Название: Frostsklave
Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783969871799
isbn:
»Eh.« Soos war groß, breit und dumm wie ein Baumstamm. Er grinste. »Hast du gehört? Kata hat Ja gesagt. Im Oktober wird geheiratet.«
»Hat sie dann schon 'nen dicken Bauch?«, fragte Gal.
Soos' Gesicht wurde noch röter. »W-was?«, stotterte er.
»Weil sie heute Nacht vom Hof geschlichen ist. Ich konnt nicht schlafen, da hab ich sie gesehen.«
Soos sah sich nervös um und Gal brummte beschwichtigend.
»Ich sag nichts. Und morgen bin ich weg.«
»Gut.« Soos räusperte sich. »Also, nicht gut, dass du gehst.«
»Danke.«
»Die Ernte nächstes Jahr. Das wird zum Kotzen. Vater kann kaum noch sensen, so krumm ist der. Das bleibt dann alles an mir hängen.« Er kniff die Augen zusammen und sah aus wie ein blinzelndes Ferkel. »He, da kommt wer. Ist das Bürgermeister Andons Sohn?«
Angenehme Schauer rannen über Gals Haut. Seine nasse, stinkende Haut. Betont langsam atmete er ein und wandte sich um.
Lukacs starrte ihn an. Er war noch ein Stück entfernt, so weit den geschlängelten Feldweg hinunter, dass er kaum größer als Gals Hand wirkte. Und doch konnte Gal sein Starren erkennen. Wie ein Prinz ritt Lukacs auf einem Apfelschimmel durch die abgeernteten Felder, auf einem Hengst, der tänzelte und Fesseln hatte, die schlanker als die von Gals kleiner Schwester waren.
Lukacs, dachte er und sein Herz trommelte einen ungeduldigen Rhythmus. Seine Brust weitete sich und er fuhr sich schnell durch die Haare, als wäre bei dem Gestrüpp auf seinem Kopf irgendwas zu retten. Die Handkante streifte ein raues Horn. Kaum hatte er die Arme gehoben, malträtierte sein Achselgeruch seine Nase.
Mist, Mist, Mist. Er stank wie ein … ein Bauer. Er schluckte. Fühlte sich grob und eklig neben Lukacs, der sauber und frisch daherkam wie immer. Dessen hellbraune Lederweste seine Augen noch mehr wie Kastanien aussehen ließen.
»Andon!«, rief Gal und schaffte es, seine Stimme nicht brechen zu lassen. Sie war nur ein wenig rauer als sonst. »Was machst du hier?«
»Ich wollte dich abholen!«, rief Lukacs zurück. Sein Blick war auf Gals bloßen Oberkörper gerichtet, die Wangen von der Hitze gerötet. »Aber am Hof war nur deine Schwester. Ich wusste nicht, dass ihr noch arbeitet.«
»Muss sein«, sagte Gal. Er stiefelte zu Lukacs hinüber. An seiner Schwester Hora vorbei, die Lukacs anstarrte, als wäre er eine brutzelnde Schweinshaxe. Gal starrte vermutlich ganz ähnlich. Seltsamerweise schaute Lukacs ebenfalls irgendwie, na, hungrig.
»Äh.« Lukacs blinzelte. Sein Pferd schnaubte nervös und er musste es zügeln. Es drehte sich einmal um sich selbst. »Ah ja. Natürlich.«
Was hatte dem jetzt die Sprache verschlagen? Gal kratzte seinen nackten Bauch und versuchte, nicht wie ein schäbiger Bauer auszusehen, obwohl Halme und Staub an ihm klebten.
»Schöner Gaul«, sagte er, um etwas zu sagen. Wie konnte es sein, dass Lukacs noch besser aussah als sonst? Vielleicht, weil er nicht wie sonst vom Schatten und Mief der Stadt umgeben war. Hier, vor den grünen Hügeln, im warmen Sonnenlicht, strahlte er noch heller.
»Ja. Ist mein Lieblingspferd.« Lukacs räusperte sich. »Also. Ich wollte dich zum Erntefest abholen. Und etwas mit dir besprechen. Aber du hast zu tun, hm?«
»Ja.« Ein Bienenschwarm summte in Gals Bauch. Lukacs wollte ihn abholen. Ihn! »Tut mir leid.«
»Geh ruhig.« Seine Mutter war unbemerkt an ihn herangetreten. »Wir machen das allein zu Ende. Hallo, Herr Andon.« Sie lächelte und entblößte ihre Zahnlücken.
Lukacs verneigte sich, wie vor einer Königin. Flink ließ er sich aus dem Sattel gleiten. »Verbindlichsten Dank, Frau Oshin. Ich hoffe, ich störe nicht allzu sehr.«
»Ne. Ne, gar nicht.« Sie errötete wie ein Mädchen. Lukacs, diese Schmalzzunge. »Geh ruhig, Gal. Wir sehen uns beim Fest.« Sie legte eine Hand auf seine Schulter und er spürte die Hornhaut in der Innenfläche, wie raue Kiesel.
»Sicher?«
Sie nickte. Schenkte ihm einen Blick, der so eindringlich war, dass sie auch gleich »Bettle ihn um Arbeit an, du Trottel!«, hätte schreien können.
Gal schluckte. Sah Lukacs an, dessen Hemd sauber und gebügelt war. Roch sich selbst.
Er schob ihr die Sense in die Hand und winkte seinem Vater zu, der aussah, als würde er gleich überkochen.
Drückt der Kerl sich am letzten Tag noch vor der Arbeit, hörte er ihn sagen. Aber Lukacs war hier. Er holte ihn ab.
Du klingst wie so eine verkackte Märchenprinzessin, dachte Gal. Reiß dich am Riemen.
»Gut.« Er trat auf den Feldweg. »Komm mit, Andon.« Er ballte die Fäuste. Marschierte voran, über den zertrampelten Weg, und wirbelte mit jedem Schritt mehr Staub auf.
Mist, dachte er. Ich stinke, ich bin verdreckt und Lukacs Andon ist hier. Wütend sah er an sich hinab. Grobe Muskeln, Schmutz und Schweiß. Was mochte das Söhnchen von ihm denken?
»Danke, dass du mich abholst, mein Freund«, flötete Lukacs. Er führte das Pferd neben sich. Die Hufe des Apfelschimmels erzeugten ein dumpfes Dröhnen auf dem Boden, das Gal bis in die Fußsohlen spürte. Goldene Ähren zogen rechts an ihnen vorbei. »Wie nett von dir. Oh, und ich habe ganz vergessen, dir einen guten Tag zu wünschen.«
»Guten Tag«, brummte Gal. »Tut mir leid, dass ich stinke.«
»Was?« Lukacs sah ihn an. Er war so nah, dass Gal die Sprenkel in seinen Augen zählen konnte. »Dass du was?«
»Ich stinke wie 'ne Wasserleiche.« Gal rieb sich über die Nase. »Riechst du das nicht?«
Die Sonne setzte Lukacs anscheinend zu, dem blassen Stadtjungen. Sein Gesicht war schon rosa.
»Stinken würde ich das nicht nennen«, murmelte er. Sah auf seine Füße. Heller Staub hatte sich auf die teuren Stiefel gelegt. »Mich stört's nicht.«
»Aber mich«, sagte Gal. »Komm mit, ja?«
»Immer, edler Freund.«
***
Es dauerte nicht lange, den Bach zu erreichen. Sonne fiel auf die locker stehenden Birken am Ufer und zauberte Muster auf das dichte Gras. Wasser gluckerte und Grillen zirpten auf der anderen Seite, wo die Kuhweide lag.
»Kannst dein Pferd da anbinden«, sagte Gal und deutete auf einen niedrigen Ast. »Oder hier warten.«
Es wäre ihm ganz recht gewesen, aber Lukacs schüttelte den Kopf. »Ich komme mit. Wir müssen reden.«
»Müssen wir das?« Angst stürzte auf Gal ein. Hatte Lukacs etwas gemerkt? War ihm klar geworden, dass Gal auf ihn reagierte, wie er es nur auf eine Frau tun sollte?
»Ja.« Lukacs räusperte sich. Schon wieder. Er räusperte sich heute oft.
»Was ist? Gibt СКАЧАТЬ