Jupp Heynckes & die Bayern. Detlef Vetten
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Название: Jupp Heynckes & die Bayern

Автор: Detlef Vetten

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783730704240

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СКАЧАТЬ Das Haar des Spielers ist blondiert, er wirkt zufrieden und müde. In Schnörkelschrift steht da: HAPPY NEW YEAR 2018 – RAFINHA. Das Bayern-Logo oben rechts macht sich prächtig.

      David Alaba hatte sein Posting animiert. Zu sehen ist, wie er von der Grundlinie aus nach rechts in den Strafraum flankt. Der Körper ist aufs Äußerste gespannt, bis in die nach oben ragenden Haarspitzen. Der Spieler Alaba scheint unter Strom gesetzt. Flankt also – der Ball löst sich von seinem Schuh, fliegt auf den Betrachter zu, platzt aus dem Laptop. Auf dem Bildschirm erscheint in Comic-Lettern das Wort ALABOOM.

      Manuel Neuer war in Feierlaune. Er grüßte mit einem Bankettfoto. Neuer, der Welt bester Torhüter, im weiß-roten Karohemd, lachend, schäkernd. Von einer Verletzung und von Sorgen natürlich nichts zu sehen. Im Hintergrund verwischt Männer in Anzügen und das Geblinke von Bier- und Weingläsern.

      Javi Martínez sah klasse aus. Er stellte sich zum Foto vor eine Winterlandschaft: Die Linke stützt er auf ein verschneites Geländer, Daumen und zwei Finger der Rechten umgreifen elegant das zu einem Viertel gefüllte Rotweinglas. Martinez ist lässig gekleidet, den Bart hat er gestutzt, das Lächeln ist das eines Mannes von Welt.

      Kollege Lewandowski grüßte mit Frau Anna aus einem Hotel, vor dem Palmen wachsen: Das Paar steht vor dem leeren Pool – er im Smoking, sie im durch Spitze raffiniert aufgearbeiteten kleinen Schwarzen. Lewandowski gibt sich cool, rechte Hand in der Tasche, die Linke umfasst die Taille seiner Hübschen, die den Kopf kokett zur Seite neigt.

      Thomas Müller hatte sich im Studio ablichten lassen: Softbox von links, harte Lichtkante von rechts – das macht einen interessanten düsteren Ganovenschatten im Gesicht. Müller trägt Kapuzenpullover und Funktionsjacke drüber. Der Spieler lacht sein Lausbubenlachen, das auch ein wenig wirkt wie die Mimik eines cleveren Überlebenskünstlers von der Straße. Er hebt die Handflächen in die Kamera, in die linke ist ein Herz geklebt: „Happy New Year to all my fans around the world.“

      Und auch Ribéry hatte sich nicht lumpen lassen: Da stehen sie auf der Villenschwelle, seine Frau, die beiden Töchter, die zwei Söhne. Die Damen sind allerliebst und verzaubern in Abendgarderobe und mit einem Lächeln zum Dahinschmelzen. Die Söhne gucken lässig, machen Victory-Faxen mit den Fingern und fühlen sich ganz wohl in ihren Brokat-Jacketts. Franck, le patron, hat zu lange Hosen und ein gewagtes Nadelstreifensakko (voilà, ein Gangster aus den 1940ern) an. Er versteckt sich ein bisschen rechts hinten. Und schaut in die Kamera, wie das ein Patron nun mal so tut: streng, kaum lächelnd, alles unter Kontrolle. Aber vor allem: stolz, wie le chef nur sein kann auf sein Unternehmen Ribéry.

      Sie hatten nicht viel weihnachtlichen Ausgang. Kaum war Silvester verraucht, mussten die Bayern ins Trainingslager nach Doha. Dahin flog der Verein nun zum achten Mal – alles war wie immer um die Jahreswende. Heißes Wetter, Wüste, Eins-a-Location auf dem Gelände der Aspire Academy.

      Und doch ist es anders gewesen in diesen frühen Tagen des Jahres 2018. Dafür hat schon Herr Heynckes gesorgt.

      2. Januar. Am Vormittag um zehn hebt die mit überlebensgroßen Lewandowski-, Neuer- und Alaba-Airbrush-Helden veredelte Lufthansa-Maschine in München ab. An Bord: 25 Spieler, darunter Neuzugang Sandro Wagner und die Nachwuchsakteure Ron-Thorben Hoffmann, Lukas Mai, auch die Amateure Niklas Dorsch, Marco Friedl und Felix Götze dürfen mit. Franck Ribéry, Jérôme Boateng, Arjen Robben, Arturo Vidal, Rafinha und James Rodríguez reisen eigenständig aus ihrem Urlaub nach Doha; Manuel Neuer, Thiago und Christian Früchtl bleiben zuhause, um ihr Rehaprogramm in München fortzusetzen. Auch Robert Lewandowski bleibt wegen Muskelbeschwerden daheim.

      Auch im Flieger: der Trainerstab, die Betreuer. Fans. Journalisten. Ein aufgekratzter Haufen auf dem Weg zur Sonne.

      Jupp Heynckes besucht die Medien-Menschen und erklärt: „Die Erholungsphase war sehr kurz, jetzt ist sie zu Ende. Das werden harte fünf Tage. Wir haben ein dichtes Programm. Nun müssen wir an den Stellschrauben drehen, wenn wir in den kommenden Monaten bestehen wollen.“

      Echt: Der Mann freut sich auf die Schinderei in Doha.

      Der Flieger landet, die Menschen checken aus …

      … und zwei Stunden später leisten die Spieler auf dem Gelände der Aspire Academy ihre erste Einheit ab.

      Aspire Academy: ein Ort, an dem die Vermessenheit fröhliche Urstände feiert.

      Aspire Academy: die Science Fiction des Sports.

      Aspire Academy: Traumstatt für Helden in spe.

      Die Kataris wollen zu den größten Sportnationen der Welt gehören. Sie haben viel zu wenig Menschen, in der Wüste ist Sporttreiben nicht möglich, es gibt keine Tradition – doch was soll’s?

      Dann kauft man sich eben den Erfolg.

      Man kauft mit dem Ölgeld Meisterschaften und Turniere und Spiele. Man kauft Trainer und Athleten. Man hat’s ja.

      Und für eine Milliarde haben die Scheichs in Doha die Academy aus dem Sand gestampft. Kernstück ist der Aspire Dome – mit 250.000 Quadratmetern überdachter Fläche die größte Sporthalle der Welt. Im Bauch des Monumentalbaus gibt es ein Fußballfeld samt Tribüne für 8.000 Zuschauer, ein Leichtathletikzentrum mit Platz für 3.000 Besucher, ein olympisches Schwimmbecken, eine Halle für Ballsportarten, Anlagen für Turnen, Fechten, Tischtennis und Squash.

      Unter freiem Himmel: sieben Fußballfelder mit Nagelscheren-gepflegtem Rasen, Tartanbahnen, Leichtathletik-Greens, Tenniscourts, für alle etwas. Bei 50 Grad und mehr im Sommer liefert ein eigenes Kraftwerk den Strom für die Klimaanlagen des Geländes, auf dem die Nachwuchssportler auch wohnen und zur Schule gehen können.

      Aus ganz Afrika kommen die jungen Talente und sollen zu Olympiasiegern und Weltrekordlern geschult werden. Katarische Fußballvereine versuchen sich an der Aufgabe, das Niveau der Europäer oder Südamerikaner zu erreichen. Olympia-Größen aus aller Welt bereiten sich in der Academy auf die nächsten Spiele vor. Und da sind auch noch die europäischen Spitzenklubs, die vermehrt in der Academy ihr Fußball-Trainingslager aufschlagen. Die Schalker sind aus Doha mittlerweile im Winter genauso wenig wegzudenken wie die Bayern.

      Normalerweise nehmen sich die Münchner ein bisserl Zeit – 2018 wird’s ein Crashkurs in Sachen Fitness und Stellschrauben-Drehen.

      Heynckes – Trainingsanzug, kein Tropfen Schweiß auf der Stirn – versammelt die Spieler um sich. Drei Minuten dauert sein Vortrag, in dem er erklärt, was die Spieler in den nächsten Tagen erwartet und was er von den Männern erwartet. Alle hören zu, alle sind bei der Sache. Sie haben fünf Stunden Flug in den Knochen, mussten sich hopphopp umziehen, nicht einmal ausgepackt haben sie.

      Egal. Jetzt wird gearbeitet.

      Heynckes klatscht in die Hände. Es geht los. Die Ortszeit: 20 Uhr. Gleißendes Licht auf dem akkurat getrimmten Rasen. 19 Grad. Alles perfekt.

      Locker laufen sie und tänzeln, sie hüpfen, sie dehnen ausgiebig. Die Trainer geben Bälle aus. Kommandos kommen nun von Peter Hermann, der hat ein platzgreifendes Organ.

      „Klatschen lassen!“

      „Pass! Pass! Pass!“

      „Und Feuer!“

      Heynckes steht, die Arme verschränkt, am Rand und saugt alles in sich auf. Er sieht es, wenn einem Profi der Ball zu weit vom Fuß springt, wenn der scharfe Kurzpass ungenau gerät, wenn ein Spieler nicht hochkonzentriert die Übungen abarbeitet.

      Ab СКАЧАТЬ