Frostsklave. Regina Mars
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Название: Frostsklave

Автор: Regina Mars

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783969871799

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СКАЧАТЬ nicht. Er konnte es sich nicht leisten, sich zu fürchten.

      Als Kind hatte er sich genug Schläge und Tritte eingefangen, um das zu wissen. Bei den anderen Bauernkindern und in der Stadt.

      Einmal hatten sie ihn in einen Hinterhof gelockt. Drei andere Jungs, mit dem Versprechen, dass der Hund des einen Welpen hatte, und er sich einen aussuchen konnte. Gal wurde schlecht, wenn er daran dachte. An das warme, zittrige Gefühl in seiner Brust. Wie er sich danach gesehnt hatte, einen kleinen Hund in seinen Armen zu halten. Hunde liebten einen, egal, wie man aussah. Egal, ob man eine gehörnte Missgeburt war.

      Aber es hatte keine Welpen gegeben. Nur mehr Schläge. Der eine Junge hatte ihm eine Zaunlatte über den Kopf gezogen. Als er sich nicht mehr rühren konnte, hatten sie ihn vollgepisst. Und als er stinkend zu seiner Mutter gewankt war, hatte sie ihn nur angesehen und geseufzt.

      An Schmerzen war er gewöhnt. An ihre enttäuschten Blicke auch. Aber der Moment der Hoffnung hätte ihn beinahe gebrochen.

      Ein Hund, hatte er gedacht. Noch Monate später hatte er sich beim Einschlafen vorgestellt, dass ein Welpe bei ihm war, dass er den warmen Körper in den Armen hielt. Ein Welpe, den es nie gegeben hatte.

      Einfach erbärmlich.

      Sie entluden den Karren und bauten den Stand auf, dann war seine Arbeit beendet. Für den Aufbau war er der Beste, kräftig und schnell, viel stärker als jeder seiner Brüder. Aber kaufen wollte niemand bei ihm. Nicht von einem rotäugigen, rothaarigen Biest. Seine Mutter schickte ihn weg, kaum, dass Gal die letzten Möhrenbunde aufgeschichtet hatte.

      »Viel Spaß«, sagte sie säuerlich. Sie neidete ihm die Freizeit, die sie nie hatte.

      Er knurrte und ging. Zwang sich, voranzustapfen, sich durch die Menge zu quetschen und nicht das zu tun, was er wirklich wollte: umdrehen und seine Mutter anflehen, dass er bei ihr und Vati bleiben konnte.

      Es hätte keinen Sinn gehabt.

      »Aus dem Weg!«, raunzte er einen Trunkenbold an, der ihm in den Weg stolperte. Der Mann riss das Maul auf, wollte etwas sagen, dann erkannte er Gal.

      »Biest«, krächzte er.

      »Gut erkannt, Schnapsnase.« Gal drängte sich an ihm vorbei. »Scheiß dich nicht ein, du stinkst schlimm genug.«

      Der Mann roch wie ein altes Weinfass. Sauer und verdorben. Er rülpste und die Luft um Gal wurde unbrauchbar.

      »Biest«, brachte der Kerl wieder heraus. »Hilfe.«

      Unstete Blicke verfolgten Gal auf seinem Weg durch die Menge. Er musste hier raus. Irgendwohin, nur weg von all diesen Leuten, die ihn anstarrten. Er schaute noch böser als sonst, spannte die Schultern und fletschte die Zähne. Sie wichen vor ihm zurück, wie immer. Er hörte Getuschel und Flüstern. Ballte die Fäuste und zwang sich, ruhig zu atmen.

       Wir können dich nicht länger durchfüttern.

      Die Worte gellten in seinem Kopf hin und her. Er atmete ein, atmete aus und bog in eine Seitengasse ein. In sein Verderben.

      Goldbraune Augen weiteten sich, direkt vor ihm und dann schoss Schmerz in seine Schulter. Gal prallte zurück, stolperte und fiel auf den Hintern. Genau wie der Dreckskerl, mit dem er zusammengestoßen war. Der letzte Dreckskerl, den er heute noch gebrauchen konnte.

      Lukacs Andon.

      Der blonde Schönling starrte ihn noch an, als Gal sich längst aufgerappelt hatte.

      »Was?«, raunzte Gal. »Glotz nicht so. Du warst im Weg, Lackaffe.«

      Lukacs blinzelte, dann erschien das Lächeln, das Gal so hasste. Ein strahlendes, mit ebenmäßigen Zähnen, das sein sowieso hübsches Gesicht so unerträglich schön machte, dass es sich anfühlte, als würde man direkt in die Sonne schauen.

      »Tut mir leid, edles Biest.« Lukacs erhob sich lässig und klopfte seine feinen Klamotten ab. Eine bestickte Jacke, grün und so neu, dass sie keine einzige abgewetzte Stelle hatte. Gals Kittel hatte nur abgewetzte Stellen und die Hose bestand nur noch aus Flicken.

      Wie immer war Lukacs von Freunden umgeben. Feinen Söhnchen wie ihm, die Gal höhnisch angrinsten und sich nicht trauten, näher als drei Schritte an ihn heranzukommen.

      Lukacs traute sich, näherzutreten. Ja, er kam Gal so nahe, dass der ihn riechen konnte. Feine Seife und Schuhcreme. Ein Hauch Dunkelbier lag in Lukacs' Atem, drang zwischen den vollen Lippen hervor, als er Gal spöttisch musterte.

      »Biest, bist du etwa noch hässlicher geworden?« Der Mistkerl grinste. »Ich könnte schwören, dass du letzte Woche noch nicht so scheußlich warst. Oder verblasst die Erinnerung an deine Hackfresse, weil man sie nicht aushält?«

      Gal ballte die Fäuste. »Denkst du oft an meine Hackfresse, Andon? Melkst du dabei dein Würmchen oder reicht der Gedanke schon, dass du deine Hosen vollsaust?«

      Lukacs lachte. Ein schönes, volles Lachen, passend für einen Prinzen und nicht bloß den Sohn des Bürgermeisters. »Davon träumst du, was, Biest? Ich wette, du denkst an mich, wenn du an deinem Ochsenschwänzchen ziehst. Oder befummelst du deine Hörner? Sind die nur so groß, weil ich hier bin?«

      Gal spuckte vor seine Füße. »Fick dich, Andon.«

      »Das hättest du wohl gern.«

      Lukacs' Lachen begleitete ihn den ganzen Weg und die Seitengasse hinunter. Er wich dem Inhalt eines Nachttopfs aus, der von oben herunter regnete und versuchte, nicht zu atmen. Die Seitengassen stanken schlimmer als die Hauptstraße. Der Mief staute sich und hatte keine Gelegenheit, dem schattigen Zwischenraum zwischen den verdreckten Wänden zu entkommen. Aber es war der Weg zur einzigen Zuflucht, die er kannte.

      Er überlebte den Gestank zweier weiterer Gassen und zwängte sich durch den Zaun zu einem verlassenen Grundstück. Unkraut überwucherte die Wiese, die von fensterlosen Hauswänden umgeben war. Die Reste einer niedergebrannten Hütte ragten aus dem Grün.

      Hier hatte ein Monster gewohnt. Kein Brandstifter, sondern die andere Sorte. Ein Kalter. Wenn überhaupt, waren die den Menschen noch unheimlicher als die Brandstifter. Den hier hatte man aus der Stadt gejagt und seine Hütte abgefackelt. Gal erinnerte sich noch daran, wie sie den Mann durch die Straßen getrieben hatten, in metallenen Fesseln, nackt, der Rücken blutig von der Bullenpeitsche. Der Bürgermeister selbst hatte die Jagd geleitet. Vor den Toren von Hamparal war der Mann gestürzt und von einem Karren überfahren worden. Kein Zufall, natürlich nicht.

      Auch kein Zufall, dass niemand hier wohnen wollte. Dass das Land immer noch brach lag, auch nach zehn Jahren. Die Leute glaubten, dass etwas von dem Monster zurückgeblieben sei. Etwas Schreckliches, das den Boden tränkte und den Geist vergiftete.

      Gal war dankbar dafür. Es war friedlich hier. Kamillenblüten sprenkelten das Grün und ein kleiner Bach gluckerte an der Wiese entlang, zwischen den dreckigen Hauswänden hindurch. Sein Wasser war braun und stank, doch wenn Gal am Ufer saß und in den vorbeitreibenden Unrat sah, beruhigte er sich.

      Er ließ sich auf der Wiese nieder und stützte den Kopf auf die Arme. Leckte sich die Lippen und schmeckte noch die Butter des Brotes, das er heute Morgen am Küchentisch verzehrt hatte. In seinem Zuhause. Damit war es bald vorbei. Trotz des trüben Himmels war Sommer. Die Erntezeit ging noch ein paar Wochen und dann musste er sich entscheiden.

      »Du СКАЧАТЬ