Jupp Heynckes & die Bayern. Detlef Vetten
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Название: Jupp Heynckes & die Bayern

Автор: Detlef Vetten

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783730704240

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      Abends gibt es etwas Leichtes, dann noch ein bisschen Kultur, ein wenig Ablenkung durchs Fernsehen. Manchmal kommt die Tochter, oder man hat eine Einladung. An diesem 27. September 2017 ist es Fußball. Bayern spielt in der Champions League.

      Sehr entspannt schaltet Jupp Heynckes ein. Er freut sich auf den Abend. Ein Glas guten Rotweins wird er sich gönnen. Bier haben sie im Haus Heynckes nicht.

      Die Bayern spielen. Seine Bayern.

      Mit den Fußballprofis des FC Bayern München hat Jupp Heynckes den größten Erfolg seiner beruflichen Karriere gefeiert. Bevor er in Rente ging, gewann der Trainer Heynckes mit der Mannschaft das Triple. Das war 2013. Bundesliga, Pokal, Champions League: Erster.

      Danach war Heynckes endgültig einzigartig in Deutschland. Er ließ sich feiern und federte in den Ruhestand. Schluss mit der Anspannung. Kein Erfolgsdruck mehr. Zeit für die Frau, die Freunde, den Hund. Zeit für sich und zum Leben.

      Heynckes hat nach seinem Triumph eine Reihe von irren Angeboten bekommen – da hätte man ihn gern in Gold aufgewogen. Ein halbes Dutzend renommierter Verlage bot viel Geld für seine Biografie. Lächelnd sagte er jedes Mal Nein. Er wollte seine Ruhe.

      Nicht, dass sein Interesse für den Fußball aufgebraucht gewesen wäre. Er lehnte sich zurück, nippte am Wein, sah zu, genoss, dachte sich seinen Teil. Am Telefon quatschte er mit Insidern stundenlang über die Liga und die Lage. Wusste, welcher Spieler etwas taugte, welcher Profi umworben wurde, was Sache war. Ging, sozusagen, immer noch hinter den Kulissen ein und aus.

      Jupp Heynckes also macht es sich gemütlich und hat Vorfreude. Seine Bayern treffen in Frankreichs Hauptstadt auf die Mannschaft mit dem teuersten Spieler der Welt. Für 222 Millionen Euro ist der Brasilianer Neymar zu Paris Saint-Germain gewechselt – seither gilt das Team als die Equipe mit dem furchterregendsten Angriff auf dem Kontinent. Nun müssen die Bayern – nicht so berauschend in die Saison gestartet – blankziehen.

      Trainer der Münchner ist der Italiener Carlo Ancelotti. Einer der ganz Teuren, ein Fuchs, ein Titelgarant. Dem wird schon etwas einfallen, er muss schlaue Ideen haben, er muss.

      Die Chefs beim FC Bayern München – Präsident Uli Hoeneß und Boss Karl-Heinz Rummenigge – sind nämlich stinksauer und sehr ungeduldig. Sie hatten sich von Signor Ancelotti versprochen, er würde das teure Ensemble von einem Sieg zum nächsten führen – mit ihm würde München endlich zu Europas Fußballhauptstadt werden.

      Bislang war Ancelotti das viele Geld nicht wert. Nun – in Paris muss es das Team richten. Jetzt ein großer Auftritt, dann kann die Zukunft doch noch beginnen.

      Jupp Heynckes weiß, wie sich die letzten Minuten vor einem Match anfühlen. Eigentlich kannst du als Trainer nichts mehr bewerkstelligen. Und doch bist du ein wichtiger Mann. Die Spieler nehmen schließlich wahr, was sich in den letzten Minuten vor dem Anpfiff tut.

      Also müssen sie spüren, dass der Coach, dieser Übervater, den Sieg will. Er muss mit ihnen in den „Tunnel“ gehen. Nun gibt es nichts Wichtigeres als die kommenden eineinhalb Stunden. Nur das Gewinnen zählt. Der Gegner muss bekämpft werden, die Massen draußen warten aufs Spektakel.

      Jetzt brauchen die modernen Gladiatoren ihren Vorkämpfer. Lässig sollte der Trainer die Siegeszuversicht demonstrieren. Ancelotti + Bayern = Triumph.

      So sollte das sein.

      Und was sieht Jupp Heynckes?

      Dieser Carlo Ancelotti flaniert durch die Katakomben und unterhält sich angeregt mit französischen Profis. Er hat jede Zeit der Welt für den Gegner. Trägt seinen maßgeschneiderten Anzug spazieren und kümmert sich kaum um seine Buben. Die stakeln in die Arena und sollen kämpfen. Derweil schäkert Schlachtenlenker Carlo mit dem Feind.

      Im Fernsehen blenden sie die Mannschaftsaufstellung ein. Jupp Heynckes muss zweimal hinsehen. Auch der Kicker fasst es nicht:

      „PSG-Coach Unai Emery greift gegenüber dem 0:0 in Montpellier, dem ersten Punktverlust der bisherigen Saison, wieder auf seine vermeintlich beste Elf zurück, in der Yuri, Meunier und auch der deutsche Nationalspieler Draxler keinen Platz finden. Kurzawa und Dani Alves bekleiden die Außenpositionen in der Viererkette, außerdem kehrt Superstar Neymar nach einer angeblichen leichten Fußverletzung zurück.

      Bayerns Trainer Carlo Ancelotti wechselt auf sechs Positionen: Süle, Martínez, Alaba (Rückkehr nach Sprunggelenksverletzung), Tolisso, Thiago und James dürfen von Beginn an ran. Boateng (nicht im Kader), Hummels, Rafinha, Rudy, Ribéry und Robben (alle Bank) müssen weichen.“

      Kann das gut gehen?

      Tut es nicht.

      Der FC Bayern fängt sich kurz nach dem Anpfiff gleich mal einen Treffer ein, berappelt sich ein wenig – und dann wird die Mannschaft auseinandergenommen. Paris gewinnt mit 3:0 – und in Europa sind sich alle einig, dass die Münchner fortan mit Sperrsitzen in der zweiten Reihe vorliebnehmen müssen.

      Jupp Heynckes geht seufzend zu Bett. Das haben seine Bayern nicht verdient.

      Beim Müsli am nächsten Morgen ahnt er, dass sein Freund Uli in den nächsten Tagen öfter mal anrufen wird. In München nämlich ist Land unter.

      Die offizielle Verkündung erfolgt um 15:53 Uhr. 16 Zeilen unter der Überschrift „FC Bayern trennt sich von Carlo Ancelotti“. Verwaltungsprosa, wie sie üblich ist bei Trainerentlassungen, mit Sätzen wie: „Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbeginn entsprachen nicht den Erwartungen, die wir an sie stellen.“ Dazu ein bisschen Herzwärme vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge: „Carlo ist mein Freund und wird es bleiben, aber wir mussten hier eine professionelle Entscheidung im Sinne des FC Bayern treffen.“

      Neutrale Beobachter sehen das auch so. Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) berichtet: „Der FC Bayern hat sich nach dem ernüchternden 0:3 gegen PSG von Trainer Carlo Ancelotti getrennt.“

      Es gibt viele Gründe. Zum Beispiel „die Aufstellung von Ancelotti, der mehrere Stammkräfte auf der Bank ließ. Nach der Schlappe erklärte Klubvorstand Karl-Heinz Rummenigge: ,Das ist eine Niederlage, nach der wir auch Klartext reden und Konsequenzen ziehen.‘

      Trainer Carlo Ancelotti muss gehen. Der Italiener war erst im Sommer 2016 als Nachfolger von Pep Guardiola zu den Münchnern gestoßen – und führte den Klub zum Bundesliga-Titel.

      Doch in der neuen Saison sind die Bayern bislang unter den eigenen Ansprüchen geblieben. In der Liga belegt der deutsche Rekordmeister nach sechs Spieltagen nur Rang drei.“

      Die aufmerksamen Schweizer Beobachter weiter: „Präsident Uli Hoeneß erklärte das Aus von Ancelotti nach 454 Tagen so: ,Der Trainer hat fünf Spieler auf einen Schlag gegen sich gebracht. Das hätte er niemals durchgestanden.‘ Er habe in seinem Leben gelernt, dass der Feind im eigenen Bett der gefährlichste sei, so Hoeneß.“

      Was nun, Herr Hoeneß?

      Es ist Donnerstag, der 28. September 2017. Der Rentner Jupp Heynckes macht mit Cando die Runde. Er unterhält sich mit seiner Frau über die Knie-OP. Heynckes macht Sport. Ihm geht es gut, sehr gut. Wie lange noch?

      München, in den Tagen nach dem 0:3. Nichts ist wie sonst, wie auch? Normalerweise treffen sich die Entscheider des Vereins einmal in der Woche, um sich abzustimmen. Vereinsboss Rummenigge hat das im Interview mit dem Manager Magazin so beschrieben: „Jeder Vorstand bringt dann ein Update aus seinem Ressort. СКАЧАТЬ