Frostsklave. Regina Mars
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Название: Frostsklave

Автор: Regina Mars

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783969871799

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СКАЧАТЬ willst du, Andon?«, fragte er, obwohl er es sich denken konnte. »Willst du dich noch mal prügeln? Denk dran, dass ich dir den Arsch aufgerissen habe.«

      »Einen Scheiß hast du.«

      »Du hast geheult wie ein Mädchen«, behauptete Gal. »Und dich eingepisst.«

      »Du hast nach deiner Mami gerufen«, sagte Lukacs und seine Züge entspannten sich etwas. »Und hey, was ist der braune Fleck auf deinem Hosenboden?« Er tat so, als würde er die Nase rümpfen.

      Ein seltsames Geräusch hallte durch die schmale Gasse: Gals Lachen. Klang, als würde er in einen löchrigen Eimer husten. Sofort hörte er auf. Hitze kroch seinen Nacken hoch.

      »Red schön so weiter«, sagte er. »Und ich versohl dir den Hintern und lass alle zuschauen.«

      Lukacs ging nicht darauf ein. Er trottete neben Gal her, als müsste er sich auf etwas vorbereiten. Auf seine eigene Beerdigung, seinem Gesichtsausdruck zufolge.

      »Wirst du es ihnen sagen?«, fragte er schließlich.

      Gal ließ ihn einen Moment lang zappeln. Dann schüttelte er den Kopf. »Ne. Du hast mich gerettet, da drin. Und die kleine Stinkewindel auch. Ich sag nichts.«

      Lukacs blickte zu Boden, aber Gal erahnte die Erleichterung in seinen Zügen.

      »Danke. Echt, vielen Dank.«

      »He, einem Biest wie mir würde doch eh keiner glauben.« Gal fühlte sich unwohl. Seit wann gingen Lukacs Andon und er Seite an Seite durch die Straßen? Als wären sie Freunde oder so. Er brachte ein Grinsen zustande. »Mach dir keinen Kopf, Andon. Wir Missgeburten müssen zusammenhalten, oder?«

      Andon blickte ihn an, als hätte er ihn noch nie gesehen. Er lachte, ein kurzes, abgehacktes Geräusch. Sein Lächeln war so strahlend, dass Gal den Blick abwenden musste. »Stimmt wohl. Danke, Gal. Echt.«

      Gal zuckte mit den Achseln. »Schon gut. Geh zurück zu deinen Anhängern, Andon. Die wollen dir bestimmt 'nen Orden verleihen oder so.«

      »Bestimmt.« Andon schnaubte. Er zögerte sichtlich. Lächelte Gal noch einmal zu und diesmal wirkte es fast schüchtern. Dann drehte er sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung. Gal hörte seine dumpfen Schritte verklingen.

      Etwas Warmes breitete sich in seiner Brust aus. Etwas, das er nicht aufhalten konnte. Etwas, das dieser Trottel mit seinem Lächeln geweckt hatte, als hätte er eine Schale zerbrochen. Etwas war geschlüpft. Unwillkürlich grinste Gal und beinahe hätte er vor sich hingepfiffen, während er zurück zum Markt ging.

      Hör auf, du Trottel, dachte er. Nächstes Wochenende ist alles wieder beim Alten, wirst schon sehen.

      Aber das war es nicht.

      Und das würde es nie wieder sein. Wenn er später an diesen Augenblick zurückdachte, fühlte er sich elend und schuldig. Dies war der Moment, in dem alles den Bach runtergegangen war, in dem alles begonnen hatte, zu faulen und zu verrotten. In dem Lukacs Andon sein eigenes Unglück heraufbeschworen hatte.

      Mit einem Lächeln.

      3. Ein Lichtschimmer

      Endlose Tage vergingen, ewige Stunden, nicht enden wollende Sekunden. Es war erbärmlich.

      Sein Vater erklärte ihm, dass er ihn noch bis zum Herbst durchfüttern würde. Er erklärte es Gal, während sie auf dem Feld standen und die Sonne so heiß knallte, dass Gal der Schweiß in dünnen Fäden über den bloßen Oberkörper lief. Er stank, sein Rücken schmerzte von der gebückten Haltung bei der Rübenernte und seine Hände waren voll Erde, deren Geruch schwer und dunkel war und ihn an Lukacs Andons Lachen erinnerte. Alles erinnerte ihn an Lukacs Andons Lachen. Die kühle Morgenluft, der erste rote Schimmer am Horizont hinter den Weiden, das Gluckern des Flusses, wenn sie sich abends wuschen, bevor sie heimgingen.

      Der Mistkerl hatte ihn verhext.

      Verdammtes Monster, dachte Gal und schluckte.

      »Junge«, sagte sein Vater. »Hast du mich verstanden?«

      Gal sah zu Boden. »Bis zum Erntefest such ich mir Arbeit«, murmelte er und fühlte sich hoffnungslos. Wer würde ihm Arbeit geben? Aber er wollte keine Schwäche zeigen, wollte Vater und Mutter nicht zeigen, wie sehr sie ihn verletzten. Sie taten, was sie tun mussten. »Ist Zeit, erwachsen zu werden, richtig?«

      »Richtig.« Das braune Ledergesicht seines Vaters entspannte sich. »Hab gehört, der Herzog zahlt seinen Söldnern dreizehn Gulden. Das ist 'ne Stange Geld.«

      »Wenn man lange genug lebt, um es auszugeben.« Gal wischte sich über die Stirn. »Wenn ich gegen den Drachenbaron kämpfen muss, werd ich als Spanferkel enden, bevor ich noch den ersten Humpen Bier vom Sold gekauft habe.«

      Die alte Angst fraß sich durch seine Eingeweide. Morgen, auf dem Markt, würde er seine Freizeit nutzen müssen. Rumfragen, wer einen Gehilfen suchte. Einen Lehrling. Einen Knecht. Er fühlte sich hoffnungslos, doch der Gedanke daran, Söldner zu werden, machte ihm noch mehr Angst als alles andere.

      »Ist nicht gesagt, dass der Drachenbaron wirklich Drachen hat«, sagte sein Vater. »Vielleicht nennen die ihn nur so. Keiner, den ich kenne, hat je 'nen Drachen gesehen und der Vater vom Anag war schon mal in Mezei.«

      »Das ist nicht so weit«, brummte Gal und schloss die Augen. Nur einen Moment lang, dann straffte er sich wieder. »Ne, das pack ich schon. Ob als Söldner oder nicht, ich steh bald auf eigenen Beinen.«

      Sein Vater klopfte ihm knapp auf die Schulter, dann arbeiteten sie weiter. Drei Reihen neben ihm rupfte sein älterer Bruder Rüben aus der Erde und Gal wünschte sich so sehr, er zu sein, dass sein Mund ganz trocken wurde. Bleiben zu dürfen, weiter hier zu leben. Auf dem einzigen Flecken Erde, den er kannte.

      Aber er war nicht der Älteste. Nicht der Hoferbe, nicht der, der bald um die Hand von Nachbar Onnigs zweiter Tochter anhalten würde. Nicht der, der irgendwann in das große Schlafzimmer umziehen würde, in das ein ganzes Doppelbett und ein Schrank passten, das sogar zwei Fenster hatte und selbst im Winter erträglich war, weil das Bett drei dicke Decken hatte.

      Er war das Biest und musste mit zwei kleineren Brüdern auf dem Küchenboden schlafen. Immerhin war da der Ofen. Und gerade, im Sommer, froren sie eh nicht, im Gegenteil.

      Als sie fertig waren, ging die Sonne unter und Gal war so kaputt, als wäre eine Kolonne Ochsenkarren über ihn gerollt. Er riss sich die verdreckte Hose vom Leib und stolperte in den eisigen Fluss. Trank wie ein Köter und schaffte es vor Erschöpfung kaum, sich Erde und Schweiß vom Leib zu waschen.

      Nichts half.

      Selbst jetzt glaubte er, Lukacs zu hören. Sein Lachen, die tiefe Stimme, die stets spöttisch klang und die ihn bis in seine Träume verfolgte. Die blitzenden Zähne, den selbstbewussten Gang. Den festen Hintern unter dem dünnen Stoff seiner Hose.

      Ewiger, bitte, dachte Gal. Ich weiß, dass ich unrein bin. Ein Biest, ein Verfluchter. Lass mich nicht noch mehr zum Sünder werden.

      Doch der Ewige half ihm nicht. Das spöttische Lachen hallte weiter durch seinen Körper und entfachte Brände, wo keine sein durften.

      Morgen, СКАЧАТЬ