Jupp Heynckes & die Bayern. Detlef Vetten
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jupp Heynckes & die Bayern - Detlef Vetten страница 4

Название: Jupp Heynckes & die Bayern

Автор: Detlef Vetten

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783730704240

isbn:

СКАЧАТЬ Personalpolitik und Transferperspektiven. Im Fußball gehört es jedoch zum Geschäft, dass wichtige Angelegenheiten auch schnell per Zuruf über den Flur entschieden werden. Wir arbeiten also so strukturiert wie nötig und so flexibel wie möglich.“

      Nun geht es bei den Bayern zu wie in einem Kommandostand nach verlorener Schlacht. Großer Schaden ist entstanden, größerer muss vermieden werden.

      Dabei hat es sich noch zu Saisonbeginn prima angefühlt, beim FC Bayern das Ruder zu führen. Die Nachrichtenagentur dpa vermeldete: „Der deutsche Rekordmeister Bayern München ist in der weltweiten Fußball-Geldliga um einen Platz auf Rang vier geklettert. Die Münchner steigerten ihren Umsatz in der Saison 2015/16 nach Berechnungen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte auf 592 Millionen Euro.“

      Die Münchner, so die Nachrichtenagentur weiter, seien der einzige deutsche Fußballverein, der in der europäischen Spitze mithalten könne – schon zum fünften Mal in Folge rangierten die Bayern unter den Top Five.

      „Neuer Spitzenreiter ist Manchester United, das mit 689 Millionen Euro Real Madrid (620,1) von Rang eins verdrängte. Die Königlichen rutschten auf Platz drei ab, Zweiter bleibt der FC Barcelona (620,2).

      Der im Vergleich zur Vorsaison um 25 Prozent gestiegene Umsatz beim FC Bayern ist einem Plus an Einnahmen aus internationalen Fernsehverträgen der Bundesliga und verbesserten Deals mit Werbepartnern geschuldet.“

      Das hörte sich gut an. Man würde größer, stärker, reicher – keine Frage. Zumal das Fußballunternehmen aus München bekannt ist für seine umsichtige Geschäftsführung. Uli Hoeneß, seit 1979 fürs Management verantwortlich, hat die Maßstäbe gesetzt. Der Schwabe agiert nach der Devise: keine Schulden!

      Er hat einen grundgesunden Betrieb aufgebaut. Während die Italiener und die britischen Vereine sich immer wieder mal im Schuldenschlamm suhlen, schreiben die Münchner seit Menschengedenken schwarze Zahlen.

      Vorsichtige Geschäftsleute sind sie an der Säbener Straße, wo der FC Bayern sein Zuhause hat. Hoeneß hat ihnen schwäbische Sparsamkeit und Vorsicht beigebracht. Sein Kollege und Nachfolger Karl-Heinz Rummenigge erklärt im Manager Magazin: „Wir kalkulieren immer mit dem Worst-Case-Szenario. Wenn wir Champions League spielen, dann hat mein Kollege in der Finanzplanung für das nächste Jahr nur die Einnahmen aus der ersten Gruppenphase im Budget. Wenn wir dann Achtelfinale, Viertelfinale spielen, sind das Zusatzeinnahmen. In der Bundesliga kalkulieren wir im Schnitt mit 50.000 Zuschauern, obwohl wir jetzt schon wissen, dass im nächsten Jahr jedes Spiel mit 66.000 Zuschauern ausverkauft sein wird.“

      Als Mittelstürmer ist Rummenigge ein Feuerkopf gewesen, bereit zu jedem Wagnis – Hauptsache, er machte ein Tor. Als Entscheider des FC Bayern mahnt er Demut an: „Es wird in den nächsten Jahren nicht einfach werden, unseren Platz zu behaupten. Das wissen wir. Wir müssen also versuchen, im Transfermarkt vorausschauend zu agieren. Wir haben hier auch eine andere Philosophie, wir setzen auch auf Dinge wie Teamgeist und auf Geduld, um die Mannschaft zu entwickeln.“

      In der Branche zieht man den Hut.

      Die Bayern wissen, wie man Geschäfte macht. Marco Mesirca von der MFS (Münchner Fußball Schule) kennt sich aus im Business, er schreibt: „Der wirtschaftliche Erfolg ist absolut abhängig von den Leistungen der Lizenzspieler. Daher ist der Spielerkader des FC Bayern auf die Teilnahme an internationalen Wettbewerben, explizit an der UEFA Champions League, ausgerichtet. Eine Nicht-Qualifikation an diesem europäischen Wettbewerb hat unmittelbaren Einfluss auf das Betriebsergebnis, da insbesondere Anpassungen an den Ausgaben nur bedingt möglich sind.“

      Alles hatte so rosig ausgesehen, zu Beginn der Saison 2017/18. Und nun hat Carlo Ancelotti das Team in die Gefahrenzone gesteuert.

      Den Bossen sträuben sich die Haare. Und weil Hoeneß nicht mehr so viele Haare zum Sträuben hat, jagt sein Blutdruck in den Himmel.

      Sie haben einen Interimstrainer. Willy Sagnol, der Co von Ancelotti, springt nach der Entlassung des Italieners als Übungsleiter ein. Er hat schon früh den Chefcoach kritisiert: „Pep Guardiola setzte drei Jahre die jungen Spieler immer wieder ein, Ancelotti verlässt sich nur auf die erfahrenen Profis. Da fehlt die Kontinuität. Die Münchner Mannschaft ist zu alt. Du kannst die Champions League nicht gewinnen, wenn du vier Spieler hast, die 33 Jahre und älter sind.“

      Aber Sagnol ist nicht wirklich der Mann, den Hoeneß und Rummenigge wollen. Sie reden über Julian Nagelsmann (der Senkrechtstarter unter den jungen Wilden ist in Hoffenheim unter Vertrag), über Thomas Tuchel (toller Mann, momentan arbeitslos, aber in der Branche als – pardon! – Stinkstiefel verrufen), sie reden über Joachim Löw (aber der will definitiv 2018 mit der Nationalmannschaft Weltmeister werden) und Jürgen Klopp (ist sehr happy in Liverpool und will vorerst nicht zurück in die Bundesliga, vielleicht wird er ja Löws Nachfolger) …

      Sie zerbrechen sich die Köpfe. Sagnol verliert mit Bayern sein erstes Spiel als Chefcoach …

      … und plötzlich ist er omnipräsent: der Name Jupp Heynckes.

      Der Mann in Schwalmtal winkt ab. Er hat es doch gut, er tut sich den Stress nicht noch mal an.

      Nein! Nein! Nein!

      Aus München funken sie SOS.

      Nein! Nein!

      In München erklärt Uli Hoeneß, er brauche jetzt seinen Freund Jupp.

      Nein!

      Hallo, alter Spezl, hilf!

      Jupp Heynckes trifft die Münchner. Zu dritt besuchen sie ihn. Man verhandelt. Man weiß: Er wird es machen. Er hat die Geschichte mit sich selbst schon ausgekartelt. Er ist sich bewusst, worauf er sich einlässt, er hat alles analysiert. Und er kennt seine Ziele.

      Darüber wird er erst mal nicht öffentlich reden. Er gibt als Sprachregelung vor, dass er sich vorstellen könne, „aus Freundschaft“ den Bayern zu helfen. Man müsse noch ein paar Formalien klären, er habe Personalforderungen, er brauche zuverlässige Wegbegleiter an seiner Seite.

      In München schlucken sie ein wenig: Die Neuen, die Heynckes will, müssen aus Verträgen abgelöst werden, sie kosten Geld.

      Aber es muss nun mal sein. Sonst kommt der Jupp nicht.

      Am Freitag, dem 6. Oktober 2017, vermeldet n-tv: „Der FC Bayern holt Jupp Heynckes aus der Fußball-Rente zurück in die Bundesliga. Der 72-Jährige wird den Rekordmeister als Nachfolger des in der vergangenen Woche beurlaubten Cheftrainers Carlo Ancelotti bis zum Saisonende übernehmen. Das bestätigt der Klub nun auch offiziell. ,Ich wäre zu keinem anderen Verein der Welt zurückgekehrt, aber der FC Bayern München ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich habe ein sehr gutes Gefühl‘, sagte Heynckes in der Pressemitteilung der Münchener.

      Für Heynckes ist es das insgesamt vierte Engagement bei den Bayern nach 1987 bis 1991, 2009 und 2011 bis 2013. Mit der Entscheidung für den Routinier bis zum Saisonende gewinnen die Bayern-Verantwortlichen um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß vor allem Zeit, eine langfristige Lösung zu finden.

      Assistenten von Heynckes werden Peter Hermann und Hermann Gerland. Hermann war bis zuletzt Co-Trainer bei Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf. Medienberichten zufolge haben ihn die Bayern für 1,75 Millionen Euro aus seinem Vertrag gekauft. Im Erfolgsfall soll sich die Ablöse auf 2 Millionen Euro erhöhen. Gerland lässt für die Aufgabe seine Tätigkeit als sportlicher Leiter im Nachwuchsbereich des FC Bayern bis zum 30. Juni 2018 ruhen.“

      So СКАЧАТЬ