtung dieses Hinterbänklers mache sich der Münchner Verein „klein gegenüber Real“. Im Januar 2018 sagt der Kolumbianer, ohne mit der Wimper zu zucken: „Ich denke, dass wir imstande sind, es zu schaffen, alle drei Titel zu gewinnen. Wenn so große Qualität in der Mannschaft ist, darf man schon mal vom Triple träumen.“
Javi Martínez. Spricht mit dem Trainer gern mal Spanisch. Sagt, Heynckes habe das drauf mit den ganz großen Siegen. Blind folge er diesem wunderbaren Coach. Martínez ist der Gentleman der Mannschaft. Sogar die Bunte ist berückt: „Javi, der mittlerweile zu den absoluten Bayern-Stars zählt, verzauberte seine Fans auf Instagram jetzt mit einem niedlichen Schnappschuss. Papa und Sohn liegen sich auf der Couch ganz gemütlich gegenüber und strahlen um die Wette. Sein sonniges Gemüt hat Baby Luca offensichtlich von seinem Vater geerbt. Der Fußballer scheint in seinem Vaterglück vollkommen aufzugehen – und seine Fans freuen sich sehr für ihn! Sie posten jede Menge Herzen in ihren Kommentaren und beglückwünschen ihn und seine Aline zu einem so goldigen Söhnchen. Hoffentlich sehen wir in Zukunft mehr von dieser süßen Familie!“
Arturo Erasmo Vidal Pardo, kurz „Vidal“. Im September 2017 gerät er in eine Disco-Schlägerei, und die Bild veröffentlicht seine „Skandal-Akte“: „November 2011: Vidal kommt nach einer Taufe zu spät und betrunken zum Training. Folge: Kurz-Rausschmiss aus der National-elf. – Oktober 2014: Schlägerei vor Nachtklub in Turin, mehrfach soll er betrunken beim Training erschienen sein. Folge: Juventus brummt ihm 100.000 Euro Strafe auf. – Juni 2015: Unfall mit 1,2 Promille, Ehefrau Maria verletzt, Ferrari Schrott. Ex-Nationaltrainer Sampaoli: ,Er mag es zu trinken, ist ein Fall für den Arzt.‘ – August 2017: Casino-Party in Chile. Von einem Polizei-Einsatz morgens um 7 Uhr ist die Rede. Die Schwiegermutter von Torwart Claudio Bravo (34) im TV: ,Alle Welt weiß, dass Vidal besoffen zum Training kam.‘“ Das also ist Vidal, chilenischer Profi beim FC Bayern München, sie nennen ihn den „Krieger“. Auch mit dem muss Heynckes klarkommen.
Arjen Robben. Freundlicher Holländer, Künstler am Ball, hemmungslos ehrgeizig, neigt manchmal zum Mimosentum. Ist mit den Niederlanden 2017 bei der WM-Qualifikation ausgeschieden, war untröstlich. Lang kann er nicht mehr auf dem СКАЧАТЬ